Titel: | Siemens und Halske's elektrischer Aufzug. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 22 |
Download: | XML |
Siemens und Halske's elektrischer Aufzug.
Mit Abbildungen auf Tafel 4.
Siemens und Halske's elektrischer Aufzug.
Auf der Mannheimer Gewerbeausstellung 1880 war von der Firma Siemens und Haisite in Berlin ein Personenaufzug
ausgestellt, bei welchem eine dynamo-elektrische Maschine als Motor zum Heben und
Niederlassen des Fahrstuhles verwendet ist. Das geringe Gewicht einer solchen
Maschine im Vergleich mit ihrer Arbeitsleistung gestattet, den Motor auf den durch
ihn zu hebenden Fahrstuhl zu setzen und durch Drähte mit der Stromquelle zu
verbinden; die Maschine klettert dann an einer feststehenden Leiter oder Zahnstange
gleichsam hinauf und nimmt den Fahrstuhl mit. Der feststehenden Leiter kann man jede
gewünschte Festigkeit geben, so daſs eine Gefahr ihres Bruches ganz ausgeschlossen
ist. Bei sehr hohen Aufzügen kann man die Zahnstange auch an den Wandungen des
Gebäudes oder Schachtes beliebig oft befestigen, so daſs sie sich nicht in der
ganzen Länge selbst zu tragen braucht. Die nähere Einrichtung dieses Aufzuges ist
nach der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1880 S. 373 in
Fig. 18 und 19 Taf. 4
veranschaulicht.
Die Zahnstange L ist hier eine Stahlleiter, deren Wangen
aus dreifachen Stahlblechen von etwa 5mm Dicke und
60mm Breite bestehen, die derart mit einander
vernietet sind, daſs immer mindestens die volle Tragfähigkeit zweier Bleche in jeder
der beiden Wangen zur Geltung kommt. Die beiden Wangen sind durch vernietete
Sprossen aus Rundstahl von 15mm Dicke mit einander
zu einer leiterartigen Zahnstange verbunden. Die Sprossen haben einen Abstand von
35mm, von Mitte zu Mitte gemessen. Diese
Leiter ist oben und unten an starken Balken sicher befestigt; sie geht durch die
Mitte des Fahrstuhles, unter welchem sich die von einem Holzkasten H eingeschlossene Dynamomaschine M befindet. Die Achse dieser Maschine endet in eine
Schraube ohne Ende S, welche zwei Zahnräder R1 und R2 dreht, die von
beiden Seiten in die
Leitersprossen eingreifen. Ein auf dem Fahrstuhle befindlicher Hebel ist mit einem
Stromsehalter derart verbunden, daſs bei der mittleren Stellung des Hebels die
Stromleitung unterbrochen ist, während die Hebelstellungen nach rechts oder links
bewirken, daſs die Dynamomaschine und mit ihr die treibende Schraube ohne Ende in
dem einen oder anderen Sinne rotiren, den Fahrstuhl mithin aufwärts oder abwärts
bewegen. Diese Umschaltung vollzieht sich selbstthätig an jedem Endpunkte der
Fahrt.
Die Ganghöhe der treibenden Schraube ist so klein, daſs ein Hinabschnellen des
Fahrstuhles bei Unterbrechung des Stromes nicht eintreten kann. Um jedoch die Arbeit
der Hebung der Last des Fahrstuhles und der Dynamomaschine zu ersparen und die
Arbeitsleistung der letzteren beim Auf- und Niedergang des Fahrstuhles annähernd
gleich zu machen, ist der Fahrstuhl und seine mittlere Belastung durch ein
Gegengewicht ausgeglichen, welches an zwei Drahtbandseilen D hängt. Das andere Ende der über zwei Rollen in der Höhe laufenden
Drahtseile ist bei x am Fahrstuhle befestigt. Diese
Drahtseile und die Zahnstange selbst finden gleichzeitig Verwendung als Leiter der
Elektricität, indem sie die primäre und secundäre Dynamomaschine mit einander
leitend verbinden. Dazu berührt ein oben und unten am Fahrstuhle F angebrachtes Rollenpaar r die Leiter L.
Durch den beschriebenen elektrischen Aufzug sind in den wenigen Wochen seiner
Thätigkeit in der Mannheimer Ausstellung etwa 8000 Personen ohne jede Störung auf
einen Aussichtsturm gehoben und wieder hinab befördert worden.