Titel: | Ueber die Untersuchung von Blei. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 382 |
Download: | XML |
Ueber die Untersuchung von Blei.
Wunderlich und H. Dietrich, über die Untersuchung von
Blei.
Zur Bestimmung des im Werkblei meist, wenn auch in sehr
geringer Menge, vorhandenen Schwefels erwärmt F.
Wunderlich nach den Mittheilungen des Vereines
Maja, 1880 S. 125 20 bis 30g in möglichst
kleine Schnitzel zerkleinerten Werkbleies mit einem starken Ueberschuſs von concentrirter Salzsäure,
führt den entwickelten Schwefelwasserstoff mit Hilfe eines Luftstromes in mit
Bromwasser gefüllte Vorlagen und fällt die gebildete Schwefelsäure mit
Chlorbarium.
Um bei der Analyse von Hartblei wägbare Mengen der nur
in geringem Grade vorhandenen Metalle zu erhalten, verfährt man nach H. Dietrich (Oesterreichische
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1880 S. 489) in folgender Weise:
Es werden 100g des zerkleinerten
Bleies in verdünnter Salpetersäure vorsichtig gelöst; die erhaltene milchige
Flüssigkeit dampft man, ohne zu filtriren, in einer Porzellanschale wiederholt nach
Zusatz von Salpetersäure bis zur Trockne ein, behandelt den Rückstand öfter mit
heiſsem, schwach salpetersaurem Wasser, wobei sämmtliches Zinn und Arsen, letzteres
als Zinnarsenat, neben Bleiantimoniat und Antimonsäure ungelöst bleibt, wogegen
Blei, Kupfer, Silber, Wismuth und der Rest des Antimons neben Nickel (Kobalt), Eisen
und Zink in Lösung gehen. Die noch warme klare Lösung versetzt man mit etwa 26cc concentrirter reiner Schwefelsäure, welche vor
dem Zusatz mit Wasser verdünnt wurde. Nach dem Erkalten gieſst man die vollkommen
klare Lösung in eine Porzellanschale ab, übergieſst das gefällte Bleisulfat im
Becherglase öfters mit Schwefelsäure haltigem, heiſsem Wasser und filtrirt schlief
such ab. Das Waschwasser wird in obiger Porzellanschale mit der Lösung auf dem
Wasserbade eingedampft und zum Schlüsse auf dem Sandbade der gröſste Theil der
überschüssigen Schwefelsäure verraucht. Nach dem Erkalten verdünnt man vorsichtig
mit Wasser und kocht nach Zusatz von Chlorwasserstoffsäure kurze Zeit, läſst
erkalten, fügt Alkohol zu und filtrirt nach längerem Stehen von dem abgeschiedenen
Bleisulfat und den Spuren Chlorsilber ab.
Aus dem Filtrat verdunstet man den Alkohol, verdünnt mit Wasser
und leitet Schwefelwasserstoff ein, wobei die Schwefelmetalle der fünften und
sechsten Gruppe gefällt werden, Nickel, Eisen, Zink in Lösung bleiben; letztere
werden in bekannter Weise bestimmt. Die getrockneten Schwefelmetalle werden mit
Natriumcarbonat und Schwefel geschmolzen, die Schmelze wird mit heiſsem Wasser
ausgelaugt, Schwefelkupfer (Schwefelwismuth) bleibt im Rückstande, Schwefelantimon
mit wenig Schwefelarsen geht in Lösung. Man verdünnt dieselbe mit Wasser und läſst
sie zur Abscheidung der geringen mitgelösten Kupfermenge, welche der obigen
Hauptmenge beigefügt wird, längere Zeit stehen. Da das Hartblei in der Regel nur
Spuren von Wismuth enthält, wird obiger Schmelzrückstand trocken vom Filter
abgerieben, nach Zusatz der Filterasche in schwacher Salpetersäure aufgelöst und mit
Schwefelsäure eingedampft. Man filtrirt etwa noch abgesetztes Bleisulfat ab und
fällt in der mit Natriumcarbonat fast neutralisirten Lösung das Kupfer mittels
Aetznatronlösung kochend als Oxyd.
Den bei Lösung des Bleies erhaltenen ursprünglichen Rückstand
schmilzt man im Porzellantiegel mit dem 4 fachen Gewichte eines Gemenges von
gleichen Theilen kohlensaurem Natrium und Schwefel. Die geschmolzene Masse wird mit
heiſsem Wasser ausgelaugt, wobei Antimon, Zinn und Arsen als Sulfosalze in Lösung
gehen; Schwefelblei mit Spuren von Schwefelwismuth bleibt zurück. Die Lösung
vereinigt man mit der ersten Schwefelnatriumlösung, so daſs man nun sämmtliches
Antimon, Zinn und Arsen von 100g des Hartbleies in
dieser Flüssigkeit hat. Je nach der Menge der beiden letzteren Metalle kann die
Lösung, bevor zur Trennung der einzelnen Metalle geschritten wird, getheilt werden,
um bei dem hohen Antimongehalt nicht mit zu groſsen Niederschlagsmengen arbeiten zu
müssen. Einen Theil der Lösung übersättigt man vorsichtig mit verdünnter
Chlorwasserstoffsäure, vertreibt aus der erwärmten Flüssigkeit allen
Schwefelwasserstoff, indem man einen stärkeren Kohlensäurestrom hindurchleitet,
sammelt die abgeschiedenen Schwefelmetalle auf ein gewogenes Filter, zieht den
überschüssigen Schwefel mit Schwefelkohlenstoff aus und wiegt die Schwefelmetalle
nach dem Trocknen bei 100°, löst sie dann möglichst vom Filter ab und wiegt dieses
zurück. Dieser gewogene Antheil der Schwefelmetalle wird zur Trennung des Antimons
vom Zinn und Arsen in einem Porzellantiegel vorsichtig mit Salpetersäure befeuchtet,
dann nach Zusatz von starker Salpetersäure (1,5 sp. G.) öfters bis zur Trockene
eingedampft, schlieſslich zur Entfernung der Schwefelsäure fast bis zum Glühen
erhitzt. Die gebildeten Oxyde werden mit Natronlauge vollständig in einen
Silbertiegel gespült und eingetrocknet, mit der 8 bis 10 fachen Menge festem Natron
gemischt und längere Zeit bei Rothglühhitze im Flusse erhalten. Die erkaltete Masse
behandelt man mit viel heiſsem Wasser, bis der Rückstand fein pulverig erscheint,
und setzt im Becherglase ⅓ Vol. Alkohol von 0,83 sp. G. zu. Nun läſst man die
Flüssigkeit unter öfterem Umrühren längere Zeit stehen, filtrirt nach dem Absetzen
das ungelöst bleibende antimonsaure Natrium von dem in Lösung befindlichen
arsensauren und zinnsauren Natrium ab und wäscht mit immer stärkerem Weingeist, zum
Schlüsse mit einem Gemenge von 3 Vol. Alkohol und 1 Vol. Wasser, vollständig
aus.
Zur Bestimmung des Antimons löst man das antimonsaure Natrium auf
dem Filter in einem Gemisch von Chlorwasserstoffsäure und Weinsäure, fällt das
Antimon in der verdünnten Flüssigkeit mit Schwefelwasserstoff und bestimmt es als
Schwefelantimon. Die alkalische Auflösung des zinnsauren und arsensauren Natriums
wird mit Chlorwasserstoffsäure angesäuert und in die bis auf 70° erwärmte, von
ausgeschiedenem arsensaurem Zinn trübe Flüssigkeit durch längere Zeit
Schwefelwasserstoff eingeleitet. Nach vollständiger Fällung läſst man absetzen und
vertreibt dann den überschüssigen Schwefelwasserstoff durch Einleiten eines
Luftstromes. Der Niederschlag von Schwefelarsen, Schwefelzinn und Schwefel wird auf
einem gewogenen Filter gesammelt und bei 100° getrocknet. Das Filtrat läſst man nach
Verdünnung mit Schwefelwasserstoffwasser in der Wärme stehen, wobei sich häufig noch
etwas reines Schwefelarsen absetzt.
Zur Trennung des Arsens vom Zinn in dem gewogenen Gemenge bringt
man möglichst viel desselben in eine bei 100° getrocknete und gewogene Kugelröhre,
wiegt wieder und verbindet dann den engeren Theil der Kugelröhre mit einem
Schwefelwasserstoffapparat, während man den weiteren, etwas nach abwärts gebogenen
Schenkel in eine verdünntes Ammoniak enthaltende Vorlage münden läſst und dieser
noch einen zweiten Absorptionsapparat anfügt. Nun leitet man mittels Chlorcalcium
getrocknetes Schwefelwasserstoffgas durch den Apparat und erhitzt, nachdem alle Luft
ausgetrieben, die Kugel anfangs gelinde, dann allmählich stärker so lange, als sich
im kälteren Theile der Kugelröhre noch ein Sublimat ansetzt. Das ausgetriebene
Schwefelarsen wird in den Vorlagen aufgefangen, das nicht flüchtige Schwefelzinn
bleibt in der Kugel zurück. Nach dem Erkalten schneidet man das Rohrstück hinter der
Kugel ab, löst den Anflug mit verdünnter erwärmter Natronlauge, welche dem
vorgeschlagenen Ammoniak zugesetzt wird. Diese ammoniakalische Flüssigkeit
übersättigt man mit Chlorwasserstoffsäure und setzt unter Erwärmen so lange
chlorsaures Kalium zu, bis sämmtliches Schwefelarsen zu Arsensäure oxydirt worden
ist. Nach dem Abfiltriren des nicht oxydirten Schwefels versetzt man das Filtrat mit
Ammoniak im Ueberschuſs, fällt das. Arsen mit Magnesialösung und bestimmt es als
Magnesiumarsenat. Das zurückgebliebene, dunkelbraune Zinnsulfid wird durch
Befeuchten mit Salpetersäure und allmähliches Glühen bei Luftzutritt in Zinnoxyd
überführt und gewogen.
Zur Silberbestimmung werden 50g
des Hartbleies nach Zusatz von silberfreiem Weichblei auf der Kapelle in der Muffel
abgetrieben und das Silberkorn gewogen.
Ein etwaiger Schwefelgehalt kann am genauesten bestimmt werden,
indem man das Hartblei in einem Gemenge von Chlorwasserstoffsäure und Weinsäure
zersetzt und das entwickelte Schwefelwasserstoffgas mittels Bromlösung zu
Schwefelsäure oxydirt, um sie als Bariumsulfat zu fällen.
Die nach vorstehender Methode ausgeführte Analyse des in der k. k.
Hütte zu Przibram im J. 1880 erzeugten Hartbleies ergab nachstehende
Zusammensetzung:
Antimon
18,082
Arsen
0,124
Zinn
0,393
Silber
0,006
Kupfer
0,159
Nickel
0,013
Eisen
0,019
Zink
0,009
Schwefel und Wismuth
Spuren
Blei (Rest)
81,195
–––––––
100,000.