Titel: | Verhandlungen der Düsseldorfer Hauptversammlung des Iron and Steel Institute. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 77 |
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Verhandlungen der Düsseldorfer Hauptversammlung
des Iron and Steel Institute.
Wedding, über das Eisenhüttenwesen in Deutschland.
Am 25. August d. J. wurde in Düsseldorf die Hauptversammlung des Iron and Steel Institute von dessen Vorsitzenden Ed. Williams eröffnet. Es wurden Vorträge gehalten von
R. Akerman über das Härten
von Eisen und Stahl, von H. Wedding über das
Eisenhüttenwesen in Deutschland, von J. Schlink über die Roheisen-Industrie Deutschlands, von J.
Massenez über die Entphosphorung in der
Bessemerbirne und von F. Lürmann über Gasgeneratoren, während der Vortrag von G. Natorp über den niederheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbau nur gedruckt vertheilt
wurde.
Das Eisenhüttenwesen in Deutschland.
Nach H. Wedding läſst sich das Eisenhüttenwesen
Deutschlands bis in das Alterthum verfolgen (vgl. Plinius, Bd 34 S. 41); aber die wenigen Nachrichten, welche uns die
Literatur über die bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts (Agricola 1546) ausgeübten Processe aufbewahrt hat, beweisen ebenso wie
die aufgefundenen zahlreichen alten Schlackenhalden, daſs die Eisenerzeugung sich
bis dahin lediglich auf die directe Darstellung des
schmiedbaren Eisens aus Erzen in Herden und niedrigen Schachtöfen bei
Holzkohlen beschränkte. Auch als danach sehr allmählich an Stelle der Rennarbeit die
mittelbare Arbeit der Erzeugung schmiedbaren Eisens
durch Frischarbeit bei Holzkohlen aus einem ebenfalls
bei Holzkohlen, aber im Hochofen erblasenen Roheisen
tratAeltester Hochofenbetrieb im Siegerlande zur Erzeugung luckigen Weiſseisens
und Guſswaaren zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Hochofen- und
Frischfeuerbetrieb in Schlesien seit 1721. Erlöschen der Rennfeuer in
Schlesien 1798, der Stücköfen in Steiermark 1885, in Schmalkalden
1845., blieb die Production gering, obwohl Deutschland eine sehr
hervorragende Stelle unter den Eisen erzeugenden Ländern einnahm und selbst England
einen groſsen Theil seines Eisenbedarfes von hier bezog. Erst als mit der Einführung
der Dampfmaschine der Werth der Steinkohle als
Brennmaterial hinreichend erkannt und die verkokte Steinkohle für den Hochofen, die
rohe für den Puddelproceſs Anwendung fand, brach jene Entwicklungsperiode an, welche
dem Eisenhüttenwesen heutigen Tages eine so hervorragende Stellung unter den
Gewerben anweist.
Für Deutschland begann diese Periode zwar bereits am Ende des vorigen
JahrhundertsIm J. 1784 Einführung der Dampfmaschine für das Berg- und Hüttenwesen, 1796
erster Kokeshochofen (zu Gleiwitz in Oberschlesien), i. J. 1824 Einführung
des Puddelprocesses, 1846 Erfindung des Stahlpuddelns.; aber erst
um die Mitte dieses Jahrhunderts wurde die Anwendung des fossilen Brennmaterials
allgemeinIm J. 1852 Bau von Horde und Begründung der westfälischen
Kokeshochofen-Industrie.Historische Entwicklung des Eisenhüttenwesens in Deutschland.1) Rennarbeit: Rennarbeiten sind bis zum J. 1500 in ausschliesslicher
Benutzung und bereits zur Römerzeit an der Eifel, an der Lahn und in
Steiermark in Gebrauch gewesen. – Erlöschen der Rennarbeiten in Schlesien
1798, in Schmalkalden 1845.2) Hochofenbetrieb a) bei Holzkohlen: Erfindung im Siegerlande i. J. 1500,
Einführung nach Schweden 1525, nach England 1534, nach Schlesien 1721. – b)
Hochofenbetrieb bei Steinkohlen und Kokes: Erster Versuch in England 1611
bis 1665, Einführung in England 1720, in Oberschlesien 1796 in Gleiwitz
(durch Wedding), 1802 in Königshütte, 1805 in
Hohenlohhütte (erstes Privatwerk), 1848 im Saardistrict, 1849 in Hochdahl,
1852 in Hörde (durch v. Hoff), 1854 in
Concordiahütte bei Aachen, 1862 in Heinrichshütte bei Siegen (auf
Spiegeleisen).c) Erhitzter Wind: 1828 bis 1834 in England erfunden (Neilson), 1835 in Deutschland eingeführt, 1861 Cowper-Apparat, 1868 Hängeröhren-Apparat
(Königshütte – Wedding, Georgs-Marienhütte –
Wintzer), 1870 Whitwell-Apparat.d) Verwerthung der Hochofengase. 1811 in Frankreich (Aubertot), 1832 in Deutschland (Fabre du
Faur) und England (Teague), 1838
wissenschaftliche Untersuchungen von Bunsen und
Playfair. Allgemeine Einführung in
Deutschland 1855, in England 1865.e) Massenproduction von Roheisen durch Vermehrung der Windmenge und der
Gestellweite i. J. 1860 in England (Aberdare),
1866 in Deutschland (Krug v. Nidda – Ofen in
Königshütte), durch Verminderung der Stillstände i. J. 1865 Lürmann'sche Schlackenform.3) Frischprocesse: Herdfrischproceſs im 16. Jahrhundert im Siegerland, 1721
in Schlesien. – Puddelproceſs: Erfunden in England von Cort 1784, Eisenböden (Rogers) 1818, Einführung nach Deutschland: 1824 Rasselstein, 1825
Lendersdorf, 1827 Wetter. Erfindung des Schlackenbodens in England (Hall) 1840, Einführung in Königshütte 1843, in
Geisweid 1845. Erfindung des Puddelstahles 1846 (Lohage) in Westfalen,
Einführung nach England 1849 (Riepe). – Bessemerproceſs: Erfindung in
England 1855, erster Erfolg in Sheffield 1860, in Horde 1863, in Königshütte
1864, in Kaiserslautern 1868.4) Flusseisen. Tiegel-Guſsstahl: Erfunden in England 1770 (Huntsman), Einführung in Deutschland: Krupp 1810, Bochum 1843. – Flammofenflusseisen:
Erfunden in Frankreich 1865, Einführung in Deutschland: Borsigwerk 1872. –
Bessemerflusseisen: Erfunden in England 1856 (Mushet), eingeführt überall mit dem Bessemerfrischproceſs.5) Walzwerke: Blechwalzwerke 1786 zu Geislautern (für Weiſsblech), 1800 zu
Spillenberg bei Steele, 1829 zu Oberhausen. – Kalibrirte Walzen 1825 zu
Rasselstein, für Eisenbahnschienen: 1835; 1839 in Warstein, 1843 in Horde,
1844 in Stolberg. – Für Draht 1822 zu Eschweiler. – Universalwalzwerk (Daelen) 1848 zu Hörde.
, als mit der Entwicklung des Eisenbahnnetzes der
Transport wesentlich erleichtert wurde. Mit der Einführung des Bessemerprocesses i.
J. 1861 wurde die Massenproduction von Flusseisen
angebahnt, welche indessen erst seit 1867 richtige Würdigung fand.
Seitdem sind durch Vergröſserung des Hochofenvolumens, reichliche Menge und hohe
Temperatur des Windes, Vermeidung von Stillständen (Einführung der Schlackenform)
beim Hochofenbetriebe, durch Vermehrung der Hitzenzahl
in der Bessemerbirne, Einführung der Gas- und Wärmespeicher-Feuerung für die
Flusseisen-, Guſsstahl- und Schweifseisendarstellung bei der Erzeugung schmiedbaren Eisens, durch starke und schnell geh ende Walzen
unter Vermeidung des Leerganges bei der Formgebung jene
bewundernswerthen Leistungen hervorgerufen, welche gleichzeitig einen nicht
unwesentlichen Antheil an der veränderten Lage des Eisenmarktes tragen.
Uebersicht der Eisenproduction in Preussen vom J. 1837 bis 1879.
(Menge in Tonnen.)
Jahr
Roheisen
Guſswaaren2. Schmelzung
Schmiedbares Eisen
Gesammt
Davon Flusseisen
1837
99500
6896
74348
35
1838
93479
8056
78595
42
1839
106347
10612
84914
37
1840
111503
13765
92080
33
1841
108492
16230
97896
47
1842
100947
19485
98658
47
1843
101069
20080
110750
47
1844
98963
20676
115700
77
1845
109552
37041
146203
94
1846
117055
36242
153301
63
1847
137898
32247
184631
224
1848
127926
24003
134150
261
1849
117093
22708
126905
521
1850
134994
29929
159715
908
1851
147790
35544
182884
872
1852
167211
49377
227847
6819
1853
210934
53181
261608
5218
1854
261533
67016
274856
7255
1855
301378
85840
317401
8967
1856
363881
88011
360176
8943
1857
397274
96195
357462
8800
1858
413343
109397
387236
9270
1859
396892
74930
347844
9232
1860
395741
76675
352334
9813
1861
449339
88031
382305
14795
1862
526077
98663
447795
17664
1863
636679
129207
489856
23664
1864
705967
147937
546471
39065
1865
771903
155752
610382
67667
1866
803552
138897
595735
83737
1867
987668
164824
680282
88589
1868
1053260
177356
779090
92696
1869
1180579
210544
918178
109753
1870
1155591
204687
913994
125814
1871
1297940
251407
1181874
143305
1872
1457835
323976
1262035
189337
1873
1573902
359229
1279525
247540
1874
1280269
330244
1460909
324695
1875
1398337
329670
1346395
317764
1876
1324339
297673
1268215
340083
1877
1421667
283071
1255923
391110
1878
1568061
277190
1437643
462507
1879
1639676
304612
1477116
469096
Eisenproduction von Deutschland im J. 1878.
Roheisen
Gusswaaren2. Schmelzen
Schweifseisen
Flusseisen
DeutscheStaaten
1899264
412679
1360420
570328
Luxem-burg
248377
1395
–
–
Zusammen
2147641
414074
1360420
570328
Deutschland nimmt gegenwärtig den dritten Rang unter den Eisen erzeugenden Ländern
ein. Die Entwicklung der Production von Roheisen, Guſswaaren zweiter Schmelzung, von
Schweifs- und von Flusseisen seit dem J. 1837 sowie Deutschlands Gesammtproduction
i. J. 1878 zeigen die Tabellen S. 79 u. 80. Daraus geht nicht nur die, abgesehen von
einzelnen Schwankungen, beständige Zunahme der Eisenerzeugung nach jeder Richtung
überhaupt, sondern ganz besonders auch der steigende Einfluſs des Flusseisens
gegenüber dem Schweifseisen hervor.
Die Grundlagen unserer Eisenindustrie sind wesentlich von denen Groſsbritanniens
verschieden.
Was die Steinkohlen betrifft, welche sich neben einigen
kleineren Ablagerungen auf die Hauptbecken von Oberschlesien, Niederschlesien,
Zwickau, Niederrhein-Westfalen (Ruhr), Aachen (Inde und Worm) und Saarbrücken
vertheilenDie jährliche Production beträgt etwa 38 Mill. Tonnen Steinkohlen gegen 136
Mill. Tonnen Groſsbritanniens. – Im J. 1878 wurden in Preussen
gefördert:Steinkohlen auf414Werken710Mill.Ctr.mit145000ArbeiternBraunkohlen„501„28„„„ 18000„, so sind sie nur ausnahmsweise zu roher Verwendung im Hochofen
geeignet, da diejenigen, welche magere Beschaffenheit zeigen, einen zu hohen
Gasgehalt besitzen, während in Britannien die Becken von Süd-Wales, Staffordshire
und Schottland vorzüglich im rohen Zustande für die Roheisenerzeugung geeignete
Kohlen umschlieſsen. Während ferner sich in Britannien die Eisenindustrie, mit
Ausnahme der von Cumberland und Cleveland, auf den Steinkohlengebieten selbst
entwickelt hat, gilt dies in Deutschland in nennenswerthem Maſse nur für die
Steinkohlenbecken von Oberschlesien, Niederrhein-Westfalen und Saarbrücken.
Was die Eisenerze betrifft, so ist zwar Deutschland
daran nicht minder reich als Groſsbritannien, aber die Beschaffenheit derselben ist
eine wesentlich verschiedene. Nur die Seltenheit der Magneteisensteine ist beiden
Ländern gemeinschaftlich. Dagegen fehlt Deutschland die Fülle der Thon- und
Kohleneisensteine, welche in den groſsen Steinkohlenbecken in einer für die
Eisenindustrie durchaus unzureichenden Menge auftreten und sich meist durch ihren
hohen Phosphorgehalt nachtheilig charakterisiren. Unser Hauptreichthum besteht in
Brauneisenerzen, welche theils in mulmiger Beschaffenheit auf den Kalken der
älteren, besonders der devonischen, Zechstein- und Muschelkalk-Formation, oder in
Stückform oolithisch als Minette in der Juraformation, als Bohnerze in der Kreide,
als Raseneisenerz in der Alluvialformation, oft auch als Zersetzungsproduct anderer
Erzvorkommnisse auftreten. Die Rotheisenerze, welche ganz besonders der
Devonformation folgen, unterscheiden sich zu Ungunsten gegen diejenigen Cumberlands
durch ihren hohen Phosphorgehalt. Weit reicher als Groſsbritannien ist Deutschland
an Spatheisensteinen, welche ein vorzügliches Material zur Spiegeleisendarstellung
liefern.Die Erzförderung Deutschlands (mit Luxemburg) bezifferte sich i. J. 1878:Brauneisenstein3730660tRotheisenstein 740918Magneteisenstein 73Spatheisenstein 830198Kohleneisenstein 155252–––––––––Zusammen5457101t.Die Einfuhr von Eisenerzen nach Deutschland betrug i.
J. 1878:GrenzstreckenOstseeRusslandOesterreichSchweizFrankreichBelgienNiederlandeBremenHamburg 551t 8827 24035 0,1 29419 1725255976 609 200––––––––Zusammen321342,1t.
Im Allgemeinen sind unsere Erze durch hohen Phosphor- und Mangangehalt
charakterisirt, wodurch das Uebergewicht unserer Eisenindustrie auf ein für den
Puddelproceſs geeignetes weiſses Roheisen fällt, während für den Bessemerproceſs und
die Giesserei-Roheisenerzeugung die geeigneten Sorten Erz sorgfältig ausgesucht, ja
das Fehlende durch Einfuhr südeuropäischer und afrikanischer Erze ergänzt werden
muſs; deshalb ist die Erfindung der Entphosphorung des Roheisens in der
Bessemerbirne von höchster Bedeutung für Deutschland.
Geeignete Zuschläge für die Eisenerzeugung sind in fast
allen Eisendistricten aus jüngeren und älteren Formationen leicht zu beschaffen.
Zwar sind die geringen Entfernungen zwischen den Erz- und Kohlenförderpunkten,
welche in Groſsbritannien die Regel bilden, auch bei uns häufig anzutreffen*, denn
die Brauneisenerze Oberschlesiens stammen aus der die Ränder des Steinkohlengebirges
bedeckenden Muschelkalkformation und die Kohleneisensteine und körnigen
Spatheisensteine Westfalens gehören der Steinkohlenformation selbst an; aber in
seltenen Fällen genügen die localen Eisenerzvorkommnisse für den Bedarf der
Eisenindustrie und in den bei weitem meisten Fällen finden sich bedeutende
Entfernungen zwischen Erz- und Steinkohlenvorkommnissen. Was indessen unsere
deutsche Eisenindustrie in einen noch entschiedeneren Nachtheil gegen die britische
stellt, das ist die Schwierigkeit des Transports für die Producte. Alle unsere
Eisendistricte sind binnenländisch, nur wenige geniessen der Wohlthat eines
Wasserstrassentransportes, die meisten müssen sich lediglich der Eisenbahnfracht
bedienen. Diesen durch die Natur des Landes bedingten Mangel haben die deutschen
Eisenhüttenbesitzer auch nicht durch sorgfältige Benutzung aller Fortschritte in den
technischen Hilfsmitteln ausgleichen zu können geglaubt, sondern als Gegengewicht
einen Schutzzoll begehrt und erhalten.
Roheisenerzeugung.
a) Oberschlesien. Das oberschlesische Eisenhüttenwesen hat seinen Mittelpunkt auf dem
groſsen Steinkohlengebiete, welches als das ausgedehnteste Deutschlands in einem
Hauptzuge zwischen Zabrze und Myslowitz und südlich in mehreren Nebenzügen zu Tage
tritt, sich weit unter jüngeren Formationen, die es bedecken, erstreckt und über die
Landesgrenzen nach Mähren und Polen hinausreicht.Zu Tage tritt das Steinkohlengebirge auf etwa 113qkm, nachgewiesen hauptsächlich unter Tertiär- und
Triasbedeckungen ist es auf 794qkm,
voraussichtlich vorhanden ist es in einer Fläche von 3120qkm (v.
Decken). Die Flötze sind regelmäſsig gelagert, oft 3 bis
4m mächtig; im wesentlichen Theile des
Hauptzuges enthalten sie Backkohlen, bei Königshütte Sinterkohlen und im östlichen
Theile Sandkohlen. In den kleinen Gebieten herrschen Sinter- und Sandkohlen
vor.Es finden sich:FlötzeKohleinderFlötzpartie von Nicolai 26mit 28,5m„„oberen Partie des Hauptzuges von Zabrze bis Myslowitz 36„58,6„„unteren Partie des Hauptzuges bei Zabrze 12„37,7„„unteren Partie des Hauptzuges bei Königshütte 7„ 7,0„„Partie von Koblau und Petrzkowitz 33„23,0––––––––––––––––––––Zusammen114mit 154,8mDie Flötze, welche in der Hauptpartie kuppenartig (als Flötzberge) angeordnet
auftreten, fallen durchschnittlich mit 3 bis 50, das Fallen steigt aber bis
20, selbst 300.Die Kohlen der liegendsten Flötzpartie von Hultschin sind zur Verkokung und
Gasbereitung geeignete Backkohlen. Die Flötze des Hauptzuges bei Zabrze sind
zum Theil ebenfalls Backkohlen; alles übrige sind Sinter- und
Sandkohlen.Im J. 1878 wurden auf 104 Gruben 164 Millionen Centner Steinkohle mit 30000
Arbeitern gefördert.
Das Steinkohlengebirge ist zwar arm an Eisensteinen, welche darin als Sphärosiderit
auftreten, aber die anschlieſsende, das Steinkohlengebirge überlagernde
Triasformation, namentlich der Muschelkalk, ist reich an Brauneisenerzen, welche von
mulmiger Beschaffenheit, Zink und Blei, oft Mangan haltig, meist reich an Phosphor
sind und unregelmäſsig stock- und nesterförmig auftreten.
Der Eisengehalt überschreitet selten einige 20 Proc. Sie bilden das Hauptmaterial für
die oberschlesische Kokeshochofen-Industrie, während die wenigen noch vorhandenen
Holzkohlen-HochöfenIm J. 1878 7 gegen 27, erstere mit 100000, letztere mit über 5 Mill. Centner
Roheisen. sich mehr der Thoneisensteine bedienen, welche knollen-
und nierenartig im Keuper und braunen Jura auftreten.
Die Brauneisenerze sind wegen ihres Phosphorgehaltes nur von einzelnen Lagerstätten
zur Erzeugung von Bessemerroheisen geeignet. Zur Anreicherung der Beschickung und
gleichzeitigen Auflockerung derselben dienen Schweiss- und Frischschlacken; aus
gleichem Grunde sowie gleichzeitig zur Verbesserung der Roheisenqualität bezieht man
fremde Eisenerze, so Spätheisenstein aus Ungarn, Magneteisenstein aus Schweden,
Rotheisenstein aus Niederschlesien (Willmannsdorf).
Im J. 1878 wurden in diesem Districte aus:
14299046
Ctr.
Erzen, von denen
680755
„
ausländische waren, und
2106042
„
Schlacken
99962
„
Roheisen bei Holzkohlen und
5249937
„
bei Kokes dargestellt.
Dieses Eisen findet seine Verwendung:
zur
Giesserei
mit
257529 Ctr.
oder
4,81 Proc.
„
Flusseisenbereitung
„
468054
„
8,75
„
Schweisseisenbereitung
„
4599282
„
85,97
Der bei weitem gröſsere Theil des Eisens dient hiernach dem Puddelproceſs als
Material. Die Selbstkosten für das hierzu geeignete Roheisen betragen 2 bis 2,70 M.,
während Giessereiroheisen 2,70 bis 3 M. und Bessemerroheisen sogar bis zu 4 M.
erfordert.
Anschlüsse an Oberschlesien: Niederschlesien umschliesst ein zweites bedeutendes
Steinkohlenfeld, welches vorzügliche Kokeskohlen liefert; aber trotz der Nähe
einiger Magnet- (Schmiedeberg) und Rotheisenstein-Lagerstätten (Willmannsdorf) hat
sich eine Roheisenerzeugung von Bedeutung nicht entwickelt. Dagegen finden die Kokes
reichliche Verwendung zum Giesserei betriebe, zu welchem Zwecke sie theils nach
Oberschlesien, theils in die zahlreichen Giessereien des norddeutschen Flachlandes
versendet werden, wo an Stelle eines früheren Holzkohlen-Hochofenbetriebes aus
Raseneisenerzen die indirecte Guſswaarenerzeugung getreten ist.
Oberschlesien sammt Anschlüssen producirte i. J. 1878 an Roheisen 5369459 Ctr., d.h.
12,50 Proc. von der gesammten deutschen Production (ein schliesslich Luxemburgs) von
42952828 Ctr.
b) Kleinere Districte Mitteldeutschlands. Zwischen dem oberschlesischen und dem
westfälischen Steinkohlenbecken kommen in den die norddeutsche Tiefebene nach Süden
begrenzenden Gebirgszügen Mitteldeutschlands zwar reichliche Eisenerzlagerstätten
vor und in demselben Gebiete treten auch einige zum Theil nicht unwichtige, wenn
auch kleinere, Steinkohlenbecken auf, wie diejenigen von Potschappel, Zwickau, Wettin und
Löbejün und die Wälderthonkohlen am Deister, Osterwald und bei Obernkirchen, aber
nirgends hat sich eine zusammenhängende Eisenindustrie entwickelt.
Als bedeutendste Werke sind zu nennen: 1) Im Erzgebirge: Die Holzkohlenwerke bei
Schwarzenberg, die aus Rotheisenerzen Roheisen für Giesserei und Frischerei
erzeugen, und die Königin-Marienhütte bei Zwickau, welche sich auf das dortige
Steinkohlenvorkommen gründet, aber ihre Erze hauptsächlich aus weiteren
Entfernungen, namentlich aus dem Voigtländischen, dem Fichtel- und dem westlichen
Erzgebirge bezieht und daraus Roheisen für den eigenen Bedarf des Puddelbetriebes
erzeugtIm J. 1878 betrug die Production aus 478000 Ctr. Erz 147410 Ctr.
Roheisen., ohne der Zufuhr fremden Roheisens entbehren zu
können.
Nächstdem ist 2) am Thüringer Walde, wo, abgesehen von zahlreichen kleinen
Lagerstätten von Roth- und Magneteisenerzen in den krystallinischen Gesteinen und
älteren Sedimentformationen, eine groſse Menge von Spatheisenerzen in der
Zechsteinformation bei Schmalkalden und bei Kamsdorf liegt, unter den dortigen
Hütten diejenige zu Unterwellenborn zu nennen, welche aus den Kamsdorfer Erzen
Bessemerroheisen erzeugt und dies direct in Flusseisenblöcke für die in Bayern
gelegene Maxhütte umwandelt. Dieses Werk zeichnet sich durch ausnahmsweise niedrige
Selbstkosten aus, nämlich 3,15 M. für graues Bessemer- und 2,40 M. für
weiſsstrahliges Roheisen.
Einigermaſsen mehr Zusammenhang bietet 3) die Eisenindustrie des Harzgebietes, welche
sich theils auf die Verwerthung devonischer Roth- und Brauneisensteine aus dem
inneren Gebirge, theils auf die Verwerthung oolithischer Erze und Bohnerze in der
Lias und in der Kreide am nordwestlichen Gebirgsrande und noch weiter nördlich auf
die des an Phosphor reichen Bohnerzvorkommens zu Groſs-Bülten gründet.
Die Erze des inneren Harzes werden theils auf Giessereiroheisen und Guſswaaren und
zwar meisten theils bei Holzkohle (Rothehütte, Rübeland, Ilsenburg) und nur zu
Blankenburg bei Kokes verschmolzen, theils nach Westfalen ausgeführt. Von den
Werken, welche die Bohnerze des Harzrandes verarbeiten, ist Ilseder Hütte bei Peine
hervorzuheben, welche ihr Roheisen (etwa 325000 Ctr.) bei Kokes zu sehr geringen
Selbstkosten (1,29 M.) erzeugen und daher weithin versenden kann, obwohl dasselbe 2
bis 3 Proc. Phosphor enthält.
Noch weiter westlich finden sich 4) nur noch einige mit den die Triasgesteine
durchbrechenden Basalten verbundene tertiäre Bohnerzvorkommnisse, welche einzelnen
kleinen Hütten Material zur Guſswaarenerzeugung liefern.
Auf diesen ganzen mitteldeutschen District fallen nur 4050128 Ctr. Roheisen, d.h.
9,42 Procent der Gesammtproduction Deutschlands, und hiervon kommen 34,26 Proc.
allein auf Ilseder Hütte und 6,86 Proc. auf Unterwellenborn.
c) Niederrheinisch-westfälischer District. Die Grundlage des
niederrheinisch-westfälischen Eisenhüttenwesens ist die Steinkohlenablagerung an der
Ruhr, welche nur in ihrem südlichen Theile, wo sie sich an ältere Formationsglieder
anlehnt, unbedeckt an die Oberfläche tritt, aber aus der Gegend von Hamm bis über
den Rhein und nördlich weit unter der Bedeckung der jüngeren Kreideschichten
nachgewiesen ist.Zu Tage tritt das Steinkohlengebirge auf 8 Quadratmeilen, ist aber auf mehr
als 40 Quadratmeilen nachgewiesen.
Die Steinkohle vertheilt sich auf 4 FlötzgruppenEs sind gegen 70 bauwürdige Flötze mit fast ebenso viel Meter Steinkohlen
bekannt., deren unterste Sandkohlen führt, während darüber
Sinter-, Back- und endlich Gaskohlen folgen.Die Ablagerung ist abweichend von der oberschlesischen in mehreren nach dem
Einfallen zu ganz zusammenhängenden und sich verflachenden Mulden
abgelagert. Die vier Hauptmulden zeigen eine Menge von Specialmulden,
Verwerfungen sind häufig, der Abbau daher weit complicirter als in
Oberschlesien, die Teufen dabei groſsere.
Getrennt tritt östlich zwischen den nördlichen Ausläufern des Wesergebirges und des
Teutoburger Waldes bei Osnabrück und Ibbenbüren das Steinkohlengebirge nochmals zu
TageIm J. 1878 wurden auf 202 Gruben 382658935 Ctr. Steinkohlen gefördert von
73895 Arbeitern.: 1) In dem Steinkohlengebirge treten an Erzen
zahlreiche Lager von Kohleneisenstein auf, welche besonders in der Nähe von Horde
entwickelt sind, sowie einige Flötze von körnigem Thoneisenstein bei Hattingen. Auch
die das Steinkohlengebirge südlich begrenzenden Schichten, namentlich der
mitteldevonische Kalkstein, sowie die östlichen Grenzgebirge der Bucht von Münster
haben in der Lias- und Jura-, der Kreide- und der Diluvialformation zahlreiche
Eisenerzvorkommnisse; jedoch reichen dieselben insgesammt nicht zur Deckung des
Bedarfes der Eisenindustrie aus, welche sich daher auſserdem mit auswärtigen Erzen,
aus dem Siegerlande (Späth- und Brauneisenstein), von der Lahn und aus der Eifel
(Roth- und Brauneisenerzen), sowie mit holländischen (Raseneisenerzen), spanischen
und algierischen Erzen (Roth-, Magnet- und Brauneisenerzen) versorgen muſs, während
die Verwendung luxemburgischer und schwedischer Erze nur geringfügig ist. Ist zwar
auch in diesem Gebiete das für die Erzeugung eines Puddelroheisens geeignete
Material am reichlichsten vorhanden, so fehlt es doch nicht an solchen Erzen, welche
bei geeigneter Auswahl ein gutes Giessereiroheisen geben. – 2) Die Gegend von
Osnabrück führt im Zechstein Braun- und Spatheisenerze, welche das Material für den
dortigen Hochofenbetrieb zu Georgs-Marienhütte geben. Mit Ausnahme der letzteren
sind alle inländischen Erze mehr oder minder reich an Phosphor, so daſs es zur
Erzeugung eines für den sauren Bessemerproceſs geeigneten Roheisens einer besonderen
Auswahl oder Verwendung ausländischer Erze bedarf.
Im J. 1878 wurden in dem niederrheinisch-westfälischen Districte aus 27042692 Ctr.
Erzen (von denen 4729047 Ctr. ausländische waren) und 2323628 Ctr. Schweiss- und
Frischschlacken 13073443 Ctr. Roheisen dargestellt; auſserdem erzeugte
Georgs-Marienhütte aus 4208597 Ctr. Erzen 961951 Ctr. Roheisen.
Von der Production des Districtes dienten zur:
Giesserei
1)2)
755477 22032
Ctr. oder 5,54
Proc.
Flusseisen-Erzeugung
1)2)
4280879 813969
Ctr. oder 36,30
„
Schweisseisen-Erzeugung
1)2)
8021743 125600
Ctr. oder 58,05
„
Die Roheisenproduction des niederrheinisch-westfälischen Districtes liefert 32,68
Procent der gesammten deutschen Roheisenerzeugung.
Die Selbstkosten des Roheisens schwanken allerdings sehr; doch darf man für ordinäres
Puddeleisen 2,25, für Qualitätspuddeleisen bis 3, für Giessereieisen 2,90 bis 3,20,
für Bessemerroheisen 3,05 bis 3,50 M. im Durchschnitt annehmen.
d) Siegerland, Mittelrhein und Lahn. 1) Südlich vom westfälischen Steinkohlengebirge
hat sich eine früher von dem ersteren unabhängige, jetzt mit demselben innig
verwachsene Eisenindustrie entwickelt. Ihre Grundlage bilden die auf zahlreichen und
zum Theil sehr mächtigen Gängen in den unterdevonischen Schichten des Siegerlandes
auftretenden Mangan reichen Spath- und Brauneisenstein-Vorkommnisse, welche früher
ganz, jetzt nur noch zum geringen Theil bei Holzkohlen, zum groſsen Theil bei Kokes
auf Qualitätseisen, besonders Spiegeleisen und Weiſsstrahl verschmolzen, zum Theil
aber in die benachbarten Eisendistricte ausgeführt werden.Das Gangnetz erstreckt sich auf eine Länge von 10 Meilen bei einer gröſsten
Breite von mehr als 5 Meilen und enthält mehr als 500 nicht selten
stockförmig werdende Gänge. – 2) Die Eisenerz-Vorkommnisse setzen
bis an den Rhein fort, wo sie die Grundlage des mittelrheinischen Hüttenbetriebes
(bei Coblenz) bilden, namentlich Horhausen. – 3) Südlich (getrennt durch den Westerwald) schlieſsen
sich die Roth- und Brauneisenerze des in einer Mulde oberdevonischer Gesteine im
Flussgebiet der Lahn auftretenden Gebietes an, welche nur untergeordnet an Ort und
Stelle verarbeitet, hauptsächlich aber den übrigen Eisendistricten der westlichen
Provinzen als Material zugeführt werden. Diese Lager finden sich mit Schalstein und
Diabas meist schwache Mulden bildend vor, zwischen Königsberg und Lixfeld
einerseits, Diez und Langenaubach andererseits. Die Partie zwischen Königsberg und
Lixfeld, welche von der Lahn durchschnitten wird, 68km lang, über 15km breit, ist die
wichtigste. Die Erze sind theils milde, theils feste Roth- und Brauneisenerze, meist
reich an Kalk und Mangan, stets Phosphor haltig.
Die östlichen Werke, welche diese Eisenerze verarbeiten (Main-Weser-Hütte bei
Lollar), verwenden auch basaltische Eisenerze der Gruppe b.
Die Productionen sind folgende:
1) Siegerland:
3223199
Ctr.,
wovon
27387
„
zur Giesserei,
571293
„
zu Flusseisen, meist Spiegeleisen,
2624519
„
zur Schweisseisenbereitung (meist Weiſsstrahl);
2) Mittelrhein:
4396394
Ctr.,
wovon
91083
„
zur Giesserei,
2402117
„
zu Flusseisen,
1903194
„
zur Schweisseisenbereitung;
3) Lahndistrict(Preussen undHessen):
398386 112761 285625
Ctr.,„„
wovonzur Giesserei,zur Schweisseisenbereitung verbraucht
wurden.
Das Siegerland nahm an der gesammten deutschen Production mit 7,50, der Mittelrhein
mit 10,24, der Lahndistrict mit 0,93 Proc. Theil.
e) Oberpfalz (Bayern) und Württemberg. 1) Die Roheisenindustrie der bayerischen
Oberpfalz ist in Folge der Abnahme der Holzvorräthe fast ganz erloschen. Das
bedeutende Werk Maximilianshütte bezieht sein Roheisen aus dem Thüringer District
von Unterwellenborn. – 2) Aehnlich geht es mit der Württembergischen Eisenindustrie,
welche besonders Eisengieſsereiroheisen bei Holzkohle aus oolitischen und Bohnerzen
erzeugt, welche der rechtsrheinischen Juraformation ein- und aufgelagert sind, jetzt
aber hauptsächlich angekauftes Roheisen verwerthet.
Die ganze Production dieses Districtes ist in:
Bayern
537528
Ctr.
Württemberg
227776
„
–––––––
zusammen
765364
Ctr.,
oder 1,78 Procent der gesammten deutschen
Roheisenerzeugung.
f) Saargebiet. Das Steinkohlengebirge an der Saar am Südrande des Hundsrücks dehnt
sich, unterbrochen von Porphyr- und Melaphyrerhebungen und an zahlreichen Punkten
von Rothliegendem und Bundsandstein bedeckt, über etwa 50 Quadratmeilen (etwa 30
Quadratmeilen zu Tage) aus und zieht sich über die Grenze des preussischen Staates
auch noch in die bayerische Pfalz und nach Lothringen.
Die Steinkohlenablagerung enthält gegen 90 bauwürdige Flötze mit mehr als 30m Mächtigkeit, welche von Osten nach Westen
steigt. Der liegende Flötzzug liefert Backkohle, welche zwar gut verkokbar ist, aber
in Bezug auf die Festigkeit der Kokes gegen die Ruhrkohle zurücksteht. Der mittlere
und hangende Flötzzug liefert langflammende Sinterkohle, welche in der oberen
Abtheilung in Sandkohle übergeht.Die Förderungim Reg.-Bezirk Trier betrug88890238Ctr.in der bayerischen Pfalz2744594in Lothringen8168654–––––––––––––––––––––––––––––––Zusammen99803486Ctr. Steinkohlen.
Ueber 100 Flötze von Sphärosiderit sind in dem Steinkohlengebirge bekannt; aber weder
diese, noch die nördlich auf den devonischen Schiefern der Eifel vorkommenden
Eisenerze genügen der Eisenindustrie, welche sich vielmehr mit Eisenerz-Material aus
dem folgenden Bezirk versorgt.Im Ganzen sind im Regierungsbezirk Trier i. J. 1878 nur 94000 Ctr. Eisenerz
gefördert.
Die Roheisenproduction des Saardistrictes beziffert sich auf 2252024 Ctr. oder 5,24
Procent der deutschen Roheisenerzeugung; hiervon wird nur eine sehr kleine Menge
(93000 Ctr., darunter etwa die Hälfte Holzkohlenroheisen) zu Giessereizwecken, die
bei weitem gröſsere Menge zur Schweifseisendarstellung verbraucht. Die Selbstkosten
des an Phosphor reicheren Puddelroheisens betragen durchschnittlich 37 bis 38 M.
g) Lothringen und Luxemburg besitzen mit Ausnahme des geringen Theiles, welcher der
Saarkohlenmulde angehört, keine fossilen Brennmaterialien. Die gleichartige
Roheisenerzeugung beider Landestheile gründet sich vielmehr auf die reichen Lager
von Minette, einem bald kieseligen, bald kalkigen oolithischen Brauneisenerze,
welches in groſser Regelmäſsigkeit flötzförmig an der Grenze des Lias und braunen
Jura auftritt. Die Hauptentwicklung dieser von Esch bis Nanzig zu verfolgenden
Lagerstätte findet sich in Luxemburg; von dort nimmt Zahl und Mächtigkeit der Lager
allmählich ab.In Luxemburg hat man ein schwarzes sandiges, ein graues kalkiges von 4 bis
5m, ein rothes kalkiges von 3m und ein rothes sandiges Minetteflötz von
3m. Die Erze sind reich an
Phosphor, aber wegen ihrer leichten Gewinnung und der Möglichkeit, eine gute
Gattirung hervorzubringen, geben sie ein sehr billiges Roheisen, obwohl das
Brennmaterial auf weitere Erstreckungen (meist von Westfalen, jedoch auch von
Belgien und Saarbrücken) bezogen werden muſs.Die Erzförderung betrug in Lothringen 16447192 Ctr., in Luxemburg 28224353
Ctr. Die Selbstkosten betragen für Puddelroheisen im Durchschnitt
35 M. für 1000k.
Die Production Lothringens beträgt ebenso wie die Luxemburgs etwa 5 Millionen Centner
Roheisen, welches mit Ausnahme von gegen 500000 Ctr. in Lothringen und 89000 Ctr. in
Luxemburg, die vergossen werden, zur Schweisseisenbereitung seine Anwendung findet.
Es ist indessen nicht abzusehen, welchen Umschwung in dieser Lage der
Entphosphorungsproceſs bewirken wird. Die Production des Districtes von 9777874 Ctr.
Roheisen beträgt 22,77 Procent der Gesammtproduction Deutschlands.
h) Aachener Bezirk. Die zwei kleineren Steinkohlenbecken bei Aachen (an der Inde und
der Worm) mit 1079347t Förderung, sowie das
Vorkommen von Eisenerzen in den sich südlich anschlieſsenden älteren Schichten,
namentlich von mulmigen Brauneisenerzen an den Grenzen der devonischen und
Kohlenkalke mit Schiefer, sowie von Roth- und Brauneisensteinen auf Gängen In der
Eifel (19768t Förderung), haben eine wenn auch
beschränkte Roheisenindustrie namentlich bei Eschweiler ins Leben gerufen, welche
aus etwa 30000 Ctr. Erzen 10000 Ctr. Roheisen bei Holzkohle und aus etwa 520000 Ctr.
Erzen (worunter einige ausländische) und 100000 Ctr. Schweiss- und Frischschlacken
260000 Ctr. Roheisen bei Kokes erzeugt. Diese Production macht 0,63 Procent der
Gesammtproduction Deutschlands.
II) Verarbeitung des
Roheisens.
Die Verarbeitung des Roheisens zu Guſswaaren, Fluss – und Schweisseisen ist in
Deutschland nicht in dem Maſse auf einzelne Bezirke concentrirt wie die
Roheisenindustrie, welche sich entweder an das Vorkommen der Steinkohle, oder an das
der Erze knüpft. Zwar ist auch hier der Transport des Roheisens und der
Brennmaterialien von so groſsem Einfluſs, daſs die meisten derartigen Werke sich in
der Nähe der Hütten, welche Roheisen erzeugen, angebaut haben und zum Theil gleichen Besitzern
gehören; aber andererseits hat auch der mehr oder minder leichte Bezug ausländischen
Materials, die Anhäufung einer hinreichend geschickten Arbeiterschaft, bequeme
Absatzwege für das Product u. dgl. einen wesentlichen Einfluſs auf die Lage dieser
Hütten ausgeübt.
1) Guſswaaren. In Bezug auf die Mengen des zu Guſswaaren verarbeiteten Roheisens ragt
der Regierungsbezirk Düsseldorf mit 861172 Ctr. hervor, ihm schlieſst sich das
Königreich Sachsen mit 837234 Ctr. an; es folgen Regierungsbezirk:
Liegnitz
mit
705477
Ctr.
Arnsberg
„
612067
„
Magdeburg
„
514245
„
Oppeln
„
428432
„
dann die Stadt Berlin
„
365401
„
Elsass
„
359859
„
und
Regierungsbezirk Trier
„
350909
„
Alle anderen Landestheile haben weniger als
300000
„
Production
Von den i. J. 1878 überhaupt in Deutschland (einschlieſslich Luxemburg) erzeugten
8281474 Ctr. Guſswaaren kamen:
50,27
Proc.,
nämlich
4162911
Ctr.
auf
Maschinenguſs,
7,88
„
„
652586
„
„
Geschirrguſs,
12,17
„
„
1008135
„
„
Röhrenguſs,
2,81
„
„
232777
„
„
Hartguſs,
0,48
„
„
39433
„
„
getemperte Guſswaaren.
Von den 957 Giessereien waren 324 lediglich mit Herstellung von Guſswaaren
beschäftigt, 154 mit anderen Hütten, der Rest mit anderen Anlagen, namentlich
Maschinenfabriken, verbunden.
2) Schweisseisen. Noch immer ist die Zahl der bei Holzkohlen arbeitenden Frischfeuer
in Deutschland nicht ganz klein. Es waren i. J. 1878 178 in Betrieb, welche 446 670
Ctr. Schweisseisen darstellten; aber das Material ist der Regel nach nur Alteisen.
Der wichtigste Apparat für Schweisseisen ist noch immer der Puddelofen, von dem i.
J. 1878 2301 Stück bestanden, während allerdings nur 1533 mit einer Production von
24723029 Ctr. Schweifseisen in Betrieb waren.
Von der gesammten Production von 27208340 Ctr. waren 3346863 Ctr. Eisenbahnmaterial
zu directer Verwendung, darunter über 1 Million Centner Eisenbahnschienen und fast
1½ Million Ctr. Schwellen, ferner 11242762 Ctr. Handelsstabeisen, 2947565 Ctr. Blech
und 3567230 Ctr. Draht.
Unbedeutend sind in Deutschland Weiſsblech-Fabrikation, welche nur 171646 Ctr., und
Röhrenfabrikation, welche 96908 Ctr. ergab. Auch die hierher gehörige
Cementstahl-Fabrikation lieferte nur 5995 Ctr.
Die Schweisseisen-Darstellung schlieſst sich mehr als die Giesserei an die
Roheisendistricte an. Demgemäſs steht der Ruhrdistrict mit 3 Millionen im
Regierungsbezirk Düsseldorf und fast 7 Millionen im Regierungsbezirk Arnsberg voran;
es folgt Oberschlesien mit 4 Mill. Ctr., der Saardistrict mit 2½ Mill. und
Lothringen mit fast ebenso viel Centner.
3) Flusseisen. Das Flusseisen nimmt eine immer hervorragendere Stellung im
Eisenhüttenwesen ein. Es läſst sich unschwer die baldige Ueberflügelung des
Schweifseisens durch dasselbe voraussagen. Während ursprünglich die
Flusseisenerzeugung nur im Tiegel als Guſsstahl, Kohlenstahl und Erzstahl in
verhältniſsmäſsig kleinem Maſsstabe ausgeführt wurde, ist ihre Bedeutung erst nach
Einführung des Bessemer- und Siemens-Martin-Processes hervorgetreten.
Die Zahl der Werke ist gering. Von 50 Hütten beschäftigen sich 18 ausschlieſslich
(meist mit Tiegelgussstahl-Erzeugung), 29 in Verbindung mit änderen Hüttenwerken mit
der Erzeugung von Flusseisen. Von 64 Bessemerbirnen waren 35, von 43 Flammöfen 26 in
Betrieb. Tiegelöfen gab es 331 und davon nur 101 in Betrieb – ein Beweis, in welcher
Weise die Tiegelschmelzerei entbehrlich wird.
In Bessemerbirnen wurden 9835252 Ctr., in Flammöfen 1040522 Ctr. Flusseisen
dargestellt.
Die Production an Flusseisen und Tiegelguſs stahl zusammen betrug 11406571 Centner,
von denen 7495219 Ctr. zu Eisenbahnschienen verwendet wurden.
Hier steht der Ruhrdistrict weit voran. Er erzeugte im Regierungsbezirk Arnsberg an
fertigen Fabrikaten aus Flusseisen fast 4, im Regierungsbezirk Düsseldorf über 4
Mill. Ctr., während kein anderer District 1 Million erreichte.