Titel: | Verwendung des Methylalkoholes zu Farbzwecken. |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 316 |
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Verwendung des Methylalkoholes zu
Farbzwecken.
Ueber Verwendung des Methylalkoholes zu Farbzwecken.
Bei den immer mehr gewachsenen Ansprüchen der Anilinfarbenfabriken an die Reinheit
des käuflichen Methylalkoholes genügt die Jodmethylprobe (1875 215 * 82. 1877 225 311) nicht mehr, da sie zwar
den Gehalt an Methylalkohol angibt, über die Natur der Verunreinigungen aber keine
Anhaltspunkte gibt. Ueberdies kann man durch zu rasches Eintropfen des Alkoholes oder zu
schnelles Erwärmen, sowie durch Anwendung eines feuchten Jodphosphors oder neuer
Gummischläuche leicht 0,1 bis 0cc,2 Jodmethyl zu
wenig erhalten, entsprechend einem Alkoholgehalt von 1,4 bis 2,8 Proc. Die von Bardy und Bordet (1879 233 * 245) angegebenen Correctionen sind wegen der
Löslichkeit des Wassers in Jodmethyl unzulässig.
Von den sonstigen Prüfungsmethoden des Methylalkoholes ist nun nach G. Krämer (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1880 S. 1000) die Natronprobe zu unempfindlich, da sich nur
so unreiner Methylalkohol mit Natronlauge trübt, wie er für Farbzwecke nicht mehr
brauchbar ist. Mit Schwefelsäure bräunt sich nur ein Methylalkohol, welcher
hochsiedende Oele enthält, während selbst ein hoher Acetongehalt damit nicht erkannt
werden kann. Ebenso wenig ist hierfür übermangansaures Kalium brauchbar.
Zur Bestimmung der wesentlichsten Verunreinigung des Methylalkoholes, des Acetons,
bringt man in einen 50cc fassenden Mischcylinder
10cc Doppel-Normalnatron mit 1cc des zu untersuchenden Alkoholes und schüttelt
tüchtig um, dann 5cc Doppel-Normaljod und
schüttelt nochmals. Das sich in Flocken ausscheidende Jodoform wird endlich von
10cc hinzugefügtem Aether aufgenommen. Von der
nach kurzer Ruhe sich klar über der alkalischen Jodnatriumlösung absetzenden
Aetherschicht, die etwa 9cc,5 beträgt, wird ein
Theil (5cc) mittels einer Pipette herausgenommen
und auf dem tarirten Uhrglase verdampft Nach dem Verdampfen des Aethers wird das
Uhrglas kurze Zeit über Schwefelsäure gestellt und gewogen. Die Gewichtszunahme
ergibt das gewöhnlich in Form von gut ausgebildeten Krystallen hinterbliebene
Jodoform, welches nunmehr leicht in Aceton umgerechnet werden kann.Mol. Aceton (= 58) und 6 Jod (== 127 × 6) geben 1 Jodoform = 394, von dem man
9,5 : 5=1,9 auf dem Uhrglase hat. Somit hat man das gebundene Gewicht mit
(58 × 1,9) : 394 = nahezu 0,28 zu multipliciren, um auf das in 1cc des Alkoholes enthaltene Aceton zu
kommen. Indem man das specifische Gewicht des Alkoholes einsetzt, ergibt
dann eine einfache Rechnung, wieviel Procent Aceton darin enthalten
waren. Bei der Prüfung von Rohholzgeist muſs man weniger Alkohol
nehmen, da sonst die Jodmenge nicht ausreicht. Einige untersuchte Rohholzgeistsorten
enthielten 4 bis 10 Proc. Aceton, für Farbzwecke darf ein Methylalkohol höchstens 1
Proc. Aceton enthalten, wie folgende Untersuchungen von G.
Krämer und M. Grodzky in den Berichten, S. 1006 zeigen, die ausgeführt wurden, um
den Einfluſs der Verunreinigungen des Methylalkoholes auf seine Verarbeitung zu
Dimethylanilin festzustellen.
Die Methylirung des Anilins geschah in zugeschmolzenen Glasrohren, die, gewöhnlich
mit 50g salzsaurem Anilin und entsprechenden
Mengen Methylalkohol versehen, 10 Stunden lang auf 180° erhitzt wurden. Die Methylirung wurde
als vollendet betrachtet, wenn eine herausgenommene Probe mit Chlorkalklösung keine
Anilinreaction mehr gab. Wurde das salzsaure Anilin zur Hälfte durch entsprechende
Mengen freien Anilins ersetzt, wie dies meist in der Praxis geschieht, oder ging man
im Verhältniſs des zugesetzten Methylalkoholes bis auf die Theorie herunter, so
muſste länger oder höher erhitzt werden. Zur quantitativen Ermittelung der Basen
wurde der Röhreninhalt in eine kupferne, etwa 1l
fassende Blase gespült, die nöthige Menge Bariumhydrat hinzugefügt und nunmehr die
freie Base mittels Wasserdampf abgeblasen. Der Kühler mündet in eine zur Hälfte mit
Kochsalzlösung gefüllte Bürette. Durch einmaliges Umkehren derselben nach beendetem
Versuch wird alles an den Wänden hängende Wasser von der Kochsalzlösung aufgenommen
und die auf derselben schwimmende Base kann ziemlich genau bis auf
Zehntelcubikcentimeter direct abgelesen werden. Zur Bestimmung des sich bei dem
Methylirungsproceſs constant bildenden Chlorids von Trimethylphenylammonium wurde
der wässerige Blasenrückstand durch Kohlensäure von etwa überschüssigem Bariumhydrat
befreit, filtrirt und dann im Wasserbade zur Trockene verdampft. Der mit absolutem
Alkohol erhaltene Auszug wurde in ein tarirtes Schälchen gebracht, von Neuem
verdampft und gewogen.
50g Anilinchlorhydrat gaben nun
mit 31cc,5 reinem Methylalkohol 42cc,2 Dimethylanilin und 7g,8 Chlorid der Ammonbase. Mit 34cc,5 käuflichem Methylalkohol wurden 40cc Dimethylanilin und 9g,7 des Chlorides, mit 40cc,7 Methylalkohol dagegen 32cc,7 Dimethylanilin und 18g,2 des Chlorides der Ammonbase erhalten; ein
Theil des Methylalkohols ging jedoch hierbei als Methyläther verloren. Essigsaures
Methyl erfordert längere Erhitzung.
33cc Methylalkohol und 50g Anilinchlorhydrat gaben auf Zusatz von 0cc,3 Dimethylacetat.
35cc,6 Dimethylanilin und 11g,5 Ammonverbindung mit 1cc,65 und 3cc,3
Aceton 37cc,5 und 34cc,2 Dimethylanilin und 6g,6
beziehungsweise 5g,8 Ammonverbindung.
Aceton stört demnach die Methylirung am meisten, da hierdurch nicht nur die Ausbeute
erheblich zurückgeht, sondern die erhaltene Base auch Eigenschaften zeigt, welche
sie zur weiteren Verarbeitung auf Violett unbrauchbar machen. Die Oxydation mit
Kupferchlorid einer aus Aceton erhaltenen Base gab gar kein Violett, sondern eine
grünschwarze Masse. Auſser den flüchtigen Basen gibt Aceton noch feste Basen, zu
deren Bildung auf 1 Mol. Aceton mindestens 1 Mol. Anilin gebunden wird, wodurch sich
die geringere Ausbeute erklärt. Es ist daher durchaus berechtigt, wenn die
Anilinfarbenfabriken immer strengere Anforderungen an die Reinheit des
Methylalkoholes stellen.