Titel: | Neuerungen an Korkschneidemaschinen. |
Autor: | Mittag |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 177 |
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Neuerungen an Korkschneidemaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 17.
Mittag, über Neuerungen an Korkschneidemaschinen.
Eine Eigenart unserer heutigen Constructionsprincipien ist das
Drängen, Gegenstände, welche der allgemeinen Ansicht nach der Handarbeit vorbehalten
sind, durch besondere Maschinen anzufertigen und ihre Herstellung von der Handarbeit
unabhängig zu machen. Seit 50 Jahren wird dieses Ziel ganz besonders in England und
Nordamerika angestrebt; doch ist noch keine Maschine gelungen, der man nicht mehr
oder weniger beträchtliche Mängel in der gelieferten Arbeit, in der Construction
oder in den Herstellungskosten u. dgl. nachzuweisen im Stande wäre. Im Allgemeinen
verlangt man von einer Korkschneidemaschine eine Herabsetzung der Anfertigungskosten
des Fabrikats, dann die Verwendung der Maschine zum Schneiden jeder Rindensorte und
vor allen Dingen die gleiche Güte wie bei den mit Hand geschnittenen Korkpfropfen.
Trotz der vielen Versuche, welche namentlich in den letzten 15 Jahren angestellt
wurden, ist es noch durchaus unentschieden, welche Form der Hauptbestandtheil der
Maschine, das Messer, haben muſs. Zuerst scheint ein Messer mit gerader ebener
Klinge aus dünnem Stahl (dem Handwerkzeug völlig gleich), zu welchem einige der
unten näher angegebenen neueren Constructionen wieder und anscheinend mit Vortheil
zurückgreifen, angewendet worden zu sein, wie die Maschine von J. H. Bass in Hotton-Garden, Middlesex (1836 61405),
mit der man schon conische Korke schneiden konnte, vermuthen läſst. Dann traten die
sogen. „Rohr- oder Tubus-Messer, den gewöhnlichen Hohlmeiſseln gleiche Werkzeuge,
auf, wie sie bei einer Construction von Jonathan
Cutler und J. Keyes in Putnam, Nordamerika
(1836 62 154), vier an der Zahl, und bei Job Cutler
und Th. G. Hancock in Sparkbrook, England (1842 83
* 172) angebracht sind. Endlich wurden noch Kreismesser benutzt, sowie
Messer, wie sie die amerikanische Maschine von Borie und Mackie (1865 175 * 176), bei
welcher auch zum ersten Male eine beständige Nachschleifvorrichtung für das Messer
vorgesehen war, zeigte. Eine weitere verbreitete Anordnung war ein Abdrehen des
zwischen zwei Spindeln eingespannten und mit ihnen rotirenden Korkes durch ein
langes, in einem Schlitten geführtes Messer.
Einen wichtigen und gelungenen Beitrag zur Lösung der Aufgabe lieferte die auf der
Weltausstellung in Wien 1873 ausgestellte Maschine von E.
Boëthius in Stockholm, welche die Handarbeit mit dem ebenen geraden Messer
nachahmt. Diese Maschine bewerkstelligt das Schneiden der Korke in vier Operationen.
Ist der Kork, wie es stets vor der Bearbeitung zu geschehen hat, tüchtig genäſst und
dann wieder so weit getrocknet, daſs seine Oberfläche nur noch wenig feucht ist, so
wird er von einer
Maschine quer zu seiner Längsfaser in beliebig breite Streifen geschnitten, welche
die Länge des anzufertigenden Pfropfens abgeben. Eine zweite Maschine gibt dem so
hergestellten Streifen die richtige gleichmäſsige Dicke. (Beide Maschinen zusammen
liefern genug Material für 5 Rundschneidemaschinen). Hierauf schneidet eine dritte
Maschine den Streifen in parallelepipedische Stücke, deren Länge jetzt der Dicke des
Korkes entspricht. Diese drei für selbstthätigen Betrieb eingerichteten Maschinen
schneiden mit Kreismessern, welche durch Schleifapparate scharf erhalten werden und
nur etwa alle 2 bis 4 Wochen herausgenommen und von Hand nachgeschliffen zu werden
brauchen. Der so vorbereitete Kork gelangt nun in die ziemlich complicirte
Hauptmaschine, die Rundschneidemaschine. Dieselbe besteht aus einem ebenen geraden
Messer, welches nach jedem Schnitt durch rotirende Scheiben geschärft wird, und aus
einem Paar Drehspindeln, welche den Kork gewöhnlich im Mittelpunkte seiner beiden
quadratischen Stirnflächen erfassen, ihn aber auch je nach Willkür des Arbeiters an
jedem anderen Punkte zu fassen vermögen. Eine geeignete Vorrichtung gestattet auch
ein elliptisches Formen des Korkes, welch letzterer nach Herausnahme aus der
Maschine an seinen fehlerhaften Stellen noch nachzubessern ist. Das Messer soll erst
nach dem Schneiden von 15000 bis 20000 Korken ein gründliches Nachschleifen mit Hand
benöthigen.
Auf der Weltausstellung in Philadelphia 1876 traten Gebrüder
Armstrong in Pittsburg und Wm. B. Burk und
Comp. in Philadelphia mit einem ähnlichen System auf. Die Pfropfen wurden
mittels rotirender Messer aus Korkstreifen in Cylinderform ausgeschnitten und
erhielten ihre conische Form auf einer besonderen auch mit runden Messerscheiben
arbeitenden Maschine. Die Messerscheibe dieser Conusmaschine war auf eine verticale
Welle aufgesteckt und rotirte ununterbrochen. Der auf der ersten Maschine
cylindrisch vorgeformte Kork wurde zwischen Klemmen, welche von einer horizontal vor
der Messerscheibe angebrachten Drehspindel gedreht wurden, eingelegt, hierauf an den
Stirnseiten gefaſst und der Messerscheibe zugeführt, wobei eine Umdrehung der
Spindel genügte, um den Kork conisch zu formen. Nach jeder vollen Umdrehung neigte
sich die Spindel von der Messerscheibe etwas fort, warf den fertigen Kork weg und
ergriff den nächsten frisch eingelegten. Die Leistungsfähigkeit dieser Conusmaschine
betrug bis 60 Schnitte in der Minute.
Zu den neueren deutschen Erfindungen übergehend, so construirte
zunächst L. Nax in Posen (Erl. * D. R. P. Kl. 38 Nr.
512 vom 5. Juli 1877) auf Grundlage des letztgenannten Principes die in Fig.
1 und 2 Taf. 17
dargestellte Maschine, welche es gestattet, mit einem Kreismesser einem
eingespannten Korkstück jede gewünschte Cylinder- oder Kegelform zu geben. Durch
ein Herabdrücken des Fuſstrittes d wird der
Einspannkopf a1 so weit
zurückgezogen, daſs ein Korkstück zwischen denselben und a2 geschoben werden kann, wo es nach
Freigebung des Fuſstrittes festgeklemmt wird. Jetzt kann das Kreismesser b wirken, welches von dem Kurbelrade g aus durch die beiden Kegelrädchen l umgetrieben wird, während die Korkspindel durch die
Räder i Drehung erhält. Bei einmaliger Umdrehung des
Rades g ist durch die gleichzeitige und, wie aus der
Skizze ersichtlich, in Gegenwirkung stehende Umdrehung der Korkspindel und des
Kreismessers der Pfropfen fertig geschnitten.
Behufs Ermöglichung des Schneidens beliebig starker Korke ist die Schneid Vorrichtung
entsprechend verstellbar und zwar in horizontaler Richtung durch das Handrad f, in verticaler durch die Druckschraube f1. Soll der Kork eine
cylindrische Form erhalten, so bleibt das Kreismesser, wie gezeichnet, horizontal;
behufs Herstellung conischer Pfropfen wird es jedoch sammt seinem Gestell f3 entsprechend schräg
gestellt und in dieser Lage durch eine Schraube gehalten. Um den nöthigen Raum für
das Einlegen des Pfropfens zu gewinnen, stellt der Gewichtshebel f4 die
Schneidvorrichtung stets schräg (vgl. punktirte Stellung Fig. 1), so
daſs derselbe beim Betriebe in seine horizontale Lage gedrückt werden muſs.
Eine selbstthätige Schärfvorrichtung für das Kreismesser bilden zwei Stahlwalzen n, weiche durch Riemenscheiben m1, m2 und Stirnrädergetriebe von der Scheibe k aus bewegt werden; sie halten die Schneidfläche des
Messers zwischen sich und schärfen dasselbe fortwährend bei jedem Umgange.
Ein anderes Princip tritt uns in den folgenden beiden
Constructionen entgegen, welche, an Boëthius sich
anlehnend, ein gerades Messer benutzen. Hier wird analog dem Verfahren beim
Schneiden mit Hand der vorgeschnittene Korkwürfel an einem feststehenden Messer
spiralförmig vorbeigeschoben. Bei der in Fig. 3 und
4 Taf. 17 veranschaulichten Construction von Zobel, Neubert und Comp. in Schmalkalden (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 178 vom
31. Juli 1877) – ein umgewandeltes preuſsisches Landespatent von Hartmann – ist zwischen zwei vertical stehenden,
schwalbenschwanzförmig unterhobelten Führungsleisten des Gestelles ein Supportstück
h auf und ab beweglich, welches das zum Schneiden
bestimmte, zwischen gehobelten Flächen durch Schrauben festgeklemmte Messer s trägt. Auf dem Rahmenstück g liegt eine Führungsschiene i, auf welcher
der Arbeiter den Handsupport k hin- und herschiebt.
Seitlich am Rahmen g sitzt ein kleines Lager l, in dessen Bohrung sich ein doppelgängiges
Muttergewinde mit sehr hoher Steigung (hier 380mm)
und der zugehörigen Schraubenspindel m befindet. Diese
Spindel lagert an einem Ende in einem vom Handsupport k
sich seitlich
auslegenden Lagerarm n und trägt vor demselben eine mit
Nadelspitzen versehene Scheibe o, der gegenüber sich
die zugehörige zweite Scheibe o1 befindet, welche an der kleinen, im Lager q drehbar gelagerten Spindel p sitzt. Beide Scheiben fassen das rund zu schneidende Korkstück zwischen
sich. Zum Beginne eines Schnittes zieht der vor der Maschine stehende Arbeiter den
Handsupport k so weit zu sich heran, bis derselbe gegen
den Buffer w stöſst. Zu diesem Zwecke werden die beiden
Griffe r und r1, mit der Hand umfaſst und dadurch sofort mittels
des Hefthebels r2 die
Nadelscheiben o, o1
geöffnet, so daſs der Kork würfe! so zwischen sie geschoben werden kann, daſs er mit
einer seiner Seitenflächen auf dem beinahe horizontalen Messer aufliegt, dessen
Schneide ziemlich genau unter dem Mittel der Spindeln m
und p liegt. Schiebt der Arbeiter den Support k jetzt um 380mm nach
vorn, so hat der Korkwürfel diesen Weg an der scharfen Messerscheide zurückgelegt
und unter Einwirkung der Schraube m eine Drehung
vollbracht. Das Resultat ist ein rund geschnittener Kork, der beim Zurückziehen des
Supportes k und dem Oeffnen der Scheiben o, o1 durch die Feder
f herausgeworfen wird. Zum Schneiden conischer
Korke wird der zwischen verticalen Leisten auf k
verschiebbare und durch Schraube q1 feststellbare Lagerarm q entsprechend schräg eingespannt.
Der Lagerarm n ist mit einer Platte verbunden, welche
sich für längere oder kürzere Stöpsel zwischen horizontalen, an k angegossenen Leisten verschieben und durch eine
Schraube n1 feststellen
läſst. Auf derselben Platte sitzen an abgedrehten Bolzen zwei verschieb- und
verstellbare Kreuzköpfe y und y1 mit Spindeln, an deren unteren Enden
kleine Schmirgelrollen drehbar befestigt sind, von denen die gröſsere x1, durch Spiralfeder
aufgedrückt, die untere Messerfläche schleift, während die kleinere x den auf der oberen Messerfläche sich bildenden Grath
nachschlichtet, so daſs auf diese Weise das Messer stets scharf erhalten wird. Die
verschiedenen Dicken der Stöpsel erhält man durch entsprechendes Heben und Senken
des Messersupportes h durch die Zahnstange z, so daſs der Arbeiter mittels des Steigbügels d, in welchem sein Fuſs ruht, nur eine geringe Drehung
nach links zu machen hat, um ein Heben des Messers hervorzubringen. Dies gestattet
dem Arbeiter jeden Augenblick, das Messer so zu stellen, daſs aus dem fertigen Kork
ein schwächerer geschnitten wird, sobald das Korkholz auf seiner Oberfläche Fehler
zeigt. Ueberhaupt erzeugt diese Maschine wenig Abfall, da das Auflegen einer
Würfelfläche auf das Messer einen genau tangentialen Anschnitt bewirkt.
Eine Verbesserung dieser Maschine zeigt die in Fig. 5 bis
7 Taf. 17 dargestellte Construction von Otto
Zobel in Schmalkalden (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 11525 vom 21. Mai 1880). Die
Verwendung der Schraube m ist verlassen und wird hier
der Kork zwischen kurzen Achsen k und q
– welche durch
Kegelrädchen gedreht werden vom Rade m auf der Welle
l aus, das sich unter der Zahnstange n laufend fortbewegt – rotirend an dem festen Messer
vorbeigeschoben und so geschnitten. Man hat auf diese viel einfachere Weise die
umständliche Herstellung der Schraubenspindel, wozu man stets besonderer
Werkzeugvorrichtungen bedurfte, umgangen.
Zur centrischen Erhaltung der gegenseitigen Stellung der Nadelscheiben für conische
Korkstöpsel, was bei der ersten Construction nicht eintraf und eine Beschädigung der
Korkenden durch die Nadelspitzen nach sich zog, ist folgende Einrichtung getroffen:
Das Lager der Achse q ist mit einem Bügel r versehen, dessen eines Ende sich in dem Lager s der anderen Nadelscheibenachse verschieben läſst,
während das zweite drehbar um die Welle l anliegt. Soll
ein conischer Kork geschnitten werden, so wird das Lager s nach Lösung seiner Befestigungsschraube t
nach oben geschoben und wieder festgeschraubt. Hierdurch erhält das Lager q eine schräge Stellung, jedoch so, daſs die Mittel von
k und q auch bei
Drehung des Korkes in einer geraden Linie bleiben. Behufs Herstellung längerer Korke
ist die Hülse u auf h
verschiebbar gemacht. Die sonstige Einrichtung ist wie bei der früheren
Construction.
Bei der letzten hier vorliegenden, in Fig. 8 bis
10 Taf. 17 dargestellten Maschine von E.
Meiſsner in Altona (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 11075 vom 20. April 1880) wird
ein biegsames Messer in einer sehr interessanten Weise benutzt. Die Maschine baut
sich auf dem Fundament A auf, an dessen beiden Enden
Lagerböcke B, B1
befestigt sind, die zur Aufnahme der äuſseren Enden der spiralförmigen
Führungsstangen C, C1
dienen (vgl. die Spindel m
Fig.
3 bei Hartmann-Zobel). Diese Führungsstangen
sind an ihren inneren Enden ebenfalls gelagert und hier mit Nadelklauen zum Fassen
des Korkes versehen. Auf ihnen gleiten mit ihren Futtern m die Stücke E, zwischen denen das aus sehr
dünnem Stahlblech hergestellte Messer D, welches auf
den Stangen H, H1,
durch die Laschen o, o1
geführt wird, eingespannt ist, so daſs also das eingeklemmte Korkstück rotirt,
sobald das Messer an der Maschine mittels des Handgriffes p hin und her bewegt wird. Um den Pfropfen einschieben zu können, ist das
Messer D an der Schnittstelle etwas ausgekehlt; es
läuft zwischen den beiden Bolzen r und der Zunge s der Stellvorrichtung R
hindurch, so daſs zur Herstellung eines conischen Korkes diese Vorrichtung nur
gedreht zu werden braucht (vgl. Fig. 9).
Mittag.