Titel: | Dampfpumpe von Karl Bartelt in Stargard, Pommern. |
Autor: | H–s. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 19 |
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Dampfpumpe von Karl Bartelt in Stargard, Pommern.
Mit Abbildungen auf Tafel 2.
Bartelt's Dampfpumpe.
Bei dieser in Fig. 9 bis
13 Taf. 2 veranschaulichten direct und doppelt wirkenden Dampfpumpe (* D.
R. P. Kl. 59 Nr. 7326 vom 8. April 1879) sind sowohl zur Steuerung, des Dampfes, als
auch des Wassers Drehventile in Anwendung gebracht, welche um feststehende, zur
vollständigen Entlastung der Ventile dienende Kerne rotiren. Die Drehung der auf die
Ventilhülsen aufgesteckten Kurbeln k (Fig. 9) wird
durch einen Mitnehmer m veranlaſst, welcher um ein
Gelenk g schwingt und die geradlinige Kolbenbewegung in
verringertem Maſse auf die Kurbelstange s überträgt, so
daſs die Ventile bei jedem Kolbenhub eine halbe Drehung machen und umsteuern. Die
Ueberwindung der todten Punkte wird durch Federn f
unterstützt, welche gegen an der Kurbelstange s
angebrachte Nasen (vgl. Fig. 11)
drücken.
Die Einrichtung der Dampf- und Wassersteuerungsventile ist im Wesentlichen gleich.
Nur die Expansionsvorrichtung bedingt bei ersteren eine Abweichung.
Die über den feststehenden Kern c geschobene Hülse des
Pumpenventiles hat in der Höhe der Cylinderkanäle zwei einander diametral gegenüber
stehende Flügel a und b
angesetzt, welche durch zwei halbringförmige Querrippen in verschiedener Höhe mit
einander verbunden sind. Der zwischen dem Ventilgehäuse und der Ventilhülse frei
bleibende Raum wird hierdurch in zwei Theile w, w1 getheilt, welche ober- und unterhalb der
Cylinderkanäle einen ringförmigen, in der ganzen lichten Höhe der Cylinderkanäle
aber nur einen halbringförmigen Querschnitt haben. Die in das Ventilgehäuse
mündenden Cylinderkanäle werden somit bei der Drehung des Ventiles wechselweise mit
dem oberen Raum w, in welchen das Druckrohr, und dem
unteren Raum w1, in
welchen das Saugrohr mündet, in Verbindung gebracht. In den Endstellungen des
Kolbens werden beide Cylinderkanäle abgesperrt, da die äuſsere Flügelverbreiterung
dann die ganze Kanalbreite deckt.
Das Dampfventil besteht aus einer Doppelhülse, deren innerer Mantel über den
feststehenden Kern i geschoben ist, während der äuſsere
Mantel das an zwei Stellen ausgeschnittene Expansionsventil e (Fig. 13)
umschliesst. Der Raum zwischen dem Gehäuse und äuſseren Mantel des
Vertheilungsventiles ist durch Längsstege und Querrippen in drei Theile d, d1, d2 getheilt, wovon der
untere d1 mit dem
Abdampfrohr, der obere d2 dagegen mit dem Dampfzuleitungsrohr beständig in Verbindung steht. Der
dritte Raum d erstreckt sich blos auf den halben
Ventilumfang einerseits und auf die lichte Höhe der Cylinderkanäle andererseits; er
tritt durch eine schräg gestellte rechteckige Oeffnung o im äuſseren Ventilmantel in zeitweilige Verbindung mit dem
Dampfeintrittsraum d2,
welcher dadurch bei der Drehung des Ventiles mittelbar und wechselweise ebenso wie der
Auspuffraum d1 in
Verbindung mit den Cylinderkanälen gebracht wird. Der Dampfzutritt zum Cylinder wird
noch vor der halben Umdrehung des Ventiles, also vor Beendigung des Kolbenhubes
unterbrochen, sobald sich die Oeffnung o über die mit
ihr gleich gelegene Kante des nicht in Drehung befindlichen Expansionsventiles e schiebt. Der Füllungsgrad läſst sich durch Verstellen
des Expansionsventiles in lothrechter Richtung ändern, was mit Hilfe eines in der
Zeichnung nicht angegebenen Getriebes möglich ist, welches in die zu diesem Zweck an
einer der Ventilkanten angebrachten Zähne greift.
Was die Entlastung der Ventile anlangt, so wird diese in achsialer Richtung durch
Scheiben u bezieh. v am
oberen Ende der Ventilhülsen erzielt. Der Druck, welcher in radialer Richtung von
den Einströmungs- und Ausströmungsräumen der Ventile ausgeht, wird durch
Aussparungen in den Ventilhülsen ausgeglichen, welche jenen Räumen gegenüberliegen
und gleiche Druckfläche mit ihnen haben. Die Entlastungskammer x1 (Fig. 12)
für den Ausströmungsraum d1 des Dampfventiles mündet unmittelbar in diesen ein, während der
Einströmungsraum d dieses Ventiles mit seiner
Gegendruckkammer x durch ein langes Bohrloch in
Verbindung steht. In die Gegendruckkammern des Pumpenventiles wird von unten durch
eine Bohrung des feststehenden Kernes c Oel gedrückt;
sie werden mit den Ventilräumen w, w1 durch kurze Bohrlöcher in Verbindung gebracht,
welche jedoch mit grobem Zeug belegt sein müssen, um das Eindringen von
Verunreinigungen zu hindern. Der radiale Druck, welcher im Augenblick der gänzlichen
Absperrung der Cylinderkanäle auf das Ventil von jenen aus ausgeübt wird, gleicht
sich durch den Gegendruck aus, welcher von den in den feststehenden Kernen
angebrachten Aussparungen ausgeht. Da diese Aussparungen bei der Drehung der Ventile
mit jenen in den Ventilhülsen immer wieder in Verbindung kommen, sind besondere
Druckleitungen für sie nicht nöthig.
Endlich ist noch eine Condensationsvorrichtung zu erklären, welche am Pumpencylinder
angebracht ist. Gleichzeitig mit dem letzteren füllen und entleeren sich zwei
cylindrische, durch eingeschobene Kolben regulirbare Kammern n, da sie ebenfalls und im gleichen Sinn wie der Pumpencylinder gesteuert
werden. Der aus dem Dampfcylinder in den Raum r
strömende Dampf wird durch das Wasser niedergeschlagen, welches aus einer der
Kammern n nach r gelangt;
doch ist die Menge des Niederschlagwassers so bemessen, daſs im Condensationsraum
noch eine genügende Spannung zurückbleibt, um das Ansaugen des Condensationswassers
durch die Pumpe zu ermöglichen. Zu letzterem Zweck ist der Raum r durch ein mit Rückfallventil versehenes Rohr z mit dem Saugrohr der Pumpe in Verbindung
gebracht.
H–s.