Titel: | Ueber Einfluss der Dampfkolbengeschwindigkeit auf die Widerstände. |
Autor: | Gustav Schmidt |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 257 |
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Ueber Einfluſs der Dampfkolbengeschwindigkeit auf
die Widerstände.
Einfluſs der Dampfkolbengeschwindigkeit auf die
Widerstände
Ingenieur Isherwood (Journal of the Franklin Institute, 1880 Bd. 109 S. 361) hatte Gelegenheit, die Betriebsmaschine der Schiffsmaschinenwerkstätte in
New-York bei verschiedener Tourenzahl, variirend von 15 bis 70, zu indiciren, und
zwar sowohl bei abgelegtem Hauptriemen, wo also nur die horizontale Auspuffmaschine
allein ging, als auch bei aufgelegtem Treibriemen, wobei die gesammte Transmission
jedoch leer mitlief. Der aufgelegte Treibriemen ist mit 0m,76 Breite und 18m,3 ganzer Länge angegeben. Die Antriebscheibe hat 2m,134 Durchmesser, der Durchmesser der getriebenen
Scheibe oder die Uebersetzungszahl auf die Haupttransmissionswelle ist nicht
angegeben. Der Dampfkolben hat 51cm Durchmesser
und 1m,016 Hub, die Kolbenstange 9cm.
Beim Leergang der Maschine variirte die indicirte Spannung bei 15 bis 60 Touren
gesetzlos zwischen 1,613 bis 2,335 Pfund für 1 Quadratzoll engl. und betrug im
Mittel 1,986 Pfund für 1 Quadratzoll oder 0k,140
für 1qc.Pfund für 1 Quadratzoll engl. = 0k,07031
für 1qc.
Dieses Ergebniſs des Verfassers steht in gutem Einklang mit einer empirischen Regel,
die ich i. J. 1878 aus französischen und amerikanischen Versuchen gezogen habe und
nach welcher die Leergangsreibung einer sehr guten Condensationsmaschine vom
Durchmesser D Meter:
r_0=0,03\left(1+\frac{2}{D}\right) Kilogramm
für 1qc . . . . . . . (1)
und der Coefficient der zusätzlichen Reibung:
k = 0,01\left3+\frac{2}{D}\right) . . .
(2)
gesetzt werden darf, beide Formeln geltend für D = 0,2 bis 2m,5. Bei
minder guten Maschinen und bei schlechter Wartung sind r0 und k um
10 bis 100 Proc. gröſser. Für D = 0m,5 folgt r0 = 0,15. Da bei der Auspuffmaschine die Luftpumpe
entfällt, so paſst obiges Ergebniſs r0 = 0,14 ganz gut zu meiner empirischen Regel.
Wenn der Hauptriemen aufgelegt war, die Arbeitsriemen aber auf den Leerscheiben liefen, so daſs
keine Nutzarbeit verrichtet wurde, ergab sich bei Zunahme der Tourenzahl n von 15 auf 70 in Abstufungen von je 5 Touren ein
allmähliches Steigen der indicirten Spannung von 4,596 auf 6,268 Pfund oder von
0,323 auf 0k,441.
Ich habe diese Versuchsresultate des besseren Vergleiches halber in folgende Formel
gebracht:
p = 4,6 – 0,015 n + 0,0006 n2, . . . (3)
deren Ergebniſs nachstehend in Rubrik A enthalten ist, während
Rubrik B das Versuchsergebniſs und Rubrik C den Fehler der Rechnung zeigt:
n
A
B
C
15
4,51
4,60
– 0,09
Pfund
20
4,54
4,50
+ 0,04
25
4,60
4,46
+ 0,14
30
4,69
4,73
– 0,04
35
4,81
4,86
– 0,05
40
4,96
4,96
0
45
5,14
5,03
+ 0,11
50
5,35
5,23
+ 0,12
55
5,59
5,93
– 0,34
60
5,86
5,83
+ 0,03
65
6,16
6,39
– 0,23
70
6,49
6,27
+ 0,22.
Für das metrische System wäre p in k für 1qc:
p = 0,3234 – 0,001055 n + 0,0000422 n2 . . . (4)
Hiervon entfällt nach Isherwood 1,986 Pfund auf 1
Quadratzoll oder 0,140 k/qc auf die Maschinenreibung, der Rest auf die
Transmissionswelle, deren Widerstand begreiflich mit n
wächst, weil er wesentlich von dem Widerstände der Arme der rotirenden
Riemenscheiben herrührt, nicht blos von den Zapfenreibungen. Hierbei berücksichtigt
Isherwood nicht, daſs die Maschinenreibung mit der
wachsenden indicirten Spannung p auch einen Zuwachs
erfährt.
Nehme ich den Coefficienten der zusätzlichen Reibung für D = 0m,5 nach Formel (2) mit k = 0,01 (3 + 4) = 0m,07, so ergibt sich die Nutzspannung, welche also die auf den Kolben
reducirte, den Widerständen der Transmissionswelle entsprechende Spannung in
Kilogramm für 1qcm bedeutet mit:
p'=\frac{p-r_0}{1+k}=\frac{p-0,14}{1,07}, oder mit
hinreichender Genauigkeit:
p' = 0,166 + 0,00004 (n – 13)2 . . .
(5)
während die Maschinenreibung, reducirt auf den Kolben, beträgt
r = r0 + 0,07 p' oder:
r = 0,152 + 0,0000028 (n – 13)2 . . .
(6)
daher zusammen:
p = 0,318 + 0,0000428 (n – 13)2 = 0,325 –
0,00111 n + 0,0000428 n2 . . . (7)
genügend übereinstimmend mit der aus der Beobachtung gezogenen
Gleichung (4).
Bei der geringen Tourenzahl n = 13 kann der
Luftwiderstand als Null betrachtet werden, wonach gemäſs unserer Formel (5) p' = 0,166 k/qc
den Widerstand durch
Reibungen der Transmissionswelle für n = 13 darstellt.
Deshalb kann man analog der Formel (6) den blosen Reibungswiderstand der
Transmissionswelle reducirt auf den Treibkolben mit:
r' = 0,166 + 0,0000028 (n – 13)2 . . .
(8)
annehmen, wonach sich in Vergleich mit der Formel (5) der Luftwiderstand der Transmissions welle sammt Zugehör
ergibt mit:
ρ = p'
– r' = 0,0000372 (n –
13)2 . . . (9)
Unsere aus Isherwood's Versuchen gezogenen ResultateResulate sind demnach: Reibungswiderstand der Maschine bei aufgelegtem Hauptriemen
und leer gehender Transmissionswelle, nach Formel (6):
r = 0,152 + 0,0000028 (n – 13)2.
Reibungswiderstand der Transmissionswelle nach (8):
r' = 0,166 + 0,0000028 (n – 13)2,
Luftwiderstand derselben: ρ = 0,0000372 (n – 13)2.
Gesammtwiderstand p = r + r' +
ρ, z.B. für:
n
=
15
40
65
r
=
0,152
0,154
0,160
r'
=
0,166
0,168
0,174
ρ
=
0,000
0,027
0,101
–––––––––––––––––––––––
p
=
0,318
0,349
0,435k/qc
Beobachtet
0,323
0,349
0,449k/qc.
Da die nutzbare Kolbenfläche 0 = 0qm,198, der Hub
1m,016, also das Volumen V = 0cbm,201 beträgt
und bei einem indicirten Dampfdruck von p
k/qc die indicirte
Pferdestärke sich mit N = 40/9
n V P berechnet, so ist hier N
= 0,89 np, daher in den drei angeführten
Beispielen beziehungsweise:
N = 4,24 12,41 25,16.
Isherwood berechnet diese Zahlen mit:
N = 4,22 12,30 24,97,
also sehr nahe übereinstimmend.
Gustav
Schmidt.