Titel: | W. Meyer's Dampfmaschine mit selbstthätig regulirter Meyer-Steuerung. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 191 |
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W. Meyer's Dampfmaschine mit selbstthätig
regulirter Meyer-Steuerung.
Mit Abbildungen auf Tafel 14.
W. Meyer's Dampfmaschine mit selbstthätig regulirter
Meyer-Steuerung.
Die in Fig. 1 bis 3 Tafel 14
gezeichnete Maschine dient zum Betriebe einer Papierfabrik bei Obervellach in
Kärnthen und bedarf speciell einer sehr feinen Regulirung der Tourenzahl. Dieselbe wird hier durch
selbstthätige Verstellung der Expansion mittels des von W.
Meyer, Oberingenieur der Maschinenfabrik J.
Körösi in Andritz bei Graz, erfundenen Keilplattenmechanismus
bewerkstelligt. Die innere Steuerung besteht aus einem Grundschieber mit zwei
Expansionsplatten, welche wie bei der J. J. Meyer'schen
Steuerung durch Veränderung ihrer Kantendistanz verschiedene Füllungen geben; doch
wird diese Veränderung hier nicht in der bekannten Weise durch Verdrehung einer
rechts- und linksgängigen Schraube bewirkt, sondern durch den auſserhalb des
Schieberkastens angebrachten, vom Regulator beeinfluſsten
Keilplattenmechanismus.
Wie aus Fig. 1 und 2
ersichtlich, haben die beiden Expansionsplatten jede für sich ihre Schieberstange,
welche durch eine besondere Stopfbüchse aus dem Schieberkasten tritt und sich hier
in einem flachen Theil fortsetzt. Am Ende des letzteren findet sich eine schief
gestellte Nase, welche in den schrägen Schlitz einer Platte a bezieh. a1
eingreift. Diese geschlitzten Platten, „Keilplatten“ wie sie der Erfinder
nennt, übertragen, so lange ihre verticale Lage constant erhalten bleibt, die
Bewegung des Expansionsexcenters unverändert auf die beiden Schieberstangen der
Expansionsplatten; da ihnen jedoch auch eine verticale Bewegung gestattet ist, so
vermögen sie unter dem Einflüsse des Regulators gleichzeitig die relative Lage
beider Expansionsplatten zu einander und damit den Füllungsgrad zu verändern.
Die örtlichen Verhältnisse verlangten die Anordnung des Schieberkastens oberhalb des
Cylinders, so daſs die Excenterbewegung durch Zwischenhebel und Kreuzköpfe auf die
Schieber übertragen erscheint (vgl. Fig. 3).
Zunächst dem Cylinder befindet sich der Antrieb des Vertheilungsschiebers, am
anderen Ende der Kreuzkopfführung der Antrieb der Expansionsplatten. Der hier
befindliche kleine Kreuzkopf ist durch einen Bügel b
(Fig. 1 und 2) mit einem
zweiten, vor dem Kreuzkopf des Vertheilungsschiebers schleifenden Support verbunden.
In diesem Bügel befinden sich sowohl die verticalen Führungen für die Keilplatten
a und a1
, als auch die horizontalen Führungen für die flachen
Enden der Expansionsschieberstangen.
Die Verbindung der Keilplatten mit dem Regulator bedarf keiner weiteren Erörterung.
Der Regulator selbst ist ein mit groſser Annäherung an die Astasie functionirender
pseudoastatischer, dessen Construction gleichfalls von W.
Meyer herrührt. Die charakteristische Eigenthümlichkeit desselben besteht
in der Angriffsweise des zum Gegengewicht führenden Armes und fand in den Technischen Blättern, 1879 * S. 179 und 205
ausführliche Erörterung sowohl seitens des Erfinders, als auch durch Professor T. Rittershaus.
In der beschriebenen oder wenig modificirten Form hat W.
Meyer schon verschiedene Dampfmaschinen aufgestellt und dabei stets
günstige Resultate
erzielt. Der in normalen Verhältnissen ausgeführte Regulator erweist sich
thatsächlich kräftig genug, um die Steuerung mit aller wünschenswerten
Empfindlichkeit zu beeinflussen, was jedenfalls dem Umstände zuzuschreiben ist, daſs
die Keilplatten in Folge der Pendelbewegung ihrer Hängestangen beständig eine kleine
aufwärts und abwärts gehende Bewegung machen und auſserdem so viel Spiel in den
Führungen haben, um bei der Bewegungsumkehr einen Moment dem Regulatoreinfluſs
völlig frei folgen zu können. Die hier erzielte Empfindlichkeit ist um so
bemerkenswerther, als schon wiederholt ähnliche Anordnungen der Meyer-Steuerung
versucht, jedoch stets in mehr oder weniger complicirter Art durchgeführt wurden, um
nur die freie Einwirkung des Regulators zu ermöglichen. Wir erinnern diesbezüglich
an die modificirten Meyer-Steuerungen von A. Robert mit
indirecter Einwirkung des Regulators (1879 232 * 390), von Ommaney und Tatham mit Entlastung der
Expansionsplatten (1874 213 * 8) und von der Berliner
Union mit complicirtem Anschlagmechanismus (1874 212 * 181).