Titel: | Ueber die Analyse von photographischer Gelatine- und Collodion-Emulsion; von Dr. J. M. Eder in Wien. |
Autor: | Josef Maria Eder |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 475 |
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Ueber die Analyse von photographischer Gelatine-
und Collodion-Emulsion; von Dr. J. M. Eder in Wien.
Eder's Analyse photographischer Gelatine- und
Collodion-Emulsion.
Photographische Bromsilber-Emulsionen werden, zum überwiegend gröſseren Theile in
Form von Gelatine-Emulsion, zum kleineren Theile in Form von Collodion-Emulsion oder
Collodion-Gelatine-Emulsion, in neuerer Zeit sehr häufig in den Handel gebracht.
Nicht selten trifft man auch Chlorsilber-Emulsionen oder gemischte Emulsionen an.
Diese Producte unterliegen bedeutenden Schwankungen bezüglich des Silbergehaltes,
der Empfindlichkeit und des Preises. Im Allgemeinen wird der Werth einer Emulsion
zuerst durch die Lichtempfindlichkeit, ferner aber durch deren Silbergehalt
bestimmt, da die Darstellungsweise empfindlicher Emulsionen kein Geheimniſs mehr ist
und aus diesem Grunde im Allgemeinen das Hinaufschrauben des Preises nicht
gerechtfertigt erscheint.
Ich machte schon vor Monaten darauf aufmerksam (vgl. 1880 238 245), daſs käufliche
Emulsionen ziemlich häufig erstaunlich viel Leim und wenig Bromsilber enthalten.
Diese Emulsionen haben für den Käufer den Nachtheil, daſs man sie in sehr dicken
Schichten auf die Glasplatten auftragen muſs und mit einer gegebenen Menge Emulsion
nur eine kleine Anzahl Platten überziehen kann; überdies haben die dicken, an
Gelatine reichen Schichten noch eine Reihe von Uebelständen im Gefolge.
Zur chemischen Analyse von Emulsionen empfehle ich folgenden Weg, welcher mit groſser
Raschheit befriedigende Resultate liefert.
1) Gelatine-Emulsion. Dieselbe kommt theils gelöst in
Form von Gallerte, theils getrocknet in Form von unregelmäſsigen Knollen und Stücken
oder in Blattform, theils auf Glasplatten oder Papier aufgetragen vor.
a) Bestimmung des Silbers. Von der
gelösten Gelatine-Emulsion werden etwa 10g
abgewogen, mit dem 2 bis 3 fachen Volumen Wasser verdünnt, mit überschüssiger
Salpetersäure versetzt und einige Stunden am Wasserbade digerirt. Das Bromsilber
wird durch diese Behandlung als compacter Niederschlag gefällt und kann leicht auf
einem Filter gesammelt, gewaschen, geglüht und gewogen werden. Zur Controle wird das
Bromsilber mit kohlensaurem Natron-Kali geschmolzen, wodurch es in Metall übergeht
und als solches gewogen werden kann. – Getrocknete Gelatine-Emulsion wird zunächst
in Wasser eingeweicht, dann in der Wärme gelöst und in der erwähnten Weise
behandelt.
Von mit Gelatine-Emulsion überzogenen Glasplatten läſst sich eine
zur Analyse hinlängliche Menge dadurch erhalten, daſs man die Schicht in kaltem Wasser anquellen läſst, mittels eines Spatels
ablöst, trocknet und jetzt erst zur Analyse bringt. Das auf einer Platte befindliche
Gesammtgewicht an Emulsion kann dadurch leicht bestimmt werden, daſs man die
überzogene Platte wiegt, mit heiſsem Wasser wäscht, wodurch die Gelatine-Emulsion
entfernt wird, und wieder wiegt. Ein etwaiger Versuch, den Silbergehalt durch bloses
Glühen u.s.w. zu bestimmen, würde zu falschen Resultaten führen, weil nicht nur die
Gelatine einen wechselnden Aschengehalt aufweist, sondern auch nicht selten
Kaliumnitrat oder Bromid (vom schlechten Auswaschen der Emulsion bei deren
Darstellung herrührend) zugegen sind.
b) Bestimmung von Bromsilber neben Jod-
und Chlorsilber. Die Emulsion enthält meistens nur Bromsilber. Jedoch
finden sich Jodbromsilber-Emulsionen, welche beiläufig 10mal mehr Bromsilber als
Jodsilber enthalten, im Handel (namentlich in England) vor. Man erkennt diesen
Zusatz schon an der tiefgelben Farbe der auf einer Platte ausgebreiteten Emulsion.
Sehr selten wird eine Chlorsilber haltige „Bromsilber-Gelatine“ vorkommen.
Die Bestimmung von Chlor-, Brom- und Jodsilber gelingt leicht, wenn man die mittels
Salpetersäure ausgeschiedenen Silbersalze nach dem gewöhnlichen Gang der Analyse
untersucht. Für eine annähernde Bestimmung genügt es, den Niederschlag zuerst mit
kohlensaurem Ammoniak (wobei sich Chlorsilber löst und aus der Lösung durch
Salpetersäure gefällt wird), dann mit Aetzammoniak (wobei Bromsilber in die Lösung
geht) zu behandeln; etwa vorhandenes Jodsilber bleibt ungelöst am Filter. Bei
genauen Analysen sind die bekannten streng quantitativen Methoden einzuhalten.
c) Bestimmung des Gelatine- und des
Wassergehaltes. Durch Eindampfen und Trocknen bei 100° ergibt sich der
Wassergehalt. Aus der Trockensubstanz, von welcher Bromsilber und Bromkalium u.a.
abgezogen wird, findet man den Gelatinegehalt. Eine genaue Bestimmung des
Gelatinegehaltes erscheint meistens überflüssig. Lufttrockene Gelatine-Emulsion gibt
bei 100° ungefähr 8 bis 15 Proc. Wasser ab.
d) Prüfung auf fremde schädliche
Salze. Insbesondere muſs das Augenmerk darauf gerichtet sein, ob die
Emulsion bei ihrer Darstellung von überschüssigen Bromsalzen oder nebenbei
entstandenen Alkalinitraten befreit wurde. Zu diesem Ende wird eine gröſsere Menge
der Gallerte durch groſsmaschigen Canevas gepreſst und 506 davon mit kaltem Wasser
12 bis 15 Stunden macerirt. Die etwa in der Emulsion enthaltenen löslichen Salze
diffundiren ins Wasser und können qualitativ (nach mehrmaligem Erneuern des Wassers
auch quantitativ) bestimmt werden. Häufig läſst sich auf diese Weise ermitteln, ob
die Emulsion mittels Bromkalium oder Ammonium hergestellt wurde. – Ein Fall kam mir
vor, wo der Gelatine-Emulsion Cyankalium einverleibt wurde, um sie schleierlos zu
machen; dieser Zusatz verräth sich meistens durch den Geruch.
e) Ein Zusatz von Alkohol (ungefähr 5
bis 10 Proc.) kommt sehr häufig vor., Man wird darauf beim Behandeln der
Gelatine-Emulsion mit Schwefelsäure aufmerksam, denn es entwickelt sich in diesem Falle ein
angenehmer ätherischer Geruch. Quantitativ kann der Alkohol durch die
Destillationsprobe bestimmt werden. – Als Antiseptica werden Carbolsäure und Thymol
beigemengt; diese Zusätze verrathen sich durch ihren Geruch, namentlich beim
Digeriren mit Schwefelsäure. Salicylsäure kann nachgewiesen werden, wenn man die im
warmen Wasser gelöste Gelatine-Emulsion mit dem 2 bis 4fachen Volumen Alkohol fällt,
das Filtrat eindampft, den Rückstand mit Aether auszieht, verdunstet und dann mit
verdünnter Eisenchloridlösung reagirt. (Violettfärbung, welche durch Essigsäure
nicht verschwindet, deutet auf Salicylsäure.)
f) Ueberschüssiges Silbernitrat kommt
in keiner zu Aufnahmen in der Camera bestimmten Negativ-Emulsion vor, denn es würde
beim Uebergieſsen mit dem Entwickler das Schwärzen der ganzen Schicht veranlassen.
Wohl aber wird Chlorsilber-Gelatine-Emulsion, auf welche einfach (ohne Entwicklung)
copirt wird, in den Handel gebracht, welche groſse Mengen überschüssiges
Silbernitrat enthält. Man kann sich von der Anwesenheit des Silbernitrates durch
Betupfen mit einer neutralen Kaliumchromatlösung überzeugen; bei Gegenwart von
Silbernitrat entsteht ein tief rother Fleck. Quantitativ kann das Silbernitrat
dadurch bestimmt werden, daſs man die Emulsion in warmem Wasser löst und mit
Chlornatriumlösung (unter Anwendung von Kaliumchromat als Indicator) titrirt, oder
die Emulsion mit Salpetersäure erhitzt, filtrirt und im Filtrate das Silbernitrat
gewichtsanalytisch bestimmt.
2) Collodion-Emulsion. Gegenwärtig kommen
Collodion-Emulsionen nur mehr seltener in den Handel. Sie verrathen sich schon durch
den Aethergeruch; denn es gehört zu den seltensten Ausnahmen, daſs eine
Collodion-Emulsion in einem anderen Lösungsmittel als Aether-Alkohol gelöst ist.
a) Bestimmung des Silbergehaltes.
Derselbe kann durch einfaches Glühen der trocknen Emulsion nicht genügend genau
bestimmt werden, weil das in der Emulsion vorhandene Pyroxylin beim Erhitzen wohl
nicht explodirt, aber meistens unter schwachem Verpuffen abbrennt, wodurch Verluste
herbeigeführt werden. Das Verbrennen und Einäschern der Collodion-Emulsion gelingt
aber leicht und sicher, wenn man folgenden Kunstgriff anwendet. Man befeuchte die in
einem geräumigen Porzellantiegel befindliche getrocknete und gewogene
Collodion-Emulsion (ungefähr 1g) mit concentrirter
Salpetersäure, erwärmt den Tiegel, bis die Salpetersäure verdampft ist, und erhitzt
dann allmählich bis zum Glühen. Durch das Erwärmen mit Salpetersäure verliert das
Pyroxylin die heftige Explosionsfähigkeit und verbrennt ruhig. Durch diese Operation
erhält man Brom-, Chlor- oder Jodsilber in fast gänzlichgänzlilch unzersetztem Zustand als Glührückstand und dieser kann sofort gewogen und
als das entsprechende Silbersalz in Rechnung gezogen werden. Genauer und
zuverlässiger erscheint es aber, das Bromsilber u.s.w. durch Glühen mit kohlensaurem
Natron-Kali zu Metall zu reduciren und das regulinische Silber (wie oben angegeben)
zu wiegen.
b) Die Bestimmung des Bromsilbers neben
Jod- und Chlorsilber ist in Collodion-Emulsionen etwas weniger einfach als
bei Gelatine-Emulsionen, da die Trennung dieser Silberverbindungen vom Collodion
nicht so leicht wie von Gelatine möglich ist. Am besten gelingt diese Bestimmung
dadurch, daſs man das Collodion, wie vorhin beschrieben wurde, durch Glühen
zerstört, den Glührückstand mit kohlensaurem Natron-Kali erhitzt, wobei sich
metallisches Silber und Bromnatrium u.s.w. bildet. Laugt man die Masse mit Wasser
aus, so kann in der Lösung Brom, Jod und Chlor neben einander nach den bekannten
Methoden bestimmt werden. Genauere Resultate liefert folgender Weg: Die von
Aether-Alkohol befreite Collodion-Emulsion wird mit einem groſsen Ueberschuſs von
Salpetersäure von 1,4 sp. Gew. längere Zeit erwärmt, wodurch das Pyroxylin aufgelöst
wird und die Silberverbindung zu Boden fällt; sie wird dann gewaschen und weiter
untersucht.
Zur näheren Orientirung führe ich an, daſs als
„Negativ-Emulsionen“, d.h. solche, welche zur Aufnahme in der Camera
bestimmt sind, meistens Bromsilber oder Bromjodsilber-Emulsionen vorkommen.
Chlorsilber-Emulsionen sind nur zum directen Copiren (Herstellung von Diapositiven)
bestimmt.
c) Bestimmung des Lösungsmittels.
Eine Partie der Emulsion (50 bis 1008) wird fractionirt destillirt und auf diese
Weise Aether und Alkohol annähernd getrennt. Man nehme auf vorhandene Essigsäure und
Holzgeist (wohl nur in englischen Emulsionen) Rücksicht. – Als Controle muſs der
Trockenrückstand bei 100° bestimmt werden.
d) Untersuchung auf vorhandenes
überschüssiges Silbernitrat oder auf überschüssiges lösliches Bromid oder
Chlorid. Chlorsilber-Collodion-Emulsionen enthalten fast immer (in so fern
sie zum Copiren ohne Entwicklung dienen), Bromsilber-Collodion-Emulsion sehr häufig,
überschüssiges Silbernitrat (Gegensatz zur Gelatine-Emulsion). Von der Anwesenheit
des überschüssigen Silbernitrates überzeugt man sich leicht dadurch, daſs man eine
Probe der Emulsion mit Wasser versetzt, wodurch flockiges, Bromsilber haltiges
Collodion ausgeschieden wird, und im Filtrat mit Salzsäure oder Kaliummonochromat
auf Silbernitrat prüft. Ist solches vorhanden, so kann man es quantitativ bestimmen,
indem man die Emulsion mit dem 8 bis 10 fachen Volumen Wasser fällt, den flockigen
Niederschlag sammelt, trocknet, neuerdings in Aether-Alkohol löst und die Lösung
wieder mit Wasser fällt; in den vereinigten wässerigen Filtraten ist das
Silbernitrat leicht quantitativ zu bestimmen.
In ähnlicher Weise bestimmt man in einer Bromsilber-Emulsion das
etwa vorhandene überschüssige lösliche Bromid, bezieh. in einer Chlorsilber-Emulsion
das überschüssige Chlorid. Eine gut gewaschene Emulsion soll nur Spuren davon
enthalten.
Nicht selten kommt es (namentlich bei französischen
Collodion-Emulsionen) vor, daſs eine Bromsilber-Emulsion etwas überschüssiges
lösliches Chlorid (Alkalichlorid oder Chlorcalcium, Chlorkobalt, Chlorkupfer)
enthält. Man kann dasselbe nach dem Fällen der Emulsion mit Wasser im Filtrat
auffinden. In diesem Falle ist neben dem Bromsilber stets auch eine kleine Menge
Chlorsilber enthalten; es werden nämlich Oefters Bromsilber-Emulsion mit
überschüssigem Silbernitrat hergestellt und dann der Ueberschuſs des letzteren durch
Zusatz eines löslichen Chlorides ausgeschieden, wobei man beabsichtigt, an die
Stelle des die Empfindlichkeit vermindernden, überschüssigen, löslichen Bromides ein
weniger schädliches Chlorid zu bringen.
e) Prüfung auf zugesetzte „Präservative“ oder
„Sensibilisatoren“. Sehr häufig werden den
Bromsilber-Collodion-Emulsionen Brom absorbirende organische Substanzen beigemengt,
um die Lichtempfindlichkeit derselben zu erhöhen (sogen. Präservative oder
Sensibilisatoren). Bei Emulsionen mit überschüssigem Silbernitrat ist ein solcher
Zusatz wohl sehr bedenklich und wird in diesem Falle auch nur in seltenen Fällen
vorgenommen.Bromsilber-Emulsionen mit überschüssigem Silbernitrat und reducirend
wirkenden organischen Substanzen erleiden beim längeren Aufbewahren eine
freiwillige Zersetzung und sind dann photographisch unbrauchbar.
(Verschleierung beim Entwickeln!) Um so häufiger trifft man die
„Präservative“ in Emulsionen an, in welchen das Silbernitrat vorherrscht.
Hierzu werden die verschiedenartigsten Substanzen verwendet, bei deren Aufsuchung
man in die gröſste Verlegenheit kommt, sobald man nicht die mit Vorliebe in der
Praxis benutzten Beimengungen kennt.
Die am häufigsten der Collodion-Emulsion zugesetzten organischen Substanzen oder die
zum Ueberziehen der schon fertigen Emulsionsplatten verwendeten Stoffe sind:
Gerbstoff, Gallussäure, Pyrogallussäure, Decocte von Thee und gebranntem Kaffee, Morphin,
Cinchonin, Chinin, Opiumdecoct, Rohrzucker, Traubenzucker, Glycerin, Albumin, Gummi,
Gelatine, Harze, insbesondere Colophonium, Schellack und vielleicht Guajac. Gemische
dieser Verbindungen sind sehr häufig, namentlich Gerbstoff und Zucker, Kaffee und
Zucker u. dgl. Häufig enthält die Emulsion auch noch kleine Mengen organischer
Säuren (Citronensäure, Essigsäure), sehr selten alkalische Substanzen (Soda,
Kaliumnitrit). Gröſsere Mengen von organischen Säuren enthält wohl nur das zur
Herstellung von Diapositiven bestimmte Chlorsilbercollodion (CitronensäureDerartige Emulsionen werden bei ihrer Darstellung meistens nicht gewaschen
und enthalten deshalb die löslichen Beimengungen in groſser Menge. Als
Chlorsalz sind Magnesium-, Calcium- und Strontiumverbindungen in Verwendung;
jedoch kann auch in Ausnahmsfällen das chlorwasserstoffsaure Cinchonin
vorkommen.) und die unter 3 ausführlicher behandelte
Collodion-Gelatine-Emulsion.
Farbstoffe, im Sinne der „optischen Sensibilisator-Theorie“ von H. W. Vogel, dürften nur selten in der Emulsion
vorkommen.
f) Es muſs noch aufmerksam gemacht werden, daſs die Form, in welcher die
Collodion-Emulsion vorliegt, einen Schluſs auf deren Darstellungsweise gestattet. Die in kaltem Wasser gefällte Emulsion
erscheint nach dem Trocknen in Form von leichten, porösen, leicht zerdrückbaren
krümeligen Stückchen und Flocken; die in heiſsem Wasser gefällte ist ähnlich, aber
viel compacter. War die Emulsion in dünne Tafeln gegossen und in Form von erstarrter
Gallerte mit Wasser gewaschen worden, so gibt sie harte hornartige, nur schwer zu
zerkleinernde, spröde Stückchen, welche beim Schütteln im Glase klingen.
3) Collodion-Gelatine-Emulsion. Dieselbe wurde erst in
neuester Zeit erfunden und in den Handel gebracht. Derartige Emulsionen enthalten
neben Collodion noch Gelatine in namhafter Menge. Sie werden dargestellt durch Lösen
von Collodionwolle und Gelatine (bezieh. Gelatine-Emulsion) in einem Gemisch von
Eisessig und Alkohol, welches Gemisch bei 15 bis 20° gallertig erstarrt und erst
beim Erwärmen flüssig wird, oder durch Lösen der beiden Substanzen in Oxalsäure
haltigem Alkohol, oder durch vorhergehendes Digeriren der Gelatine mit Salpetersäure
oder Königswasser, wodurch dieselbe derartig verändert wird, daſs sie sich mit
Alkohol mischen läſst, allerdings ohne daſs man zugleich erhebliche Mengen von
Collodionwolle in Lösung bringen könnte.Näheres hierüber vgl. Eder; Theorie und Praxis der
Photographie mit Bromsilber-Emulsionen, (Wien 1881) S.
81. Gegenwärtig kommt in dem Handel nur Collodion-Gelatine-Emulsion
vor, welche nach der erstgenannten Methode dargestellt ist (H. W. Vogel's Emulsion).
Zur Analyse derartiger Emulsionen fällt man dieselben mit
überschüssigem Wasser, wodurch das Pyroxylin mit dem von ihm eingeschlossenen
Bromsilber u.s.w.
flockig ausgeschieden wird. Das so erhaltene Gemenge von Bromsilber und Pyroxylin
wird gesammelt, bei 100° getrocknet, gewogen und dann mit den nöthigen
Vorsichtsmaſsregeln geglüht und das Bromsilber gewogen. Die Differenz ist Pyroxylin.
– Das wässerige Filtrat enthält den Leim, welcher durch Eindampfen u.s.f. bestimmt
wird; es werden Controlproben vorgenommen (Tannin, Verbrennen u.s.w.), um sich zu
überzeugen, ob wirklich Leim vorliegt.
Die EssigsäureEs erscheint geboten, eine Reaction auf etwa vorhandene Ameisensäure
vorzunehmen. wird in einer mit Wasser versetzten Probe
titrimetrisch bestimmt. Der Alkohol wird, nach dem Neutralisiren der vorhandenen
flüchtigen Säuren, durch die Destillationsprobe quantitativ bestimmt. Aether kommt
in derartigen Emulsionen nicht vor.
Als Beispiel über die Art der Zusammensetzung einer
Collodion-Gelatine-Emulsion und zugleich als Beleganalyse gebe ich die Analyse einer
in den Handel gebrachten Imitation (allerdings einer miſslungenen) von Prof. Vogel's patentirter Emulsion:
Bromsilber
5,08
Pyroxylin
1,10
Gelatine
5,38
Alkohol
30,92
Essigsäure
44,11
Wasser und Verlust
13,41
––––––
100,00.
Das Bromsilber war durch Glühen des mit Wasser gefällten
Collodion-Bromsilbers bestimmt worden. Als Controle für die directe
Bromsilber-Wägung war dasselbe nach dem Glühen durch Erhitzen mit kohlensaurem
Natronkali in metallisches Silber übergeführt worden; aus dem in Form von Metall
gewogenen Silber berechnete sich der Procentgehalt an Bromsilber zu 5,06 Proc. Die
aus den Einzelbestimmungen berechnete Menge von Trockensubstanz entspricht 11,56
Proc., was mit dem durch Abdampfen und Trocknen bei 100° bestimmten Rückstand =
11,98 Proc. sehr befriedigend übereinstimmt.
Wien, Technische Hochschule, Laboratorium von Prof. Dr. J. J. Pohl.