Titel: | Verfahren zum Entfetten der Knochen. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 322 |
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Verfahren zum Entfetten der Knochen.
Mit einer Abbildung auf Tafel 25.
Seltsam's Verfahren zum Entfetten der Knochen.
Um eine völlige Entfettung der Knochen zu erreichen, ist nach F. Seltsam
in Forchheim, Bayern (* D. R. P. Kl. 23
Nr. 10196 vom 7.
December 1879) die Anwendung von Schwefelkohlenstoff, Benzin, Canadol
oder Aether unter Druck erforderlich.
Der für 10at Spannung eingerichtete Apparat A (Fig. 10
Taf. 25) wird mit Knochen gefüllt. Die Pumpe B fördert
dann aus dem Behälter C durch das Rohr n die erforderliche Menge des Lösungsmittels in das
Gefäſs A, welches in passender Weise erwärmt wird. Die
entwickelten Dämpfe treiben zunächst die Luft aus und gehen mit dieser durch das
Rohr e zum Kühler F, in
welchem sich die Dämpfe verdichten und in den Behälter C zurückflieſsen. Ist sämmtliche Luft ausgetrieben, so wird der Hahn des
Rohres e geschlossen und der Inhalt des Lösungsgefäſses
A durch eine eingelegte Dampfheizung so stark
erwärmt, daſs ein Druck von einigen Atmosphären entsteht. Man erhält diesen Druck so
lange, bis das Fett völlig gelöst ist, öffnet dann den Hahn des Rohres h, so daſs die Lösung in den mit Dampfheizung
versehenen Apparat J gepreſst wird. Das Lösungsmittel
geht in Dampfform durch das Rohr k zum Kühler F und flieſst in den Behälter C zurück, das Fett bleibt im Destillationsapparat. Sobald das Manometer
des Apparates A keinen Druck mehr anzeigt, wird der
Hahn im Rohre k wieder geschlossen und der Apparat A auf geeignete Weise weiter erhitzt, wodurch das den
Knochen noch anhaftende Lösungsmittel durch den geöffneten Hahn des Rohres e entweicht und wieder gewonnen wird.
Das Verfahren wird u.a. seit 2 Jahren in der Seltsam'schen Fabrik ausgeführt und ergab hierbei nach gef. Mittheilung 5
Procent mehr Fett als beim Auskochen. Die Knochen verlieren durch diese Behandlung
mit Benzin keine Leimsubstanz, welcher Verlust beim üblichen Koch- und
Dämpfverfahren etwa 3 Proc. beträgt. Da sie ferner hierbei nicht mürbe werden, so
beträgt die Mehrausbeute an Schrot im Durchschnitt 12 Proc. Abgesehen von der
besseren Beschaffenheit des Leimes in Folge der völligen Entfettung, berechnet Seltsam diese Vortheile auf 3,40 M für 100k Knochen, während die Kosten dieses Verfahrens
einschlieſslich Verzinsung der Anlage sich höchstens auf 20 Pf. stellten.