Titel: | Neuerungen im Heizungs- und Lüftungswesen. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 454 |
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Neuerungen im Heizungs- und
Lüftungswesen.
Mit Abbildungen auf Tafel 39.
(Patentklasse 36. Fortsetzung des Berichtes S. 287
Bd. 237.)
Neuerungen im Heizungs- und Lüftungswesen.
L. Putzrath in Berlin (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 10168 vom
29. Januar 1880) veranlaſst bei seiner Ventilvorrichtung zum Entlüften der
Dampfleitungen und zur Abscheidung des Condensationswassers aus denselben die Oeffnung bezieh. das
Schlieſsen eines Abfluſsventiles durch Ineinanderstecken mehrerer Röhren aus
verschiedenem Material, welche sich daher verschieden ausdehnen. Der Querschnitt der
concentrisch zusammengesteckten Röhren ähnelt einem Compensationspendel der Uhren.
Die äuſsere tragende Röhre soll aus Kupfer oder Messing, die in dieser hängende
Röhre aus Glas oder Porzellan, die in dieser stehende Röhre wieder aus Kupfer oder
Messing bestehen u.s.w. Eine Temperaturerhöhung von 1° verlängert die kupferne Röhre
um 0,0000172, die Glasröhre um 0,0000086 ihrer Länge, so daſs 0,0000086 der Länge
als wirkliche Verschiebung des unteren Endes der Glasröhre auftritt. Durch
Wiederholung der Einschachtelung vermag man auf diesem Wege, die Verschiebung der
inneren Röhre einigermaſsen groſs zu machen, wenn auch die Röhrenlänge nicht
bedeutend ist. Putzrath läſst die innere Röhre auf
einen Hebel wirken, welcher das Ventil bewegt, so daſs die Hubhöhe desselben noch
weiter vergröſsert wird.
Einerseits dürfte sich wegen der plötzlich wechselnden Temperaturen weder Glas, noch
Porzellan besonders für den vorliegenden Zweck eignen (Guſseisen dehnt sich nur sehr
wenig mehr aus als Kupfer oder Messing); andererseits machen die vielen beweglichen
Theile des vorliegenden Automaten denselben wenig empfehlenswerth.
Luftklappenanordnung vom Eisenwerk Schmiedeberg in Schmiedeberg bei Dippoldiswalde (* D. R. P. Nr.
10726 vom 24. Februar 1880). Der Ofen A (Fig.
4 Taf. 39) ist mit einem Mantel B umgeben. Je
nach Wunsch soll in den Hohlraum zwischen Ofen und Mantel frische Luft oder die Luft
des zu beheizenden Zimmers zugeführt werden, d.h. mit frischer bezieh. mit
umlaufender Luft geheizt werden. Zu dem Ende steht das untere Ende des Mantelraumes
einerseits mit dem Kanal P, welcher frische Luft
heranzuführen vermag und der durch den Planschieber d
geschlossen werden kann, andererseits mittels der im Sockel des Mantels angebrachten
Schlitze, welche der Ringschieber b schlieſsen kann,
mit der über dem Fuſsboden liegenden Luft des Zimmers in Verbindung. Der
Ringschieber b ist auf dem Plan- oder Kreisschieber d so befestigt, daſs ersterer seine Oeffnungen
schlieſst, sobald letzterer die ihm gegenüber liegenden Schlitze frei legt und
umgekehrt. Gleichzeitig wirkt die Drehung der beiden Schieber auf die Drosselklappe
g ein, welche hierdurch in die gezeichnete
senkrechte Lage kommt, wenn der Schieber d den Zutritt
frischer Luft gestattet; durch die Schlitze i wird
alsdann eine entsprechende Luftmenge in den Schacht C
abgeführt.
Verbesserungen an Einsatzfüllöfen von Jos. Rist und Max
Kustermann in München (* D. R. P. Nr. 9533 vom 9. September 1879). Der alte
Piesberger Einsatzfüllofen, bei welchem der den Brennstoff – vorwiegend Anthracit oder Koke –
enthaltende Blecheimer auſserhalb des zu beheizenden Zimmers gefüllt und dann in den
Ofenmantel gesetzt, nach Verbrauch; des Brennstoffes aber einschlieſslich der
Rückstände aus dem Mantel gehoben wird, um ebenfalls auſserhalb des zu beheizenden
Zimmers gereinigt und aufs Neue gefüllt zu werden, hat vielen Constructeuren
Veranlassung gegeben, eine Vervollkommnung der Ofentheile anzustreben (vgl. 1877 226
* 4. 1880 237 167). Um Gleiches handelt es sich bei dem vorliegenden Patent. Der
Eimer ist ungewöhnlich groſs (in einer der Zeichnungen ist die Weite zu 52cm, die ganze Höhe zu 132cm angegeben); derselbe besteht aus 7mm,5 dickem Guſseisen, so daſs der leere Eimer schwierig
ein- oder ausgehoben werden kann. An Verbesserungen ist zu nennen: Das Verfahren,
den Eimerobertheil an das Rauchrohr und den Untertheil des Eimers an die Vorrichtung
zum Regeln des Luftzutrittes anzuschlieſsen; ersteres findet statt, indem ein
Rohrstutzen des Eimers gegen das Ende der festen Rauchröhre gedrückt und zwar indem
der umgelegte Tragbügel gegen die entgegengesetzte Seite des Mantels gestemmt wird.
Der Luftzutritt wird entweder durch eine seitwärts liegende senkrechte, oder durch
eine unten liegende wagerechte Platte geregelt. Im ersteren Falle legt sich das
untere Ende des Eimers so zwischen an den Mantel angegossene Nasen, daſs der Eimer
eine genaue seitliche Lage der Ventilplatte gegenüber einnimmt; im letzteren Falle
stützt sich der Boden des Eimers auf die wagrechten Enden ähnlicher Nasen. Die
Patentinhaber vereinigen auch mehrere derartige Oefen zu einem Ganzen.
Bei dem Teleskoprohr für
Luftheizungen (* D. R. P. Nr. 10711 vom 10. December 1879) verwerthet G. Raven in Leipzig das von Prof. Herrn. Fischer (1879 234 * 169. Erstes Novemberheft
1879) zuerst angegebene Regelungsverfahren für die Wärmeabgabe. Fig. 5 Taf.
39 versinnlicht die Einrichtung im senkrechten Schnitt. A bezeichnet die Heizkammer, welcher die Luft durch C zugeführt wird. In dem unteren Ende des zum
Zimmerraum B empor reichenden Luftkanales ist eine
Röhre D verschiebbar angebracht. Die Mündung a derselben kann hierdurch zur Abführung der Luft,
welche den Ofen der Heizkammer ganz bespült hat, oder solcher Luft, die nur einen
Theil desselben berührte, benutzt werden. Die Verschiebung der Röhre D erfolgt mit Hilfe einer Kette k, welche einerseits an einem Querstück der Röhre D, andererseits an der Rolle einer kleinen, im Zimmer B angebrachten Winde F
befestigt ist. – Dieselbe Anordnung, jedoch von dem Sockelgeschoſs aus zu bedienen,
hat Prof. Herrn. Fischer für einige Räume der
technischen Hochschule in Hannover im J. 1878 entworfen.