Titel: | Verfahren, Garnsträhne matt zu appretiren. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 205 |
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Verfahren, Garnsträhne matt zu appretiren.Die Ausrüstung der Garne betreffend vgl. E.
D'Orville und J. Partington 1851 122 * 417: Einfacher Trockenapparat mit Ofen, in
dessen Nähe die über zwei parallele Metallwalzen gespannten appretirten
Garnsträhne bewegt werden. – G. Ermen 1852 123 * 432: Einwirkung einer rotirenden Bürstenwalze
auf die über zwei Rollen gespannten und bewegten Strähne, unter Mitanwendung
eines Luftgebläses zum Trocknen. – Chr. Köffler
1855 137 * 346: Das über zwei Walzen gespannte Garn
wird zwischen einer dem Garn entgegengesetzt rotirenden Walze und einer an
dieselbe sich anschmiegenden Dampfkammer getrocknet und geglättet; quer hin und
her schiebende Stangen ändern beständig die Lage der Garnfäden im Strähn und
ertheilen denselben Rundung und Glätte. – M.
Neilson 1857 144 * 421: Die Ausrüstung
erfolgt auf der Spinnmaschine mit jedem Baumwollfaden für sich. Durch die starke
Drehung des geschlichteten Fadens sollen sich die losen Fasern dicht anlegen und
so dem Garn ein feineres glattes Aussehen geben. – Notiz über Verfertigung des
sogen. Eisengarnes 1860 156 318. – S., W. und H. Evans
1860 158 * 255: Das geschlichtete Garn wird feucht
über die Mantelfläche einer polirten, rasch rotirenden, heiſsen Trommel
geleitet, auf welcher in Zwischenräumen schmale Bürsten oder Tuchstreifen
befestigt sind, die den Zweck haben, die Fasern des Fadens in eine Richtung zu
legen, während der Faden durch die vereinigte Wirkung der geheizten Trommel und
der Bürsten getrocknet und geglättet wird. Die Construction bezieht sich auf
zwei Maschinen für Garn in Strähnen oder für Garn auf Spulen. – Evans 1861 161 * 20:
Anstatt das Garn in Strähnen oder während seines Weges von einer Walze zur
anderen zu glätten, wird in diesem zweiten Patente empfohlen, das Garn
geschlichtet und feucht, spiralförmig um zwei oder mehr Walzen auf parallelen
Achsen zu winden und dabei die Fäden einzeln oder gruppenweise durch ein
Rietblatt von einander getrennt zu halten. Zwischen diesen Walzen unterwirft man
die Fäden der Einwirkung polirender Flächen, z.B. einem glatten geheizten
Metallcylinder, welcher mit Bürstenreihen besetzt ist. – (Vgl. auch die
Chevillirmaschinen 1877 224 100. 1879 232 * 498. 234 *
26.)
Mit Abbildungen auf Tafel 15.
Hölken's Verfahren, Garnsträhne matt zu appretiren.
Unter dem Namen „Black hard“ oder „Hard finish“ kommt seit langer Zeit aus England ein Baumwollgarn
mit gleichmäſsig matter und harter Appretur, welches hauptsächlich bei der
Fabrikation halbseidener Sammete verwendet wird; es verleiht diesen einen guten,
festen Griff, eine sehr gleichmäſsige Rückseite und macht es überflüssig, daſs die
damit gefertigten Sammete nach dem Weben einer sonst erforderlichen, kostspieligen
und schwierigen Appretur unterworfen werden. In Deutschland ist die Nachahmung des
englischen Fabrikates vielfach versucht worden. Da ein Appretiren an einzelnen Fäden
zu kostspielig sein würde, so hat man die Versuche mit Hilfe von
Eisengarn-Lüstrirmaschinen ausgeführt, auf welchen Baumwollgarne in Strängen zu
sogen. Eisengarn polirt wurden. Das mit einer Appreturmasse getränkte Garn wurde
durch eine Bürstenwalze bearbeitet und, auf dem Punkt angelangt, wo die durch den
nassen Kleister an einander gepappten Fäden durch die Borsten von einander getrennt
wurden und lose neben einander lagen, von der Maschine entfernt und in einen
Trockenraum zum Austrocknen gebracht. Das durch dieses Verfahren erzielte Product entspricht aber
nicht der an dasselbe gestellten Hauptbedingung einer gleichmäſsigen, matten und
harten Appretur. Die Borsten vertheilen die Appreturmasse nicht gleichmäſsig auf den
Faden und bringen immer einen gewissen Glanz auf das Garn, welcher den daraus
gefertigten Geweben ein unruhiges, schieferartiges Ansehen verleiht. Die den Fäden
durch das Bürsten verliehene Glätte wirkt störend auf die Bindung des Gewebes,
welches dadurch weniger Halt bekommt. Die Zuhilfenahme von durch Dampf erhitzten
Walzen erwies sich als durchaus unzulässig, weil das auf denselben liegende Garn
brettartig zusammenklebte. Die Anwendung der Bürstenwalze wird jedoch bisher für
unumgänglich erforderlich gehalten, um die Fäden frei zu legen.
Das Verfahren von Hölken und Comp. in Barmen (* D. R. P.
Kl. 8 Nr. 10004 vom 2. September 1879) bezweckt die Beseitigung obiger Mängel und
macht die Anwendung einer Bürstenwalze überflüssig. Die Garne werden in Strähnen in
einer Appreturmasse getränkt, die je nach Erforderniſs mehr oder weniger Klebstoff
enthält, ausgerungen, dann 20 bis 24 Strähne auf einmal auf die in Fig. 15 und
16 Taf. 15 dargestellte Appretirmaschine gebracht. In dieser befinden
sich zwei Garnwalzen m und n über einander. Die über diese beiden Walzen gelegten Garne werden
mittels Hebel i, welche durch schwere Gewichtsstücke
k belastet sind, so stark gestreckt, als es die
Widerstandsfähigkeit des zu appretirenden Garnes zuläſst. Durch Räder b bis e wird dann die
obere Walze m in rotirende Bewegung gesetzt und führt
das Garn in etwa 5mm Entfernung an einer dahinter
liegenden Dampfplatte g sehr langsam vorbei bis zur
vollständigen Trocknung und Fertigstellung des Garnes. Hauptbedingung ist, daſs das
Garn die Dampfplatte nicht berührt. Der ganze Proceſs nimmt etwa 4 Minuten in
Anspruch.
Die durch die Appreturmasse ganz zusammengepappten Fäden der aufgelegten Garnstränge
trocknen auf dem Wege an der Dampfplatte vorüber zusammen. Während nun erwärmte
Garnwalzen erfahrungsmäſsig ein sofortiges brettartiges Zusammenkleben der darauf
liegenden Fäden bewirken, verursachen die bei dem neuen Verfahren angewendeten
kalten Garn walzen das Lostrennen der Fäden, welche durch die der Dampfplatte
entströmende Wärme zusammengetrocknet sind; denn diese kalten Walzen unterbrechen
den Trocknungsproceſs in dem Augenblick, in welchem das Garn sie berührt und dadurch
erkaltet; zugleich werden die Fäden durch das gewaltsame Umbiegen aus ihrer
vorherigen Lage gebracht und somit die begonnene heftende Wirkung des Klebstoffes
wieder aufgehoben.
Die Garn-Appretirmaschine selbst unterscheidet sich von der bekannten
Eisengarn-Lüstrirmaschine nur dadurch, daſs statt der Bürstenwalzen, durch
Anbringung einer Dampfplatte g, eine Trockenvorrichtung
gegeben ist. Die Dampfplatte ist hohl und aus starkem, gut vernietetem Kessel- und
Kupferblech gefertigt. Die Rückseite bildet ein eisernes, die Vorderseite ein Kupferblech;
in letzterem sind zur Erzielung einer glatten Heizfläche die Nieten eingelassen. Die
Platte wird durch den durchströmenden Dampf, welcher eine Spannung von 4 bis 5at besitzt, erwärmt. Zur Erzielung einer
gleichmäſsigen Erwärmung der Heizfläche sind im Innern der Platte Eisenstäbe
wechselseitig vernietet, welche dem durchströmenden Dampf den Weg vorschreiben. Die
Platte g, welche durch Halter h gestützt ist, hat eine geneigte Lage ebenso wie die über die Walzen
gelegten Strähne, damit die ihr ausströmende Wärme auf ihrem Wege nach oben das Garn
möglichst durchstreicht. Die Garnwalzen m und n sind aus Messing, zum Ausheben eingerichtet, werden
auf einem zu diesem Zweck dafür hergerichteten Gestell mit Garn behängt und dann in
die Maschine gelegt. Das Getriebe ist so eingerichtet, daſs die Garnwalzen und
dadurch die Garnsträhne einen äuſserst langsamen Gang erhalten, welcher wesentlich
ist.
Das Verfahren eignet sich nicht allein für die Appretur von Baumwollgarnen, sondern
auch für die von wollenen, leinenen und seidenen Gespinnsten. Den Garnen kann man
eine beliebig weiche oder harte Appretur geben und diese auch auf die zartesten
Farben bringen, so daſs man auſser für Sammet auch für halbseidene, halbwollene
Stoffe und Bänder ein sehr schätzenswerthes Material erzeugen kann.