Titel: | Conditionirapparat für Faserstoffe und Körnerfrüchte; von Heinrich Hirzel in Leipzig. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 187 |
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Conditionirapparat für Faserstoffe und
Körnerfrüchte; von Heinrich Hirzel in Leipzig.
Mit einer Abbildung auf Tafel 21.
Hirzel's Conditionirapparat für Faserstoffe u. dgl.
Auf der Leipziger Wollen-Industrie-Ausstellung 1880 erregte ein für gröſsere Anlagen
berechneter Apparat zur Wassergehaltsbestimmung von Schafwolle u.s.w. das Interesse
der Fachleute, und zwar gleichmäſsig durch zweckdienliche Einrichtung, wie durch
fachgerechte und elegante Ausstattung. Wir geben im Nachfolgenden nach dem Civilingenieur, 1880 S. 581 eine Beschreibung dieses
Apparates an der Hand der in 1/45 n. Gr. ausgeführten schematischen Darstellung
Fig. 1 Taf. 21.
A ist ein Gasometer, der zur Hervorbringung eines
gleichmäſsigen Luftstromes dient und sich sehr leicht durch einfaches Emporziehen
der Glocke immer wieder frisch mit Luft füllen läſst; B
ein mit Blei ausgefütterter, mit in Schwefelsäure getauchten Bimssteinstücken
gefüllter Behälter, in welchem die durchströmende Luft von allen Wasserdämpfen
befreit wird; b eine mit Aetzkali gefüllte Glasröhre,
die der Luft die letzten Spuren von Feuchtigkeit, sowie andere Verunreinigungen
entzieht; C ein Hygrometer, an dessen Stand man
erkennen kann, daſs die Luft völlig entwässert ist; E
ein Paraffinbad, das sich leicht durch einige Bunsen'sche Gasbrenner e auf 120 bis 125° erwärmen läſst und in welchem sich
einerseits ein mit vielen Windungen versehenes Schlangenrohr, andererseits eine
Anzahl von Einsetzhülsen F zur Aufnahme der
Trockencylinder G befindet. Das Schlangenrohr im
Paraffinbade steht mit der vom Hygrometer G abgehenden
Luftleitung D in Verbindung und dient dazu, die
zuströmende, absolut trockene Luft auf 120 bis 125° zu erwärmen. Von dem
Schlangenrohre im Paraffinbade gehen so viele Abzweigungen ab, als sich
Einsetzhülsen für Trockencylinder im Bade befinden. Diese Abzweigungsrohre treten
als Bogen h aus dem Paraffinbade heraus, um an dieser
Stelle mit einem zugänglichen Abschluſshahne versehen werden zu können. Dann geht je
ein Abzweigungsrohr bis zum Boden je einer der Einsetzhülsen F und mündet in Form eines Conus auf der Mitte des Bodens im Innern der
Einsetzhülse aus. Die aus Neusilber angefertigten, luftdicht verschlieſsbaren
Trockencylinder G passen genau in die Einsetzhülsen F und setzen sich, wenn man sie unten öffnet und in die
Hülsen einsenkt, so genau auf den unten vorstehenden Conus des einmündenden
Abzweigrohres h der Luftschlange, daſs alle Luft, die
durch das Rohr h strömt, durch den Trockencylinder G, welchen man auch oben etwas öffnet, hindurchströmen
muſs.
Die Wirkung des Apparates ist nun einleuchtend: Die Trockencylinder G werden mit den Proben der zu conditionirenden Wolle
(etwa 150g) gefüllt, dicht verschlossen und auf ein Gestell
gebracht, wo man sie, ohne daſs eine Veränderung der genommenen Probe möglich ist,
stehen lassen kann, bis es paſst, sie auf einer Wage (die eigens für diesen Zweck
eingerichtet ist und bei 1k Belastung das Gewicht
noch bis auf 1mg genau angibt) zu wägen, wobei als
selbstverständlich vorausgesetzt wird, daſs man vorher die Tara des Trockencylinders
genau festgestellt hat. Soll nun die Conditionirung vorgenommen werden, so hat man
nur nöthig, den Trockencylinder, nachdem man unten die Verschluſskappe abgeschraubt
hat, in eine der Hülsen F des Paraffinbades
einzusenken, so daſs er auf dem oben erwähnten Conus in der Hülse aufsitzt; dann
lüftet man etwas die obere Verschluſsklappe des Trockencylinders und öffnet den Hahn
des entsprechenden Luftzuführungsrohres h. Infolge
dessen strömt nun eine ziemliche Menge von auf 120° erwärmter, absolut wasserfreier
Luft durch den Trockencylinder, der überdies dadurch, daſs er in der Hülse F sitzt, auch von auſsen auf 120° erwärmt wird. Die
Wirkung der trockenen Luft bei dieser Temperatur ist eine überraschend schnelle und
vollständige, so daſs in etwa ½ Stunde die in den Trockencylinder eingefüllte Wolle
vollkommen wasserfrei geworden ist. Nun schlieſst man den Hahn des
Luftzuführungsrohres h ab, hebt den Trockencylinder aus
der Hülse F heraus, setzt ihn auf das Gestell M so auf, daſs seine untere Oeffnung auf den Conus des
unter dem Gestell angebrachten Luftzuführungsrohres d
zu sitzen kommt und öffnet den Hahn dieses Luftzuführungsrohres. Infolge dessen
strömt jetzt durch den Cylinder absolut trockene, aber nicht erwärmte Luft und in
diesem Luftstrome nimmt in Zeit von etwa ½ Stunde der Cylinder nebst Inhalt wieder
die Zimmertemperatur an. Nun wird der Cylinder oben und unten verschlossen und
gewogen. Aus dem Gewichtsverluste ergibt sich der Feuchtigkeits- oder Wassergehalt
der conditionirten Wolle oder irgend eines anderen in beschriebener Weise
getrockneten Materials mit absoluter Genauigkeit.
Die Bedienung des Apparates ist leicht, die einzelnen Manipulationen lassen sich
bequem so einrichten, daſs, während ein Theil der Cylinder im Paraffinbade steht,
ein anderer Theil derselben abgekühlt, ein anderer gefüllt, ein anderer abgewogen
wird. In Zeit von 10 Stunden kann man bei einiger Uebung 80 Wägungen ausführen und
mit einem Apparate, der 4 Einsetzhülsen und 8 Trockencylinder hat, kann man in Zeit
von 10 Stunden etwa 4000k Wolle conditioniren. Der
Apparat läſst sich für jede selbst sehr bedeutende Leistungsfähigkeit
construiren.