Titel: | Verbindung von Hoch- und Niederdruck-Dampfkesseln mit Hoch- und Niederdruck-Dampfmaschinen. |
Autor: | Whg. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 92 |
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Verbindung von Hoch- und Niederdruck-Dampfkesseln
mit Hoch- und Niederdruck-Dampfmaschinen.
Mit einer Abbildung auf Tafel 8.
Verbindung von Dampfkesseln mit Dampfmaschinen.
Wenn man statt des sogen. Receiver zwischen dem Hochdruck- und dem
Niederdruckcylinder einer Compoundmaschine einen gewöhnlichen Dampfkessel von
groſsem Dampf- und Wasserraum einschaltet, so ist damit ein Mittel gegeben, zur
Erzeugung des Hochdruckdampfes einen Gliederkessel mit geringem Dampf- und
Wasserraum selbst bei veränderlichem Dampf verbrauch benutzen zu können und zugleich
eine sehr gute Ausnutzung der Dampfspannung zu erzielen. Eine derartige Verbindung
einer Compoundmaschine mit zwei oder auch mehreren Kesseln ist Dr. K. W.
Jurisch, J. H.
Lewis in Widnes (England) und Dr. Pröll und Scharowsky in Dresden patentirt
worden (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 11385 vom 11. April 1880. Englisches Patent Nr. 1488
vom J. 1880 als Verbesserung zu Nr. 3642 vom J. 1877).
In der schematischen Zeichnung Fig. 7 Taf.
8 ist A der Hochdruck- und B der Niederdruckkessel, ferner C der
Hochdruck- und D der Niederdruckcylinder. Die beiden
Kolben sind durch eine durchgehende Kolbenstange mit einander verbunden, können aber
auch auf zwei unter beliebigem Winkel gegen einander versetzte Kurbeln wirken. Der
Hochdruckdampf strömt von A durch die Röhre G nach dem Cylinder C,
expandirt hier bis zu der im Kessel B herrschenden
Spannung und strömt darauf durch H in B ein, wo er sich mit dem vorhandenen Dampf mischt. Der
aus B durch J nach dem
Cylinder D abströmende Dampf expandirt dann in diesem
bis zur Atmosphären- bezieh. Condensatorspannung.
Der Niederdruckkessel B soll für gewöhnlich durch die
von A abziehenden Verbrennungsgase geheizt werden, kann
aber auch eine eigene Feuerung haben; ein eigentlicher Dampferzeuger hat er nicht zu
sein. Die ihm mitgetheilte Wärme soll hauptsächlich dazu dienen, die Temperatur des
Speisewassers, welches er durch die Pumpe M
aus dem Behälter L erhält, zu erhöhen. Eine fortwährend arbeitende Pumpe
N drückt das Wasser aus B nach A hinüber, wo es zur Verdampfung
gelangt. Es erhält der Kessel A also Speisewasser von
sehr hoher Temperatur, was bezüglich seiner Dauerhaftigkeit sehr vortheilhaft ist;
denn das Wasser hat seine Kesselstein bildenden Substanzen schon vorher als Schlamm
im Niederdruckkessel fast ganz abgesetzt.
Damit die Veränderlichkeit des Dampfverbrauches hauptsächlich nur den Kessel B treffe, soll die Maschine mit einer selbstthätig sich
regulirenden Expansionssteuerung versehen werden, welche die Zuströmung des Dampfes
nach beiden Cylindern in ein solches Verhältniſs zu einander setzt, daſs die
Spannung des Dampfes im Hochdruckkessel möglichst constant bleibt. Damit aber auch
im Kessel B die Spannung immer innerhalb bestimmter
Grenzen bleibe, ist erstens in einem beide Kessel verbindenden Rohre E ein Druckregulator F
angebracht, welcher Dampf von A nach B überströmen läſst, sobald die Spannung in B unter die als niedrigst festgesetzte sinkt. Zweitens
ist auf B ein anderer Druckregulator P (mit einer elastischen welligen Platte o. dgl.)
angeordnet, welcher die Zugklappe O öffnet, wenn die
Spannung in B über das vorgeschriebene Maſs wächst.
Dadurch werden die von A kommenden Feuergase gezwungen,
theilweise oder ganz durch den Kanal Q zu entweichen,
statt den Kessel B zu umspülen.
Das System ist dazu bestimmt, hochgespannte Dämpfe von etwa 10at mit gröſster Sicherheit gegen Explosionsgefahr
anzuwenden, da die eigentliche Dampferzeugung ganz und gar auf den Sicherheitskessel
gelegt ist und derjenige Kessel, welcher die für den Betrieb der Anlage nothwendige
Dampf- und Wassermasse enthält, nur von den abziehenden Feuergasen umspült, also
sehr geschont wird. Die mit der Anwendung von 10at
gegebene Möglichkeit, die Expansion weiter zu treiben, als jetzt üblich, führt auf
bedeutende Dampf- und Kohlenersparniſs, welche das neue System vortheilhaft
auszeichnen soll.
Es ist leicht ersichtlich, daſs in gleicher Weise auch mehr als zwei Kessel mit
verschiedenen Dampfspannungen mit der entsprechenden Anzahl von Dampfcylindern
verbunden werden können.
Whg.