Titel: | Ueber Neuerungen an Hubzählern. |
Autor: | F. H–s. |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 177 |
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Ueber Neuerungen an Hubzählern.
Mit Abbildungen auf Tafel 15.
Ueber Neuerungen an Hubzählern.
Obwohl in dem bekannten vortrefflichen Tourenzähler von Deschiens in Paris (1875 216 * 289) ein Apparat
geschaffen wurde, welcher in seiner Wirksamkeit durchaus verläſslich ist, indem die
einzelnen Theile desselben in völlig geschlossener Verbindung mit einander stehen,
also durch keinen Zufall in ihren Bewegungen gestört werden können, greifen die
Constructeure solcher Instrumente doch immer wieder auf Schaltklinkenmechanismen
zurück, welche bekanntlich an Zuverlässigkeit den Vergleich mit in beständigem
Eingriff unter einander stehenden Räderwerken nicht aushalten können, weil sich bei
Anwendung solcher Mechanismen das Zurückführen der einzelnen Zählscheiben in die
Nullstellung auf die einfachste Art bewerkstelligen läſst.
Die compendiöseste unter den neueren Zählvorrichtungen mit Schaltklinken ist die von
L.
Herlitschka und der Firma Goetjes und Schulze
in Bautzen (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 509 vom 4. Juli 1877 und
Zusatz Nr. 2037 vom 6. November 1877), welche, wie ein Blick auf Fig. 4 und
5 Taf. 15 sofort erkennen läſst, in ihrer Anordnung an die schon erwähnte
von Deschiens erinnert. Wie bei dieser sind die Zahlen
auf dem Umfang kurzer Cylinderstücke angebracht, welche neben einander lose auf
einer in dem rohrförmigen Gehäuse excentrisch gelagerten Welle w sitzen. Mit jeder dieser Zifferscheiben ist ein
10zähniges Schaltrad s bis s5 und eine Scheibe t bis t5, welche nur einen einzigen Zahnausschnitt hat,
fest verbunden. Auſserdem schwingt um die Welle w noch
ein Hebel, dessen parallel und gleichgerichtete Arme h
durch Schlitze der Gehäusewand treten und auſserhalb des Gehäuses durch eine
Querstange b, innerhalb desselben aber durch eine
Spindel a mit einander verbunden sind. Diese letztere
trägt eine einfache in das Schaltrad s greifende
Schaltklinke k und neben dieser noch die Doppelklinken
k1 bis k5 (in Fig. 4 nur
bis k3 eingezeichnet),
deren jede zwei Schenkel hat, wovon der eine auf einer der Scheiben t, der andere aber über dem zur benachbarten nächst
höheren Zahlenscheibe gehörigen Schaltrade s liegt. Da
nun die Scheiben t einen etwas gröſseren Durchmesser
als die Schalträder s haben, so können die Schaltklinken mit letzteren erst
dann in Eingriff kommen, wenn sie nach entsprechender Drehung der ersteren in den
Ausschnitt einfallen können, mit dem jede versehen ist.
Denkt man sich demnach zunächst alle Scheiben auf Null eingestellt und den
Schalthebel h in Schwingung versetzt, so wird bei
jedesmaligem Heben desselben durch die Klinke k das
Schaltrad s um einen Zahn geschaltet und die erste
Zahlenscheibe um eine Einheit verstellt, gleichzeitig aber auch die Scheibe t mitgenommen, so zwar, daſs nach dem Erscheinen der
Ziffer 9 deren Ausschnitt unter die Klinke k1
kommt, welche somit in diesen und folglich auch in das Schaltrad s1 einfallen kann. Bei
der nächsten Schalthebelschwingung wird demnach die Einerscheibe auf Null gestellt,
aber auch die Zehnerscheibe mit dem Schaltrad s1 um eine Ziffer mitgenommen, in welcher Stellung
die Zehnerscheibe vorläufig verbleibt, da schon der nächste Hub des Schalthebels das
Ausheben der Schaltklinke k1 aus dem Schaltrade s1 durch die Scheibe t
zur Folge hat. Erst nach einer vollen Umdrehung der Einerscheibe wird die
Zehnerscheibe abermals um eine Ziffer geschaltet u.s.f. Ist endlich auch die
Zehnerscheibe bis zur Ziffer 9 geschaltet worden, so fällt die Schaltklinke k2 in den Ausschnitt
der Scheibe t1 und in
das zur nächsten (der 100er-) Zahlscheibe gehörige Schaltrad s2, und es würde dieses demnach schon bei
der nächsten, nämlich 91., Schaltung mitgenommen werden. Um dies nun zu verhindern,
ist an der Klinke k2
ein Plättchen p angebracht, mit welchem sie auf dem
einen Schenkel der Klinke k1 aufruht. Da nun letztere beim nächsten Hube aus dem zugehörigen
Schaltrade ausgehoben wird, so muſs dieser Bewegung auch die Klinke k2 folgen. Erst nach
der 99. Schaltung können beide Klinken wieder in die zugehörigen Schalträder
einfallen, so daſs die nächste Schwingung des Schalthebels wirklich das Erscheinen
der Zahl 100 zur Folge haben wird. Selbstverständlich sind auch die weiteren
Schaltklinken k2 bis
k5 mit solchen
Mitnehmerplättchen p1
bis p4 versehen. Damit
das Einfallen der Klinken sicher erfolgt, sind sie durch kleine Federn (vgl. Fig.
5) belastet.
Jedes zufällige Verdrehen der Zifferscheiben wird durch Federn f gehindert, welche, auf einen Stift c geschoben, sich einerseits an die Gehäusewand
anlegen, andererseits aber in segmentförmige Vertiefungen einschnappen, die am
Umfang der Zählscheiben zwischen den Ziffern angebracht sind. Zum Zweck der
Nullstellung enthält jedes Schaltrad mit der Scheibe t
in einer parallel zur Welle w angebrachten Oeffnung
einen Riegel r, welchen eine Feder, die in einer
Höhlung der zugehörigen Zählscheibe liegt, gegen die Endfläche der vorhergehenden
Zählscheibe drückt. Diese ist an einer Stelle mit einem Einschnitt versehen, in
welchen der vorn etwas zugeschrägte Riegel einschnappen kann. Die freie Bewegung der
Scheiben wird hierdurch beim Hubzählen nicht gehindert, da jede Scheibe den etwa
eingeschnappten Riegel
wieder aus dem Ausschnitt schiebt. Dreht man dagegen mittels eines auf ihr
vierkantiges Ende aufgesetzten Schlüssels die Welle w
und die mit ihr fest verbundene letzte, die Hundertausende angebende Zählscheibe in
entsprechender Richtung, so werden die übrigen lose auf der Welle sitzenden
Zählscheiben durch die der Reihe nach einschnappenden Riegel mitgenommen, so daſs
schlieſslich alle Scheiben auf Null eingestellt sind.
Das bei dem beschriebenen Hubzähler zuerst angewendete Princip: den Eingriff der
Klinke einer Schaltvorrichtung von einer bestimmten Stellung einer gleichen
benachbarten Vorrichtung abhängig zu machen, liegt auch einem neuen Hubzähler von
Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg (* D. R.
P. Kl. 42 Nr. 4230 vom 2. Juli 1878) zu Grunde, dessen Einrichtung die Fig.
6 bis 9 Taf. 15
zeigen. Als Eigentümlichkeit ist hier die Anwendung von Zahnstangen Z bis Z3 hervorzuheben, auf deren glattem Rücken die
laufenden Zahlen von 0 bis 9 und wieder 0 angebracht sind, von denen jede einem der
elf Zähne der Stange entspricht. Diese Zahnstangen sind unter einander parallel in
einem Gehäuse angeordnet, zwischen Prismen F bis F4 geführt und durch
Sperrklinken h in ihrer jeweiligen Lage erhalten,
welche sich durch Niederdrücken der Knöpfe k bis k3 ausheben lassen. Die
erste Zahnstange Z, deren Ziffern die Einheiten
angeben, wird durch Hin- und Herschieben einer Stange a
zwischen entsprechenden Hubbegrenzungen bethätigt, deren Ende eine durch eine Feder
belastete Schaltklinke b trägt; letztere gleitet
anfangs auf der Oberkante des Führungsprismas F über
der Zahnstange Z hinweg, bis sie vor deren zweiten Zahn
angelangt ist, wo ein bis zur Mitte des Prismas geführter Ausschnitt f ihr das Einfallen in die Zahnstange gestattet, welche
schlieſslich noch um einen Zahn verschoben wird. Bei der fortschreitenden Schaltung
der ersten Zahnstange durch wiederholtes Hin- und Herschieben der Stange a gleitet die an ihrem unteren Ende angebrachte
Schaltklinke c auf dem Prisma F1 und über der Zahnstange Z1, bis sie nach
9maliger Schaltung der Stange Z in den Einschnitt f1 des Prismas F1 und damit auch in
eine Zahnlücke der Stange Z1 eintreten und letztere mitnehmen kann. Mittlerweile gelangt aber das
untere Führungsstück m der Stange Z an den Anschlag d der
über ihr angeordneten Auslösestange e, weshalb letztere
so weit mitgenommen wird, daſs sie schlieſslich gegen die Sperrklinke h stöſst, welche in Folge dessen die Zahnstange Z ausläſst, damit dieselbe in ihre ursprüngliche Lage
zurückfallen kann. Auch die Auslösestange e sinkt
wieder, die Sperrklinke h fällt dann in den ersten
Zahnausschnitt von Z ein und das Heben der die
Einheiten angebenden Zahnstange beginnt von Neuem. Die allmählich mitgenommene
10er-Zahnstange wirkt dann mit ihrer Klinke c1 auf die 100er-Stange, bis auch sie nach völligem
Durchlaufen ihrer Bahn durch Ausheben ihrer Sperrklinke in ihre ursprüngliche Lage
zurückfallen kann u.s.f.
Um den Stoſs der frei fallenden Zahnstange n gegen die
Gehäusewand zu mildern, ist diese mit einer Gummiplatte g (Fig. 7)
besetzt. Will man die Zahnstangen in die Nullstellung bringen, so braucht man nur
ihre Sperrklinken mittels der Knöpfe k bis k3 auszuheben. Soll das
Zählwerk vorübergehend abgestellt werden, so drückt man den Knopf k nieder und schiebt die Kurbel i über denselben, um ihn in dieser Lage zu erhalten.
So sinnreich und verhältniſsmäſsig einfach dieses Zählwerk auch ist, so wird es doch
dem zuerst beschriebenen den Vorrang kaum streitig machen können; denn einestheils
kann sein richtiger Gang durch weit mehr Zufälligkeiten beeinträchtigt werden,
anderntheils ist es zur Beobachtung groſser minutlicher Hubzahlen vollständig
ungeeignet, da hierbei der Fall eintreten könnte, daſs die Schaltklinke b an der Stange a die
Zahnstange z schon wieder faſst, bevor dieselbe in ihre
Nullstellung zurückfallen könnte.
Die Erfinder geben in wahrscheinlicher Würdigung dieses Umstandes (derselbe ist in
der Patentschrift verschwiegen) eine besondere „Vorrichtung zum Schnellzählen“ (Fig. 10 und
11 Taf. 15) an, welche bei groſsen Tourenzahlen mit dem schon
beschriebenen Apparat in Verbindung zu bringen ist und gewissermaſsen ein Vorgelege
desselben bildet.
Diese Vorrichtung besteht aus zwei 10zähnigen Schalträdern R,
R1 auf gemeinschaftlicher Achse, wovon das
eine durch eine Zugklinke z bethätigt wird, während
eine hinter dieser liegende Sperrklinke h zur Sicherung
der Stellung beider in das andere Rad greift. Auf der Achse ist noch ein mit den
Zahlen von 0 bis 9 versehenes Zifferblatt Z befestigt,
welches wie die beiden Räder in einem Viertelsector mit Blei ausgegossen ist. Nach
jedesmaliger Schaltung mit der Zugklinke z erscheint in
der Gehäuseöffnung p2
eine höhere Ziffer; am Schluſs jeder Umdrehung der Schalträder stöſst eine zwischen
beiden befestigte Knagge m gegen den Schieber u, welcher nun die Rolle der Stange a im groſsen Hubzähler (Fig. 6)
übernimmt; demzufolge gibt dieser in seiner niedrigsten Stelle jetzt Zehner an,
während die Einheiten, wie schon erwähnt, bei p2 (Fig. 11)
abgelesen werden müssen. Sobald die Knagge m den
Anschlag o wieder verläſst, drückt eine Spiralfeder den
Schieber u in seine ursprüngliche Lage zurück.
Um auch bei dieser Vorrichtung die Nullstellung herbeiführen zu können, sind die
Schilder p, p1
, in welchen die Schalträderachse lagert, im Gehäuse
G verschiebbar angebracht. Von den vier
Distanzbolzen a bis a3, welche diese Schilder mit einander verbinden,
ruhen a, und a3 in den Schlitzen s,
s1 eines am Gehäuse befestigten Steges S. Durch Ziehen an der bei a3 angehängten Stange A werden die Schilder somit schräg abwärts gezogen und die
Schalträder auſser Eingriff mit den Klinken gebracht, worauf sie vermöge der
angebrachten Bleisectoren in die Nullstellung zurückfallen. Beim Loslassen der
Stange A stellt eine über diese geschobene Spiralfeder
den Eingriff der Schalträder mit den Klinken wieder her. Soll dies gehindert werden,
der Apparat also abgestellt bleiben, so braucht man nur den Schieber w in die Rille e der
Auslösestange A zu drücken.
Höchst originell und durchaus zuverlässig ist der Hubzähler von C. Schwannecke in Berlin (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 820 vom
2. Juli 1877), dessen Einrichtung durch die Fig. 12 bis
14 Taf. 15 erläutert wird. Die cylindrischen Zählscheiben sitzen bei
demselben auf einer gemeinschaftlichen über die Antriebsachse a geschobenen hohlen Welle und zwar so, daſs zwischen
ihnen je ein durch einen kleinen Distanzring d
erhaltener Spielraum bleibt, in welchem ein Pendelstück p schwingen kann; diese Pendelstücke hängen an einer in den
Gehäuseschildern befestigten Spindel s. Jede
Zählscheibe ist an der einen Stirnfläche mit einer Nuth (Fig. 14),
an der anderen mit einer inneren Schaltradverzahnung (Fig. 13)
versehen, innerhalb welcher ein vertiefter Raum frei bleibt, in den eine Knagge k des benachbarten Pendelstückes p reicht. Der untere Ausschnitt dieser Knagge bildet
mit einem der Zahnausschnitte in der Zählscheibe eine Tasche, in welcher sich eine
kleine Kugel m mit etwas Spielraum bewegen kann.
Auſserdem trägt jedes Pendelstück noch eine kleine Rolle r, welche in die Nuth der vorhergehenden Zählscheibe paſst. Wird nun die
erste Zählscheibe durch den Schneckentrieb t gedreht,
so läuft die Rolle r des ersten Pendelstückes in dem
concentrischen Theil der Nuth (Fig. 14),
bis sie an den Punkt n derselben gelangt. Das bis jetzt
in Ruhe gebliebene Pendelstück wird beim weiteren Verlauf der Drehung nun zunächst
eine Schwingung gegen die Achse, hin machen und hierbei mit seiner Knagge k die Kugel in den nächsten Zahnausschnitt schieben,
worauf es am Ende der Umdrehung der Zählscheibe durch das ansteigende Stück l der Nuth wieder in seine ursprüngliche Lage gedrängt
wird. Diese letztere Bewegung wird aber durch die Kugel m als Mitnehmer auf die nächste Zählscheibe übertragen, welche eine
Zehnteldrehung macht. Auf gleiche Weise wird nach genügender Wiederholung dieses
Spieles von der zweiten Zählscheibe die dritte mitgenommen u.s.f. Die abgesetzte
Bewegung oder, wie man zu sagen pflegt, das Springen der Zahlen beginnt erst von der
zweiten Scheibe ab, während die erste durch den Schneckentrieb eine ununterbrochene
Drehung erhält.
Schwannecke verzichtet sogar darauf, jeden einzelnen Hub
(bezieh. Umdrehung) zu zählen und begnügt sich damit, nur Unterschiede von 10 zu 10
Umdrehungen anzugeben, weshalb er dem Schneckentrieb ein 100zähniges Rad gibt.
Selbstverständlich läſst sich diese Antriebsweise nach Bedürfniſs ändern. Daſs der
Apparat ein Zurückstellen der Zählscheiben auf Null nicht zuläſst, braucht wohl kaum
besonders hervorgehoben zu werden.
F. H–s.