Titel: | Erkennung und Unschädlichmachung schlagender Wetter. |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 48 |
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Erkennung und Unschädlichmachung schlagender
Wetter.
Mit Abbildungen auf Tafel 5.
Erkennung und Unschädlichmachung schlagender Wetter.
Sicherheitslampen.Vgl. Mante 1880 237 *
227. Odling 1879 234
337. Dinant 1879 231
* 497. In Groſsbritannien wurden, wie Iron, 1880 Bd. 15 S. 43 berichtet, i. J. 1879 155 Bergleute durch
schlagende Wetter getödtet, i. J. 1860 dagegen 863 und i. J. 1866 651; ferner:
im J.
1874
1875
1876
1877
1878
1879
war die Zahl der Verunglückten
166
288
95
345
586
155
Auf die Förderung von 1 Mill. Tonnen entfallen
Verunglückungen d. Expl.
1,4
2,2
0,8
2,7
4,6
1,1
Im Mittel entfallen seit 1856 bis 1879 auf 1 Million Tonnen
Förderung 2,284 Verunglückungen durch Explosion schlagender Wetter.
Um ein Anhäufen der Gase in den Gruben zu verhüten, fordert T. Mulvany im Glückauf,
1880 Nr. 79 die Anlage entsprechender Wetterschächte.
G. Körner in Freiberg (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 6179 vom
22. December 1878) umgibt ein Thermometergefäſs mit Platinmoor. Treten schlagende
Wetter auf, so oxydirt das Platin den leichten Kohlenwasserstoff, durch die dadurch
entstehende Wärme dehnt sich das Quecksilber im Thermometergefäſs aus und schlieſst
durch Berührung mit einem eingeschmolzenen Platindraht einen elektrischen Strom, der
sofort ein Läutewerk in Bewegung setzt. – Nach dem Zusatzpatent (Nr. * 7469 vom 23.
Februar 1879) sollen Bimssteinstücke, auf denen metallisches Platin niedergeschlagen
ist, mit Kokesstücke in Drahtkörbe verpackt, in die Gruben eingesenkt werden, um die
Kohlenwasserstoffe in gefahrloser Weise zu verbrennen. Diese Zerstörung der
schlagenden Wetter soll nach dem zweiten Zusatzpatent (* Nr. 11212 vom 6. Januar
1880) dadurch unterstützt werden, daſs das fein vertheilte Platin durch elektrische
Ströme oder Spiritusdämpfe u. dgl. erwärmt wird.
In der Sitzung des elektrotechnischen Vereines vom 25. Mai 1880
schlug W. Siemens statt dessen die Anwendung von
Thermoketten vor, welche jederzeit den Grad der Ansammlung der Grubengase erkennen
lassen. Eine sichere Ausführung und Erweiterung des beachtenswerthen Delaurier'schen
Vorschlages (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1879 S.
1198), die Gase durch elektrische Zündwirkung vor dem jedesmaligen Einfahren der
Bergleute zu verbrennen, lieſse sich vielleicht erzielen, indem man in allen
Grubengängen elektrische Lichter anbringt, welche das Gas sogleich beim Eintreten
anzeigen und verzehren, dagegen höchstens eine locale Entzündung hervorrufen können
und zugleich den Vortheil einer vorzüglichen Erleuchtung der Grubenräume bieten
würden. – Siemens glaubt, daſs eine Verbindung der
endosmotischen mit der katalytischen Methode ebenfalls Aussicht auf Erfolg habe.
Nach Pieler (Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1880 S. 305) sind dagegen
die Apparate von Ansell und Körner unbrauchbar (vgl. 1877 223 547). Auch
Braumüller wendet sich im Glückauf, 1880 Nr. 51 gegen die Vorschläge von Siemens, indem er namentlich auch die Verbrennung der Gase für sehr
gefährlich hält.
Der Apparat zur Erkennung von Grubengas von E. H. Liveing (Revue
industrielle, 1880 S. 361) besteht im Wesentlichen aus zwei Platinspiralen,
von denen die eine in einem kleinen Glasrohre mit reiner Luft eingeschlossen ist und
die andere in einem Cylinder aus Drahtgaze (mit Glasende) der zu untersuchenden Luft
ausgesetzt wird. Werden nun beide durch einen elektrischen Strom zum Glühen
gebracht, so leuchten sie gleich stark, wenn die Luft rein ist; enthält die Luft ¼
Proc. Grubengas, so leuchtet die Spirale im Drahtcylinder 1,24mal stärker, bei ½
Proc. 1,65mal stärker, bei 1 Proc. 2,78mal, bei 2 Proc. 5,1 mal, bei 3 Proc. 22mal
und bei 4 Proc. 64mal so stark als die Spirale im Glasrohre.
Wie bereits Schöpfleuthner (1879 231
280) so will jetzt auch H. Mühlrad in Buckau-Magdeburg
(D. R. P. Kl. 5 Nr. 11568 vom 13. Februar 1880) ein mit Luft gefülltes Gefäſs an
einer Wage ins Gleichgewicht bringen. Wird die Luft durch Entwicklung von Grubengas
leichter, so senkt sich das Gefäſs und setzt eine Glocke in Bewegung. – Auch dieser
Apparat ist unzuverlässig, da er auf die Aenderungen des Barometerstandes keine
Rücksicht nimmt.
F. Jüttner in Dortmund (D. R. P. Kl. 74 Nr. 5164 vom 3.
September 1878) will mittels eines genügend starken, aber in der Flamme leicht zu
versengenden Stoffes eine Feder anspannen, jenen vor der gewöhnlichen Flamme einer
Wetterlampe schützen, bei der EntzündungEntzüngung schlagender Wetter innerhalb der Lampe aber versengen und dadurch ein
Freiwerden der Feder veranlassen, sowie durch diese Kraft ein Läutewerk in Bewegung
setzen und die Lampenflammen löschen, bezieh. durch Herstellung eines bis dahin
unterbrochenenelektrischen Stromes ein Signal nach entfernter liegenden Punkten
entsenden.
E. Amouroux in Paris (* D. R. P. Kl. 5 Nr. 10179 vom 7.
December 1879) schlägt vor, die einzelnen Strecken der Grube durch enge Röhren mit
einem Versuchsraum zu verbinden, um die Gase jederzeit untersuchen zu können.
Die Entwicklung der schlagenden Wetter bespricht sehr eingehend
H. de la Goupilliere in den Annales des Mines, 1880 Bd. 18 S. 193.
Die Sicherheitslampen von J. D. Shakespear in Barons Court, England (* D. R. P. Kl. 4 Nr. 10780 vom 6. November 1879) soll das
Durchblasen, d.h. die Verbindung der Flamme eines brennbaren Gases innerhalb des
Verbrennungsraumes durch den Gazeschornstein der Lampe mit den brennbaren Gasen,
welche die Lampe von auſsen umgeben, verhindern. Dem Aufmachen der Lampe folgt das
Auslöschen des Lichtes; dasselbe kann jedoch langsam sehr verkleinert werden, ohne
auszulöschen, so daſs die Gegenwart von brennendem Gase innerhalb des
Verbrennungsraumes entdeckt werden kann, da das brennende Gas bei heruntergedrehtem
Licht sichtbar wird. Um das Durchblasen zu verhindern, wendet man statt eines
einfachen Schornsteines aus Drahtgaze zwei Schornsteine A und B (Fig. 9 Taf.
5) an. Der äuſsere Schornstein ist bedeckt und paſst an seinem äuſseren Ende dicht an die äuſsere Fläche
eines mit zwei Flanschen a versehenen Cylinders c, welcher einen Theil des Gestelles der Lampe bildet.
Das untere Ende des inneren Schornsteines B ist mit
einer Flansche b versehen, welche fest zwischen dem
Gestellrand a und den oberen Rand des durch Glas
seitlich begrenzten Verbrennungsraumes D gepreſst wird.
Das Glas D wird durch die Platte E fest gegen die Flansche b gedrückt. Zwischen dem Glase D und der
Platte E ist eine Scheibe I aus passendem, nachgiebigem, nicht verbrennlichem Material, z.B. Asbest,
angebracht. Der Untertheil des Gestelles F mit
Lampenbehälter J und der obere Theil des
Lampengestelles G werden durch die dünnen Stäbe H mit einander verbunden. Der Verbrennungsraum ist
danach von dem Raum zwischen den beiden Drahtcylindern oder Schornsteinen
vollständig isolirt. Die Platte E ist mit einem
concentrisch zu derselben angeordneten Rand e versehen,
in welchem der lose um die Dochtröhre n befindliche
Auslöscher K paſst.
Die Auslöschvorrichtung K wird über die Dochtröhre
geschoben, die Lampe angezündet und nebst Auslöscher von unten in den Haupttheil F des Lampengestelles eingeschraubt. Wird die Lampe nun
losgeschraubt, um aufgemacht zu werden, so wird das Dochtrohr durch die
Löschvorrichtung K gezogen, weil letztere durch den
Cylinder e festgehalten wird. Demzufolge ist es
unmöglich, die Lampe zu öffnen, ohne die Flamme zu löschen.
Um ein unbefugtes Oeffnen der Lampe zu verhindern, wird nach F. M. Wolff in Berlin (* D. R. P. Kl. 4 Nr. 11299 vom
20. Februar 1880) an dem Untertheil der Sicherheitslampe ein Papierstreifen
festgeklemmt, so daſs beim Aufschrauben des Obertheiles eine mit dem letzteren fest
verbundene federnde Sperrklinke über den Papierstreifen gleitet, ohne ihn zu
zerreiſsen, während sie beim Abschrauben des Obertheiles denselben unfehlbar
zerreiſst, weil sie unter ihn faſst und ihn von der Einspannvorrichtung abzuheben
strebt. – A. Meyer in Berlin (* D. R. P. Kl. 4 Nr.
10958 vom 14. Februar 1880) beschreibt eine entsprechende Verschluſsvorrichtung an
Sicherheitslampen, welche nur nach Zertrümmerung von Glasstäbchen ein Oeffnen
derselben zuläſst.
Zu gleichem Zweck construirte Wilhelm Schröder in
Dortmund (* D. R. P. Kl. 4 Nr. 10906 vom 8. Februar 1880) einen
Wetterlampenverschluſs mittels Vernietung. An dem Untertheil A (Fig. 10
Taf. 5) der Lampe sitzt ein conisch durchbohrter Lappen e, während ein entsprechend durchbohrter Lappen n mit einem um das untere Ende des Obertheiles drehbaren Ring B in Verbindung steht. Nachdem Ober- und Untertheil mit
einander verschraubt worden sind, werden die beiden Lappen durch einen Metallstift
mit einander vernietet. – Bei der zweiten Construction (* D. R. P. Nr. 11322 vom 15.
Februar 1880) ist der conisch ausgebohrte Ring B (Fig.
11 Taf. 5) auf dem Untertheil der Lampe aufgeschliffen, so daſs zwischen dem
Unter- und Obertheil der Lampe keine Luft zur Flamme gelangen kann. Die feste
Verbindung des Ringes B mit dem Untertheile erfolgt
einestheils bei H mittels Bajonnetverschluſs und
anderntheils mittels Vernietung der beiden Lappen G und
D; letzterer ist mit dem um B drehbaren Bügel c fest verbunden.