Titel: Wüst's Taschenrechenschieber.
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, S. 364
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Wüst's Taschenrechenschieber. Mit Abbildungen auf Tafel 29. Wüst's Taschenrechenschieber. Während sich bei den meisten neueren Instrumenten nach dem Princip des gewöhnlichen Rechenschiebers das Bestreben zeigt, ohne Rücksicht auf die Kosten und die Handlichkeit genauere Resultate zu erzielen, so sucht der im Buchhandel erschienene Wüst'sche TaschenrechenschieberWüst: Taschenrechenschieber. Halle a. S. 1880. Verlag von Ludw. Hofstetter. mit der Genauigkeit des gewöhnlichen Rechenschiebers geringste Gröſse bei bequemer Handhabung und mindestem Preise zu vereinigen. Der in Fig. 23 Taf. 29 in der Ansicht und im Querschnitte abgebildete Taschenrechenschieber von 130mm Länge, 30mm Breite und 2mm Dicke ist aus ganz dickem Papier hergestellt und trägt auf dem festen Theile die beiden gleichen Scalen A und D, auf dem losen Theile oder dem eigentlichen Schieber dagegen die Scalen B und C, welche auch gleiche Theilung wie A und D haben, mit dem einzigen Unterschiede jedoch, daſs die Scale C in der Mitte beginnt, gegen das rechte Ende hingeht und sich vom linken Ende aus bis zur Mitte hin fortsetzt. Alle Scalen entsprechen der Hälfte einer gewöhnlichen Rechenschieberscale und man kann sowohl mit A und B, wie mit C und D alle Multiplicationen und Divisionen ebenso wie mit gewöhnlichen Schiebern ausführen, muſs aber bei der vereinigten Multiplication und Division, wie sie namentlich bei Proportionen vorkommt, bald mit A und B, bald mit C und D rechnen, weil dabei die Resultate über die Scale hinausfallen können. Nach der Gebrauchsanweisung kann der Taschenrechenschieber jedem Techniker in so fern als Ergänzung seiner Kalender dienen, als er im Kalender selbst getragen werden kann und die Ausführung aller nicht durch die Kalendertabellen überflüssig gemachten Rechnungen ebenso wohl im Freien, wie am Arbeitstisch auf rascheste ohne eigentliches Ausrechnen und Aufschreiben von Zahlen ermöglicht. Bei seiner Billigkeit eignet sich aber der Taschenrechenschieber auch zur Einführung in technischen Schulen, in welchen der Gebrauch des Rechenschiebers überhaupt gelehrt werden soll. Man kann dem Taschenrechenschieber mit Recht geringere Dauerhaftigkeit und Genauigkeit als bei den hölzernen Schiebern vorwerfen. Die Verwendung des bedruckten Papieres ermöglicht aber nicht nur die Tragbarkeit in jeder Brieftasche, sondern namentlich auch einen 6 bis 10mal billigeren Preis als bei hölzernen Schiebern. Die Genauigkeit der Rechnungsresultate kann bei der angewendeten Herstellungsweise des Schiebers im Allgemeinen ganz ebenso groſs sein wie bei hölzernen Schiebern, welche ja auch nicht alle gleich gut sind; aber es kann auch vorkommen, daſs die Scalen an einzelnen Stellen kleine Unrichtigkeiten zeigen, so daſs man z.B. in seltenen Fällen statt 2 × 3 = 6 auch Werthe bis zu 6,01 finden kann, wobei dann der Fehler höchstens ⅙ Procent betragen wird, während bei auſserordentlich vielen Rechnungen Fehler bis zu 1 Proc. ohne alle Bedeutung sind.

Tafeln

Tafel Tafel 29
Tafel 29