Titel: | Zusammensetzung und Untersuchung von Erdöl. |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 129 |
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Zusammensetzung und Untersuchung von
Erdöl.
Mit Abbildungen auf Tafel 13.
Ueber die Zusammensetzung und Untersuchung von Erdöl.
Trotz des groſsen Aufschwunges, welchen die Industrie des in erstaunlicher Menge im
Kaukasus vorkommenden Erdöles genommen hat, ist über die Natur dieses Leuchtstoffes
wenig bekannt geworden. Man weiſs eigentlich nur, daſs die in demselben vorkommenden
Kohlenwasserstoffe bei gleichen Siedepunkten ein höheres specifisches Gewicht
besitzen als die Kohlenwasserstoffe des amerikanischen Erdöles. Dieses höhere
specifische Gewicht war lange Zeit Ursache, daſs man nur mit Miſstrauen an die
Benutzung von russischen Leuchtölen ging. In Folge der Untersuchungen von Wilm und Biel (1879 232 354) ist das Vorurtheil des Publicums geschwunden und
die ehemals sehr bedeutende Einfuhr von amerikanischen Leuchtölen nach Ruſsland hat
so gut wie ganz aufgehört. Dafür ist das hohe specifische Gewicht der kaukasischen
Oele der Fabrikation von Schmierölen zu Gute gekommen und werden gegenwärtig (ohne
Zusatz fester Beimengungen) Schmieröle (vgl. 1880 236 *
487) mit einem specifischen Gewicht bis zu 0,940 hergestellt, welche bereits eine
allgemeine Verbreitung in Europa gefunden haben.
F. Beilstein und A.
Kurbatow (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1880 S. 1818 und 2028) haben nun zunächst die flüchtigeren
Bestandtheile des Rohpetroleums aus den Benkendorff'schen Quellen in Baku untersucht. Trotz einer 9 mal wiederholten
fractionirten Destillation, unter Anwendung des Glinsky'schen Dephlegmators, gelang
es doch nicht, Producte von irgend welchen constanten Siedepunkten zu erzielen. Die
einzelnen Fractionen zeigten, im Verhältniſs zu amerikanischen Oelen von gleichem
Siedepunkt, ein auffallend hohes specifisches Gewicht:
Siedepunkt
Kaukasisches Erdöl
Amerikanisches Erdöl
Bis 80°
0,717
(Hexan) 0,669 (bei 18°)
80 bis 85
0,733
–
85 bis 90
0,741
–
90 bis 95
0,745
–
95 bis 100
0,748
(Heptan) 0,699 (bei 16°)
100 bis 105
0,752
–
Durch Schütteln mit rauchender Schwefelsäure konnte keine Spur
von aromatischen Kohlenwasserstoffen ausgezogen werden. Die Analyse des bei 80 bis
85° siedenden Theiles nähert sich der Formel CnH2n. Die Kohlenwasserstoffe des kaukasischen Erdöles
sind demnach an Wasserstoff ärmer als jene des amerikanischen. Sie bestehen jedoch
nicht aus Homologen des Aethylens. Brom wirkte auf die untersuchten Antheile des
kaukasischen Erdöles nicht ein; erst beim Erwärmen erfolgte Entfärbung, aber damit
zugleich auch massenhafte Entwicklung von Bromwasserstoff; es war also Substitution
nicht eingetreten. Weitere Versuche zeigten, daſs die Kohlenwasserstoffe des kaukasischen Erdöles
identisch sind mit den Additionsproducten von Wasserstoffen der aromatischen
Kohlenwasserstoffe CnH2n
– 6, welche von Wreden untersucht wurden, der
folgende Siedepunkte und specifische Gewichte beobachtete:
Sp. Gew. bei 0°
Siedep.
Hexahydrobenzol C6H12
0,760
69°
Hexahydrotoluol C7H14
0,772
97°
Hexahydroisoxylol C8H16
0,777
118°.
Erwärmt man die Kohlenwasserstoffe CnH2n des Erdöles längere Zeit mit rauchender
Schwefelsäure auf dem Wasserbade, so werden sie zerstört (verbrannt), ohne daſs in
die Schwefelsäure eine namhafte Menge einer Sulfonsäure überginge. Die Schwefelsäure
selbst erstarrt dabei zu einer steifen, schwarzen Gallerte. Als 1 Th. Erdöl (vom
Siedepunkt 95 bis 100°) mit 4 Th. Salpetersäure (spec. Gew. = 1,38) so lange im
Sieden erhalten wurde, bis die Entwicklung von rothen Dämpfen nachlieſs, enthielt
die sauere Flüssigkeit Essigsäure, ziemlich viel Bernsteinsäure und eine groſse
Menge öliger nicht flüchtiger Säuren. Die auf der Salpetersäure schwimmende
Oelschicht gab beim Fractioniren zunächst noch unangegriffenen Kohlenwasserstoff,
der bei 101 bis 103° gröſstentheils überdestillirte und offenbar wesentlich aus
Hexahydrotoluol (vom Siedepunkt 97°) bestand. Aus dem höher siedenden Antheil wurde
eine bei 210 bis 215° siedende Flüssigkeit abgeschieden, welche der Formel C6H11NO2 entsprach.
Amerikanisches Ligroin enthielt auſser den Carbüren CnH2n
+ 2 noch andere an Wasserstoff ärmere Kohlenwasserstoffe. Das rohe Heptan
besaſs ein höheres specifisches Gewicht, enthielt weniger Wasserstoff, als der
Formel C7H16
entspricht, und wurde von Salpetersäure angegriffen. Durch diese Säure läſst sich
aus dem rohen Heptan eine fremde Beimengung entfernen. Beim Behandeln des rohen
amerikanischen Petroleumheptans mit Salpetersäure wurde eine ansehnliche Menge
reinen Heptans zurückerhalten. Es blieb aber beim Destilliren noch sehr viel
hochsiedendes Product zurück, aus welchem durch Fractioniren ein gröſstentheils bei
195 bis 200° übergehender Antheil abgeschieden wurde, der sich als Stickstoff haltig
erwies. Durch Zinnchlorür wurde dieser Antheil nur wenig angegriffen. Nach der
Behandlung mit Zinnchlorür destillirte er gröstentheilsgrötstentheils bei 193 bis 197° und besaſs 0,9369 sp. Gew. bei 19°. Seine Zusammensetzung
entsprach der Formel C7H15NO2. Das amerikanische Erdöl lieferte
demnach bei der Einwirkung von Salpetersäure ebenfalls Nitrokörper ganz wie das
kaukasische Oel vom gleichen Siedepunkte. Während aber dieses einen Körper der
Aethylenreihe, C6H11NO2, gab, lieferte das amerikanische Oel
einen Körper aus der Grenzreihe C7H15NO2. Der Körper
C7H15NO2 löst sich anscheinend unzersetzt in concentrirter
warmer Kalilauge.
P. Schützenberger und N.
Jonine bestätigen in den Comptes rendus, 1880
Bd. 91 S. 823, daſs das kaukasische Erdöl vorwiegend aus reducirten
Benzolkohlenwasserstoffen CnH2n besteht.
Zur Prüfung des Erdöles auf seine
Feuergefährlichkeit bestimmen Salleron und Urbain (1866 181 * 397), H. Byasson (Comptes
rendus, 1871 Bd. 73 S. 609), v. d. Weide (1871
202 * 301), Meusel (Wagners Jahresbericht, 1872 S. 847) und GeiſslerBolley: Technisch-Chemische Untersuchungen, 5.
Auflage S. 740. die Menge der beim Erwärmen entwickelten Gase,
bezieh. deren Dampfspannung. Das Salleron'sche
Verfahren wurde auch von Biel (1879 232 357)
angewendet, ist jedoch nach Versuchen von C. Engler und
R. Haas (Zeitschrift für
analytische Chemie, 1881 S. 1) unzuverlässig.
Zur Bestimmung des Entflammungspunktes ist nach H.
HöferH. Höfer: Die Petroleum-Industrie Nordamerikas,
(Wien 1877) S. 143. in den amerikanischen Raffinerien folgendes
Verfahren gebräuchlich. In einem 102 bis 127mm
hohen und 76 bis 102mm weiten Blechtöpfchen wird
Wasser durch die Spitze einer kleinen untergestellten Spirituslampe allmählich und
gleichmäſsig bis z.B. 46,1° (1150 F.) erhitzt. Auf das erwärmte Wasser wird eine
kleine Menge Erdöl gegeben, welches aus der obersten leichtesten Schicht des groſsen
Vorrathes ausgehoben wurde. Das Oel nimmt rasch die Temperatur des Wassers an, was
durch Umrühren befördert wird, wonach das leichtere Petroleum wieder über der
Wasseroberfläche steht. Ein brennender Span wird vorsichtig der Oeloberfläche
genähert; hat man sich auf diese Weise überzeugt, daſs bei der Wassertemperatur
keine brennbaren Gase entweichen, so ist auf diese das Erdöl geprüft; im
vorliegenden Beispiele wäre also der „Fire test“ 46,1° (115° F.).
Die Temperatur, bei welcher Erdöle entzündliche Gase entwickeln, bestimmten Allen (Wagners
Jahresbericht, 1868 8. 729), Attfield (1867
183 244. 1869 192 428), Ernecke und Hannemann (Wagners Jahresbericht, 1870 S. 707), Hutton (1869 192 261), Peckham (Wagner's
Jahresbericht, 1867 S. 725), Peltzer (1868 189 61) und Weise (Wagner's Jahresbericht, 1871 S. 863) durch Erwärmen in
offenen Gefäſsen und Nähern einer Flamme.
Die weiteste Verbreitung von derartigen Apparaten hat der offene Petroleumprüfer von Tagliabue gefunden, welcher bis vor Kurzem, wo er durch den Saybolf'schen Prüfer verdrängt wurde, bei der Controle
des Erdöles in den Vereinigten Staaten gebräuchlich war (vgl. Chandler 1872 205 578. 1873
207 262). Man bringt in den Kessel A (Fig. 8 Taf.
13) so viel kaltes Wasser, daſs dessen Oberfläche bei eingesenktem gläsernem
Petroleumgefäſs D bis nahe an den Rand steigt, füllt
hierauf D gleichfalls bis an den Rand mit dem zu
prüfenden Oel vorsichtig an, so daſs der Rand nicht benetzt wird, senkt darauf das
Thermometer t so tief ein, daſs dessen Kugel gerade untertaucht und
zündet die Lampe C an. In Amerika war es üblich, nur
auf vorgeschriebene, in bestimmten Zwischenräumen liegende Temperaturen zu erwärmen
und bei diesen die Prüfung auf Entflammbarkeit (Fire
test) auszuführen, um jedoch den Apparat nach seiner allgemeinen
Brauchbarkeit beurtheilen zu können, haben Engler und
Haas (Zeitschrifl für
analytische Chemie, 1881 S. 10) von speciellen Vorschriften bezüglich der
Erwärmung abgesehen und diese letztere nur so langsam geleitet, daſs die Temperatur
des Wasserbades der des Oeles um höchstens 5° voraus war, was sich durch geeignetes
zeitweiliges Wegziehen der Lampe leicht einhalten läſst. Sobald das Oel die
Temperatur erreicht hat, bei welcher man zu prüfen beginnen will, führt man ein dünn
zugespitztes, nur mit kleiner Flamme brennendes Holzstäbchen oder eine entsprechend
kleine bewegliche Gasflamme langsam und ruhig in einer Entfernung von etwa 12mm über die Oberfläche des Erdöles hin; findet das
erste Mal noch keine Entflammung statt, so wiederholt man unter langsamer Steigerung
der Temperatur von Grad zu Grad die beschriebenen Operationen, bis ein kurzes, von
selbst wieder erlöschendes Aufflammen (der „flashing point“ der Amerikaner) eintritt. Luftbläschen, welche sich
etwa an den Rändern des Oelgefäſses ansetzen, sind zu entfernen und
selbstverständlich ist die Oberfläche des Oeles während der ganzen Probe vor Luftzug
zu hüten. Die mit 3 Versuchsölen, von denen die Sorte A bei 22°, B bei 29° und die
Sorte C bei 40° entflammte, sind die von Engler und Haas erhaltenen Entflammungspunkte in folgender Tabelle
zusammengestellt:
A
B
C
Entfernung des brennenden Hölzchens
vonder Oeloberfläche bei
etwa 12mmetwa
8mmetwa 5mm
38,8°36,633,330,5
48,8°47,243,344,440,643,3
57,2°58,854,451,6
Rasche Annäherung auf etwa 1mm
23,822,7
30,532,2
46,645,5
Diese Veränderungen in dem Abstand des brennenden Holzspans vom Oele hatten den
Zweck, zu untersuchen, ob nicht Verschiedenheiten dieser Entfernungen, wie sie bei
praktischem Gebrauch kaum zu vermeiden sind, erhebliche Abweichungen in den
Entflammungspunkten zur Folge haben. Aus vorstehender Tabelle geht hervor, daſs auch
bei sorgfältiger Ausführung der Proben für die gleichen Abstände des Flämmchens vom
Oele die Resultate unter sich schon um einige Grade von einander abweichen,
insbesondere aber, daſs eine nur wenige Millimeter betragende Vergröſserung oder
Verkleinerung dieser Abstände ein bedeutenderes Herauf- oder Herunterrücken des Entflammungspunktes zur
Folge hat.
Die Methode im Allgemeinen gibt, verglichen mit den Proben in geschlossenen Apparaten
besserer Construction, selbst dann noch zu hohe Entflammungstemperaturen, wenn man
mit dem Flämmchen das Oel fast berührt. Für den gewöhnlichen Gebrauch dürfte es
jedoch nicht räthlich sein, dem Petroleum so nahe zu kommen, da man in diesem Falle
Gefahr läuft, durch locale Erhitzung und Dampfbildung die Entflammungstemperatur zu
erniedrigen. Wenn trotzdem, wie die Tabelle zeigt, bei den ausgeführten Proben sogar
in letzterem Falle zu hohe Entflammungstemperaturen gefunden werden, so ist der
Grund nur darin zu suchen, daſs durch Luftströmungen, welche bei dem erwärmten
Apparat unvermeidlich sind, die durch keine überragende Gefäſswände geschützten
Dämpfe fortgeführt werden. Bei wachsender Entfernung des Flämmchens macht sich
selbstverständlich der letztgenannte Einfluſs in noch höherem Maſse geltend, ganz
abgesehen davon, daſs hier natürlich die rasche Abnahme des Gehaltes der Luft an
Oeldämpfen nach oben hin an sich schon den Entflammungspunkt erhöht. (Vgl. Calvert 1870 196 165. Paul
in Wagners Jahresbericht, 1870 S. 705).
Der dänische Petroleumprüfer
unterscheidet sich nur dadurch, daſs das kupferne Erdölgefäſs theilweise angefüllt
wird. Die Proben mit den 3 Oelen geben folgende Resultate:
A
B
C
23°
30°
43°
20
31
45
19,5
29
42
20,5
30
43
21
–
–
Die hier erhaltenen Zahlen kommen zwar den mit den meisten geschlossenen Apparaten
erzielten ziemlich nahe, stimmen jedoch unter sich fast noch weniger genügend
überein wie die des vorher besprochenen Apparates. Wendet man aber die in der
dänischen Verordnung vorgeschriebene U-förmige Glasröhre an, deren längerer Schenkel
mit der Gasleitung verbunden ist, während aus der Spitze des kürzeren das
Gasflämmchen derart brennt, daſs es bei senkrechtem Einstellen der Röhre auf den
Boden des Petroleumgefäſses etwas mehr als 2cm
über das Oel hervorragt, so erhält man offenbar in Folge dieses groſsen Abstandes
viel zu hohe Entflammungspunkte.
Ein von Lenoir und Forster in Wien
gelieferter Apparat unterscheidet sich vortheilhaft von den genannten dadurch, daſs
als Entzündungsquelle ein kleines, aus dem zu prüfenden Erdöl selbst gespeistes und
während der ganzen Probe fortbrennendes Dochtflämmchen dient, welches an einer
bestimmten Stelle oben am Rande des Oelbehälters und dadurch in gleichmäſsige
Entfernung vom Oel ange- bracht ist. Doch scheint auch dieser Apparat mit einem principiellen Fehler
behaftet zu sein, indem nämlich die Entfernung des Flämmchens vom Oele eine zu
groſse ist und in Folge dessen der Entflammungspunkt zu hoch gefunden wird; würde
man diesen Abstand aber entsprechend verringern, so käme das Flämmchen dem Oel zu
nahe und würde durch dauernde Erwärmung von oben her eine niedrigere
Entflammungstemperatur finden lassen, als sie dem normal erwärmten Oele zukommt.
Der Saybolt'sche Prüfer (Chemische Industrie, 1880 S. 13), welcher in neuerer
Zeit seitens der amerikanischen Petroleum-Inspectoren angenommen worden ist,
unterscheidet sich von dem offenen Tagliabue'schen
Apparate nur dadurch, daſs als Entzündungsquelle an Stelle des brennenden Spänchens
der elektrische Funke in Anwendung kommt. Der Apparat besteht aus einem Holzkasten
A (Fig. 9 und
10 Taf. 13) mit Deckel B und einem oberen
Boden C zum Herausnehmen, auf welchen die übrigen
Apparattheile aufgestellt, bei Nichtgebrauch aber unter demselben geborgen werden.
Dieser Boden hat Raum für die Deckel zweier in dem Kasten stehenden
Chromsäure-Elemente D, einen Stromunterbrecher h, einen Inductionsapparat E, von welchem aus die Leitungen e zur
Funkenentladung über den Petroleumprüfer F führt. Der
gläserne Oelbehälter b von 5cm Lichtweite und 5cm Höhe trägt einen kleinen, durch die Messingstifte d gehaltenen Balken c aus
Ebonit. Zwei Messingstreifen f, gegen die Mitte zu in
Platindrähten endigend, durchdringen den Ebonitbalken nach unten und stehen sich
unterhalb so gegenüber, daſs der Funke zwischen den Platinspitzen auf eine
Entfernung von etwa 1 bis 2mm überspringen
muſs.
Man füllt das Wassergefäſs F mit Thermometer t so weit mit Wasser, daſs der Oelbehälter fast bis zum
Rand eintaucht, erwärmt auf 38° (100° F.), nimmt die Lampe weg und setzt den
Oelbehälter ein. Dieser ist bis auf etwa 3mm unter
den Rand, der mittels Flieſspapier von anheftendem Erdöl befreit sein muſs,
angefüllt; auch etwa vorhandene Luftbläschen müssen sorgfältig von der Oberfläche
des Oeles entfernt werden. Nachdem man nun das Thermometer a so, daſs dessen Kugel noch gerade bedeckt ist, eingesenkt hat und die
Temperatur des Oeles auf 32° (90° F.) gestiegen ist, läſst man durch einen ganz
kurzen Druck auf den Stromunterbrecher den Funken überspringen und wiederholt,
nachdem man die Lampe wieder untergesetzt hat, das Ueberspringen von 2 zu 2° oder 3
zu 3° F., bis Entflammung eintritt. Die leichte Ueberwachung und Handhabung des
Apparates ermöglicht es, mehrere Proben neben einander auszuführen; auch lassen sich
mittels eines Inductionsapparates durch Anbringung von Verbindungs- und
Unterbrechungsvorrichtungen die Funken für mehrere Apparate zu gleicher Zeit
erzeugen.
Wie der Tagliabue'sche Apparat, so zeigt nach Engler und Haas
auch der Saybolt'sche Prüfer den Miſsstand, daſs er zu hohe
Entflammungstemperaturen ergibt, während die Einzelbestimmungen unter sich bei
diesem Apparat, zu Folge gleichbleibender Entfernung und Intensität der
Entzündungsquelle, wesentlich übereinstimmender ausfallen. Die mit den drei
Versuchsölen ausgeführten Proben ergaben folgende Temperaturen:
A
B
C
31,7°
36,6°
52,7°
31,4
36,1
48,8
31,5
–
–
30,6
–
–
Derartige übereinstimmende Resultate sind jedoch nur dann zu erzielen, wenn man bei
den einzelnen Versuchen das Oel aufs sorgfältigste auf gleiche Höhe bringt; schon
Schwankungen der Oeloberfläche um 1mm unter oder
über die normale Höhe bedingen auch hier Abweichungen in den
Entflammungstemperaturen um einige Grad. Im Uebrigen hat der Apparat, abgesehen von
der Art und Weise der Entzündung, alle Fehler des offenen Tagliabue'schen Apparates.
Den Uebergang zu den geschlossenen
Apparaten bildet der im Scientific American, 1880 Bd.
42 S. 323 mitgetheilte Apparat von F. S. Pease, welcher
sonst dem eben besprochenen sehr gleicht. Zu den Apparaten mit geschlossenem
Oelbehälter gehören die Apparate von Kuckla (Wagner's
Jahresbericht, 1866 S. 673), Granier (Wagner's Jahresbericht, 1873 S. 878) und der Deflagrometer von Ch.
Doxrud in Christiania (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 4496 vom 10. August 1878). Ein
cylindrisches Gefäſs A (Fig. 11 bis
13 Taf. 13) kann auf ein Stativ oder einen Dreifuſs gestellt und durch
eine Lampe von unten erhitzt werden. Im Innern, nahe dem gewölbten Boden, befindet
sich eine ringförmig durchlochte Platte a, die durch
einen an derselben befestigten Schieber b auf und ab
bewegt werden kann. An den Deckel B ist ein anderes
ebenfalls cylindrisches Gefäſs C aus sehr dünnem
Metallblech befestigt, dessen Deckel d nur ungefähr ein
Viertel des Gefäſses bedeckt, während der andere Theil einen Schieber e bildet. In dem festen Theil d ist eine Oeffnung c zum Befestigen eines
kleinen Thermometers angebracht, welches ungefähr bis zur Mitte des Oeles eintauchen
muſs. In demselben Gefäſs befindet sich auſserdem noch eine mittels Kurbel f drehbare Rührvorrichtung D.
Nachdem das äuſsere Gefäſs durch die Oeffnung n bis zum
Rande mit Wasser und der innere Behälter bis auf etwa 40mm mit dem zu untersuchenden Oel gefüllt und der Deckel aufgesetzt ist,
wird das äuſsere Gefäſs erhitzt, während man mittels des Schiebers b dafür sorgt, daſs das Wasser durch und durch
gleichmäſsig sich erwärmt. Ist nun die Temperatur des Oeles so weit gestiegen, daſs
man sich der angeblichen Entzündungstemperatur nähert, so wird die Wärmequelle
entfernt und die Rühr Vorrichtung D einige Minuten
umgedreht, bis man sich
überzeugt hat, daſs das Thermometer einen bleibenden Stand angenommen hat Indem man
nun mit der linken Hand den Deckel zur Seite schiebt und augenblicklich mit der
anderen Hand ein brennendes Streichholz bis zur Oberfläche des Oeles in den
Oelbehälter hineinführt, beobachtet man, ob die vorhandenen Dämpfe über der ganzen
Oberfläche des Oeles entzündet werden. Ist dies der Fall, so ist man wahrscheinlich
mit der Erhitzung zu weit gegangen und der Versuch muſs dann dadurch weiter geführt
werden, daſs man das Gefäſs langsam erkalten läſst. Besser ist es, nicht so eilig zu
Werke zu gehen, daſs eine Entzündung beim ersten Versuch eintritt. Man setzt dann
die Erhitzung fort, prüft hin und wieder mit dem Schwefelholz und setzt jedesmal den
Deckel wieder vorsichtig auf.
Durch dieses Verfahren findet man leicht diejenige Temperatur, wo die Entzündung
gerade eintritt, indem man, sobald man sich diesem Temperaturpunkt nähert, bemerken
wird, daſs eine theilweise Entzündung um das Schwefelholz kaum stattfindet; es ist
diese Erscheinung ein Zeichen, daſs man nur in kleinen Schritten mit dem Erwärmen
vorgehen muſs.
Der Apparat von A. Bernstein in
Berlin (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 7508 vom 9. Mai 1879 und Zusatz Nr. 8389 vom 24. Juli
1879) besteht aus dem Wasserbehälter A (Fig. 14
Taf. 13), unter welchem sich zur Erwärmung des Wassers eine Spirituslampe B befindet. Im Innern des Wasserbehälters ist der
Cylinder F angebracht, welcher an den Bügeln n hängt und das zu untersuchende Oel enthält. Der
Dreiweghahn K schlieſst in der einen Stellung das
Gefäſs F nach unten ab und verbindet den unteren Theil
des Rohres G mit dem Seitenrohr J; in der anderen Stellung schlieſst er das Seitenrohr J ab und verbindet das Gefäſs F mit dem Rohr G. Der Deckel R des Gefäſses F ist mit
einem Hahn geschlossen, oder endigt hier oben in einem offenen Rohre. Um nun die bei
einer bestimmten Temperatur aus dem Oel entstehenden Dämpfe, welche sich an der
Oberfläche lagern, aus dem Gefäſs F gegen die Flamme
m zu treiben, bedient man sich des Wasserbehälters
S, der sich auf dem Rohre G befindet. Sobald das im Gefäſs F
befindliche Oel diejenige Temperatur erreicht hat, bei welcher die Untersuchung
stattfinden soll, öffnet man den Hahn T, das
herabflieſsende Wasser hebt das Oel im Gefäſs F und
treibt die in letzterem befindlichen Dämpfe gegen die Flamme m.
Um schlieſslich das nur augenblickliche Austreten der entzündlichen Dämpfe dauernd zu
erkennen, ist in dem Deckel R ein zweiter Docht v angebracht, welcher über die Oeffnung des Deckels ein
wenig hinausragt. Hat bei der vorgenommenen Probe eine Entzündung der entweichenden
Dämpfe stattgefunden, so zünden diese den Docht v an.
Statt des Dochtes kann auch eine entzündliche Masse angewendet werden.
Der Apparat gibt nach Engler und Haas (a. a. O. 1881 S. 26), wenn man sich damit begnügt zu erfahren, ob
bei einer bestimmten Temperatur die Entzündung eintritt oder nicht, recht
übereinstimmende Resultate. Kommt es aber darauf an, wie dies doch meistens der Fall
sein wird, wo das Oel genauer beurtheilt werden soll, den Entflammungspunkt selbst
festzustellen, so gelingt es nur durch wiederholte Prüfung neuer Oelmengen, diesen
Punkt nach und nach zu treffen. Abgesehen von diesem der Bestimmungsweise mit allen
andern Apparaten gegenüber sehr zeitraubenden Verfahren zur Ermittelung des
Entflammungspunktes, macht sich die umständliche Behandlung bemerklich. Der Apparat
gibt höhere Entflammungspunkte als durchschnittlich die übrigen zuverlässigen
geschlossenen Apparate.
Engler und Haas haben ferner Versuche mit Tagliabue's geschlossenem Petroleumprüfungsapparat
(Pyrometer)Vgl. Bolley: Technisch-Chemische Untersuchungen,
5. Auflage S. 667. ausgeführt. Die mit Versuchsöl B erhaltenen Resultate sind in folgender Tabelle
zusammengestellt:
Prüfung
AeltererApparat
Neuerer Apparat
Mit brennendem Holzspan
–
32,5. 33°
Mit kleinem, rasch eingeführtem Gasflämmchen
–
33,4. 34,2
Mit mittelgroſsem, langsam eingeführtem Gasfl.
–
32,5. 31,5. 32,2
Mit gröſserem, langsam eingeführtem Gasflämm.
–
29
Mit 8mm langem
Gasflämmchen:
1) aufwärts eingeführt, langsam
37. 36°
–
2) horizontal eingeführt, langsam
29
–
3) desgleichen rasch
–
36
4) abwärts eingeführt, langsam
24. 24,5
26,6. 25,5
Mit 4mm langem, horizontal
eingeführtem Gas- flämmchen, langsam
–
32
Mit 4mm langem, horizontal
eingführtem Gas- flämmchen, rasch
–
39,4
Obige Versuche beweisen, daſs die Entflammungstemperatur ganz wesentlich beeinfluſst
wird durch die Zeitdauer, während welcher man das Zündungsmittel in der Haube
verweilen läſst, sowie durch Gröſse und Richtung des eingeführten Flämmchens. Diese
Einflüsse führten beispielsweise bei kleinerem, rasch und horizontal eingeführtem
Zündungsflämmchen zu einer Entflammungstemperatur von 39,4°, während das gleiche Oel
bei doppelt so groſsem, langsam und abwärts eingeführtem Flämmchen im Mittel schon
bei 25° entflammte, also zu der bedeutenden Abweichung von über 14°. Sind auch die
Differenzen bei den übrigen Bestimmungen weniger groſs, so sind sie selbst bei
geringeren, praktisch kaum zu vermeidenden Schwankungen dieser Umstände schon so
erheblich und dadurch auſserdem noch so der Willkür des Operirenden ausgesetzt, daſs
dieser Apparat in alter und neuer Form für Bestimmungen, wie sie zur Beurtheilung der
Feuergefährlichkeit eines Oeles nothwendig sind., als unbrauchbar bezeichnet werden
muſs. Der neuere Apparat, welcher sich von dem älteren nur durch die Construction
des Deckels unterscheidet, ist nicht als eine Verbesserung zu bezeichnen, indem
durch die complicirtere Einrichtung des Deckels das jedesmal nothwendige Reinigen
bedeutend erschwert wird und auſserdem durch die gröſsere Metallmasse desselben viel
leichter eine Ueberhitzung des Oeles von oben her stattfindet. Als miſslich muſs
schlieſslich noch bezeichnet werden, daſs durch das vorgeschriebene Vollfüllen des
Oelbehälters bis zum Rand, was ein jedesmaliges Uebertreten des Oeles an den Deckel
zur Folge hat, ein sauberes Arbeiten unmöglich ist.
Der Apparat von Abel (Zeitschrift für analytische Chemie, 1881 S. 17) wird nach neuestem
Abkommen zwischen amerikanischen und englischen Petroleuminteressenten der Prüfung
der für England bestimmten Sendungen zu Grunde gelegt. In einem kupfernen, auf
eisernem Dreifuſs sitzenden cylindrischen Mantel D
(Fig. 15 Taf. 13) ist das aus den beiden kupfernen Cylindern B und C bestehende
Wasserbad so eingesetzt, daſs dasselbe, während es unten auf dem eisernen Ringe g aufsitzt, mit der aufgelötheten runden Kupferplatte
K zugleich den Mantel D oben abschlieſst. In der Mitte der Platte K
befindet sich eine kreisförmige, zur Verhinderung der Wärmeleitung mit einem
Ebonitring eingefaſste Oeffnung, in welche der aus Messing oder Kanonenmetall
gefertigte Oelbehälter A, in das Luftbad B herabhängend, eingesetzt wird. Dieser Behälter A trägt im Innern eine Einfüllmarke a und ist mit einem dicht schlieſsenden Deckel
versehen, durch welchen das Thermometer b bis ins
Innere hinabreicht. Auf dem Deckel ist ferner noch, in zwei Stützen um eine
horizontale Achse beweglich, das kleine, mit verlängerter Schnauze versehene
Oellämpchen c aufgehängt. Schlieſslich befinden sich im
Deckel noch drei rechteckige Oeffnungen, eine in der Mitte von 10 × 13mm und zwei von je 5 × 7mm welche durch einen mit entsprechenden
Ausschnitten versehenen Schieber d geschlossen und
geöffnet werden können. Beim Aufziehen des Schiebers wird nun durch einen an
demselben sitzenden Stift das bewegliche Lämpchen c so
auf die Seite gekippt, daſs seine Schnauze gerade bis auf die mittlere frei werdende
Oeffnung des Deckels hinabreicht; beim Zurückschieben des Schiebers kehrt,
gleichzeitig mit dem Schlieſsen der Deckelöffnungen, das Lämpchen wieder in seine
aufrechte Lage zurück.
Eine neuere Ausgabe des Apparates ist für Leuchtgas eingerichtet, welches statt des
Oellämpchens als Zündungsmittel dient, und unterscheidet sich diese Construction von
der beschriebenen nur dadurch, daſs zwischen den beiden Trägern auf dem Deckel statt
des Lämpchens eine hohle Achse sich dreht, welche in ihrer Mitte in eine kleine, einer Löthrohrspitze
ähnliche Metalldüse abzweigt und an ihrem einen Ende durch einfaches Ueberziehen
eines Gummischlauches mit der Gasleitung in Verbindung gebracht wird.
Nachdem das Wasserbad C, welches durch Trichter f mit Wasser voll gefüllt wird, bis letzteres durch
eine in K befindliche Ausmündung wieder abflieſst, auf
etwa 54° erwärmt ist, wird der Behälter A bis zur Marke
mit dem zu prüfenden Oel gefüllt, mit dem Deckel verschlossen und in den Luftraum
B eingesetzt. Der Docht des mit Rüböl gespeisten
Lämpchens c ist so zu beschneiden, daſs er ein nicht
ganz 4mm langes Flämmchen liefert. Sobald das
Thermometer b etwa 19° erreicht hat, beginnt man mit
der Prüfung, welche darin besteht, daſs man von 1 zu 1° oder 2 zu 2° den Schieber
d öffnet und schlieſst und dadurch das oben
beschriebene Spiel des Lämpchens bewirkt. Dieses Oeffnen und Schlieſsen soll nach
der englischen Gebrauchsanweisung so geschehen, daſs der Schieber während dreier
Schwingungen eines für diesen Zweck aufgestellten Pendels langsam aufgezogen und
während der vierten Schwingung rasch wieder geschlossen wird. Die Temperatur, bei
welcher man während eines solchen Oeffnens Entflammung des im oberen Theil von A befindlichen Gasgemisches bemerkt, gilt als
Entflammungspunkt. Es wird noch angegeben, bei Prüfung sehr flüchtiger Sorten den
Luftraum B mit kaltem Wasser zu füllen und bei sehr
schweren Oelen dieses Wasser von vorn herein auf etwa 50° zu erhitzen. – Engler und Haas erhielten
mit dem Abel'schen Apparat folgende Resultate:
A
B
C
Gasflämmchen 3 bis 4mm
lang
17,1°
23,3°
32,7°
16,6
22,2
32,4
16,0
23,0
33,8
Gasflämmchen etwas gröſser
–
21,1
–
–
22,0
–
Auffallender Weise hat dieser Apparat bei allen drei Versuchsölen im Verhältniſs zu
anderen geschlossenen Petroleumprüfern, welche gut übereinstimmende Resultate
lieferten, durchweg zu niedrige Entflammungsresultate ergeben. Diese Erscheinung
wird dadurch erklärt, daſs durch Wärmestrahlung von den Wandungen des Luftbades B aus eine merkliche Ueberhitzung der starken
Metallwände des Oelbehälters stattfindet, welche sich auf die oberen Theile
desselben überträgt und hier anhaftendes Oel ebenfalls überhitzt und verdampft.
Hierzu mag noch eine weitere Ueberhitzung durch das Zündungsflämmchen selbst kommen,
da dieses beim Zurückziehen des Schiebers eine meſsbare Zeit in dem engen
Deckelausschnitt verweilt und dabei die Metallränder desselben erwärmt; letzterer
Einfluſs dürfte sich namentlich nach wiederholtem Spiel des Flämmchens bemerklich
machen. Vielleicht ist auch die Stärke des Flämmchens an sich auf die Erniedrigung
des Entflammungspunktes von Einfluſs; jedenfalls aber dürfte dieser Umstand allein zur Erklärung der
zweifellos zu niedrigen Entflammungspunkte nicht ausreichend sein. Als weiteren
Nachtheil ist wie bei dem offenen dänischen Apparat zu erwähnen, daſs die
Entflammung nicht immer deutlich zu sehen ist, indem das helle Zündungsflämmchen die
auf einem nur kleinen Raum sich zeigende lichtschwache Feuererscheinung manchmal
verdeckt. Lästig und zeitraubend, jedoch durch eine entsprechende kleine Abänderung
leicht zu beseitigen, ist schlieſslich das jedesmalige Ein- und Ausgieſsen des
Wassers, welches wegen zu engen Einfluſs- und Ausfluſsrohres nur langsam geschehen
kann. Als Vorzüge des Apparates dürften die Uebereinstimmungen der Resultate unter
sich, das sehr genaue Arbeiten des Entflammungsmechanismus, das groſse, eine
langsame Erwärmung bedingende Wasserbad noch hervorzuheben sein. – Aehnlich ist der
in Schweden gebräuchliche Apparat (vgl. Wagner's
Jahresbericht, 1877 S. 1033. 1880 S. 857).
Das Petroleum-Pyrometer von Sintenis in Magdeburg, aus lackirtem Weiſsblech gearbeitet, besteht, wie
Fig. 16 Taf. 13 zeigt, aus dem auf Dreifuſs befestigten und mit
Spirituslämpchen C versehenen Wasserbad B, in welches der Oelbehälter A eingesetzt wird. Nach einer dem Apparate beigegebenen Gebrauchsanweisung
füllt man B zu ⅓ mit Wasser und A beinahe bis zum Rande mit Erdöl; bei verschlossener Oeffnung o beginnt man langsam mittels der Flamme C zu erwärmen und zündet, wenn etwa 20° erreicht sind,
den Docht d an; man beobachtet hierauf das Steigen des
Thermometers t bis zu dem Grade, wo sich der
Entflammungspunkt durch ein deutliches Geräusch des explodirenden Gasgemisches oder
das dadurch bewirkte plötzliche Erlöschen des Dochtflämmchens d einstellt. – Nach Engler
und Haas ist der Apparat als unbrauchbar zu
bezeichnen.
Auch das Naphtometer von Parrish
(Wagner's Jahresbericht, 1864 S. 675. 1865 S. 749)
gab ungenügende Resultate. Engler (Zeitschrift für analytische Chemie, 1881 S. 23) hat
diesen Apparat in folgender Weise verbessert: Der Wasserbehälter A (Fig. 17
Taf. 13) besteht aus einem 14cm hohen und ebenso
weiten eisernen oder kupfernen Cylinder und dem Einsatz B, welche beide oben durch den dicht aufsitzenden Deckel mit einander
verbunden sind. Das Oelgefäſs C hängt derart in B, daſs wie beim Abel'schen Apparat zwischen beiden ein Luftraum frei bleibt; auch ist der Rand
von C mittels eines Ebonitringes vor directer
metallischer Berührung bezieh. Wärmeleitung von B aus
geschützt. Ein kleiner Glascylinder E kann durch
Drehung bei s über den kleinen Ansatz des Deckels
gestülpt werden. Fig. 18 und
19 zeigen die einzelnen Theile des Deckels. Ein kleiner Rohrstutzen m mit seitlich eintretender Dochtdille n ist mittels Schieber o,
welcher auch die Oeffnung p deckt, zu schlieſsen oder
zu Oeffnen; ein an den Deckel angelöthetes, halbringförmiges Blech r taucht bei aufgesetztem Deckel in das Oel ein, so
daſs die während jedesmaligen Entflammungsversuchs durch das Loch p eintretende Luft in den durch jenes Blech und die
Gefäſswandung gebildeten ringförmigen Raum treten muſs, um von hier aus durch eine
Anzahl von Schlitzen von allen Seiten über das Oel gegen m zu streichen und die Oeldämpfe zu dem Flämmchen bei n zu führen. Visirdrähte x
und z geben die Höhe des Oelflämmchens und der
Spiritusflamme an.
Man füllt den Kessel A durch den Trichter a bis zum Ausfluſs bei b
mit Wasser, den Oelbehälter bis zur Einfüllmarke mit Oel, setzt den Deckel mit
geschlossenem Schieber o auf, stülpt E über die Röhre m,
entzündet zunächst die Spiritusflamme, alsdann, nachdem das Thermometer q noch mehrere Grad unter der muthmaſslichen
Entflammungstemperatur zeigt, das Flämmchen bei n und
beginnt mit dem Proben. Dabei zieht man den Schieber o
zurück, läſst 5 Secunden offen und verschlieſst dann rasch wieder. In dieser Weise
wird von Grad zu Grad fortgefahren, bis Entflammung eintritt und durch die dabei
stattfindende Luftbewegung das Flämmchen bei n
erlischt. Dann wird die Entflammungstemperatur abgelesen. Bei sofortigem
Weiterproben hat man durch den Trichter a nur so lange
kaltes Wasser nachzufüllen, bis das warme Wasser bei b
abgelaufen ist, das Oelgefäſs mit frischem Oel zu beschicken u.s.f.
Sowohl unter sich, als auch im Vergleich mit anderen zuverlässigen Resultaten stimmen
die mit diesem Apparat gefundenen Entflammungspunkte in befriedigender Weise überein
und es arbeitet dieser Apparat in der vorliegenden verbesserten Form ungleich
sicherer und richtiger als in der älteren Construction. Es ist hauptsächlich darauf
zu achten, daſs der Oelbehälter immer genau bis zur Einfüllmarke gefüllt wird, sowie
daſs der Schieber o bei jedesmaliger Probe nicht über 5
Secunden geöffnet bleibt.
Ein zweiter Apparat von C. Engler
(Chemische Industrie, 1880 S. 54) schlieſst sich
dem Saybolt'schen Prüfer an und besteht im Wesentlichen
aus einem kupfernen Wasserbad A (Fig. 20 bis
22 Taf. 13), welcher oben 15, unten 18cm weit ist und dessen Höhe einschlieſslich Fuſs 15cm beträgt, mit dazu gehörigem Spirituslämpchen
B. Auf dem Wasserkessel befindet sich ein Deckel
mit rundem Ausschnitt, in welchem das etwa 10cm
weite, 12 bis 14cm hohe Glasgefäſs C gerade hineinpaſst; letzteres ruht auf einem an den
Deckel angenieteten Drahtkreuz und taucht so 4cm
in das Wasserbad ein. Oben ist C durch den ringförmigen
übergreifenden Deckel m verschlossen; der kleine daran
angebrachte Rohrstutzen n dient zur Befestigung eines
Thermometers. Der eigentliche Behälter für das zu prüfende Oel besteht in dem 55mm weiten, 10cm
hohen cylindrischen oder nach unten zu schwach conisch verlaufenden Glasgefäſs D, dessen umgebogener Rand auf dem Ring m ruht und welches ungefähr in seiner Mitte mit einer
Einfüllmarke für das Oel versehen ist; ein übergreifender Messingdeckel o verschlieſst dasselbe derart, daſs der Rand des Deckels nicht zu fest
an den des Glascylinders anliegt, damit bei ausnahmsweise sehr heftiger Explosion
dieser Deckel abgeschleudert werden kann, ohne daſs das Gefäſs selbst zerschmettert
wird. Derselbe trägt einen mittels des kleinen Griffes q zu bewegenden Flügelrührer p, einen kleinen
Rohrstutzen r zum Befestigen eines zweiten
Thermometers, zwei bewegliche Klappen s, welche durch
die bei jedesmaliger Probe stattfindende Explosion aufgeschlagen werden. Zwei starke
Messingdrähte t stehen mittels Klemmschräubchen mit
einem elektrischen Funkengeber in Verbindung; sie dringen durch die beiden möglichst
starken Ebonitpfropfen u durch den Deckel hindurch und
endigen in Form eingeschraubter Platinspitzen 5 bis 7mm über dem Oele in einer Entfernung von mindestens 1mm von einander. Zur Erzeugung des Funkens genügt
ein Chromsäure-Element mit kleinem Inductionsapparat, der mindestens 2 bis 3mm Funkenlänge zeigt.
Man füllt den Behälter D bis zur Marke mit dem zu
prüfenden Oel, setzt ihn in das Glasgefäſs C, in
welchem sich so viel Wasser befindet, daſs es nach dem Einsetzen bis etwa 1cm unter den Rand sich hebt und der Behälter D also fast vollständig in Wasser eingetaucht ist. Das
Ganze wird dann noch auf das Wasserbad A gestellt und
mittels Spirituslämpchen erwärmt. Die Temperatur des Oeles steigt hier sehr langsam
und es ist von beinahe gar keinem Einfluſs, ob das Flämmchen etwas mehr oder weniger
stark brennt, da bei dem doppelten Wasserbade unter allen Umständen nur eine sehr
allmähliche Erwärmung stattfinden kann. Letzteres läſst sich daran erkennen, daſs
äuſseres und inneres Thermometer immer nur um etwa 3° abweichen. Von etwa 20° ab
läſst man von Grad zu Grad den Funken jedesmal ½ bis 1 Secunde lang überspringen und
beobachtet diejenige Temperatur, bei welcher durch die eintretende Explosion die
beiden Klappen s in die Höhe geschleudert werden, – ein
Punkt, welcher sich bei diesem Apparat ganz besonders sicher beobachten läſst. Nach
jedesmaligem Ueberspringen des Funkens wird der Rührer p einige Mal mit der Vorsicht umgedreht, daſs nicht durch zu heftige
Bewegung die Polenden mit Oel bespritzt werden. Auch beim Einsetzen des Oelbehälters
in das Wasserbad ist hierauf Rücksicht zu nehmen. Soll der Apparat mehrmals hinter
einander gebraucht werden, so hat man nur nöthig, das Glaswasserbad C mit frischem Wasser zu füllen, indem es sich bei
dahingehenden Versuchen gezeigt hat, daſs die Richtigkeit der Resultate nicht
beeinträchtigt wird, wenn man das warme Wasser in A
läſst.
Der Apparat liefert recht übereinstimmende Resultate; auch stimmen dieselben mit
denjenigen überein, welche mit anderen zuverlässigen geschlossenen Petroleumprüfern
für die gleichen Oele erhalten worden sind. Durch Anwendung des doppelten
Wasserbades und des Rührers erzielt man eine gleichmäſsige Erwärmung, die möglichst
unabhängig von der
Gröſse der Heizflamme ist. Man hat ferner immer gleiche Gröſse, Stärke und
Entfernung des Zündungsmittels und in Folge des nur kürzeste Zeit währenden
Ueberspringens des Funkens keine nennenswerthe Dampfbildung durch dasselbe. Die von
Engler und Haas (a. a.
O. 1881 S. 29) nach dem Verfahren von F. Meyer und Hörler (1879 234 52)
angestellten Proben ergaben:
A
B
C
14. 15. 15.
23. 24. 24,5. 24. 23.
37. 36°.
14. 14,5.
22. 22,5. 22. 23. 23.
Der Entflammungspunkt wird bei diesem Verfahren offenbar zu
niedrig gefunden, verglichen mit den Bedingungen, unter welchen sich bei praktischem
Gebrauch derselben Oele (z.B. in Lampen, beim Lagern u. dgl.) entzündliche Gemische
bilden können. Ferner fallen die Resultate zwar genügend constant und unter sich
übereinstimmend aus, der Eintritt des Entflammungspunktes ist aber nicht so scharf
markirt wie bei einer Reihe von anderen Apparaten, indem die Feuererscheinung nicht
in einer plötzlichen Explosion, sondern in einem ruhigeren Herabsinken der Flamme
besteht, welches in der Nähe des kritischen Punktes immer langsamer und schwächer
wird, so daſs man unsicher sein kann, ob Entflammung statt hatte oder nicht.
Der von R. Haas (Chemische Industrie, 1880 S. 123) mit elektrischer
Zündung versehene Apparat gibt jedoch genügend unter sich übereinstimmende und auch,
trotz des verschiedenen Principes, dem Engler'schen und
dem verbesserten Parrish'schen Apparat sehr nahe
kommende Resultate. Der Apparat erfordert im Vergleich mit anderen eine
aufmerksamere und sorglichere Handhabung; dem gegenüber steht das Arbeiten mit nur
kleinen Oelmengen und ohne Wasser, der durch das Schütteln bewirkte vollkommene
Temperaturausgleich zwischen Oel und eingeschlossener Luft. Im Vergleich mit den
hier erhaltenen Zahlen ergaben die nach der Meyer-Hörler'schen Vorschrift ausgeführten Proben durchgehends viel
niedrigere Resultate, was vermuthlich auf die gröſsere Wirkungszone der Flamme
gegenüber dem elektrischen Funken, sowie auf den bereits oben bezeichneten
verschiedenen Charakter des Entflammungsverlaufes zurückzuführen ist. Daraus geht
hervor, daſs die Bezeichnung „wahrer oder absoluter Entflammungspunkt“ nicht etwa in der weiten
Bedeutung aufzufassen ist, als ob beim Schüttelverfahren überhaupt auch die Art und
Weise der Entzündung gleichgültig, d. i. ohne Einfluſs auf die Resultate sei, und
daſs streng genommen vielleicht nur von einem „Temperaturminimum der Entflammbarkeit bei gewähltem Zündmittel“
gesprochen werden dürfte.
Engler und Haas stellen
schlieſslich (a. a. O. S. 35) folgende Regeln für derartige Untersuchungen auf: Die
Menge des zur Probe verwendeten Erdöles muſs bei den Einzel versuchen gleich
bleiben; es ist deshalb durch eine im Oelbehälter angebrachte Einfüllmarke oder
durch Anwendung eines
Meſsgefäſses beim Beschicken des Apparates jene Menge immer scharf festzustellen.
Selbstverständlich muſs auch für jede Probe immer wieder frisches Erdöl genommen
werden. Die Erwärmung des Oeles muſs langsam und durch die ganze Masse gleichmäſsig
geschehen. Es muſs deshalb auch schon in der Einrichtung der Erwärmungsvorrichtungen
Vorsorge getroffen sein, daſs eine zu rasche Erwärmung des Oeles unmöglich ist. Die
Erwärmungsperiode des Oeles soll sich über mindestens 10° erstrecken; denn wenn der
Entflammungspunkt nur wenig über der Lufttemperatur liegt, so fallen die Resultate
immer weniger genau aus, offenbar weil bei sehr abgekürzter Erwärmungsperiode die
Menge des gebildeten Dampfes eine geringere ist. Hat man deshalb durch eine erste
Probe einen Entflammungspunkt erhalten, welcher der Lufttemperatur gleichkommt oder
nur um wenige Grad unter derselben liegt, so muſs unter vorheriger Abkühlung des
Oeles auf etwa 10° unter die vorläufig gefundene Entflammungstemperatur eine zweite
Probe ausgeführt werden, deren Ergebniſs erst als das richtige zu betrachten ist.
Umfang und Intensität des Zündungsmittels müssen bei allen Versuchen die gleichen
bleiben, denn je gröſser und kräftiger die Entzündungsquelle ist, desto niedriger
fallen bei dem gleichen Oel die Entflammungspunkte aus. Auch der Abstand des
Zündungsflämmchens oder Funkens vom Oel muſs gleich bleiben; je näher man dem
letzteren kommt, desto niedriger werden die Entflammungspunkte. Jedenfalls aber muſs
durch die Construction des Apparates dafür gesorgt sein, daſs man bei Befolgung der
Gebrauchsvorschrift dem Oel mit dem Zündungsmittel nicht so nahe kommen kann, daſs
durch die dabei eintretende Erhitzung des Oeles eine locale Dampfbildung und dadurch
eine Erniedrigung des Entflammungspunktes erfolgt. Die Zeitdauer der Wirkung des
Zündungsmittels muſs möglichst gering sein, indem durch längere Wirkung desselben
Erniedrigung der Entflammungstemperatur bemerklich wird. In Rücksicht auf den
praktischen Zweck, den man bei Ausführung der Petroleumprüfung verfolgt, müssen die
Bedingungen der Bildung entflammbarer Dämpfe in dem Probeapparat möglichst
denjenigen entsprechen, welche auch beim Gebrauch des Erdöles in Lampen, Herden u.
dgl. Dampfbildung bezieh. Explosionen verursachen. Von den in der obigen Aufstellung
enthaltenen Vorschriften kann nur bei der Schüttelmethode theilweise Abstand
genommen werden, in so fern als es bei derselben nicht darauf ankommt, ob viel oder
wenig Erdöl eingefüllt wird und man das Zündungsmittel dem Oel mehr oder weniger
nähert. Auch die Schnelligkeit der Erwärmung des Oeles macht sich hier in den
Resultaten in geringerem Grad bemerklich.