Titel: | Neue Entwickler für Bromsilber-Trockenplatten; von Dr. Josef Maria Eder. |
Autor: | Josef Maria Eder |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 58 |
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Neue Entwickler für Bromsilber-Trockenplatten;
von Dr. Josef Maria Eder.
Eder, über neue Entwickler für
Bromsilber-Trockenplatten.
Von der groſsen Reihe von Entwicklern für Bromsilber-Trockenplatten, welche im Laufe
der Zeit angegeben wurden, haben sich nur zwei einen dauernden Platz in der
Photographie errungen: Der alkalische Pyrogallus-Entwickler und der
Eisenoxalat-Entwickler. Der von Capitän Abney in
neuester Zeit mitgetheilte „Hydrochinon-Entwickler“Photographic News, 1880 Bd. 24 S.
346. verdient neben diesen alle Aufmerksamkeit.
Nach den Versuchen, welche ich mit Hrn. C. Haack
anstellte, ergab sich, daſs das Hydrochinon in einer ungefähr 4procentigen
wässerigen Lösung und mit etwas Ammoniak versetzt (wie Abney vorschreibt) eine kräftige entwickelnde Kraft für
Bromsilber-Gelatineplatten zeigt und zwar in solcher vorzüglichen Weise, daſs es sich völlig ebenbürtig dem Pyrogallus- und
Eisenoxalat-Entwickler (vgl. 1880 236 406) zur
Seite stellt. Der Hydrochinon-Entwickler, welchem auf 25cc 2 bis 4 Tropfen Ammoniak zugesetzt wurden,
wirkt kräftiger als der gewöhnliche Pyrogallus-Entwickler50cc Wasser, 1cc Pyrogalluslösung (1 : 10), 1cc Bromkaliumlösung (1 : 10) und 2 Tropfen Ammoniak.
und bringt mehr Details in den Schatten und ein kräftigeres Bild als dieser.
Es ist eine bemerkenswerthe Erscheinung, daſs man dem Hydrochinon kein Bromkalium als
zurückhaltendes und klarhaltendes Mittel zuzusetzen braucht, ja es nicht einmal
zusetzen darf, da dadurch die entwickelnde Kraft fast ganz vernichtet wird.
Bekanntlich erfordert sowohl der Pyrogallus-, als der Eisenoxalat-Entwickler den
Zusatz von Bromkalium. Der 4procentige Hydrochinon-Entwickler braucht eine etwas
kürzere Belichtungszeit als der Pyrogallus-Entwickler; der 6procentige gestattet
eine bedeutendere Abkürzung der Exposition. Die Farbe der damit entwickelten
Negative ist dunkel, fast schwarz und zeigt nicht den gelbbraunen Farbenton der mit Pyrogallus
entwickelten Negative.
Vorläufig ist wohl an eine Einführung des Hydrochinon-Entwicklers in die
photographische Praxis nicht zu denken, weil der hohe Preis des Präparates (100g kosten 25 M.) hinderlich im Wege steht. Sollte
der Preis desselben namhaft sinken, was bei seiner praktischen Verwendbarkeit jetzt
wohl zu erwarten ist, so wird das Hydrochinon zur Entwicklung vielfache Anwendung
finden.
Die von Carey Lea vor Kurzem angegebenen neuen
Entwickler mit verschiedenartigen EisensalzenBritish Journal of Photography, 1880 Bd. 27
S. 280 und 292. Photographische
Mittheilungen, 1880 Bd. 17 S. 85., von welchen
man sich viel versprach, haben bei den sorgfältigen Versuchen, welche Hr. Hauptmann
Pizzighelli und ich gemeinschaftlich anstellten,
als unpraktisch erwiesen. Es besitzt wohl das Ferro-Metaphosphat, Orthophosphat,
Hypophosphit, Hydrosulfit, Metapectat und Borat ein Entwicklungsvermögen. Carey Lea empfahl insbesondere Gemische von oxalsaurem
Kali, Eisenvitriol und schwefligsaurem Natron oder Borax
(„Ferro-Sulfit-Entwickler“, „Ferro-Borat-Entwickler“), welche aber
nach unseren Versuchen nicht besser wirken als der einfache
Kalium-Ferrooxalat-Entwickler. Auch die Lösung von phosphorsaurem Eisenoxydul in
oxalsaurem Ammoniak besitzt eine geringere Kraft als die alten Entwickler; noch
untergeordneter erwies sich der „Ferro-Borotartrat-Entwickler“ – ein Gemisch
von Eisenvitriol, Borax und neutralem weinsaurem Ammoniak. Es ist sehr interessant,
daſs Gemische von Eisenvitriol mit Brechweinstein oder neutralen weinsauren Salzen
das latente Lichtbild auf Bromsilber-Trockenplatten hervorrufen können; allein auch
die Wirkung dieser Lösungen ist eine zu geringe, um eine praktische Bedeutung
erlangen zu können.
An Stelle des einfachen Pyrogallus-Entwicklers wird in neuerer Zeit Edwards' Glycerin-Pyrogallus-EntwicklerPhotographic News, 1880 Bd. 24 S. 177. Photographische Correspondenz, 1880 Bd. 18
S. 88. vielfach angewendet. Derselbe zeichnet sich
dadurch aus, daſs er einen groſsen Spielraum in der Belichtung gestattet und eine
leichte Controle der Entwicklung ermöglicht. Man benutzt A) Pyrogalluslösung aus 1
Th. Pyrogallussäure, 1 Th. Glycerin und 6 Th. Alkohol und B) Ammoniaklösung aus 1
Th. Bromkalium, 8 Th. Ammoniak (sp. Gew. 0,880), 8 Th. Glycerin und 50 Th. Wasser.
Diese beiden concentrirten Lösungen sind sehr lange haltbar. Zur Entwicklung gieſst
man in eine Tasse 30cc Wasser, setzt 1cc Pyrogallus- und 1cc Ammoniaklösung zu und legt die Emulsionsplatte hinein. Ist die
Belichtung richtig, so erscheint das Bild in einigen Secunden und die Entwicklung
ist in einer Minute beendigt. Bei zu kurz belichteten Platten muſs mehr von der
Ammoniaklösung zugesetzt
werden. Erscheint das Bild in Folge zu langer Exposition plötzlich, so muſs man den
Entwickler rasch abgieſsen, dafür Wasser in die Tasse gieſsen und ein wenig
Pyrogalluslösung zusetzen, welche mit den Resten des zurückgebliebenen Ammoniaks die
Platte genügend entwickelt. Das Glycerin wirkt jedenfalls nur physikalisch. Der
Glycerin-Pyrogallus-Entwickler wirkt so gut, daſs ich ihn warm empfehlen kann.
Bei dem Blutlaugensalz-Entwickler von HendersonBritish Journal of Photography, 1879 Bd. 26
S. 361. Photographische Correspondenz, 1879
Bd. 17 S. 252. wird dem gewöhnlichen alkalischen
Pyrogallus-Entwickler ungefähr das halbe Volumen einer gesättigten Lösung von gelbem
Blutlaugensalz hinzugefügt. Nach H. W. VogelPhotographische Mittheilungen, 1880 Bd. 17
S. 79. arbeitet dieser Entwickler zu ungleichmäſsig, als
daſs er befürwortet werden könnte.