Titel: | Schutzvorrichtung gegen Blitzschlag für Telephone. |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 296 |
Download: | XML |
Schutzvorrichtung gegen Blitzschlag für
Telephone.
Mit Abbildungen auf Tafel 27.
Elsasser's Schutzvorrichtung für Telephone.
Die zur Herstellung der Drahtrollen in den bei den deutschen
Reichs-Telegraphenanstalten verwendeten Fernsprechapparaten benutzten isolirten
Drähte von 0mm,1 Durchmesser sind in Folge ihrer
geringen Stärke und der geringen Dicke der isolirenden Seidenumspinnung derselben
leicht Zerstörungen durch solche Entladungen der atmosphärischen Elektricität
ausgesetzt, welche von den bei allen Reichs-Telegraphenanstalten aufgestellten
Plattenblitzableitern nicht zur Erde abgeführt werden. Es wurde deshalb die
Herstellung einer anderweiten Schutzvorrichtung in Erwägung genommen. Unter allen
bisher bekannten Constructionen von Blitzableitern erschien eine in der
französischen Telegraphenverwaltung schon vor langer Zeit angewendete Einrichtung
für den vorliegenden Zweck am meisten geeignet und es ist das Wesentliche derselben
der nachstehend beschriebenen Schutzvorrichtung zu Grunde gelegt. Bei der
Herstellung war auch der Umstand noch in Betracht zu ziehen, daſs die
Schutzvorrichtungen gröſstentheils bei solchen Verkehrsanstalten zur Aufstellung
kommen, deren Beamten ein eingehendes Verständniſs des Wesens und der verschiedenen
Wirkungen der Elektricität nicht wohl zugemuthet werden kann. Es kam deshalb darauf
an, den gedachten Schutzvorrichtungen eine solche Gestaltung zu geben, daſs bei eintretender
Beschädigung derselben durch Blitzschlag u.s.w. nicht nur die Herstellung der
Betriebsfähigkeit der Leitung durch einfache Beseitigung des beschädigten Theiles
selbstthätig erfolge, sondern daſs auch die Instandsetzung der Schutzvorrichtung
selbst von ungeübten Personen schnell und sicher auszuführen sei.
Die diesen Anforderungen entsprechende, in ihren Einzelheiten von E.
Elsasser, Vorsteher der Kaiserlichen
Telegraphenapparat-Werkstatt zu Berlin,
angegebene Einrichtung der Schutzvorrichtung ist nach der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1880 S. 202
folgende.
Auf einer 115mm langen und 56mm breiten, aus hartem Holz in dreifacher Lage
hergestellten Grundplatte G (Fig. 6 und
7 Taf. 27) sind drei winkelförmige Messingstücke S1 bis S3 je mittels einer Holzschraube und zwei
Stellstiften befestigt. An den freien Enden der auf der Grundplatte aufliegenden
Schenkel dieser Messingstücke sind zur Befestigung der Zuleitungsdrähte die
Klemmschrauben A, E und L
gebracht. Die lothrecht stehenden Schenkel der gedachten Messingstücke sind in der
Längsrichtung der Grundplatte – behufs Aufnahme der nachstehend beschriebenen
Spindel – durchbohrt; in diesen Durchbohrungen sind die rechtwinklig gebogenen und
seitlich angeschraubten Blattfedern f1 bis f3 eingelassen.
Die Spindel (Fig. 6 und
8) besteht aus den drei oben abgeflachten Messingcylindern a, b und c, welche durch
die Ebonithülsen i1 und
i2 mit einander
verbunden, gleichzeitig aber von einander isolirt sind. Die mit a und c bezeichneten
Theile der Spindel tragen an ihrem auſseren Ende je eine kleine mit x und y bezeichnete
Schraube; an ihrem inneren Ende sind diese Spindeltheile zur Aufnahme der
Ebonithülsen i1 und i2 entsprechend
ausgebohrt. Das Metallstück b ist an seinen beiden
Enden z1 und z2 so abgedreht, daſs
sich daselbst zwei Zapfen von geringerem Durchmesser bilden. Diese beiden Zapfen
sind mit je einer in die Ebonithülsen i1, i2 eingreifenden Schraube versehen. Die so gebildete
Spindel ist mit durch Seidenumspinnung isolirtem Kupferdrahte o (Fig. 6) von
0mm,1 Stärke derart umwickelt, daſs dieser
Draht in dicht an einander liegenden Windungen die Zapfen z1, z2 umgibt und sich in die in der Zeichnung
angegebenen spiralförmigen Nuthen der drei Metallstücke a,
b und c einlegt. Das eine Ende des Drahtes
ist, nachdem dasselbe von der isolirenden Hülle befreit und blank geschabt worden,
zwischen der mit einem Stellstift versehenen Unterlagscheibe d und dem äuſseren Ende des Metallstückes a
mittels der Schraube x festgeklemmt. Das andere
Drahtende ist in gleicher Weise, jedoch unter Fortfall der Unterlagscheibe, an das
äuſsere Ende des Metallstückes c befestigt. Durch
diesen Draht sind demnach die Theile a und c leitend verbunden, während derselbe durch die dünne
Seidenumspinnung von dem Theile b isolirt bleibt. Die
Drahtwindungen um die
Zapfen z1, z2 sind von zwei mit
dem Messingstück S2 in
leitender Verbindung stehende Messinghülsen h1 und h2 umgeben und dadurch auch gegen äuſsere
Beschädigung geschützt.
An dem Messingstück S1
ist ferner noch eine starke, mit einem Platincontacte p1 und einem vorn abgeschrägten
Ebonitstück e versehene Messingfeder m mittels der Schrauben w
befestigt. Dem Platincontacte p1 gegenüber ist auf der oberen Seite des
Messingstückes S3 der
Platincontact p2
aufgelöthet. Beide Contacte p1 und p2 berühren sich, wenn die eben beschriebene Spindel aus den Bohrungen der
Messingstücke S1 bis
S3 entfernt ist.
Wird die Spindel in die in Fig. 6
gezeichnete Stellung gebracht, so wird die Messingfeder m durch Aufgleiten des Ebonitstückes e auf
den oberen Rand der Unterlagscheibe d gehoben und die
metallische Verbindung der Platincontacte p1 und p2 unterbrochen.
Bei den deutschen Reichs-Telegraphenanstalten wird die Schutzvorrichtung zwischen dem
in allen Fällen zur Aufstellung gelangenden Plattenblitzableiter und dem
Fernsprechapparat derart eingeschaltet, daſs der vom Plattenblitzableiter kommende
Draht an die Drahtklemme L und der zum
Fernsprechapparat führende Draht an die Klemme A
befestigt ist. Die Klemme E wird mit der Erdleitung
verbunden. Ist der Fernsprechapparat in eine durchgehende Leitung einzuschalten,
dann werden zwei Schutzvorrichtungen aufgestellt, für jeden der beiden
Leitungszweige eine.
Hiernach geht ein die Leitung durchlaufender elektrischer Strom zunächst durch die
Leitungsplatte des Plattenblitzableiters und gelangt dann zur Drahtklemme L der Schutzvorrichtung. Von hier geht der Strom über
Schiene S3, Feder f3, Spindeltheil a und Schraube x zur
Drahtumwicklung der Spindel, verfolgt diesen Draht bis zur Schraube y, gelangt durch Feder f1 und Schiene S1 zur Drahtklemme A, demnächst zum Fernsprechapparat und nach Durchlaufung der
Drahtwindungen des letzteren zur Erde bezieh. (bei Einschaltung des Apparates in
eine durchgehende Leitung) durch die übrigen Apparate zum anderen Leitungszweig. Da
der mittlere Theil b der Spindel mit seinen Zapfen z1 und z2 durch die Feder f2, das Messingstück
S2 und die
Klemmschraube E mit der Erde verbunden ist, da ferner
die die Leitung durchfliſsenden Ströme den die Zapfen z1 und z2 in vielen Windungen dicht umschlieſsenden Draht
der Schutzvorrichtung durchlaufen müssen, ehe sie zur Drahtrolle des
Fernsprechapparates gelangen, so werden die den zugehörigen Leitungsdraht treffenden
Entladungen der atmosphärischen Elektricität, welche nicht durch die
Plattenblitzableiter abgeleitet werden, die aber doch noch kräftig genug sind, um
eine Zerstörung der Drahtwindungen des Fernsprechapparates veranlassen zu können, in
der Schutzvorrichtung von dem dünnen Drahte zu dem mit der Erde in Verbindung
stehenden Theil der
Spindel überspringen. Dabei wird die dünne, isolirende Hülle des Drahtes verbrennen
und in der Regel auch der Draht selbst durch Schmelzen zerstört werden. In beiden
Fällen tritt eine Berührung des von der isolirenden Hülle befreiten Drahtes mit dem
mittleren Theil der Spindel bezieh. mit den Metallhülsen h1, h2
ein; dadurch wird die Leitung unmittelbar und vor dem Fernsprechapparat mit der Erde
verbunden, die Entladungsströme können zur Erde gelangen, die Drahtrolle im
Fernsprechapparat wird gegen Zerstörung geschützt. Ergibt sich nach einer solchen
Entladung, daſs die Leitung unterbrochen ist oder eine ungehörige Verbindung mit der
Erde erhalten hat, so ist die Spindel aus der Schutzvorrichtung herauszunehmen. Die
Feder m geht dann herunter, durch die eintretende
Berührung der Platincontacte p1, p2 wird die leitende
Verbindung zwischen den Drahtklemmen L und A wieder hergestellt: die Leitung ist wieder
betriebsfähig. Durch Einschiebung einer neuen Spindel kann die Schutzvorrichtung
ohne Schwierigkeit und in kürzester Frist wieder in Stand gesetzt werden.