Titel: | Clement Ader's telephonisches Rufsignal mit Fallscheibe. |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 50 |
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Clement Ader's telephonisches Rufsignal mit
Fallscheibe.
Mit Abbildungen auf Tafel 6.
Ader's telephonisches Rufsignal mit Fallscheibe.
Von den beiden Telephongesellschaften in ParisVon den drei Telephongesellschaften, welche sich in Paris constituirt hatten,
haben sich zwei unter dem Namen Compagnie des
Télephones zu einem Unternehmen mit 5000000 Franken Kapital
verschmolzen und gegen Ende Februar d. J. unter Leitung von H. Lartigue ihre Linien dem öffentlichen
Verkehr übergeben. Getrennt davon blieb die Edison'sche
Telephon-Gesellschaft. hat nach La
Lumière électrique, 1880 Bd. 2 Nr. 2 die das Gower'sche Telephon (1879 232
377) benutzende ein Rufsignal mit Fallscheibe angenommen, welches von Clement Ader in Paris angegeben worden ist und sich von
dem in D. p. J. 1880 236 34 erwähnten „Melder“
dadurch unterscheidet, daſs es nicht durch galvanische
Ströme, sondern durch magneto-elektrische in
Thätigkeit versetzt wird, aber nicht schon durch die beim Telephoniren selbst die
Leitung durchlaufenden Ströme, sondern durch die merklich kräftigeren, welche durch
einen Schlag mit der Hand auf das Mundstück eines Telephons, oder beim Blasen in
eine Art Trompete vom Telephon entsendet werden.
Das in Fig. 7 und 8 Taf. 6
abgebildete Rufsignal enthält einen in die Leitung eines Subscribenten einzuschaltenden
Elektromagnet B, dessen Kerne auf den Polen des
Hufeisenmagnetes A stehen. Vor den Polen von B liegt eine an der Schiene s befestigte Metallzunge E, welche von den
durch B gehenden kräftigeren Strömen in Schwingungen
versetzt wird und dann den mit einer dreieckigen Spitze sich in ein Loch von R einhakenden Arm C eines
um die Achse x drehbaren Winkelhebels frei läſst,
welcher an einem nach unten gerichteten Arme eine mit der Aufschrift
„Antwort“ und auſserdem etwa noch mit der Nummer der durch B laufenden Subscribentenlinie beschriebene Scheibe
trägt. Diese Scheibe fällt nun nach unten und wird schlieſslich durch eines der in
Fig. 9 unter den Nummern des Nummerkästchens V befindlichen runden Fenster sichtbar. Dazu kann dann noch eine
Einrichtung gegeben werden, daſs die fallende Scheibe den Strom einer Localbatterie
durch einen elektrischen Wecker W schlieſst, falls der
beigegebene Umschalter U die Schlieſsung der
Localbatterie gestattet. Die Rückführung der Scheibe in ihre Ruhelage scheint
mittels des Hebels M beim Drehen an dessen Knopfe
bewirkt zu werden.
Die Drähte L der Subscribenten werden in der
Centralstation in Gruppen von etwa 30 vereinigt, so daſs dabei diejenigen Personen,
welche oft mit einander zu telephoniren haben, in eine und dieselbe Gruppe gelegt
sind. Jeder Umschaltebeamte hat auſser seinem Nummerkästchen V mit dem Wecker W und dem Umschalter Z noch einen Schienen- oder Stöpselumschalter Z und ein Telephon T zur
Verfügung. An die verticalen Schienen 1, 2,.. des unter
dem Kästchen V angebrachten Umschalters Z sind, durch die Elektromagnete B der verschiedenen (gegen 30) Rufsignale hindurch, die
Leitungen L der Subscribenten geführt. Unter den
verticalen Schienen und gegen diese isolirt liegen eine Anzahl horizontale x, y, I, II,.. Für gewöhnlich sind alle
Verticalschienen durch in die Löcher an den Kreuzungsstellen eingesteckte, metallene
Stöpsel mit der untersten Horizontalschiene x und durch
diese mit der Erde E verbunden. Gibt nun ein
Subscribent ein Trompetensignal und löst dadurch seine Fallscheibe aus, so ertönt
der Wecker W und der Umschaltebeamte sieht am
betreffenden Fensterchen die Nummer des Subscribenten erscheinen, der eben zu
telephoniren wünscht, z.B. Nr. 5. Daher nimmt der Beamte den die Verticalschiene 5 mit der Horizontalschiene x verbindenden Stöpsel heraus und steckt ihn im Kreuzungspunkte der
Schienen 5 und y ein;
dadurch hat er sein Telephon T mit dem des
Subscribenten Nr. 5 verbunden und erfährt nun von Letzterem, mit wem derselbe
telephoniren will, z.B. mit Nr. 9. Ist Nr. 9 in demselben Umschalter Z, so braucht der Beamte blos die Stöpsel in den
Verticalschienen 5 und 9
auf eine und dieselbe Horizontalschiene, z.B. I, zu
stecken, um Nr. 5 und Nr. 9 zu verbinden. Vorher natürlich unterrichtet der Beamte
Nr. 9 von der Absicht des Nr. 5 in einer Weise, die von der Art des bei Nr. 9 aufgestellten Weckers abhängt,
und meldet an Nr. 5, daſs Nr. 9 bereit sei. Läge dagegen Nr. 9 im Nummerkästchen
eines andern Beamten, so müsste der zu Nr. 5 gehörige Umschaltebeamte erst den zu
Nr. 9 gehörigen Beamten und dann noch den Beamten am groſsen Umschalter
benachrichtigen, damit im groſsen Umschalter und mit Hilfe der beiden
Gruppenumschalter Z die Linien von Nr. 5 und Nr. 9
verbunden werden können. Nach Beendigung des Telephonirens werden die
Umschaltebeamten durch ein Trompetensignal aufgefordert, die bisher verbundenen
Linien durch Umstecken der Stöpsel in die Schiene x
wieder zu trennen.
Von der Zahl der Schienen I, II... im Wechsel Z hängt es ab, wie viele der an Z mündenden Linien L gleichzeitig mit Linien
in anderen Wechseln zum Telephoniren verbunden werden können.
Ader hat sein Rufsignal auch für Deutschland patentiren
lassen (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 9729 vom 7. October 1879)Vgl. auch * D. R. P. Zusatz Kl. 21 Nr. 10697 vom 10. Februar 1880.
und zwar in zwei verschiedenen Ausführungen. In der einen Form bildet es einen
selbstständigen Apparat, welcher an die Wand geschraubt und in eine Telephonleitung
eingeschaltet wird; es ähnelt dabei in seiner wesentlichen Anordnung dem in Fig.
7 und 8
abgebildeten Signale. In der andern Form ist das Signal in einem Gower'schen
Telephon angebracht; hierbei vertritt die Telephonplatte die Zunge R in Fig. 7, und
in ein Loch derselben greift ein Haken hinein, der drehbar an einem seitlich von
einer Stange vorstehenden Arme befestigt ist; die Stange dient als Fallscheibe und
wird in ihrer Auf- und Abbewegung in einer geeigneten Führung geführt. Daſs der
Haken hier (und ebenso in Fig. 7)
drehbar befestigt ist, macht sich deshalb nothwendig, weil der Haken erst durch eine Anzahl von Schwingungen ausgelöst werden soll;
seine Form ist dazu so gewählt, daſs die schwingende Zunge oder Platte ihn bei ihrem
Hingange mitnimmt, während sie ihn bei ihrem Rückgange zufolge seiner Abschrägung
frei läſst, so daſs er durch das Gegengewicht in seiner dermaligen Lage erhalten
werden kann. Jede Schwingung der Zunge oder Platte bringt ihn also seiner Auslösung
einen Schritt näher.
Nach einer Mittheilung im Archiv für Post und
Telegraphie, 1880 S. 343 ist die Zunge R
neuerdings anstatt vertical, wie in Fig. 7 und
8, etwas schräg gestellt worden, um zu verhüten, daſs die Auslösung des
Armes C durch mechanische Einflüsse (Stösse,
Erschütterungen u. dgl.) herbeigeführt werde.
E–e.