Titel: | Indicator-Diagramme von Pumpen. |
Autor: | G. S. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 185 |
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Indicator-Diagramme von Pumpen.
Mit Abbildungen.
Oesten's Indicator-Diagramme von Pumpen.
G. Oesten theilt in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. 1880 * S. 325
Pumpendiagramme mit, welche gut mit den von österreichischen Ingenieuren
aufgenommenen Diagrammen übereinstimmen. Wir entnehmen seiner sachgemäſsen
Besprechung dieser Diagramme folgendes.
Fig. 1 zeigt das normale Diagramm:
abc ist die Entwicklung der Druckspannung mit dem zum
Oeffnen des Druckventiles erforderlichen Ueberdruck bc,
cd der Verlauf der Spannung während der
Druckperiode,
de die Entwicklung der Saugspannung und
ea die unter der atmosphärischen Spannung liegende
Spannung in der Saugperiode.
Fig. 1., Bd. 238, S. 185
Zunächst bemerken wir, daſs Prof. A. Riedler u.a. auch
ganz vollkommen rechteckige Diagramme erhalten haben, ohne allen Ueberdruck bc, und zwar gerade bei raschem Gang gekuppelter
entgegengesetzt gehender einfach wirkender Pumpen mit gemeinschaftlichem Steigrohr.
Die lebendige Kraft des Wasser im Steigrohr ist die Veranlassung einer hinreichenden
Entlastung des Druckventiles, um die Eröffnung desselben ohne allen Ueberdruck zu ermöglichen.
Selbst bei einer eincylindrigen einfach wirkenden Speisepumpe mit
Windkessel und langem Druckrohr erhielt Rud. Doerfel in
Prag bei passender Geschwindigkeit (12 Touren) ein rechteckiges Diagramm, weil durch
die lebendige Kraft des Wassers der Druck im Windkessel so weit sinkt, daſs die
Ventileröffnung bei normalem Wasserdruck erfolgen kann.
Ist aber der Gesammtquerschnitt der Druckventile zu klein, oder ist das Steigrohr zu eng, so ist
nach erfolgter Eröffnung ein Ueberdruck zur Beschleunigung des Wassers
erforderlich.
Die von Doerfel indicirte Speisepumpe
zeigte bei 20 Procent des Kolbenniederganges einen Ueberdruck von 20 Procent des
Nutzdruckes, wenn die Tourenzahl der Pumpe von 12 auf 40 gesteigert wurde.
Bei Zwillingspumpen mit Kurbelmechanismus tritt nach Oesten ein Anschwellen der Drucklinie nach Fig.
2 ein, welches er dem zu geringen Querschnitt des Druckventiles zuschreibt. Die gleichzeitig
angegebene Erhebung gegen das Ende der Sauglinie tritt nach Oesten bei langer Saugleitung ein, weil der Kolben seine Bewegung
verlangsamt, die angesaugte Wassersäule aber nachdrängt und unter Abgabe lebendiger
Kraft die Saugspannung bis zum Kolbenwechsel erhöht.
Fig. 2., Bd. 238, S. 186
Bei der erwähnten Speisepumpe mit 40 Spielen ist das Nachdrängen
der Wassermenge im Saugrohr so bedeutend, daſs bei 0,8 des Kolbenweges die
Saugspannung fast um 1at
aber die atmosphärische Linie kommt und letztere erst
zu Ende des Hubes wieder erreicht, während dieselbe Pumpe bei 12 Spielen eine
horizontale Sauglinie zeigt.
Sehr treffend ist Oesten's Bemerkung, daſs zweierlei
wesentliche Abweichungen eintreten können: 1) Störungen in den Verticallinien ab und de, welche ihren
Grund in vorhandener Luft finden, 2) Störungen in dem Verlauf der Horizontallinie
cd und ea, welche
hauptsächlich von Undichtheiten herrühren, oder vielmehr von den durch die
Undichtheiten hervorgerufenen dynamischen Vorgängen in dem bewegten
Wasserkörper.
Wenn das angesaugte Wasser, sei es unabsichtlich, oder aber durch Vermittlung eines
Lufthahnes (Schnüffelhahnes) eine beträchtliche Luftmenge enthält, so wird die Linie ab sich
nicht vertical erheben, sondern es muſs erst die Luft allmählich bis auf die der
Druckhöhe h entsprechende Spannung von 0,1 h Atmosphären gebracht werden, wozu vielleicht 25 Proc.
Kolben weg erforderlich sind. Dann muſs noch eine weitere Compression stattfinden,
um den Ueberdruck zur Ventilerhebung zu liefern. Sowie aber das Druckventil geöffnet
ist, dehnt sich die Luft plötzlich aus und es entstehen Vibrationen in der
Wassersäule, die sich durch starke Spannungsvibrationen bis zu Ende des
Kolbenschubes bemerkbar machen (vgl. Fig. 3).
Fig. 3., Bd. 238, S. 186
Beträgt die Druckhöhe 45m oder 4at,5, so besitzt die in dem Wasser eingeschlossene
Luft, welche bei 1at angesaugt würde, nach 25
Proc. Kolbenweg ebenfalls 4at,5 und nimmt daher in
dem Wasser noch immer ein Volumen von (25 : 4,5) = 5,5 Procent des Kolbenweges ein,
so daſs also das Wasservolumen nur 100 – 30,5 = 69,5 Proc. beträgt. Der Wirkungsgrad
der Pumpe in Bezug auf die Lieferung wird also durch enthaltene Luft sehr
beeinträchtigt.
Zugleich ist die gepreſste Luft auch noch in derjenigen Wassermenge enthalten, welche
den schädlichen Raum des Pumpencylinders erfüllt. Deshalb wird auch die Entwicklung
der Saugspannung nicht in der Verticalen de, sondern
allmählich stattfinden und etwa erst nach 18 Procent des Kolbenweges die
atmosphärische Spannung erreicht werden und nach 20 Procent des Kolbenweges die Ventileröffnung eintreten.
Die Saugspannung sinkt bei der Maximalkolbengeschwindigkeit auf 0,5 bis 0at,4 absolut herab, erhebt sich aber gegen Ende
des Kolbenhubes bis zur atmosphärischen Linie in Folge der lebendigen Kraft des
Wassers in der Saugleitung. Sowie man durch passende Verlängerung des Kolbens den
schädlichen Raum thunlichst verkleinert, ohne den Lufthahn im Saugrohr zu
schlieſsen, so ist natürlich die die Unregelmäſsigkeiten bewirkende Luftmenge viel
kleiner, daher der Wirkungsgrad der Pumpe weit gröſser und werden die Wellen in der
Drucklinie unbedeutend.
Der Erfolg des Verdrängers ist so auffallend, daſs man auf die
Vermuthung kommt, es scheide sich in der Druckperiode die in dem Wasser befindliche
Luft aus demselben aus, einen Luftpolster unter dem niedergehenden Kolben bildend.
Durch die Verlängerung des Kolbens mittels eines Ansatzes oder Verdrängers wird das
Zurückbleiben dieser Luftblase gröſstentheils verhindert.
Bei geschlossenem Lufthahn sind die Wellen ganz unbedeutend und nur der Ueberdruck
bei der Ventileröffnung mit etwa 1at,5
ersichtlich.
Ist die Pumpe einfach saugend und doppelt hebend, wie dies bei den Sumpfsätzen in den
Schächten der Fall zu sein pflegt;, so ist in der tiefsten Kolbenstellung der
schädliche Raum klein, die Saugspannung entwickelt sich daher rasch; nur die
Druckspannung entwickelt sich bei dem Kolbenniedergang wegen der in dem angesaugten
Wasser enthaltenen Luft nur allmählich mit kurz andauernder Wellenbildung.
Finden Undichtheiten der Ventile statt, so ergeben sich
auffallende Störungen der horizontalen Linien, während die verticalen Linien normal
verlaufen, wenn der Luftzutritt gering ist.
Arbeiten zwei doppelt wirkende Pumpen A und B mit Kurbeln unter 90° in ein gemeinschaftliches
Steigrohr und hat die Pumpe A ein undichtes Saugventil,
so liefert sie nicht die volle Menge in das Steigrohr; die Geschwindigkeit des
ansteigenden Wassers bleibt zurück, und wenn hierauf die Pumpe B mit gut schlieſsendem Saugventil ihre Druckperiode
beginnt, so muſs sie erst das im Steigrohr befindliche Wasser beschleunigen, weshalb
im ersten Viertel des Kolbenweges ein bedeutendes Ansteigen des Druckes über die
normale Höhe zu bemerken. ist. Hat aber auch diese ein undichtes Saugventil, so wird
das Wasser zum Theil durch dieses austreten, wieder nicht genügend Wasser in das
Druckrohr geschafft, die früher beschleunigte Wassermasse im Druckrohr setzt aber
ihre Bewegung unter Ausdehnung der enthaltenen Luft fort und so kommt es, daſs
gerade bei gröſster Kolbengeschwindigkeit der kleinste Druck eintreten kann, worauf
das Wasser neuerdings beschleunigt werden muſs, der Druck also über das Normale
steigt. Es ergibt sich statt einer horizontalen Drucklinie eine mehr oder weniger
tief gewellte Drucklinie.
Häufiger bleibt die Druckspannung in der ersten Hälfte des Kolbenweges über der normalen Linie und
sinkt in Mitte des Kolbenweges der einen Pumpe, also beim Hubwechsel der anderen
rasch unter die Normallinie in Folge Wasserverlustes durch das schlecht schlieſsende
Druckventil und geöffnete Saugventil dieser zweiten Pumpe, welcher Wasserverlust
Expansion der im Druckrohr enthaltenen Luft, also Spannungsabnahme in der ersten
Pumpe zur Folge hat. Zu Ende des Kolbenhubes kann die Spannung aus diesem Grunde um
0,8 bis 1at unter der Normalspannung stehen. Bei
dem Hubwechsel wird zunächst Druckwasser durch das undichte Druckventil unter den
Kolben gelangen und viel später erst die Eröffnung des Saugventiles eintreten. Die
Sauglinie beginnt daher mit scharfen kurzen Wellen oder auch ganz ohne solchen über der atmosphärischen Linie und erreicht diese erst
bei 10 bis 20 und 30 Procent des Kolbenweges, um dann unter dieselbe zu kommen.
Da bei jedem Hube die Dichtheit der Ventile zufällig wechselt, so sind auch die
Wellen in der Saug- und Drucklinie an Zahl und Gröſse bei jedem Hub verschieden.
Manche Pumpendiagramme zeigen neben den von der Luft und von Undichtheiten
herrührenden Störungen noch ein auffallendes Ansteigen der Drucklinie in der zweiten
Hälfte des Kolbenweges, so daſs etwa bei 88 Procent desselben das Maximum der
Spannung erreicht wird und dieses beiläufig 0at,8
über der normalen Spannung liegt, welche erst wieder zu Ende des Hubes eintritt.
Diese Erscheinung wird nach Oesten wahrscheinlich durch
die unmittelbar über den Druckklappen angeordneten kleinen Windkessel hervorgerufen,
deren Luftvolumen zunächst den Stoſs bei dem Hubwechsel auffängt und die Spannung
vor dem Kolben vermindert, um im weiteren Verlaufe der Kolbenbewegung jene
Ueberspannung anzunehmen, welche während der darauf folgenden Saugperiode die
continuirliche Bewegung des Druckwassers vermittelt. Auf den Wirkungsgrad der Pumpe
hat dieses Spiel keinen Einfluſs.
G. S.