Titel: | Ueber die Bestimmung des Stickstoffes. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 234 |
Download: | XML |
Ueber die Bestimmung des
Stickstoffes.
Mit Abbildungen auf Tafel 21.
Ueber die Bestimmung des Stickstoffes.
Einen einfachen Apparat zum Aufsammeln des Stickstoffes
bei der Verbrennung der organischen Stoffe nach Dumas
beschreibt W. Städel in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1880 S. 452. Das etwa 250cc fassende Glasgefäſs b (Fig. 13
Taf. 21) ist unten zu einer etwa 6mm weiten Röhre
ausgezogen, deren seitlicher Ansatz von o bis m 7 bis 8mm weit ist,
von m bis n aber nur 2mm. Die auf die Spitze des Gefäſses b mittels Gummistopfen befestigte flache Glasschale c wird mit mäſsig verdünnter Kalilauge gefüllt und bei
m ein Tropfen Quecksilber eingeführt. Nun öffnet
man den Hahn l, senkt das mit Kalilösung gefüllte
Gefäſs a so tief, daſs keine Lauge in das Gefäſs b eintritt und verbindet n
mit der Verbindungsröhre. Man treibt nun durch Kohlensäure die Luft aus dem
Verbrennungsrohre aus, läſst durch Heben des Gefäſses a
die Kalilauge bis zum Hahn l aufsteigen, schlieſst
diesen und beobachtet, ob sich noch Luftblasen ansammeln. Ist dies der Fall, so
öffnet man den Hahn, läſst die Kalilauge in a
zurückflieſsen, um nach einigen Minuten denselben Versuch zu machen. Ist alle Luft
ausgetrieben, so füllt man b mit Lauge, schlieſst den
Hahn l und läſst nun die Verbrennung beginnen. Das
Stickstoffgas sammelt sich in b an und wird nach
vollendeter Verbrennung in ein über c gestülptes
Eudiometer d getrieben und darin gemessen. Während der
Verbrennung sorgt man dafür, daſs der Flüssigkeitsspiegel in a etwa in der Höhe der Verbrennungsröhre liegt, wie denn auch der Hahn l aus leicht ersichtlichen Gründen nicht höher als die
Verbrennungsröhre stehen soll. Die kleine Kugel q soll
bei rascher Entwicklung verhüten, daſs Gas entweicht, der kleine Quecksilbertropfen
bei m, daſs die Kalilauge in das Verbrennungsrohr
zurücksteigt (vgl. 1880 237 * 50).
K. Zulkowsky (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1096) findet, daſs das zuweilen
vorkommende Zurücksteigen der Kalilauge nicht in einer zu schwachen
Kohlensäure-Entwicklung liegt, sondern in der Ungleichmäſsigkeit des Gasstromes.
Eine ziemlich schwache
Gasentwicklung, sobald sie nur regelmäſsig vor sich geht verhindert das Uebersteigen
ganz. Zur gleichmäſsigen Entwicklung der Kohlensäure dient ein etwa 15cm langes Rohrstück a
(Fig. 14 Taf. 21), welches mit einem leicht verschiebbaren Eisenblechrohre
umhüllt und mit etwa 10g Natriumbicarbonat derart
gefüllt ist, daſs oben ein kleiner Kanal zurückbleibt. Anfangs, wo die Luft aus dem
Apparate zu vertreiben ist, wird das Blechrohr, wie in der Zeichnung, nur bis zur
Mitte geschoben und der Brenner am Ende des Glasrohres aufgestellt. Dadurch wird nur
die Hälfte der Kohlensäure und zwar mit gröſster Gleichförmigkeit entwickelt.
Während der Entwicklung des Stickstoffes wird nicht nur der Brenner, sondern auch;
die Blechhülse entfernt, weil keine Kohlensäure-Entwicklung mehr nöthig erscheint.
Knapp vor dem Ende der Verbrennung, sobald die Stickstoffentwicklung merklich
nachläſst, wird das Blechrohr über das ganze Glasrohr geschoben und durch die wieder
darunter gestellte Flamme der Rest der Kohlensäure entwickelt, um den Stickstoff in
das Azotometer zu treiben, während sich die mit entwickelten Wasserdämpfe im
Kugelrohr b absetzen. Das Verbrennungsrohr B enthält hinter einer etwa 5cm langen oxydirten Kupferblechrolle c ein Schiffchen d aus
oxydirtem Kupferblech, welches die mit Kupferoxyd gemischte Substanz aufnimmt,
worauf eine an beiden Enden durch die oxydirten Kupferblechrollen f gehaltene Schicht Kupferoxyd e und schlieſslich eine 10 bis 12cm
lange, im Wasserstoffstrome ausgeglühte Rolle g aus
Kupferdrahtnetz folgt. Das gegen das Azotometer geneigte Verbrennungsrohr ist mit
diesem durch ein Bunsen'sches Ventil h verbunden, um
ein Zurücksteigen der Kalilauge völlig zu verhindern.
Die Verdrängung der Luft durch Kohlensäure wird dadurch wesentlich abgekürzt, daſs
man eine Wasserluftpumpe mit dem Ventil h verbindet,
die Luft auspumpt, dann die Brenner des Ofens von rechts nach links nur so weit
anzündet, daſs die letzte Flamme noch etwa 10cm
vom Schiffchen entfernt ist. Gleichzeitig wird die Blechhülse des Kohlensäurerohres
bis zur Mitte desselben geschoben und dieselbe durch ein Flämmchen erhitzt. Sobald
die Gasentwicklung beginnt, nimmt die Spannung im Rohre zu, was an dem Manometer der
Luftpumpe erkannt wird. Dieselbe bleibt noch etwa 2 Minuten in Wirksamkeit, so daſs
hierdurch ein Waschen im luftverdünnten Räume erfolgt. Hierauf wird die Thätigkeit
der Pumpe abgestellt und, sobald an dem Manometer wahrzunehmen ist, daſs die
Spannung der Kohlensäure die der äuſseren Atmosphäre erreicht hat, wird der
Verbindungsschlauch abgezogen und das Azotometer mit dem Verbrennungsrohre durch den
Schlauch i in Verbindung gebracht. Ist keine Pumpe
vorhanden, dann wird das Verbrennungsrohr gleich vom Anfang mit dem Azotometer
verbunden und die Kohlensäure auf obige Weise entwickelt. Um die Entleerung des
Meſsrohres l zu umgehen, wird das bis k mit Kalilauge gefüllte Azotometer auf dem Stative so weit
emporgeschoben, daſs das nach abwärts gekehrte Meſsrohr mit der Horizontalen einen
Winkel von etwa 30° bildet. Ist das Meſsrohr mit dem Verbrennungsrohr einmal in
Verbindung gesetzt, so wird der Quetschhahn über das Eintrittrohr geschoben, so daſs
die verdrängte Luft und die entwickelte Kohlensäure in das Standrohr r tritt. Das Kleinerwerden der eingetretenen Gasblasen
läſst sich an dem untern Theil des Meſsrohres von m
nach aufwärts leicht verfolgen und, sobald einmal die Blasen zur Gröſse von
Staubkörnchen herabgesunken sind, ist jede weitere Verdrängung überflüssig. Dieser
Zustand ist mit Hilfe einer Pumpe in 1 Minute, ohne Pumpe in 10 bis 16 Minuten zu
erreichen. Nun wird das Meſsrohr aufgerichtet und das Azotometer auf dem Stative
tiefer gestellt. Mittlerweile hat das Verbrennungsrohr die Rothglühhitze erreicht;
man zündet noch die wenigen Brenner an, welche die in der Nähe des Schiffchens
befindliche Kupferoxydschicht zu erhitzen haben, und ebenso die Brenner unter der
Kupferrolle c. Ist auch diese rothglühend, so wird das
Schiffchen selbst von links nach rechts, wie bei einer gewöhnlichen
Elementaranalyse, erhitzt und die Verbrennung nimmt nunmehr ihren Anfang. Die
Kohlensäure-Entwicklung darf erst dann unterbrochen werden, wenn sich Stickstoff
zeigt, da sonst leicht durch Bildung eines Vacuums Luft angesaugt wird. Uebrigens
ist es zu empfehlen, sämmtliche Gummistopfen mit Glycerin zu befeuchten.
Ist die Verbrennung zu Ende, so wird die Blechhülse über das Rohr a geschoben und durch Erhitzung die weitere
Kohlensäure-Entwicklung veranlaſst, bis das Gasvolumen im Meſsrohr keine Zunahme
mehr erfährt. Dann wird mit dem Quetschhahn der Schlauch i geschlossen, das Azotometer ausgeschaltet, an einen Ort mit constanter
Temperatur gestellt und dann die Gasmenge abgelesen.
Ch. E. Groves (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1341) füllt die oben offene
Glasröhre e (Fig. 15
Taf. 21) mit Kalilauge von 1,25 sp. G., bis sie den Glashahn b erreicht, setzt dann auf e einen Stopfen,
in dessen Durchbohrung eine 70 bis 80cc fassende
Pipette steckt, um beim Senken des Rohres e die
Kalilauge aus a aufzunehmen, bis nach völliger
Anstreibung der Luft aus dem Verbrennungsrohre die Kalilauge durch langsames Heben
des Rohres e das Meſsrohr a wieder völlig anfüllt. Nach Verschlieſsen des Hahnes b, Senken des Rohres e,
bis sie tiefer steht als die Röhre d, und Ablassen der
überschüssigen Kalilauge durch das Röhrchen g ist der
Apparat zur Ausführung der Bestimmung vorgerichtet.
Eingehende Versuche über die Bestimmung des Stickstoffes hat M. Gruber (Zeitschrift für Biologie, 1880 S.
367) ausgeführt, namentlich über die Fehlerquellen bei der Natronkalkverbrennung
nach
Varrentrapp und Will und
der Kupferoxydverbrennung nach Dumas. Bei einer auf
verschiedene Fleischsorten ausgedehnten Untersuchung fand NowakWiener akademische Sitzungsberichte, 1871 2.
Abth. Bd. 64 Octoberheft. – wie früher schon Toldt – nach Will und Varrentrapp wesentlich weniger Stickstoff als nach Dumas. Seegen und NowakArchiv für die gesammte Physiologie, 1873 Bd. 7
S. 284 u. Bd. 9 S. 227. erklärten dann diese Methode zur Analyse
der Eiweiſskörper überhaupt für unbrauchbar. Während G.
MussoZeitschrift für analytische Chemie, 1877 S.
406. die Angaben von Seegen und Nowak bezüglich der Milch bestätigte, L. LiebermannAnnalen der Chemie und Pharmacie, 1876 Bd. 183
S. 103. bei dieser sogar um 34 Procent des Stickstoffes bei der
Natronkalkverbrennung zu wenig fand, haben PetersenZeitschrift für Biologie, 1871 Bd. 7 S.
166., WoroschiloffBerliner klinische Wochenschrift, 1873 Nr.
8., MärckerArchiv für die gesammte Physiologie, Bd. 8 S.
195., KreuslerZeitschrift für analytische Chemie, 1873 S.
354., RitthausenJournal für praktische Chemie, 1874 Bd. 8 S.
10. entweder gar keine, oder nur sehr geringe Unterschiede
zwischen den Ergebnissen der beiden Methoden gefunden. Seitdem aber RitthausenArchiv für die gesammte Physiologie, Bd. 18 S.
236. dem Urtheile von Seegen und Nowak beitrat und MakrisLiebig's Annalen, 1876 Bd. 184 S.
371. wenigstens verschiedene Verbesserungen vorschlug, galt die
Natronkalkmethode als aufgegeben. Diese Ansicht ist aber nach Gruber unberechtigt, wenn man in folgender Weise
verfährt.
Die in gewohnter Weise ausgezogene weite und 30 bis 35cm lange Verbrennungsröhre wird beschickt mit einem Asbestpfropfen, 4cm feinkörnigem Natronkalk, 8 bis 12cm Mischung der Substanz mit feinpulverigem
Natronkalk, 5cm Spülung von feinpulverigem
Natronkalk, hierauf mit 10cm grobkörnigem
Natronkalk und einem dichten Asbestpfropfen. Der vorderste Theil der Röhre bleibt 3
bis 4cm weit leer. Die Mischung des Natronkalkes
mit der zu verbrennenden Substanz geschieht in der Reibschale, da sich hier die
äuſserst wichtige gleichmäſsige Vertheilung viel rascher und vollkommener herstellen
läſst als im Rohre. Das Erhitzen der Röhre auf starke Rothglut geschieht so rasch,
daſs die Verbrennung nie länger als 1 Stunde währt, wobei für eine gleichmäſsige
Gasentwicklung gesorgt wird. Das entwickelte Ammoniak wird in Normalschwefelsäure
aufgefangen, die mit Fünftelbarytwasser zurücktitrirt wird. Da die Schwefelsäure
meist miſsfarbig wird, so ist die Endreaction mit empfindlichem Lackmus- und
Kurkumapapier festzustellen. Bei sorgfältiger Arbeit ist die Titrirung ebenso genau
als die Platinsalmiakbestimmung; dabei aber viel bequemer und rascher auszuführen
als diese. Sobald die Gasentwicklung still steht und der Rohrinhalt völlig weiſs
gebrannt ist, löscht man
die Flammen, bricht den Schnabel ab und saugt mittels eines Aspirators etwa ½ Stunde
lang Luft hindurch.
Man erhält mit diesem Verfahren ebenso genaue Resultate als mit dem nach Dumas, wenn man auch zugestehen muſs, daſs es auſser
den Nitroverbindungen noch eine Anzahl organischer Stoffe gibt, deren
Stickstoffgehalt sich mit Natronkalk nicht genau ermitteln läſst, z.B.
Platindoppelverbindungen und Chinolinverbindungen. Gruber zeigt durch zahlreiche Analysen von Fleisch und Erbsen, daſs die
Durchschnittsangaben beider Verfahren um höchstens 0,11 Proc. schwanken, die
Einzelbestimmungen nach Dumas um 0,04 bis 0,08, die
einzelnen Natronkalkbestimmungen meist 0,1 und nur einmal bis 0,3 Proc. Dabei ist
von gröſstem Einfluſs die Feinheit der Pulverung; bei nicht hinreichend feiner
Vertheilung des Fleisches wurden bis zu 0,86 Proc. Stickstoff zu wenig gefunden.
Vielleicht liegt hierin der Fehler von Seegen und Nowak Ob nun die Eiweiſsstoffe sich verschieden
verhalten, oder ob das Verfahren von Ritthausen
fehlerhaft war, müssen weitere Versuche zeigen. Für Fibrinpepton erhielt allerdings
auch Gruber mit der Natronkalkverbrennung etwa 1 Proc.
Stickstoff zu wenig, ohne aber den Grund hierfür auffinden zu können.
Das Verfahren nach Dumas soll man nach Gruber in folgender Weise ausführen:
Das 95 bis 100cm lange
Verbrennungsrohr engerer Sorte aus schwer schmelzbarem Glase wird an einem Ende zu
einem 8 bis 10cm langen, starkwandigen, an einer
Stelle verengten Schnabel ausgezogen. Es wird sorgfältig gereinigt und in folgender
Weise beschickt: ein Asbestpfropf, 25 bis 30cm
doppeltkohlensaures Natron, ein Asbestpfropf, 8cm
körniges Kupferoxyd, abermals ein Asbestpfropf, die Mischung der Substanz mit
feinpulverigem Kupferoxyd, ungefähr 12cm,
Nachspülung mit feinpulverigem Kupferoxyd 8cm, ein
Asbestpfropf, 15cm grobkörniges Kupferoxyd, ein
kurzer Pfropf aus Kupferdrahtnetz, 8cm körniges
Kupfer, abermals ein Pfropf aus Kupferdrahtnetz, 8cm Kupferoxyd, Asbestpfropf. Das Ende der Röhre in der Länge von 3 bis
4cm bleibt leer.
Ueber die Füllung ist noch folgendes zu bemerken. Nach mancherlei
Versuchen ist Gruber auf das saure kohlensaure Natron
als Kohlensäurequelle im Rohre zurückgekommen, da es schon bei sehr niedriger
Temperatur ganz reine Kohlensäure abgibt und der Umstand, daſs es gewöhnlich
ziemlich feucht ist, durch Vergröſserung des Gasvolumens günstig wirkt, während man
bei vorsichtigem Anwärmen von den am kälteren Theile des Rohres condensirten
Wassertropfen nichts zu fürchten hat. Es ist sehr angenehm, eine lange Schicht von
doppeltkohlensaurem Natron anzuwenden, da man dann nach beendeter Verbrennung das
Rohr im Kohlensäurestrome erkalten lassen kann, so daſs das körnige Kupfer für
mehrere Verbrennungen verwendet werden kann. Der Asbestpfropf zwischen der ersten
Schicht körnigen Kupferoxydes und der Mischung muſs so fest sitzen, daſs man das
Verbrennungsrohr umkehren kann, ohne daſs er sich verschiebt. Es ist dann möglich,
die zur Mischung zu verwendende Menge Kupferoxyd bequem im Rohre abzumessen. Die
Mischung geschieht so, daſs man die Substanz zuerst im Achatmörser mit einem Theile
des pulverigen Kupferoxydes, ohne stark zu drücken, zusammenreibt, bis sie ganz
gleichmäſsig vertheilt ist, worauf man mit dem Reste des Kupferoxydes auf einem
glatten Glanzpapiere durch Hin- und Herrollen mischt. Sodann füllt man die Mischung
durch einen kleinen, weithalsigen Trichter langsam ins schief gehaltene Rohr. Man
spült Schale und Papier zu wiederholten Malen mit kleinen Partien pulverigen Kupferoxydes ab, die
man ebenso unter fortwährendem Drehen des Rohres einfüllt. Es gelingt so ganz
leicht, die anhaftenden Theilchen der Mischung auch von den Rohrwandungen
wegzuspülen, falls diese vorher wohl gereinigt und glatt waren. Zum Ueberflusse
schiebt man noch einen dichten Asbestpfropf nach, der die letzten Spuren mit sich
fortführt.
Es ist schon wiederholt gezeigt worden, daſs die beliebten
Kupferdrahtnetzspiralen zur völligen Reduction des Stickoxydes nicht genügen, da
sich selbst bei Schichten von 20 bis 25cm und
vorsichtiger Verbrennung noch ansehnliche Mengen Stickoxyd der Reduction entziehen
können. Dagegen genügt eine Schicht von 6 bis 8cm
körnigem Kupfer, welches durch Reduction des Oxydes hergestellt und dann im
Kohlensäurestrom ausgeglüht ist. Der verdichtete Wasserstoff schadet allerdings bei
der Verbrennung nicht, da man dem Kupfer so wie so eine Schicht von körnigem
Kupferoxyd vorlegen muſs, weil das Kupfer immer geringe Mengen von Wasser reducirt
und schon Spuren von Wasserstoff beträchtliche Fehler hervorrufen müssen. Das beim
Verbrennen von Zucker beobachtete Gas, welches Kreusler
für unverbrannte Kohlenwasserstoffe hielt, war offenbar der von der erwähnten
Reduction herrührende Wasserstoff.
Das offene Ende der Verbrennungsröhre wird mit einem dichten
Korkstopfen verschlossen, der das starkwandige, in die Quecksilberwanne tauchende
Gasentbindungsrohr trägt. Zur Austreibung der Luft verbindet man das ausgezogene
Ende des Rohres mit einem Kohlensäureapparate. Gruber
hat gewöhnlich 10 bis 12 Stunden Kohlensäure durchgeleitet; doch würde
wahrscheinlich auch ein kürzeres Durchleiten und darauf folgendes mehrstündiges
Stehen des Rohres vor der Verbrennung genügen. Es kommt nur darauf an, der auf dem
Kupferoxyde und den Rohrwandungen verdichteten Luftschicht Zeit zur vollständigen
Diffusion zu lassen. Auch nach 12 Stunden ist aber das Gas nicht völlig luftfrei,
da, wie längst bekannt, der Marmor stets etwas Luft eingeschlossen enthält, welche
die Kohlensäure verunreinigt. Man schmilzt daher den Schnabel an der verengten
Stelle ab und entwickelt reine Kohlensäure durch Erhitzen des doppeltkohlensauren
Natriums. Nach ein paar Minuten kräftiger Gasentwicklung stülpt man ein
Proberöhrchen mit concentrirter Kalilauge über das Entbindungsrohr und prüft, ob
alles Gas absorbirt wird, worauf man zur Verbrennung schreitet. Das Erhitzen des
Verbrennungsrohres geschieht so, daſs zuerst das vorderste Drittel des Rohres,
hierauf die Schicht körnigen Kupferoxydes zwischen doppeltkohlensaurem Natrium und
Mischung, dann erst diese selbst so langsam erhitzt wird, daſs Blase auf Blase des
entwickelten Gases sich bequem zählen läſst. Ist die Gasentwicklung zu Ende, so
erhitzt man langsam das doppeltkohlensaure Natrium und treibt den Rest des
Stickstoffes in die Meſsröhre hinüber. Es ist dies in sehr kurzer Zeit vollendet.
Hierauf öffnet man das Rohr an der ausgezogenen Spitze, löscht die Flammen, bis auf
jene unter dem Natronsalze, und läſst im Kohlensäurestrome erkalten. Jede
Verbrennung währt durchschnittlich 3 Stunden. Das erhaltene Gas muſs noch mindestens
½ Stunde über dem Quecksilber stehen, damit alle Kohlensäure absorbirt werde. Bei
der Uebertragung des Meſsrohres in das destillirte Wasser muſs man berücksichtigen,
daſs das Wasser Luft enthält, welche bei der Vermischung mit Kalilauge entweicht.
Man muſs daher frisch ausgekochtes Wasser verwenden.