Titel: | Elektrische Wasserstandszeiger von Siemens und Halske in Berlin. |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 113 |
Download: | XML |
Elektrische Wasserstandszeiger von Siemens und
Halske in Berlin.
Mit Abbildungen.
Siemens und Halske's elektrische Wasserstandszeiger.
In der Sitzung des Elektrotechnischen Vereines am 22. Februar d. J. hat F. v. Hefner-Alteneck einen Vortrag über elektrische
WasserstandszeigerVgl. Fein 1881 239 *
283. – Im Verlag von Julius Springer in Berlin
ist kürzlich eine fachgemäſse Zusammenstellung solcher Apparate erschienen:
Die elektrischen Wasserstandsanzeiger von
Oberingenieur L. Kohlfürst in Prag (71 S. in
80. Mit 54 Textfiguren).D. Red. gehalten. Nach Besprechung der
älteren Apparate beschrieb der Vortragende eingehender die beiden neueren von Siemens und Halske in Berlin hergestellten
Wasserstandszeiger.
Der erste derselben ist vor etwa 1 Jahre zuerst ausgeführt worden und seitdem
vielfach im Gebrauch. Er erfordert nur eine Leitung und
gibt jede Anzeige unabhängig von der Richtigkeit der vorangehenden, da er den
Wasserstand jedesmal sozusagen von unten auf miſst. Derselbe wird mit drei geringen,
auf seine Handhabung sich beziehenden Verschiedenheiten ausgeführt, und zwar
entweder derart, daſs eine Wasserstandsangabe nur dann erfolgt, wenn derjenige, der
dieselbe zu haben wünscht, auf einen Knopf drückt und dadurch den Apparat in
Thätigkeit setzt, oder so, daſs die Anzeige in bestimmten Zeiträumen erfolgt,
endlich derart, daſs wie bei den älteren Apparaten jeweilig eine bestimmte
Veränderung des Wasserstandes eine neue Anzeige selbstthätig veranlaſst. Der die
Apparate treibende Mechanismus, welcher durch den elektrischen Strom einer Batterie
in Thätigkeit gesetzt wird, ist ein Elektromagnet mit verlangsamter
Selbstunterbrechung und ähnlich demjenigen des alten Siemens'schen Zeigertelegraphen
vom J. 1846. Bezüglich der näheren Einrichtung dieses Wasserstandszeigers in seinen
3 Abarten verweisen wir auf die Elektrotechnische
Zeitschrift, 1881 S. 85. Derselbe dürfte nach seiner Einrichtung den
weitest gehenden Anforderungen entsprechen. Ueberdies kann man ihn auch, wenn man
bei längerem Stillstehen des Apparates den Verdacht einer Unordnung schöpfen möchte,
durch eine einfache vorübergehende Unterbrechung der Leitung jederzeit in Thätigkeit
setzen und sich dabei überzeugen, ob eine Unordnung des Apparates oder ein Stillstand des
Wasserspiegels vorliegt. Man könnte sogar die eine vorhandene Leitung auch noch
nebenbei als Sprechleitung benutzen, da eine Unterbrechung der Thätigkeit dieses
Wasserstandszeigers zulässig ist. Allerdings waren diese principiellen Vorzüge nicht
mit den einfachsten Mitteln, sondern nur durch die Combination verschiedener
Mechanismen zu erzielen.
Bei dem neuesten Wasserstandszeiger von Siemens und
Halske besteht der Schwimmerapparat aus einer durch die Kette des
Schwimmers bewegten Contactwalze, welche unter Mitwirkung zweier auf sie sich
auflegenden Hebel während ⅓ ihres Umlaufes einen positiven Strom, während des
nächsten Drittels in unmittelbarem Anschlüsse daran einen negativen Strom in die
Leitung gelangen läſst und während des letzten Drittels ihres Umlaufes die Leitung
unterbricht. Diese Reihenfolge kehrt sich um, wenn die Walze in der anderen Richtung
sich dreht. Der hierzu benutzte, von der Walze aus bewegte Contactapparat bietet in
seiner Construction nichts besonderes Neues und ist aus Textfigur 1 deutlich genug zu erkennen.
Fig. 1–2., Bd. 240, S. 114
Fig. 3., Bd. 240, S. 114
Der Zeigerapparat ist wo möglich noch einfacher und in Textfig. 2 und 3 in Vorder- und
Seitenansicht skizzirt. Etwas unterhalb und in gleicher Entfernung von den beiden
Polen eines Elektromagnetes E, dessen Umwindungen von
den aus der Leitung L kommenden Strömen der Batterie
B durchflössen werden, dreht sich eine kleine Zunge
N, welche beispielsweise den Nordpol eines kleinen
Stahlmagnetes NS bildet. Wenn kein Strom aus der
Leitung kommt, so fällt diese Zunge durch ihre eigene Schwere und zwar mit einer
durch kleine Schwungkügelchen etwas verlangsamten Geschwindigkeit in ihre unterste,
den beiden Elektromagnetpolen abgewendete Stellung. Folgt auf die Stromunterbrechung
ein positiver Strom aus der Leitung, welcher beispielsweise in dem Elektromagnet E in Fig. 2 links den
Südpol, rechts den Nordpol erzeugt, so dreht sich die kleine Zunge in Folge der
Anziehung ungleicher und der Abstoſsung gleicher Pole um ⅓ des Umkreises nach links
herum dem Südpole von E zu. Kehrt sich dann die
Stromrichtung um, so
dreht sich die Zunge um ⅓ weiter dem nunmehr rechts liegenden Südpole zu und fällt
bei darauf folgender Unterbrechung unter dem Einflüsse ihres Eigengewichtes, sich in
demselben Sinne um ⅓ weiter drehend, wieder in ihre untere Stellung zurück u.s.f.
Wird jedoch die Reihenfolge von positivem, negativem Strom und Unterbrechung u.s.w.
an einer beliebigen Stelle umgekehrt, so dreht sich auch sofort die Zunge in der
anderen Richtung, entsprechend der anderen Drehrichtung der Contactwalze am Sender,
stets gleichzeitig mit dieser die Umgänge vollendend. Die Drehung des kleinen
Stahlmagnetes wird mittels einer Schraube ohne Ende oder einer feinen
Zahnradübersetzung auf den Zeiger Z übertragen.
Im Vergleiche mit dem vorher erläuterten Wasserstandszeiger hat der eben beschriebene
allerdings den Nachtheil, daſs die Anzeige, wie dies bei allen früheren Systemen der
Fall war, fortlaufend stattfinden muſs und daſs somit ein einmal eingetretener
Fehler sich auf die folgenden Messungen übertragen würde. Er hat aber vor den erst
erwähnten Apparaten den Vorzug, daſs er nur eine
Leitung braucht, und bei seiner auſserordentlichen Einfachheit ist auch ein zeit
weises Versagen wenig zu befürchten. Es dürfte demnach schlieſslich wohl unter den
mannigfachen Constructionen für elektrische Wasserstandszeiger der letzt
beschriebene künftig den gröſsten Anklang finden.