Titel: | Fortschritte in der Baumwollspinnerei. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 352 |
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Fortschritte in der Baumwollspinnerei.
Mit Abbildungen auf Tafel 31.
E. Spencer, über Fortschritte in der Baumwollspinnerei.
Unter diesem Titel veröffentlichen mehrere englische technische Zeitschriften – u.a.
Textile Manufacturer, Engineering, Engineer,
Jahrgang 1880 – Auszüge aus einem von Eli Spencer aus
Oldham vor der Institution of Mechanical Engineers am
29. October 1880 zu Manchester gehaltenen Vortrage. War dieser naturgemäſs
hauptsächlich auf und für englische Verhältnisse und Zuhörer berechnet, so enthält
derselbe doch so viel des Interessanten in gedrängter Form, daſs eine Wiedergabe der
Hauptzüge in diesem Journal geboten erscheint. Der Vortrag behandelt die seit dem J.
1866 geschehenen Fortschritte. Das J. 1866 ist als Ausgangspunkt gewählt, weil in
diesem von John Platt ein gleicher Vortrag in demselben
Verein gehalten wurde.
Maschinen zum Oeffnen und Reinigen der Baumwolle.Egrenirmaschinen vgl. Chaufourier 1872 205 * 394. 1878 229 9.
Dobson und Barlow 1872 205 * 395. 206 * *
256. Platt 1872 205
* 394. 1873 209 10.Vorbereitungsmaschinen vgl. Lord's
Speiseregulator 1867 184 * 480. 1873 208 * 406. Crighton's Wickelmaschine mit Speiseregulator 1870 196 * 421. Heller's
Schutzgitter um Schlagmaschinen 1871 201 * 196.
Rieter's verbesserter Lord-Speiseregulator
1873 208 * 406. Maschinen auf der Wiener
Ausstellung 1873 209 * 89. Whitehead und Atherton's Schlagflügel 1876 220 * 36.
Buchley's und Lord's Reinigungsmaschinen 1878 227 *
242. Kitson's Schlagmaschine 1880 238 38. Oeffner, Schlagmaschinen und
Wickelmaschicen haben sehr wenig Veränderungen erfahren. Wohl aber sind verschiedene
Versuche gemacht worden, Arbeit durch Verkürzung des Processes zu ersparen, so z.B. durch Anwendung
einfacher an Stelle doppelter Maschinen und besserer Anordnung und Aufstellung der
Maschinen im Räume.
Karden.Vgl. Girardoni's Doppelkarde 1867 186 * 447. 1868 187
196. Nieſs, über Ausrückung 1868 187 * 37. Hemmer's
Kratzenwalzen aus Holzmasse 1868 187 261. Schlumberger's und Rieter's Selbstputzapparate 1868 187 *
291. Parr, Curtis und Madelay's Hackerbewegung
1868 189 * 291. Calvert's Kratz- und Kämmmaschine 1870 196 * 419. Baudouin's Schutzdeckel
1871 201 * 195. Dronsfield's Schleifmaschine 1872 203 *
429. Ashworth's Beschläge 1872 205 * 395. 1873 210
331. Schlumberger's Staubdeckel und Putzwalze
1874 212 * 293. Plantrou's Karde 1876 220 * 140. Roy's Schleifapparat 1878 222 * 112. Mercier's Hackerbewegung
1878 229 * 9. Risler's Vorkrempel 1879 234 * 109.
1880 238 467. Hetherington's selbstputzende Karde 1880 237 * 24. Neuerungen an Karden 1880 238
* 38. Die Feinkarden werden durch die Kämmmaschinen verdrängt.
Zur Bearbeitung kurzer Baumwolle wird die Walzen- und Deckelkrempel vorgezogen, für
mittlere und lange Baumwollen dagegen die Deckelkarde mit Selbstputzapparat, welcher
jetzt in ausgedehntester Verwendung ist. Der Ausstoſsapparat ist jetzt sehr
vervollkommnet; durch denselben ist ein groſser Theil der am schwierigsten zu
überwachenden Arbeit der Maschine übertragen.
Stahldraht wird weit allgemeiner zur Herstellung der Beschläge verwendet. Derselbe
läſst sich feiner ziehen und man erhält deshalb mehr Spitzen auf der Flächeneinheit;
er läſst sich härten und nimmt eine bessere Schärfe an und erhält diese längere
Zeit, Das Schleifen der Beschläge ist deshalb in längeren Zwischenräumen nothwendig
und der Verschleiſs ist geringer.
Kämmmaschinen.Vgl. Lohren 1875 216
* 410. * 481. 217 * 445. Imbs 1878 229 10. Johnson
231 * 134. * 288. Beecroft 1879 234 * 111. Neuerungen an
Kämmmaschinen 1880 238 * 392. 1881 239 * 23. Die zu Garnen besserer
Qualität verarbeitete Baumwolle wird jetzt allgemein gekämmt, anstatt in einer
Feinkarde gekratzt. Die Kämmmaschine ist dadurch eine der wichtigsten Maschinen
geworden. Bei ihrer Einführung in England im J. 1851 stand sie nur in Verwendung für
die Nummern 200 bis 300; in den vergangenen Jahren hat sich ihre Anwendung bedeutend
ausgedehnt durch das Bedürfniſs nach besseren Garnen, z.B. zu Nähmaschinenzwirnen u.
dgl., so daſs gegenwärtig Garne bis Nr. 30 und 40 von gekämmter Baumwolle gesponnen
werden. Will man ein reines, festes und gleichmäſsiges Garn spinnen, so ist die
Kämmerei durchaus erforderlich. Zu kämmende Baumwolle geht durch Oeffner,
Schlagmaschine und Reiſskarde. Die Krempelbänder werden 1 bis 2 mal gestreckt und
duplirt. Etwa 14 Streckbänder vereinigt man auf einer Wickelmaschine zu einem Wickel
von 190mm (7½'') Breite und legt diesen der
Kämmmaschine vor. – Die Heilmann'sche Kämmmaschine
wurde zuerst mit Erfolg zum Kämmen von Baumwolle verwendet. Gegen alle von Lister, Whipple, Imbs, Lacour, Heilmann-Ducommun
gemachten Anstrengungen
hat dieselbe ihre Stellung behauptet. Ihre Constructionseinzelheiten haben vielfach
Verbesserungen erfahren, so daſs die Geschwindigkeit von 60 bis 65 auf 80
Zangenspiele in der Minute gestiegen ist. Damit hat sich auch die Leistung gehoben.
Die Maschine wird jetzt 8- bis 10 köpfig gebaut, früher nur 4- bis 6 köpfig. Damit
ist die Leistungsfähigkeit ebenfalls gestiegen, so daſs eine 8 köpfige Maschine
jetzt in einer Woche von 56½ Arbeitsstunden 113k
(250 Pfund engl.) liefert.
Strecken.Vgl. Wasserglas für Cylinderleder 1870 195 374.
Dobson und Barlow's Ausrückung 1872 205 * 396. Strauſ's
Druckcylinder aus Kork 1873 209 170. Widmer's Putzschläuche 1877 224 341. Bullough's
elektrische Ausrückung 1878 228 377. 230 * 198. 1880 238 *
139. Peugot's Kupplung 1879 234 * 367. Coltmann's Abstellung 1880 237 *
435. Die allgemeine Anordnung ist die gleiche geblieben. Die
Untercylinder werden gröſserer Widerstandsfähigkeit halber gehärtet. Der Betrieb
sämmtlicher Cylinder erfolgt jetzt von der Antriebseite aus, während früher ein oder
zwei Cylinder vom anderen Ende der Maschine aus getrieben wurden. Durch die neuere
Anordnung ist erreicht, daſs bei dem Ingangsetzen der Maschine sämmtliche Cylinder
gleichzeitig in Bewegung gerathen. Uebermäſsiges Strecken der Bänder beim Anlassen
und dadurch dünne Stellen und Brüche sind vermieden. Der Gang der Strecke ist
ruhiger und gleichmäſsiger. – Der Antrieb gestaltet sich für eine 4cylindrige
Strecke folgendermaſsen: Die Antriebwelle ist direct mit dem Vorder- oder
Liefercylinder gekuppelt. Ein Rädervorgelege überträgt die Bewegung – dem
Hauptverzug entsprechend verlangsamt – auf den Hinter- oder Einzugcylinder. Von da
aus erhalten die Zwischencylinder durch je ein Vorgelege Drehung. Wird der
Hauptverzug geändert, so erfahren die Zwischenverzüge zwischen Hintercylinder (4.)
und 3. und 2. Cylinder keine Aenderung. Der „Wechsel“ der Verzüge gestaltet
sich so viel einfacher; Irrthümer, welche bei der älteren und schwerer
verständlichen Anordnung ziemlich häufig eintraten, sind beinahe ausgeschlossen. Ist
auch der Zwischenverzug zu ändern, so geschieht dies zweckmäſsiger zwischen 3. und
4., als 1. und 2. Cylinder; der Wechsel soll immer da vorgenommen werden, wo die
gröſste Streckung des Bandes erfolgt.
Das Getriebe der Maschine ist solider construirt, wodurch die Bewegungen sanfter
werden und die Güte des Bandes sich erhöht. Die Zahnräder haben gröſsere Durchmesser
erhalten, wodurch feinere Unterschiede in den Verzügen ermöglicht worden sind.
Vorrichtungen, welche die Strecke selbstthätig abstellen, wenn das abziehende Band
reiſst, sind jetzt allgemein in Verwendung und ist dadurch der Abgang bedeutend
vermindert. Wächter und Abstellung für die einlaufenden Bänder sind verbessert; die
letztere ist namentlich vereinfacht und bedarf weniger Kraft, so daſs das Ausrücken
schneller – noch ehe das gebrochene Ende zwischen die Einzugcylinder geräth –
geschieht und Störungen weniger häufig eintreten. Weiter wird eine selbstthätige
Abstellung angewendet bei gefülltem Topf. Als sehr vortheilhaft hat sich erwiesen,
in die Kannen gleiche Bandlängen einzuführen, wodurch dieselben, wenn sie der
nächsten Strecke oder der Vorspinnmaschine vorgelegt werden, alle zu gleicher Zeit
leer laufen. Sind die Bandlängen verschieden, so kommen die einzelnen Strecken viel
häufiger zum Stillstand und ihre Lieferung ist eine geringere. Auch wird die
Aufmerksamkeit des Arbeiters in viel höherem Grade in Anspruch genommen. Noch ein
anderer Uebelstand ist dadurch beseitigt: Wenn man bei den Strecken älterer
Anordnung die gefüllten Kannen nicht rechtzeitig entfernte, so wurde das Band mit
Gewalt eingepreſst und verdorben; nicht selten brach sogar der Kopf des Drehtopfes
ab.
Die Anordnung der selbstthätigen Abstellvorrichtungen ist aus Fig. 1 Taf.
31 zu ersehen. Bei a ist ein Excenter angebracht; die
Excenterstange endet in eine Schleife, welche um den Bolzen b am Hebel c gelegt ist. Auf der Achse d sitzt ein mit Gewicht f
belasteter Hebel. Der Zapfen b legt sich somit,
vorausgesetzt, daſs die Achse d frei schwingen kann,
immer gegen das linke Ende der Schleife an. Reiſst oder läuft eines der zugeführten
Bänder ab, so schlägt der entsprechende Fühlhebel g
herum und sperrt einen auf der Achse d festsitzenden
Arm h; der Bolzen b ist
somit festgestellt, die Excenterstange steigt empor und hebt mit dem Ansatz i die Riemengabelstange k
aus ihrer Sperrung, so daſs diese jetzt unter Wirkung einer Feder den Riemen von der
Fest- auf die Losscheibe legt. Von der Achse d aus
erhalten noch die beiden Stangen e und l hin- und hergehende Bewegung. Reiſst das abziehende
Band, so sperrt der Fühlhebel o den Arm l und hindert dadurch die weitere Schwingung der Welle
d. – Ist die Kanne voll, so hebt sich der mit dem
Kanäle n rotirende Boden m
und sperrt durch den Bolzen z den Arm e. Das Gewicht des Bodens m muſs je nach der gewünschten Bandlänge und der Feinheit der Bänder durch
aufgelegte Ringe variirt werden.
Bei den Strecken werden jetzt fast allgemein Oberwalzen mit fliegenden Lederrollern
(Doppelrollern) angewendet. Zum Putzen der Oberwalzen eignet sich vorzüglich ein
endloses, langsam laufendes Flanelltuch. Die groſsen Kosten standen bisher der
allgemeinen Einführung desselben entgegen.
Elektrische Abstellung ist mit bald mehr, bald weniger Erfolg angewendet worden; die
Ausbreitung derselben ist noch nicht groſs.
Vorspinnmaschine oder Spindelbank.Vgl. Rabbeth und Atwood's Spindellagerung 1868 189 *
101. Rieter's Lagerung für Flyerspindeln 1873
208 * 407. Elce
und Arundel's Bewegungsmechanismus 1874 213 * 385. Dollfus-Mieg's Sicherheitsgitter 1875 216 * 27. Bullough's elektrische
Ausrückung 1878 230 * 198. Hier sind
Verbesserungen des Aufwindeapparates, der Mechanismen zum Ein- und Ausrücken, Einführung stärkerer
Spindeln, stählerner Flügel und gehärteter Streckcylinder zu verzeichnen.
Seit dem J. 1866 kommen, im Gegensatz zu den früheren Verhältnissen, mehr und mehr
Spindelbänke mit voreilender Spule in Aufnahme. Diese
werden jetzt ganz allgemein verlangt. Da die Spindel auf viel kürzerem Wege als die
Spule Antrieb erhält, so läuft erstere bei dem Ingangsetzen früher als letztere,
wodurch bei voreilender Spindel das Vorgarn Streckung erfährt. Bei voreilender Spule
wird dagegen das Vorgarn, wenn die Spindel früher läuft als die Spule, etwas
schlaff; doch nimmt die Spule dies sogleich auf. Die Riemenkegel, durch welche in
Verbindung mit dem Differentialräderwerk die dem jeweiligen Spulendurchmesser
entsprechende Spulengeschwindigkeit hergestellt wird, laufen jetzt 2, ja selbst 3
mal so schnell als früher und liegen weiter aus einander. Dadurch erreicht man, weil
der Riemen nun besser und sicherer zieht, ein gleichmäſsigeres Aufwinden. –
Verschiedene Versuche zur Ersetzung der Riemenkegel durch andere Mechanismen blieben
ohne Erfolg.
Man verwendet jetzt allgemein Flügel mit einem
Preſsfinger. Diese sind jedoch nicht so vollkommen auszubalanciren als Flügel mit
zwei Preſsfingern. Die Spindel geräth leichter in Erzitterungen, wodurch das Vorgarn
leidet. Da man nun an das Vorgarn immer höhere Anforderungen stellt, auch die
Spindelgeschwindigkeit erhöht, so muſste, um die Erzitterungen zu vermeiden,
nothwendig eine Verstärkung der Spindel und eine Verbesserung deren Lagerung
erfolgen. Die Praxis hat festgestellt, daſs sich mit Flügeln mit einem Preſsfinger
weicheres Vorgarn herstellen läſst; dies gilt namentlich für feinere Vorgarne (etwa
Nr. 9 bis 10 englisch). Je feiner das Vorgarn, um so ungünstiger die Wirkung eines
Flügels mit zwei Preſsfingern. – Flügel ohne Preſsfinger werden noch bei dem
Vorspinnen der feinsten Garne verwendet und übertreffen die Preſsflügel. Da es im
gegebenen Falle hauptsächlich auf groſse Güte des Vorgarnes ankommt, so nimmt man
mit in Kauf, daſs die Spule viel weniger Garn enthält. Eine mit Preſsflügel
gewickelte Spule enthält etwa die doppelte Garnlänge, wodurch auch das Aufstecken an
den nachfolgenden Maschinen weniger Arbeit verursacht. Die Verbesserungen der
Spindelbank und die Nothwendigkeit, die Spinnkosten so niedrig als möglich zu
halten, lassen heute Preſsflügel bei Vorgarnen bis Nr. 24 anwenden.
Die Flügel werden am besten aus gutem Stahl hergestellt und fallen dann leichter aus
als schmiedeiserne. Stahl nimmt bessere Politur an und die Innenwand des Rohres wird
bei dem Rollen nicht so leicht rauh, wodurch Reiſsen des Vorgarnes vermieden
wird.
Spindelbänke mit selbsttätiger Ausrückung nach dem Aufwickeln einer bestimmten
Garnlänge sind schon lange construirt worden. Die Arbeiter setzten aber die
Maschine wieder in Gang, wenn dieselbe abgestellt hatte und lieſsen sie durch Halten
des Riemens auf der Festscheibe noch so lange laufen, bis die Spule so groſs
geworden war, als der Flügel, ohne das Vorgarn zu zerreiſsen, erlaubte. Während
dieser Zeit vergröſsert sich der Spulendurchmesser noch, aber der Riemen auf den
Kegeln wird nicht mehr verschoben. Das Vorgarn erfährt Streckung und wird rauh. Die
Flügel werden hierbei häufig verbogen und auſser Gleichgewicht gebracht. Dieses
Nachlaufenlassen ist jetzt durch einen einfachen Apparat verhindert. Hat die
Maschine sich abgestellt, so kann dieselbe nur dann wieder in Gang gesetzt werden,
wenn die gefüllten Spulen abgenommen und leere aufgesteckt sind und der Kegelriemen
nach der Anfangstelle zurückgebracht ist. Fig. 2 Taf.
31 gibt die Anordnung.
Auf der die Riemengabeln tragenden Leiterzahnstange a
ist ein Anschlag b angebracht, welcher, wenn der Riemen
in der äuſsersten Stellung rechts angelangt ist, also die Spulen gefüllt sind, den
Hebel d in die punktirte Lage bringt. Dieser Hebel ist
am oberen Ende lose drehbar aufgehängt und besitzt etwas unterhalb der Drehachse c einen Stift f, welcher
gegenwärtig den ebenfalls um Bolzen c lose drehbaren
Hebel e etwas ausgehoben hat. Ein Arm i von gleicher Gestalt wie e sperrt durch einen Zahn bei x die
Gleitstange g, an welcher die der Deutlichkeit halber
abgebrochen gezeichnete Feder h wirkt. Hebt der nach
rechts schwingende Hebel d den Arm i aus, so springt die Stange g nach rechts und nimmt durch einen Bund den auf der Ausrückerstange
sitzenden Arm l mit. Der Hebel e kann sich senken; ein darauf angebrachter Zahn fällt in den Ausschnitt
n der Stange g ein und
begrenzt dadurch die Verschiebung des Antriebriemens der Maschine. Hebel e, Bolzen c und Stift f sind der Sicherheit halber in einen dem Arbeiter
nicht zugänglichen Kasten eingeschlossen.
Der Erfolg der angeführten Verbesserungen ist nicht etwa bedeutende Mehrleistung für
jede Spindel – die Leistung ist allerdings, gleiche Geschwindigkeiten vorausgesetzt,
jetzt gröſser als früher –, wohl aber bedeutend besseres Arbeiten der
Vorspinnmaschine, so daſs ein Arbeiter jetzt weit mehr Spindeln überwachen kann. Die
Maschinen arbeiten nun mit viel weniger Fadenbrüchen; es wird nicht selten ein
ganzer Satz Spulen ohne einen einzigen Fadenbruch bewickelt.
In gut eingerichteten Spinnereien befolgt man jetzt allgemein den Grundsatz, daſs
eine mäſsige Spindelgeschwindigkeit ökonomischer ist und besseres Garn mit einem
Minimum an Abfall gibt. Man baut gegenwärtig sehr lange Vorspinnmaschinen mit
Antrieb an beiden Seiten. Spindeln und Streckcylinder liegen in einer Front, aber
jede Hälfte kann für sich abgestellt werden. Die Leistung der Maschinen erhöht sich
dadurch um etwa 10 Procent.
Für feinere Vorgarne sind 4 Vorspinnmaschinen in Verwendung.Die gewünschte Feinheit läſst
sich dann ohne Anwendung starker Verzüge erreichen. Der Verzug soll nicht gröſser
als 6 sein.
Selbstthätige Mulespinnmaschine (Selfactor).Vgl. Munier und Prévost's Quadrantenregulator 1868 188
* 19. Rhodes und Lakin's Verbesserungen am Parr-Curtis-Selfactor und Roberts'
Mulespinnmaschine 1870 198 * 384. Schlumberger's Ausrückstange 1871 201 * 196. Heller's
Staubfänger 1871 202 * 15. 1872 204 441. Metcalf und
Gibbsons' Quadrantenregulator 1873 207 * 193. Weiſs'
Selbstputzer 1875 216 * 25. Eadon's Absteller 1877 226 * 138. Fadenabreiſsvorrichtung von Benost und Poulan 1878 228 * 221, von Dauphinot 1878 229 * 140. 1879 234 74. Witham's
Spindelbetrieb 1879 233 * 452.
Sicherheitsvorrichtungen an Selfactors 1880 236 *
466. Verhinderung von Schleifenbildung 1880 237 *
213. Oxley's Spindellager 1880 238 * 299. H.
Thompson's Spindellager 1881 239 *
110. Die allgemeine Anordnung ist seit 1866 nicht verändert, wohl
aber sind viele Details verbessert und manche neue Apparate hinzugefügt worden. Der
Selfactor vom J. 1866 beanspruchte noch bedeutende Geschicklichkeit seitens des
Spinners und vollzog manche seiner Aufgaben in recht unvollkommener Weise.
Der Selfactor für mittlere Nummern hat folgende
Verbesserungen erfahren: 1) Die Bewegung der Quadrantenmutter erfolgt jetzt so, daſs
für grobe und feine Garne den für eine regelmäſsige Ansatzbildung erforderlichen
Bedingungen entsprochen wird. 2) Die Bewegung des Aufwinders bei dem Abschlagen
vollzieht sich jetzt in allen Stadien der Kötzerbildung vollkommen richtig, was
früher nicht der Fall war und vielfache Nachhilfe durch den Spinner bedurfte.
Die Leitschiene (copping
rail) zur Führung des Aufwinders bestand früher aus einem Stück. Jetzt ist
der Theil, welcher die kurze steil ansteigende Bahn enthält, für sich beweglich
gemacht und wird durch einen besonderen Führungskeil (copping plate) gesteuert. Diese Ausführung ermöglicht eine äuſserst genaue
Einstellung des Aufwindedrahtes. Der Spinner an der Handmule senkt den Aufwindedraht
bis zur gehörigen Tiefe und wickelt eben nur so viel Garn von der Spindel ab, als
erforderlich, um das erstere zu ermöglichen. Damit hat er das Abschlagen beendet und
beginnt das Aufwinden. Bei dem Selfactor mit aus dem Ganzen bestehender Leitschiene
lieſs sich dies nicht in gleich vollkommener Weise erreichen. Die Steilheit der
ansteigenden Bahn der Leitschiene war bestimmt dadurch, daſs der Kötzeransatz auf
der nackten Spule gebildet werden muſs. Die Schichtenhöhe muſste so klein als
möglich gehalten werden. War die Leitschiene für den Kötzeranfang eingestellt, so
war damit die Stellung des Aufwinders für die ganze Dauer der Kötzerbildung
bestimmt. Sobald nun die fallende Bahn der Leitschiene eine gröſsere Neigung
erhielt, um höhere Schichten zu winden, wurde die Neigung des aufsteigenden Theiles
geringer, was den Aufwinder bei jedem neuen Auszug für den Augenblick des Einrückens
in eine ungünstigere Stellung brachte. Dies dauerte so lange, bis die Ansatzbildung vollendet
war und die stufenweise Verkürzung der Schichthöhe begann. Der ganze Vorgang steht
im Gegensatz zu der vom Spinner an der Handmule geübten Praxis. Trotzdem begnügte
man sich viele Jahre hindurch mit der besprochenen Einrichtung. Erst der Wunsch,
längere festgewickelte Kötzer herzustellen, gab den Anstoſs zur Erfindung der
zweitheiligen Leitschiene. Dieselbe läſst sich so einstellen, daſs die Kötzer ebenso
gewunden werden wie bei vollkommener Arbeit des
Spinners an der Handmule.
In Verbindung damit tritt noch ein selbstthätig wirkender Apparat, welcher die bei
dem Abschlagen abzuwickelnde Garnlänge genau der Senkung des Aufwinders entsprechend
bemessen läſst. Diese Regulirung (backing-off-chain
tightening motion) ist sehr wichtig, wie aus dem Folgenden ersichtlich. Ist
der Wagen ausgefahren, so steht der Aufwindedraht etwa 32mm (1/4'' engl.) über den Spindelspitzen. Die
Rückdrehung der Zinncylinder verursacht hierauf das Abwickeln des Garnes von den
Spindeln und Senken des Aufwinders. Der letztere setzt sich jedoch immer später in
Bewegung als die Spindeln, weil der Zinncylinder erst eine kleine Drehung ausführen
muſs, ehe sich die Klinke in das an der Schnecke der Aufwinderkette sitzende
Sperrrad einlegt. Es wird Garn abgewickelt, ehe der Aufwindedraht die Fäden
erreicht. Das Verhältniſs der Garnlänge, abgewickelt bis zu dem Augenblicke, in
welchem der Draht das Garn berührt, zur ganzen abzuwindenden Garnlänge ist um so
ungünstiger, je weiter die Bildung des Kötzers vorgeschritten ist. Steht die
Kötzerspitze 19mm (¾'' engl.) von der
Spindelspitze, so ist das Verhältniſs etwa 1 : 2. Um dieses Miſsverhältniſs zu
vermeiden, muſs die Aufwindekette gespannt werden, so daſs sie so früh als thunlich
den Aufwinder in Bewegung setzt, und die zugehörige Schnecke ist so groſs als
möglich zu machen, damit der Aufwinder rasch niedergeht und das Garn schnell
erreicht.
Bei Beginn der Kötzerbildung liegen die Bedingungen weit günstiger. Der vom Aufwinder
bis zur Erreichung der Fäden zurückzulegende Weg ist im Verhältniſs zur ganzen
Senkung gering. Die Kette muſs schlaff sein, damit der Aufwindedraht die Fäden nicht
zu schnell erreicht und der Abwicklung voraneilt. Die Fäden werden sonst gespannt
und reiſsen. Hieraus geht hervor, daſs die Kette mit fortschreitender Kötzerbildung
mehr und mehr gespannt werden muſs. Dies ist so vollkommen erreicht, daſs für jede
Stellung der Kötzerspitze weder zu viel, noch zu wenig Garn abgewunden wird. Die
Bildung von Schleifen hat sich dadurch ganz bedeutend vermindert.
Die constructive Ausführung der beiden besprochenen Verbesserungen ist aus Fig.
3 und 4 Taf. 31 zu
ersehen. Die Leitschiene a für den Aufwinder ist wie
gewöhnlich an beiden Enden auf stellbaren Keilen gelagert. Fig. 3 zeigt
nur den linken Keil b, welcher mit dem rechten durch die Stange c verbunden ist. Beide erhalten auf bekannte Weise für
jeden Auszug Verschiebung von links nach rechts. Der bewegliche Theil der
Leitschiene ist mit a1
bezeichnet. Das linke Ende desselben ruht auf dem Keil e auf, der mit und durch den Keil b
verschoben wird. Aus der Gestalt der führenden Curve des Keiles e ersieht man, daſs das linke Ende der Leitschiene a1 mehr gesenkt wird
als das von a. Da nun bei Beginn der Kötzerbildung die
Schiene a1 den
Aufwinder führt, so ist damit der oben angegebene Fehler beseitigt, welcher bei
Verwendung einer aus einem Stück bestehenden Leitschiene dadurch entsteht, daſs die
Gesammthöhe der von der Kötzerspitze nach der Basis aufgelegten Windungen
abnimmt.
Das allmähliche Spannen der Aufwinderkette ist auf folgende Weise erreicht. An die
die Aufwicklung der Aufwindekette k besorgende Schnecke
h, welche auf der Zinncylinderwelle i lose sitzt und beim Abschlagen von dieser durch
Klinke und Sperrrad nach Richtung des Pfeiles z
mitgenommen wird, ist eine zweite Kette l
angeschlossen, deren anderes Ende den um Bolzen n lose
drehbaren Winkelhebel m ergreift. Der herabhängende Arm
desselben gleitet am Ende des Wagenweges auf der Schiene d, welche, wie Fig. 4
zeigt, mit der Stange c verbunden ist, also mit den
Stellkeilen der Leitschiene a schrittweise von links
nach rechts wandert. Je mehr die Kötzerbildung vorgeschritten, um so weiter rechts
steht die Curve d, um so stärker ist die Schwingung des
Winkelhebels m, um so gröſser die Drehung der Schnecke
h nach Pfeilrichtung z, um so straffer wird die Aufwindekette k
bereits vor Vollendung der Wagenausfahrt gespannt. Die Bewegung des Aufwinders
erfolgt demgemäſs immer früher und früher. Durch passende Gestaltung der Curve d und Verlegen des Anknüpfungspunktes der Kette l am Winkelhebel m läſst
sich allen Anforderungen genügen.
Verbesserung an Roberts' Quadrant War bei der
ursprünglichen Form von Roberts' Quadrant die Mutter an höchster Stelle angekommen,
so hörte jede weitere Variation der Spindelgeschwindigkeit während der Wageneinfahrt
auf. Dies setzte voraus, daſs Spindeldurchmesser und Kötzerdurchmesser von diesem
Augenblick an bis zur Vollendung des Kötzers keiner Aenderung unterworfen seien. Der
Spindeldurchmesser nimmt jedoch ab, die Umdrehungszahl der Spindeln blieb nach
Bildung des Kötzeransatzes für jede neue Lage die gleiche; folglich wurden die
oberen Schichten weniger fest gewunden als die unteren. Je länger der Kötzer, um so
stärker die Spindel, um so gröſser also die Differenz der Durchmesser derselben bei
Beginn und am Ende der Kötzerbildung, um so gröſser die Schwierigkeit, die Kötzer
gleichmäſsig hart zu winden. Soll dies geschehen, so muſs die Spindelgeschwindigkeit
gegen das Ende der Wageneinfahrt mehr und mehr beschleunigt werden, je höher die
Kötzerspitze auf der Spindel steigt.Diese Geschwindigkeitszunahme (nosing) hat für jeden Auszug etwas früher zu beginnen, so daſs sie bei
Beendigung des Kötzers etwa 127 bis 152mm (5 oder
6'' engl.) vor dem Ende der Wageneinfahrt anhebt. Läſst man die Beschleunigung zu
früh anfangen, so wird das Garn zu straff aufgewunden und über Gebühr gestreckt. Das
Fehlen dieser Beschleunigung bei der ursprünglichen Form von Roberts' Quadrant
zeigte deutlich die Bewegung des Gegenwinders. Dieser näherte sich bei der
Wageneinfahrt anfänglich dem Aufwinder, ging aber dann, wenn die Beschleunigung
hätte eintreten sollen, rasch in die Höhe. Für das Garn ist dies wenig
vortheilhaft.
Während der letzten 50 Jahre sind viele Anstrengungen gemacht worden, den Uebelstand
zu beseitigen. Sehr weit verbreitet ist folgende Einrichtung. Am oberen Ende des
Quadrantenarmes ist – nach dem Streckwerk hin gerichtet – ein rechtwinklig
abstehender oder nach einem Kreisbogen gekrümmter Schlitzhebel angebracht, in
welchem ein Bolzen (nose peg) je nach Bedarf mehr oder
weniger weit vom Quadrantenarm ab verschraubt ist. Dieser Bolzen drückt, wenn sich
der Quadrant umlegt, auf die Kette, biegt diese durch und wickelt mehr von der
Quadrantenkettentrommel ab, wodurch die Spindelgeschwindigkeit steigt. Aber die
Zunahme ist zu gering und beginnt zu früh, etwa 455mm (18'') vor dem inneren Ende des Wagenweges. Man hat dem Bolzen die
verschiedensten Formen gegeben, aber der Erfolg war gering. Erst als i. J. 1863 der
Bolzen in einem mit dem Quadrant verbundenen schwingenden Hebel angebracht wurde,
konnte ein gröſserer Fortschritt beobachtet werden. Der Hebel erhielt eine
selbstständige Bewegung um seinen Zapfen, wodurch sich die durch das Einwirken des
Bolzens auf die Quadrantenkette entstehende Beschleunigung der
Spindelgeschwindigkeit vergröſsern und der Anfang derselben etwas weiter
hinausschieben lieſs, aber noch immer nicht weit genug. Die Wirksamkeit dieses
Apparates ist eine beschränkte; namentlich schien derselbe da an beschleunigender
Wirkung zu verlieren, wo diese hätte am gröſsten sein müssen. Fast alle in den
letzten 15 Jahren erfundenen Apparate zur Vergröſserung der Spindelgeschwindigkeit
gegen das Ende der Wageneinfahrt sind Abänderungen des erwähnten schwingenden Hebels
mit Bolzen und mit einer einzigen Ausnahme wirken alle Apparate durch Beugung der
Quadrantenkette.
Diese einzige Ausnahme bildet die mit conischer Schnecke versehene
Quadrantenkettentrommel, mit welcher bisher das beste Resultat erreicht ist. Ist der
Kötzeransatz gebildet, so steht die mit Schnecke versehene Kettentrommel a in der in den Fig. 5 und
7 angegebenen Lage, d. i. die Quadrantenkette ist eben am Ende des
cylindrischen Theiles der Kettentrommel angekommen, wenn der Wagen am Streckwerk
steht. Steigt nun die Kötzerspitze mehr und mehr empor, so wird immer mehr Kette von
der Schnecke a abgewickelt, bis dieselbe endlich, wenn die Kötzerbildung
vollendet ist, gegen den kleinsten Halbmesser der Sehnecke anläuft (vgl. Fig.
8). Je kleiner der Halbmesser der Schnecke a,
um so gröſser die Geschwindigkeit der Spindeltrommel und der Spindeln. Die Gestalt
der Schnecke und die für jeden Anzug zur Wirkung kommende Länge derselben bestimmen
die Gröſse der durch dieselbe hervorgerufenen Geschwindigkeitsänderung und den
Zeitpunkt, zu welchem die Aenderung beginnt. Ohne Weiteres ist klar, daſs das andere
Ende der Kette nicht mehr lediglich an die Quadrantenlaufmutter angehängt werden
kann, sondern, daſs eine bestimmte je nach der Höhe der Kötzerbildung zu regulirende
Länge derselben von dieser Seite her aufzuwinden ist. Dies geschieht auf folgende
Weise: Das rechte Ende der Quadrantenkette b (Fig.
5), welches aus einem etwa 914mm (3'
engl.) langen Stück Gallischer Kette besteht, ist an der mit Sperrrad versehenen
Trommel c befestigt. Zwei Sperrzähne d verhindern die Rechtsdrehung derselben. Auf der Welle
der Trommel c sitzt der Arm f fest; die davon ausgehende Kette g
umschlingt die Rollen i bis i2 und ist an einem in Richtung des
Pfeiles y verschiebbaren Stück h befestigt, dessen Bewegung aber erst beginnt, wenn der Kötzeransatz
vollendet ist und die Quadrantenmutter die höchste Stellung erreicht hat. Das Stück
h trägt einen Arm e,
gegen welchen die durch die Schaltschraube k
Verschiebung erhaltenden Muttern des Keiles der Leitschiene anstoſsen. Der Arm e ist im Gleitstück h
stellbar, so daſs das Mitnehmen von h durch n früher oder später erfolgen kann.
Aus Fig. 5 ist auch die tiefste Stellung der Quadrantenmutter zu ersehen.
Steigt diese während der Ansatzbildung auf, so wird schlieſslich die Kette g gespannt und bewirkt ein Aufwinden der
Quadrantenkette b auf Trommel c. Dies erfolgt gegen das Ende der Quadrantenaufrichtung. Es stöſst dann
der Daumen m, angebracht an einem der Quadrantenarme,
gegen die an dem um den Bolzen i1 drehbaren Arm l
sitzende Rolle r. Ueber die Endrollen i1 und i2 des Armes l läuft aber die Kette g.
Legt sich der Quadrantenarm nieder, so klappt der die Rolle r tragende Arm im Sinne des beigezeichneten Pfeiles um und der Arm l kann herein schwingen, die Kette g wird schlaff. Ist die Quadrantenmutter in der
höchsten Stellung angekommen, so befindet sich der Arm f in der durch Fig. 6
gegebenen Lage. Von nun an erfolgt, da die Verschiebung der Quadrantenmutter
aufhört, behufs weiterer Verkürzung der Kette b die
Verschiebung des Stückes h für jeden Auszug um eine
kleine Strecke. Am Ende der Kötzerbildung befinden sich die Theile an der
Quadrantenmutter, wie in Fig. 5 oben
verzeichnet
Eine andere Verbesserung bewirkt, daſs die Spindeln in demselben Augenblicke, in
welchem die Wageneinfahrt beginnt, auch zu rotiren anfangen. Dies war früher nicht
immer der Fall. Die Spindeln erhielten und erhalten auf folgendem Wege Drehung:
Sobald sich der Wagen in
Bewegung setzt, wird die Quadrantenkettentrommel durch die Quadrantenkette in
Drehung versetzt. Ein groſses mit der ersteren verbundenes Zahnrad treibt ein
kleines auf der Spindeltrommelwelle lose sitzendes Stirnrad, welches einen Kurbelarm
mit Sperrklinke trägt. Diese legt sich, veranlaſst durch eine auf fester Büchse
reitende Schleppfeder, in ein auf der Spindeltrommelwelle festgekeiltes Zahnrad ein
und zwingt dieses an der Drehung theilzunehmen. Die Sperrklinke stand nicht immer
so, daſs das Mitnehmen der Spindeltrommelwelle auch vom ersten Augenblick der
Wagenbewegung an erfolgen muſste. Lag beispielsweise die Spitze der Sperrklinke auf
der Spitze eines Zahnes auf, so muſste der Wagen erst ein Stück einfahren, bis die
Sperrklinke den nächsten Zahn faſste. Während der Zeit stehen die Spindeln still,
das Garn wird schlaff und bildet leicht Schleifen. Die Auszug für Auszug
aufgewundenen Garnlängen waren nicht gleich groſs, müssen aber, sieht man von dem
weiter oben bereits Entwickelten ab, einander gleich sein, da das Aufwinden immer an
demselben Punkte des Wagenweges aufhört. Um dies zu vermeiden, ist die Einrichtung
Fig. 9 getroffen, s ist die
Spindeltrommelwelle, auf welcher das Sperrrad feststeckt; t ein Winkelhebel, welcher lose auf der Welle s sitzt und auf dessen Nabe die Schleppfeder u reitet, die den Sperrkegel v zum Einlegen
bringt. Wird nun der Haken to, welcher den Wagen in seiner äuſsersten Stellung
während der Nachdrahtperiode und des Abschlagens hielt, durch die Stange q ausgehoben, so ertheilt ein Anschlag derselben dem
Winkelhebel t eine kleine Drehung, welche genügt, um
das Einlegen der Sperrklinke in einen Zahn des Sperrrades so zu bewirken, daſs bei
geringster Drehung der Quadrantenkettentrommel a auch
die Spindeltrommel zu laufen beginnt. Die Feder p
bringt den Winkelhebel t in die Anfangslage zurück.
Früher wurde die Büchse der Schleppfeder einfach durch einen herabhängenden, durch
ein Loch des Wagenbalkens gehenden Arm an Drehung verhindert.
Um die Stetigkeit der Bewegung des Wagens bei der Ausfahrt zu erhöhen, erhält die
Wagenausfahrtwelle zwei weitere Schnecken in der Mitte der Wagenhälften. Die Seile
sind in derselben Weise wie das Mittel- und die Endseile am Wagen befestigt, nur
laufen sie natürlich hier unter dem Wagen hindurch. Jetzt ist der Wagen an 5 statt
an 3 Punkten geführt. Eine weitere wichtige Verbesserung bildet die Verbindung der
Wageneinfahrtwelle mit der Wagenausfahrtwelle. Früher erfolgte das Einfahren des
Wagens allein von der Mitte aus; die Enden wurden durch Kreuzschnuren annähernd wie
die Mitte geführt. Indem man aber die Einzugwelle durch Seile und besondere
Schnecken mit der Ausfahrtwelle verbindet, wird diese auch zu einer Einfahrtwelle.
Der Wagen ist nun an sechs Punkten geführt und seine Bewegung viel vollkommener; das
sogen. „Peitschen“ ist in Wegfall gekommen.
Die Steuerwelle bewahrt sich noch ihre Stellung. Sie wird bei bester Ausführung durch
eine Reibungskupplung getrieben, welche die gröſste Geschwindigkeit zuläſst und
Brüche bei irgend welchen Störungen thunlichst verhindert. Beim Spinnen mittlerer
Nummern läſst man von der Steuerwelle zwei Umsteuerungen einleiten; die anderen
geschehen ohne ihre Mitwirkung. Dadurch sind die beiden früheren Systeme – bei dem
einen geschehen alle Umsteuerungen mit Hilfe der Steuerwelle, das andere kennt keine
Steuerwelle – vereinigt und groſse Sicherheit und Geschwindigkeit ist erreicht. Der
Selfactor arbeitet jetzt mit einer früher ungekannten Gleichmäſsigkeit der
wöchentlichen Lieferungen.
Die Haupttheile der Maschine sind bedeutend verstärkt worden. Die Hauptwelle läuft
mit der groſsen Geschwindigkeit von etwa 650 Umdrehungen in der Minute und wird
durch einen Riemen von 101 bis 107mm (4 bis 41/4''
engl.) Breite getrieben. Die Riemenscheiben erhalten 381mm (15'' engl.) Durchmesser. Die Riemengeschwindigkeit ist hiernach 12m,946 (42,466') in der Secunde. Alle
Frictionskupplungen sind sicherer Wirkung halber vergröſsert; überhaupt haben alle
Theile, welche in Folge der jetzt gebräuchlichen gröſseren Geschwindigkeit stärker
beansprucht werden, Verstärkung erfahren.
Die Spindeln rotiren jetzt weit rascher. Es ist sehr gebräuchlich, sie mit etwa 8000
minutlichen Umdrehungen laufen zu lassen. Dabei sind die Kötzer 20 Procent schwerer
als früher. Die Selfactoren arbeiten gegenwärtig weit stetiger und ruhiger als
früher und geben viel weniger Anlaſs zu Stillständen und Brüchen. Die Lieferung
wurde in dem Bericht vom J. 1866 für 32er Garn angegeben zu 22,5 Schneller (hank) für die Spindel und Woche; einige der besten
Spinnereien erzielten 24 Schneller. Jetzt ist die Leistung bei 3½ Stunden weniger
Arbeitszeit in der Woche volle 27 Schneller derselben Nummer. In Wirklichkeit ist
die Verkürzung der Arbeitszeit noch gröſser; denn früher wurde die Maschine nach dem
Feierabend geputzt und heute während der Arbeitstunden. Die Mehrleistung ist den
obigen Angaben entsprechend etwa 14 Proc. Berücksichtigt man aber die um 6,6 bis 7
Proc. geringere Arbeitszeit, so ist die Leistung einer Spindel um etwa 22 Proc.
gestiegen, während die Güte des Garnes namentlich bezüglich der Festigkeit um 8 bis
10 Proc. zugenommen hat.
Die Länge der Selfactoren ist fast die gleiche geblieben, aber die Zahl der langen
Maschinen hat sich beträchtlich vergröſsert. Die für 2 Selfactoren mit 2000 Spindeln
erforderliche Bedienung ist ebenfalls dieselbe. Da die Kötzer gröſser gewunden
werden, so würde, gleiche Garnlängen vorausgesetzt, das Abnehmen (der Abzug) jetzt
in längeren Zeiträumen eintreten. Die gröſsere Leistung der Selfactoren bewirkt
aber, daſs das Abnehmen fast eben so häufig nothwendig wird. In Folge der
Vervollkommnung der selbstthätig erfolgenden Bewegungen kann der Spinner seine
Aufmerksamkeit fast ausschlieſslich den Fäden zuwenden und die „Andreher“
besser beaufsichtigen.
Die gröſsere Geschwindigkeit der Antriebwellen der Selfactoren bedingt auch gröſsere
Geschwindigkeit der Transmissionswellen. Früher liefen diese mit 180 bis 200
Umdrehungen in der Minute, jetzt mit 240 bis 250, wodurch allzu groſse
Antriebscheiben auf der Transmissions- und Deckenvorgelegewelle vermieden werden.
Fast alle Selfactoren werden jetzt mit Hilfe von Deckenvorgelegen getrieben.
Die Schwierigkeiten, welche auftreten, wenn so groſse Geschwindigkeiten durch
Rädervorgelege erlangt werden sollen, haben in manchen jüngst errichteten
Spinnereien zur Einführung von Riemen- und Seilbetrieb Veranlassung gegeben. Die
Erfolge sind sehr zufriedenstellend; die Bewegung der Maschinen ist gleichmäſsiger;
mancher Bruch und Stillstand ist dadurch vermieden worden. Es unterliegt keinem
Zweifel, daſs die stark gesteigerte Leistung aller Maschinen Ursache vielfacher
Brüche der Räder auf den Transmissionswellen gewesen ist; die gebrochenen
guſseisernen Räder wurden allgemein durch Guſsstahlräder ersetzt.
Zum Spinnen von Garnen bis Nr. 90 (engl.) wird kaum noch die Handmule verwendet. Es
lassen sich auch noch feinere Garne mit dem besprochenen Selfactor spinnen, wenn
noch die Einrichtung für Nachzug und Nachlieferung von Vorgarn während der
Nachdrahtperiode getroffen wird. Der hierdurch vervollständigte Selfactor arbeitet
sowohl der Güte, als der Menge nach ausgezeichnet.
Nachzug und Nachdraht (jacking
motion). Der Wagen fährt, nachdem das Streckwerk aufgehört hat, Garn zu
liefern, noch eine kleine Strecke aus. Dadurch werden im Garn vorhandene dicke
Stellen auf gehörige Feinheit verzogen und es entsteht ein gleichmäſsigerer Faden.
Dieser Proceſs ist nur möglich, weil sich der Draht zunächst auf die schwachen
Stellen des Fadens legt und diese befestigt, so daſs ein Verziehen derselben nicht
eher eintritt, bis die stärkeren Stellen auf gleiche Dicke und gleichen Draht
gebracht sind. Der Nachzug variirt zwischen 0 und 101 bis 127mm (4 bis 5'' engl.); je gröſser die Stapellänge
der versponnenen Baumwolle, um so gröſser der Nachzug. Die Anordnung des Getriebes
zur Hervorbringung des Nachzuges ist in verschiedener Weise getroffen worden; bei
der besten Anordnung ist Planetenrädergetriebe verwendet, wodurch das Anhalten der
Streckcylinder ganz allmählich erfolgt, was bei keiner anderen Construction so
vollkommen erreicht ist. Bis zum Beginn des Nachzuges darf nur so wenig als möglich
Draht gegeben werden. Wenn aber der gröſste Theil des Drahtes nach dem Anhalten des
Streckwerkes aufgelegt wird, erfährt das Garn bedeutende Anspannung, welche vielfach
zu Fadenbrüchen führt, sobald man nicht Sorge trägt, dieselbe zu ermäſsigen. Früher lieſs man zu
diesem Zwecke den Wagen etwas hereinfahren. Dies verringert aber die Lieferung; auch
war die Regulirung der Schwere und Gröſse des Wagens wegen schwierig. Jetzt läſst
man während der Nachdrahtperiode durch das Streckwerk etwas Garn in beliebig zu
regulirender Länge herausgeben, wodurch die Aufgabe in höchst befriedigender Weise
gelöst ist (Cylinderlieferung während des Nachdrahtes = Roller delivery motion whilst jacking). Ebenso ist es Gebrauch geworden,
während der Wageneinfahrt und des Aufwindens vom Streckwerk etwa 76 bis 101mm (3 bis 4'') Garn liefern zu lassen. Ein
Selfactor von 1524mm (60'') Auszugslänge liefert
demnach für jeden Auszug 1600 bis 1625mm (63 bis
64'') Garn für 1 Spindel. Beide Verfahren werden allgemein bei dem Spinnen
langstapeliger Baumwolle angewendet.
(Schluſs folgt.)