Titel: | Zur Butteruntersuchung. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 150 |
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Zur Butteruntersuchung.
Zur Butteruntersuchung.
Erhitzt man nach Donny (Industry, 1880 S. 84) Butter auf 150 bis 160°, so schäumt Kunstbutter
wenig, Naturbutter aber stark, stöſst weniger heftig beim Sieden und färbt sich
gleichmäſsiger braun als Kunstbutter. Verfälschungen werden sich mit diesem
Verfahren nicht nachweisen lassen.
W. G. Crook (Analyst, 1879
S. 111) erwärmt von dem vorher geschmolzenen und filtrirten Fette 648mg (10 Grains) in einem Reagircylinder auf 66°, setzt 1cc,5 (30
Minims) Phenol hinzu, schüttelt und erwärmt im Wasserbade, bis die Flüssigkeit
durchsichtig geworden ist. Hat man dann das Reagensrohr einige Zeit bei Seite
gestellt, so gibt Butter eine vollkommene Lösung, Rinds-, Hammel- oder Schweinefett
bilden dagegen zwei getrennte Flüssigkeitsschichten, deren obere sich beim Abkühlen
trübt.
W. Lenz (Zeitschrift für
analytische Chemie, 1880 S. 370) hat bei Ausführung dieses Versuches mit
reiner Butter eine klare Lösung, mit Hammeltalg und Schweinefett aber zwei Schichten
bekommen, und zwar nahm die untere Schicht bei Hammeltalg 39, bei Schweinefett 37
Procent des Gesammtraumes ein, während es nach Crook 44
bezieh. 49,6 Proc. sein sollten. Nach 24stündigem Stehen war die Butterlösung wenig
getrübt und klärte sich, mit mehr Carbolsäure gemischt, vollkommen. Die obere
Schicht war bei Hammeltalg trübe geworden und erstarrt; bei Schweineschmalz war
dieselbe klar, zeigte aber nicht unbeträchtliche krystallinische Absätze. Wurden
Schweinefett wie Hammeltalg mit so viel Carbolsäure behandelt, daſs das
Gesammtvolumen jeder Flüssigkeit 8cc ausmachte, so
trat eine Trennung in zwei Flüssigkeitsschichten noch immer ein; doch betrug nun die
obere Schicht je nur etwa 0cc,5. Diese obere
Schicht war nach 24 Stunden bei Hammelfett krystallinisch trübe, bei Schweinefett
klar, jedoch mit reichlichen krystallinischen Absätzen. Ein Versuch, mit diesem
Verfahren 5 Proc. Hammel- oder Schweinefett in der Butter nachzuweisen, gelang
nicht
C. Husson (Comptes rendus,
1877 Bd. 85 S. 718) behandelt das Fett mit 10 Th. eines aus gleichen Theilen
90procentigen Alkoholes und Aether bestehenden Gemisches, wobei Butter 35 bis 40 Proc. Margarin
hinterlassen soll. Nach H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1979 S. 42) kommt es
hierbei sehr auf die Beschaffenheit des Aethers an. Nach F.
Filsinger (Pharmaceutische Centralhalle, 1879
S. 236) werden 5cc klares geschmolzenes Butterfett
in einem 20cc-Röhrchen mit 15cc Aether von 0,725 sp. G. geschüttelt und
verkorkt. Dieselbe Menge Fett wird in einem gleichen Röhrchen mit 15cc einer Mischung aus 4 Vol. Aether von 0,725 sp.
G. und 1 Vol. Alkohol von 0,805 sp. G. übergössen und gemischt. In genau derselben
Weise werden 2 Controlproben mit reinem Butterfett angestellt. Die wohl
verschlossenen Röhrchen werden in einem gröſseren Becherglas mit Wasser bei 18 bis
19° mindestens 12 Stunden hindurch stehen gelassen. Reines Butterfett bleibt unter
solchen Umständen 12 Stunden hindurch klar, oft auch länger, während Gemische aus
Butter und anderen Fetten sich trüben. Für manche Gemische, z.B. mit Talg und
Schweinefett, genügt die Aetherprobe allein, für andere Fette ist sie nicht
ausreichend. Bei Untersuchung selbst bereiteter Gemische von Butter mit anderen
Fetten konnten meist noch 10 bis 15 Procent der letzteren nachgewiesen werden.
F. P. Perkins (Analyst,
1879 S. 142) verseift wie gewöhnlich 1 bis 2g
Butterfett, verdunstet den Alkohol, scheidet die festen Säuren durch kalt gesättigte
Oxalsäurelösung aus und sammelt sie in bekannter Weise (vgl. 1880 235 149). Das
Filtrat wird destillirt und im Destillat die flüchtige Säure bestimmt (vgl. Reichert 1879 231 478).
L. Medicus und S. Scherer
(Zeitschrift für analytische Chemie, 1880 S. 159)
empfehlen das Verfahren von Reichert als genau. Um zu
prüfen, ob beim langsamen Erkalten der geschmolzenen Butter eine Entmischung
stattfindet, wurden 1k,5 reines Butterfett
geschmolzen, bis zum Erkalten gerührt und dann eine Probe davon untersucht. Die
Butter wurde nun wieder geschmolzen, in einem geräumigen Becherglas langsam erkalten
lassen und dann 4 Proben davon untersucht. Je 2g,5
verbrauchten nun von Zehntelnatronlauge:
Gemisch
14cc
Oberste Schicht
13,3
Unterste Schicht
14,2
Aeuſsere Schicht (an den Seiten)
14,4
Innere mittlere Schicht
17,3
Für Butterprüfungen ergibt sich hieraus die Nothwendigkeit
guter Durchmischung der zu prüfenden Fettmassen und der Entnahme einer guten
Durchschnittsprobe, namentlich wenn es sich um Prüfung von Schmalz in gröſseren
Gebinden handelt.
Bei der Prüfung verschiedener Fettsäuren auf ihren Gehalt von flüchtigen Fettsäuren
wurden ferner gefunden für je 2g,5:
Butterfett
13,6cc
Zehntelnatronlauge14,0
Schweinefett
0,2
Rübol
0,3
Rapsol (entschwefelt)
0,4
Sesamol
0,35
Olivenol
0,3
Palmol
0,5
A. W. Hofmann (Vierteljahresschrift für öffentliche Gesundheitspflege, 1879 S. 756)
wendet sich gegen die von O. Liebreich in einer
besonderen Schrift erhobenen Bedenken gegen die Materialien zur technischen
Begründung des Gesetzentwurfes gegen die Verfälschung der Nahrungsmittel (vgl. 1880
235 140).