Titel: | Friedr. Krupp's Präcisionssteuerung für die Ausströmung. |
Autor: | Müller-Melchiors |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 370 |
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Friedr. Krupp's Präcisionssteuerung für die
Ausströmung.
Mit einer Abbildung auf Tafel 27.
Krupp's Präcisionssteuerung für die Ausströmung.
Vorliegende Erfindung (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 10201 vom 9. Januar 1880) bedeutet einen
Epoche machenden Fortschritt in der Ausbildung der Präcisionssteuerungen. Dieser besteht in der Anwendung
des Präcisionsmechanismus auch für die Ausströmung, wie er in Fig. 1 Taf.
27 für eine Ventilsteuerung skizzirt ist, sich jedoch ebenso gut einer
Schiebersteuerung anpassen läſst, wenn dieselbe besondere Ausströmschieber
besitzt.
Im Unterschiede zu den Auslösevorrichtungen der Einströmung handelt es sich hier
nicht darum, den Abschluſs früher erfolgen zu lassen,
als er bei ungelöster Verbindung zwischen Ventil und Steuerhebel erfolgen würde,
sondern es soll vielmehr das Ventil möglichst lang
offen gehalten werden, um eine freie Ausströmung zu geben. Während daher
bei der ältesten Form der isochronen Präcisionssteuerungen das Einströmorgan früher
oder später verhindert wird, dem Ausgange des
Steuerhebels zu folgen, wird es hier gerade beim Rückgang des Steuerhebels von
demselben getrennt und verhindert, ihm zu folgen. Nach Ausschaltung der Hemmung wird
das Steuerorgan durch Gewicht oder Feder veranlaſst, dem vom Steuerhebel in der
Zwischenzeit zurückgelegten Wege nachzufolgen; doch ist es selbstverständlich, daſs
diese Ausschaltung erst dann eintritt, wenn bei ungelöster Verbindung bereits der
Schluſs erfolgt gewesen wäre. So wird momentaner Schluſs der Dampfausströmung
erzielt, worin wir jedoch nur den geringeren Nutzen dieser Anordnung sehen; der
wesentliche Vorzug derselben besteht darin, daſs nunmehr die Oeffnung der Ausströmung, da der Schluſs von der Hebelstellung unabhängig
gemacht ist, im richtigsten Zeitpunkt und mit aller Beschleunigung erfolgen kann, –
ein Umstand, welcher, wie alle Diagramme mit höheren Füllungen lehren, bei weitem
wichtiger ist als der momentane Schluſs sowohl der Einströmung, als der
Ausströmung.
Eine principielle Darstellung der Krupp'schen
Präcisionssteuerung ist in Fig. 1
gegeben. Der auf einer oscillirenden Steuerwelle w
aufgekeilte dreiarmige Hebel H bewegt mit seinen beiden
oberen Armen h1 und h2 abwechselnd das
rechte und linke Ausströmventil. An der Gabel der Ventilspindel schleift, von einer
Feder angepreſst, der Fänger f und ergreift, bei der
höchsten Stellung des Ventiles, den Zahn z der
Ventilspindel, wodurch dieselbe dem nunmehr in der Richtung des Pfeiles
zurückgehenden Hebel zu folgen verhindert wird. Dieser Zustand bleibt so lang
bestehen, bis der verticale Arm h3 des Steuerhebels H so
weit nach rechts gerückt ist, daſs der Anschlag der Auslöserstange a den Fänger f
zurückzieht. Hierauf schnellt das Ventil auf seinen Sitz zurück, links erfolgt
Schluſs der Ausströmung und rechts, bei fortgesetzter Bewegung von H im Sinne des Pfeiles, die Oeffnung des andern
Ausströmventiles. Die Endstellungen des Auslösers fallen demnach mit den
Endstellungen des Steuerhebels zusammen, die Auslösung ist isochron, eine
selbstthätige Verstellung vom Regulator ohne weiters durchzuführen, jedoch für die
Ausströmung zwecklos.
Selbstverständlich läſst sich diese Anordnung in den verschiedensten Formen
durchführen; auch mag darauf hingewiesen werden, daſs alle Steuerungen mit Daumen,
rotirenden Wülsten u. dgl. gleichfalls rasche Oeffnung und momentanen Schluſs der
Ausströmung leisten können; ein ähnliches Resultat erzielt die bei der Brown'schen Ventilmaschine für die Ausströmung
angewendete Hebelzusammenstellung (vgl. 1878 229 * 497) sowie die Kreuzkopfsteuerung
von Walschaerts (1879 233 * 13). Aber das
Charakteristische des vorliegenden Patentes, die directe Anwendung des Principes der
Präcisionssteuerung auf die Ausströmung, ist neu und, wie wir glauben, von
weittragender Bedeutung.
Müller-Melchiors.