Titel: | Ueber die Einwirkung von Chlorwasserstoff auf die Ultramarine der an Kieselsäure reichen Reihe. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 158 |
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Ueber die Einwirkung von Chlorwasserstoff auf die
Ultramarine der an Kieselsäure reichen Reihe.
Silber, über Einwirkung von Chlorwasserstoff auf
Ultramarine.
Die Analysen über das Ultramarinroth von Scheffer (1874
211 137) und R. Hoffmann (1879 231 364) bezogen sich
auf mehr oder weniger unreine Producte, während es jetzt in groſsen Mengen viel
reiner erhalten wird. Das seit einigen Jahren in Marienberg dargestellte Roth wird
durch Einwirkung von Chlorwasserstoff bei höherer Temperatur unter Luftzutritt aus
dem kieselreichen blauen Ultramarin erhalten. Es tritt zunächst Violett auf, welches
in seinen Beziehungen zu Blau und Roth eine ähnliche Stellung einnimmt, wie das
grüne Ultramarin zu dem Weiſs und Blau der kieselarmen Reihe. Durch Schlämmen
gelingt es leicht, etwas Blau aus diesem Violett abzuscheiden; auch unter dem
Mikroskop erkennt man nach P. G. Silber (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S.
1854) leicht beigemengtes Blau. Aus dem durch weitere einmalige Behandlung, des
Violett mit Salzsäure erhaltenen gewöhnlichen Roth, welches im Handel vorkommt, kann man
durch fortgesetztes Schlämmen eine wenn auch geringe Menge von Violett abscheiden.
Diese violetten Theilchen des gewöhnlichen Roth werden auf eine nicht vollkommene
Einwirkung der Salzsäure und auf die Eigenschaft des reinen Roth zurückzuführen
sein, bei längerer Berührung mit verdampfendem Wasser wieder in Violett
zurückzugehen. Dieser Rückgang tritt noch leichter beim Erhitzen einer Probe mit
Wasser im Rohr bei etwa 130° ein, besonders rasch aber bei Zugabe einiger Tropfen
Natronlauge.
Ein völliges Roth, in welchem unter dem Mikroskop kein violettes oder blaues Korn
aufzufinden ist und aus dem auch durch fractionirtes Schlämmen kein Violett
ausgeschieden werden kann, erhält man durch wiederholte Einwirkung von Salzsäure auf
das oben erwähnte Handelsproduct. Es empfiehlt sich hierbei das Einleiten von
Salzsäure zu unterbrechen, sobald man keine Aenderung der Farbe mehr erkennt, dann
das entstandene Chlornatrium sogleich durch Auswaschen mit leicht alkalisch
gemachtem Wasser zu entfernen, vorsichtig bei niederer Temperatur zu trocknen und
darauf dieselbe Behandlung so oft zu wiederholen, bis schlieſslich kein Chlornatrium
mehr austritt. Hierbei hat man darauf zu achten, daſs die Temperatur von 150° nicht
wesentlich überschritten wird. Bei höherer Temperatur entsteht bei derselben
Behandlung nicht rothes Ultramarin, sondern eine schmutzig gelbe Substanz, das
sogen, gelbe Ultramarin; ebenso geht das fertige Roth fast augenblicklich in Gelb
über, wenn man das erstere nur wenig über den Siedepunkt des Quecksilbers bei
Luftzutritt erhitzt. Dieses sogen. Ultramaringelb ist als letzte Stufe der
Einwirkung der Salzsäure und der Luft auf das Ultramarinblau der kieselreichen Reihe
aufzufassen.
Die Beziehungen des Ultramarinblaus der kieselreichen Reihe bei seinem Uebergang
durch Violett nach Roth (bezieh. Gelb) ergeben sich aus den folgenden, nach der
Hoffmann'schen Jodmethode (1876 220 56) ausgeführten Analysen:
I
II
III
IV
V
Thonrückstand
3,01
1,05
1,69
0,86
1,57
H2O
2,59
3,38
6,64
6,06
3,59
Si
18,00
18,07
17,77
19,09
20,33
Al
12,31
12,95
12,65
13,03
13,77
Na
15,13
13,89
10,35
8,36
7,59
S (a)
3,27
0,81
0,99
0,08
0,00
S (b)
8,45
5,70
6,20
6,59
7,13
S (c)
0,30
1,09
1,09
1,42
2,43
S (d)
0,46
2,43
2,46
2,48
0,75
S (e)
0,64
1,84
1,05
0,51
0,00
O berechnet
35,84
38,79
39,11
41,52
42,84
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
S (g) direct bestimmt
13,31
11,84
11,45
11,30
10,34.
I Reines Ultramarinblau; II Violett und III Roth, Handelswaare; IV aus III erhalten,
bis kein Natrium mehr austrat: V aus IV durch längeres Erhitzen an der Luft.
Hieraus berechnet sich nach Abzug von Thonrückstand und Wasser als Zusammensetzung
der einzelnen Ultramarine:
I
II
III
IV
V
Si
19,07
18,91
19,39
20,51
21,44
Al
13,04
13,55
13,80
13,99
14,52
Na
15,92
14,53
11,29
8,98
8,00
S (g)
14,09
12,39
12,44
12,14
10,90
O
37,88
40,62
43,08
44,38
45,14
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
Der beim Uebergang von Ultramarinblau der kieselreichen Reihe nach Gelb statthabende
Austritt von Natrium entspricht demnach genau der Hälfte des im Ausgangsblau
enthaltenen Natriums. Die Analyse des Ultramaringelb V zeigt zu wenig
Charakteristisches gegenüber dem reinen Roth IV, wahrscheinlich weil es noch nicht
völlig rein war. Die für das völlige Roth erhaltenen Zahlen stimmen gut mit den für
die Formel Si6Al4Na3S3O22(Si = 21,14; Al = 13,79; Na = 8,68; S = 12,08; O =
44,29) berechneten überein. Der Uebergang von Blau nach Roth würde sich hiernach
durch folgende Formel erklären lassen:
Si6Al4Na6S4O20
+ 2O
=
Si6Al4Na3S3O22
+ Na3 + S.
Blau
Roth