Titel: | Neuerung an Bogardus-Erzmühlen. |
Autor: | S–l. |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 189 |
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Neuerung an Bogardus-Erzmühlen.
Mit Abbildungen auf Tafel 16.
Heberle's Neuerung an Bogardus-Erzmühlen.
Wie schon viele neuere Erbauer von Mühlen dies versucht haben, ist abermals, mit der
Absicht ein Korn von bestimmter Gröſse beim Mahlen zu erzielen, eine Construction in
Vorschlag gebracht worden, welche, wenn auch nur durch Excentricität der Scheiben,
nicht aber durch verschiedene Gröſse derselben, an die alte Bogardus-MühleVgl. 1835 56 * 285. 1838 70 * 343. 1847 103 * 18. 312. 104 18. 106
15. erinnert und welche Aug. Heberle in
Sala, Schweden (* D. R. P. Kl. 50 Nr. 8808 vom 27. Juni
1879) patentirt hat.
Die Achse a (Fig. 15 und
16 Taf. 16) trägt auſser der festen und der losen Riemenscheibe b und c die Mahlscheibe
d; dieser letzteren gegenüber steht, auf der hohlen
Welle e aufsitzend, die nebst Lager seitwärts
verschiebbare Scheibe f, durch deren Stellung die
Excentricität nach Wunsch geregelt wird. Mit Hilfe des Rädchens g kann der Abstand zwischen den beiden Scheiben
eingestellt werden; indeſs ist derselbe nicht ganz unverrückbar, sondern durch die
angebrachte Gummifeder h, deren Anspannung mit Hilfe
der Schrauben h1 und
i
erfolgen kann, ist ein
kurzes Zurückweichen der Welle a möglich, wenn zu
grobes oder zu festes Korn zwischen die Scheiben gelangt. Von der Umtriebsmaschine
wird die Scheibe d bewegt, und nur wenn zwischen ihr
und der Scheibe f Mahlgut sich befindet, wird letztere
in Folge der Reibung ebenfalls in Umdrehung versetzt.
Durch die Achse e geht das Rohr k, das mit einem Blechringe versehen ist, welcher in dem auf der Achse
festsitzenden Behälter l sich bewegt; letzterer wird
mit Oel gefüllt, das in Folge der Achsendrehung rotirt, so daſs der Ring in ihm
badet und dadurch den Luftzutritt zu den Scheiben von dieser Seite abschliefst. In
Folge der Rotation der Mahlscheiben soll zwischen diesen ein luftleerer Raum
entstehen, welcher durch das entsprechend verlängerte Rohr k Mahlgut und Wasser ansaugt. –
Diese vorzugsweise zu weiterer Aufschlieſsung von Setzabhüben und ähnlichem Haufwerk
bestimmte Mühle soll nicht durch Druck zerkleinernd auf das Mahlgut wirken, sondern
dadurch, daſs letzteres, zwischen den etwas conisch ausgehöhlten Scheiben sich erst
in kleinen, dann gröſser und gröſser werdenden Kreisen bewegend, allmählich
abgerieben wird; durch besondere in den Scheiben angebrachte Einschnitte werden die
Massen auf spiralförmigem Wege dem Umfang zugeführt und hier, bis zur beabsichtigten
Korngröſse niedergeführt, ausgeschleudert, wodurch, nach Angabe des Erfinders, eine
zu groſse Zerkleinerung vermieden und gleichzeitig der Bildung feinen Schlammes
vorgebeugt werden soll.
Auch hier, wie bei vielen anderen Mühlen und Walzwerken, können wir uns der Ansicht
nicht verschlieſsen, daſs der angegebene Zweck wohl niemals so vollkommen erreicht
werden wird, als der Erfinder angibt. Zunächst, anlangend die Korngröbe, ist wohl
bei milden Massen die Möglichkeit geboten, daſs sie durch allmähliche Abreibung die
gewünschte Grobe annehmen; spröde Körner aber, wie z.B. Bleiglanz, werden, da doch,
sobald sie an eine engere Stelle zwischen den Scheiben gelangen, als ihrer
augenblicklichen Gröſse entspricht, in Folge des Einpressens in diese Stelle, sie
immer einen Druck erleiden, voraussichtlich zerspringen; man wird also bei ihnen,
ebenso wenig wie in anderen Fällen, ein gleichmäſsiges Korn herstellen, sondern nur
dessen Maximalgröſse bestimmen können. – Aber auch die Bildung feinen Schlammes
scheint uns unvermeidlich; denn soll wirklich kein Zerdrücken des Mahlgutes
erfolgen, sondern nur ein nach und nach stattfindendes Abreiben desselben, so ist
dies doch füglich nicht anders thunlich, als daſs ganz feine Theilchen von jedem
Korn so lange abgeschliffen werden, bis dasselbe die
erforderliche Gröſse erreicht hat.
S–l.