Titel: Magazingewehr von J. P. Lee in Ilion (Nordamerika).
Autor: F. H.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, S. 268
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Magazingewehr von J. P. Lee in Ilion (Nordamerika). Mit Abbildungen auf Tafel 25. Lee's Magazingewehr. Das von J. P. Lee (* D. R. P. Kl. 72 Nr. 9637 vom 11. Juni 1879) patentirte Magazingewehr gehört zur Klasse der Einzellader mit anhängbarem Patronenmagazin und Cylinderverschluſs. Auf Taf. 25 zeigt Fig. 22 den Verticallängendurchschnitt bei geöffnetem Gewehr und eingehängtem Patronenmagazin, Fig. 23 die Ansicht des Patronenausziehers G, bezieh. der Patronenauszieherfeder Q. Abgesehen von den Magazintheilen besteht das Schloſs aus der Hülse A, dem Verschluſsbolzen B, dem Schlagbolzen C, der Spiralfeder D, dem Spannstücke E, dem Schlagbolzenmuffe F, dem Auszieher G, der Stange H, dem Abzüge I, der Stangenfeder L und der Auszieherfeder Q. Die Hülse A entspricht im Allgemeinen den Hülsen der anderen Cylinderverschluſswaffen. Als Eigentümlichkeiten und Abweichungen sind besonders anzuführen: Die unmittelbar hinter dem hinteren Laufende oben befindliche Nase und die Oeffnung im unteren Theile der Hülse. Die Nase hat den Zweck, das Heraustreten des vorderen Endes der Patrone aus dem Magazin zu begrenzen und dasselbe dadurch in die Richtung der Laufbohrung zu bringen. In der Nase befindet sich rechts eine Oeffnung zu dem Zwecke, das vordere Ende der abgeschossenen Patronenhülse beim Auswerfen durchgehen zu lassen. Die in der unteren Hülsenwand befindliche Oeffnung gestattet das Eintreten der Patronen in die Hülse aus dem Magazin. In der Innenfläche der Hülse befindet sich in der unteren Fläche ein rechtwinklig gebrochener Gang zur Aufnahme einer der auf der oberen Fläche des Verschluſscylinders befindlichen Leitschiene entgegengesetzt angebrachten Warze. Der Verschluſscylinder stützt sich somit bei der Entzündung der Patrone im Laufe gegen zwei Widerlager. In der unteren Hülsenwand, senkrecht unter der Seelenachse, ist endlich eine gerade Längsnuth zur Aufnahme des Spannstückes angebracht. Der Verschluſscylinder besitzt keinen besonderen Verschluſskopf wie die meisten anderen Waffen dieser Art. Der Auszieher bildet ein starres, nicht federndes Eisenstück; sein hinterer Theil ist concav geformt, liegt lose auf dem Umfange des Verschluſscylinders und besitzt hier einen Queransatz, welcher in eine Quernuth des Cylinders tritt und dadurch ein Verschieben des Ausziehers in der Längsrichtung verhindert. Die Auszieherfeder Q drückt den Auszieher gegen den Verschluſscylinder und verbindet beide Theile mit einander. Die Feder besitzt hinten an der unteren Seite einen nach rückwärts gerichteten Haken, welcher in eine Auslassung der Leitschiene und unter einen daselbst befindlichen Stift tritt, in welcher Stellung er durch die Kraft der Feder selbst gehalten wird. Bei dem Schlieſsen des Gewehres tritt der Auszieher in eine Längsnuth im vorderen Theile der Hülse und wird dadurch verhindert, die Drehung des Verschluſscylinders mitzunehmen. Der Schlagbolzen ist vorn verstärkt, um eine Widerlage für die den Bolzen treibende Spiralfeder zu bilden. Das hintere Ende der letzteren lehnt sich gegen einen die Verschluſscylinderbohrung schlieſsenden Muff F, durch dessen centrale Bohrung der Schlagbolzen nach hinten heraustritt. Auf letzteren ist das Spannstück E geschraubt, an dessen unterer nach vorn gerichteter Schiene die Spann- und Ruhrast angebracht ist. Die in der Hülse befindliche Oeffnung, durch welche die Patronen aus dem Magazin heraustreten, schlieſst der Constructeur auf verschiedene Weise und erreicht dadurch, daſs das Gewehr auch als Einzellader gebraucht werden kann, wenn auch das Magazin eingeführt ist. Die eine Vorrichtung besteht in einer Gleitplatte, welche im Innern der Hülse liegt und deren Lage derart verändert werden kann, daſs sie bei dem Gebrauche des Gewehres als Einzellader die Oeffnung schlieſst und bei der Anwendung als Repetirwaffe von der Oeffnung fortgeschoben wird. Um dies zu ermöglichen, ist die untere Seite des Verschluſsbolzens mit einem Ansätze versehen, welcher gegen das vordere Ende der Platte stöſst. Das hintere Ende des Verschluſscylinders trifft eine drehbare Nase der Platte. Auf diese Weise wird die Gleitplatte mit dem Verschluſscylinder zugleich vor und zurück bewegt. Soll dagegen die Magazinöffnung geschlossen werden, die Platte also auf ihrem Platze verharren, so wird die Nase niedergelegt und der Verschluſscylinder zieht sie nicht mit zurück. Eine andere Vorrichtung besteht darin, daſs das Blech bei dem Einschieben des Magazins durch dessen oberes Ende in eine Auslassung des Verschluſsbolzens gedrückt und aus dieser bei Abnahme des Magazins durch eine Feder entfernt und in die Hülsenöffnung gelegt wird. Auch bringt Lee zu gleichem Zwecke in einer seitwärtigen Auslassung der Hülse eine Feder von dreieckigem Querschnitte an, welche für gewöhnlich die Oeffnung zum Theil verschlieſst, durch das eingebrachte Magazin aber zur Seite geschoben wird. Alle diese Vorrichtungen schlieſsen die Oeffnung aber nur bei abgenommenem Magazin, das Gewehr kann also auch nur in diesem Falle als Einzellader benutzt werden. Um dasselbe indessen auch als Einzellader bei eingestecktem Magazine verwenden zu können, ist ein Stift in schräger Richtung in der Seitenwand der Hülse angebracht und dessen inneres Ende mit einem Excenter versehen. Dieser legt sich bei halber Drehung des Stiftes gegen die obere Patrone und hält letztere, sowie die unter ihr liegenden nieder. Durch Drehung des Stiftes werden bei etwaigem Gebrauche des Magazins dessen Patronen frei. Die Abzugsvorrichtung besteht aus der zweiarmigen Stange ff, deren oberer, nach hinten gerichteter Arm in die Rasten des Spannstückes tritt, und auf deren unteren Arm der Abzug I wirkt. Zugleich drückt diese Feder L gegen einen das Magazin im Schafte festhaltenden Hebel K; letzterer tritt mit einer Nase unter einen Absatz des Magazins und mit seinem unteren Ende aus dem Schafte heraus. Durch einen Druck gegen das untere Ende wird seine Nase von dem Ansätze des Magazins entfernt und dieses kann alsdann nach unten herausgezogen werden. Das Magazin M ist aus einem Stück Eisen gepreſst und etwas länger als die Patronen. Hinten ist dasselbe tiefer wie vorn, so daſs die Patronen eine geneigte Stellung besitzen und der Bodenrand der einen Patrone auf dem Körper der unmittelbar darunter befindlichen ruht. Die Patronen werden durch die unter ihnen liegende Magazinfeder N hoch gedrückt. Um die obere und damit auch die anderen Patronen im Magazin zu erhalten, sobald letzteres von dem Gewehre abgenommen ist, befindet sich in der Vorderwand des Magazins eine halbrunde Ausbiegung, in welche die Spitze des Geschosses tritt. Am hinteren Ende sind die gegenüber liegenden Seitenwände des Magazins mit nach innen und oben gebogenen Rändern versehen, welche ganz hinten weniger hoch sind und weniger aus einander stehen als etwas weiter nach vorn. Ist nun die Spitze der obersten Patrone in die Ausbiegung getreten, so liegt ihr Boden zwischen den vorderen Rändern des Magazins, die Patrone kann also nicht nach oben ausweichen und wird in dieser Stellung durch die Magazinfeder N erhalten. Wird nun das Magazin bei geschlossenem Gewehre eingeschoben, so trifft der hervorstehende Bodenrand der Patrone den Verschluſscylinder und wird niedergedrückt. Oeffnet man alsdann das Gewehr, zieht man also den Verschluſscylinder zurück, so führt dieser die oberste Patrone etwas zurück und tritt ihr Bodenrand zwischen die hinteren Ränder des Magazins. Die Geschoſsspitze verläſst dabei ihren Sitz. Zugleich wird die Hülse der abgeschossenen Patrone herausgezogen und in dem Augenblicke nach der Seite ausgeworfen, wo ihr vorderes Ende die rechtsseitige Oeffnung der Hülse hinter dem Laufende erreicht hat. Das Auswerfen geschieht durch Gegenstoſsen gegen einen hervorragenden Ansatz im Inneren der Gewehrhülse. Nunmehr geht das vordere Ende der Patrone bis zu dem oberen hervorstehenden Ansätze der Hülse A und bei weiterem Zurückziehen des Verschluſscylinders alsdann auch der Boden der Patrone so hoch, daſs der Cylinder beim Vorschieben letztere erfassen kann. Wenn die Patrone so weit vorgestoſsen ist, daſs sie auſserhalb des Bereiches der Ränder angelangt ist, so treibt die Feder N den Boden der Patrone aufwärts gegen den Auszieher. An die Stelle der in den Lauf eingeschobenen Patrone tritt alsdann in dem Magazin die darauf folgende u.s.f., bis die 5 Patronen des Magazins verbraucht sind. An Stelle der die Patronen im Magazin haltenden Ränder bringt Lee auch eine Feder an der Hinterwand des Magazins an, die an ihrem oberen Ende einen nach innen gerichteten Ansatz besitzt, welcher bei abgenommenem Magazin vorspringt und sich über den Bodenrand der obersten Patrone legt. Befestigt man dagegen das Magazin an dem Gewehre, so wird die Feder durch eine schiefe Fläche des Gewehres nach hinten gedrückt, der Ansatz vom Patronenboden entfernt und die oberste Patrone direct gegen die untere Fläche des Verschluſscylinders geführt. Auch können solche Federn an der Seite des Magazins und in diesem Falle an dem Gewehre zwei schiefe Flächen angebracht werden, welche die Federn beim Einschieben des Magazins aus einander drücken. Endlich gibt Lee dem Magazin auch abweichende Gestalt, nämlich die eines F, so daſs sich dasselbe unten um den Schaft legt und die Patronen von der Seite in die Hülse treten. F. H.

Tafeln

Tafel Tafel 25
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