Titel: | Die Spitzenmaschine von Eugen Malhère in Paris; von Hugo Fischer, Professor an der technischen Hochschule zu Dresden. |
Autor: | Hugo Fischer |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 275 |
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Die Spitzenmaschine von Eugen Malhère in Paris;
von Hugo Fischer, Professor an der technischen Hochschule zu Dresden.
Mit Abbildungen auf Tafel 23.
H. Fischer, über Malhère's Spitzenmaschine.
Seit Anfang dieses Jahrhunderts ist der Handspitzenindustrie eine bedeutende
Concurrenz aus der Erfindung von Spitzenmaschinen durch Heathcoat, Levers, Crofts u.a. erwachsen. So groſse Vollkommenheit diese
Maschinen im Laufe der Zeit erlangt haben, von so hohem Genie und Geist ihrer
Erfinder sie Zeugniſs geben, so mannigfach die ihnen entstammenden Arbeitsproducte
sind und so täuschend sie, wenigstens für den Nichtfachmann, die alten und neuen
Arbeiten der Handklöppelei und Näherei wiedergeben, ihre Erzeugnisse sind doch immer
nur als Nachahmungen dieser letzteren zu bezeichnen, nehmen mit diesen nicht die
gleiche Rangstufe in Bezug auf Güte der Arbeit, Wechsel, Schönheit und Freiheit der
Formengestaltung und Dauer des Productes ein. Im Handelsverkehr drücken dies die
Bezeichnungen „wahre oder echte Spitzen (vraie
dentelle)“ für Handarbeit, „imitirte Spitzen (dentelle imitation)“ für Maschinenarbeit
aus.
Der Unterschied zwischen den Handspitzen und den auf der Spitzenmaschine erzeugten
Arbeiten beruht auf der Art der gegenseitigen Bindung und Verflechtung der einzelnen
Fäden; dieselbe ist das bestimmende Moment und bietet daher ein sicheres
Unterscheidungszeichen für die genannten Fabrikate. Die Handspitzen (hand made
lace) sind im technischen Sinne Complexe von Fäden, Gezwirnen, Geflechten,
Geweben und Maschengebilden, durch deren entsprechende Anordnung und Vertheilung die
verschiedenen Grund- und Musterfiguren entstehen.Vgl. des Verfassers Abhandlung: Zur Technologie der
Handspitzen im Civilingenieur, 1880
Bd. 24 S. 31; sowie dessen Schrift: Technologische
Studien im Sächsischen Erzgebirge. (Leipzig 1878. Wilhelm Engelmann.) Letztere gibt in dem
Abschnitt „Die Spitzenindustrie“ eine durch zahlreiche Figuren
unterstüzte Darstellung der Bindungsarten, welche bei den gegenwärtig in
Sachsen angefertigten Spitzen Anwendung finden. Spitzen, welche
nicht allein Maschengebilde enthalten, deren Herstellung daher die verschiedenen
Arbeitsverfahren des Zwirnens, Flechtens, Webens und Wirkens voraussetzt, nennt man
geklöppelte Spitzen oder Klöppelspitzen (dentelle au fuseau;
pillow-lace, bone-lace) und versteht unter Klöppeln eine Arbeitsmethode,
welche lehrt, die genannten Arbeitsverfahren mittels eines einzigen Werkzeuges, dem
Klöppel (fuseau, bobbin), in beliebigem Wechsel und an
ein und demselben Fadencomplex auszuführen. Zur Festhaltung des Arbeitstückes
während der Arbeit dient das Klöppelkissen (coussin à
dentelle, cushion for bone-lace-making.) Diesen geflochtenen Spitzen stehen
die durch Näharbeit erzeugten gegenüber, deren Constructionselemente nur Maschen-
oder Schlingengebilde sind. Zur ihrer Erzeugung dient eine den Faden führende Nadel
(aiguille, needle); die Befestigung des
Arbeitstückes erfolgt auf einem Musterbrief. Diese Erzeugnisse heiſsen genähte
Spitzen oder Nadelspitzen (dentelle à l'aiguille, point;
needle work, point-lace).
Zur Erzeugung des Grundes (réseau, ground of lace)
finden bei den geklöppelten Spitzen die einfachen, linienartigen Gebilde, Fäden und
Gezwirne, in einzelnen Fällen, z.B. bei den Guipurespitzen, auch schmale Geflechte
Anwendung- die Musterfiguren werden hier durch flächenartig ausgedehnte Gewebe und
Geflechte gebildet. Durch wechselnde Vereinigung der einzelnen Fäden, Gezwirne und
schmalen Geflechte entstehen die verschiedenen Grundarten, die bei den alten Spitzen
in groſser Mannigfaltigkeit auftreten und das wesentlichste Unterscheidungszeichen
für die verschiedenen Spitzenarten bilden, welche meist nach dem Ort ihrer
ursprünglichen oder ihrer vorzugsweisen Erzeugung benannt sind (Valencienner-,
Maliner-, Brabanter-, Alençon-, Chantilly-Spitzen u.a.m.). Die Nadelspitzen sind
dadurch charakterisirt, daſs sowohl der Grund, als das Muster aus der Gestalt nach
gleichen Elementen, nämlich schleifenförmigen Gebilden oder Maschen, zusammengesetzt
ist, deren verschieden dichte Vertheilung auf der Fläche die Mustergestaltung
bedingt.
Bei dem Studium der Maschinenspitzen fällt vor allem die
geringe Mannigfaltigkeit in der Wahl der Constructionselemente gegenüber den
Handspitzen auf. Die vielartigen Effecte werden hier durch Gezwirne und
Maschengebilde der einfachsten Art erzielt. Die Unmöglichkeit, sämmtliche den Handspitzen
eigene Constructionselemente aufzunehmen und diese in jeder beliebigen Reihenfolge
an einander zu ordnen, ist in dem Constructionsprincip der Spitzenmaschine
begründet. Die activen Werkzeuge der letzteren, die in Kämmen (combs) geleiteten Spulenträger (carriages) führen nur zwangläufige Bewegungen aus, deren Aenderung ohne zu
groſse Complication der Maschine nur in engen Grenzen zulässig ist. Es ist deshalb
nur ein geringer Wechsel in der Art der Fadenverbindungen möglich. Dagegen ist es
leicht, mittels der Jacquardmaschine die einzelnen gleichartigen Elemente in einer
entsprechenden Reihenfolge anzuordnen und hierdurch abwechselnd mehr oder weniger
dichte Stellen auf dem Arbeitstück zu erzeugen, deren Vertheilung hier, wie bei den
genähten Handspitzen, das Muster bedingt; oder andererseits mit Hilfe der
Jacquardmaschine starke Einlagfäden derart zu führen, daſs sie den durch die
Jacquardkarten vorgeschriebenen Musterbegrenzungen folgen und von den gleichzeitig
gebildeten Grundmaschen gebunden werden.
Die Grundarten entstehen demnach vorzugsweise durch Schränkung und Drehung der Fäden
(Bobbinnetgrund), die Muster durch verschiedene Dichte in der Anordnung der
Elemente, durch schuſsartig eingefügte starke Fäden, welche durch Kettennähte
gebunden werden, durch Einlegen starker Fäden, welche die Contouren der
Musterfiguren markiren, oder durch Combination mehrerer dieser Arbeitsverfahren. Ein
Theil dieser Spitzenimitationen erinnert daher im Bau an die Nadelspitzen, ein
anderer an einfache Ausführungen der Klöppelspitzen, namentlich an die unter dem
Namen „durchzogene Arbeit“ bekannten Erzeugnisse der Handarbeit;
Erst in dem letzten Jahrzehnt, wo es gelang, die Klöppel- oder Flechtmaschine (machine à lacets, braiding-machine) zur
Spitzenerzeugung umzugestalten, treten in die Reihe der Maschinenspitzen Producte,
welche technisch von den, gleichen Charakter tragenden, Handspitzen nicht zu
unterscheiden sind und deren ästhetischer Werth gegenwärtig nur noch durch den
Mangel der völlig freien Linienführung, gegenüber den Handspitzen, beeinträchtigt
wird. Zur Zeit ist nur die Herstellung einfacher Spitzenarten auf der
Klöppelmaschine mit praktischem Erfolg gelungen. Hierher zählen die Torchonspitzen
der deutschen Fabriken (Barmen) und einfache, schmale Valenciennespitzen
französischer Fabrikation (Roubaix).
Die Werkzeuge (Klöppel) und Grundmechanismen der Flechtmaschinen sind für die
Erzeugung der früher genannten Fadenvereinigungen, welche nicht Maschengebilde sind,
vollkommen geeignet. Diese Fadenverbindungen verlangen entweder eine einfache
Rotationsbewegung zweier oder mehrerer Klöppel um eine gemeinsame Achse (Zwirnen der
Klöppelfäden), oder geradlinige Verschiebungen der einzelnen Klöppel derart, daſs
der Faden des einen (Schuſsklöppel) abwechselnd über und unter den Fäden der anderen
hingeführt wird, wie dies die Erzeugung eines leinwandbindigen Gewebes oder
Geflechtes bedingt. Es entsteht das Gewebe, wenn für
das Einschieſsen stets ein und derselbe Klöppel
verwendet wird und die übrigen Fäden abwechselnd Fach bilden; das Geflecht, wenn nach und nach jeder der vorhandenen Klöppel einmal Schuſsklöppel wird und seinen Faden
durch das von den übrigen Fäden gebildete Fach hindurchführt. In beiden Fällen ist
die Fachbildung nicht wie bei dem Weben eine gleichzeitige Operation aller Fäden;
sie erfolgt vielmehr allmählich mit dem Vorschreiten des Schuſsklöppels in ähnlicher
Weise wie die Platinensenkung auf dem Kulirstuhle bei der Bewegung des Röſschens.
Die von den Klöppelspulen ablaufenden Fäden vereinigen sich auſserhalb der
Grundplattenebene zu der fertigen Waare, zu deren Aufnahme und Abführung schwingende
Kämme und paarweise angeordnete Abzugs walzen angeordnet sind.
Die doppelte Benutzungsart der Klöppelmaschine zum Zwirnen und Flechten ist bereits
längere Zeit bekannt und findet bei der Erzeugung der geklöppelten, durchbrochenen
Zackenlitzen (die namentlich Barmener Fabrikate sind) Anwendung. Die Rotation
bestimmter Klöppel um eine gemeinsame Achse wird bekanntlich durch einen
Räderantrieb bewirkt und durch Flügelräder (Treiber), welche die Klöppel erfassen,
vermittelt. Die Klöppel sind in kreisförmigen Bahnen geführt, welche in eine ebene,
kegelförmig oder sphärisch gestaltete Platte geschnitten sind. Die einzelnen
Kreisbahnen sind auf einer Geraden oder einer Kreislinie so neben einander
angeordnet, daſs sie sich berühren und gegenseitig vereinen. Durch entsprechende
Ueberführung der Klöppel der einen Bahn auf die Nachbarbahnen entsteht die für das
Gewebe bezieh. Geflecht nothwendige Schränkung der einzelnen Fäden. Die zeitweise
Unterbrechung dieses Uebertrittes wird durch Schluſs der Nachbarbahn mittels einer
Weiche bewirkt und hierdurch das Verbleiben der Klöppel auf der ersten Bahn, also
ein Zwirnen der Fäden erzielt. Durch entsprechende Steuerung der Weiche, entweder
durch die Klöppel selbst oder durch eine Jacquardmaschine (sogen. Rapportapparat),
kann ein in gewissen Grenzen beliebiger Wechsel der Aufeinanderfolge von Gezwirn und
Geflecht (Gewebe) herbeigeführt werden. Der Benutzung der Jacquardmaschine zur
Weichenstellung und damit zur Steuerung des Klöppellaufes ist das Gelingen der
Erzeugung von spitzenartigen Fabrikaten auf der Flechtmaschine namentlich zu
verdanken.
Obgleich das Grundprincip der Klöppelmaschine an sich ein völlig richtiges ist, so
können doch, wie schon bemerkt, nur einfache Grundarten und Muster auf derselben
erzeugt werden. Der Grund hierfür liegt in ihrer gegenwärtigen praktischen
Ausführung. Die Nothwendigkeit, daſs in Folge des zur Klöppelbewegung gewählten
Zahnradantriebes alle Klöppel stets in Bewegung befindlich sind, machen die entsprechende Herbeiführung der erforderlichen
Bewegungsformen auſserordentlich schwierig. In neuester Zeit gelang die Beseitigung
dieses Uebelstandes wenigstens theilweise durch Anwendung von sogen.
NebentellernVgl. W. Hedtmann und A.
Henkels in Langerfeld (* D. R. P. Kl. 25 Nr. 1568 vom 18. November
1877)., welche diejenigen Klöppel zeitweise aufnehmen und leer im
Kreise herumführen, die nicht einzuflechtende Fäden enthalten. Das Wiedereinführen
dieser Klöppel in die Bahnen bewirkt dann eine besondere Steuerungseinrichtung,
gewöhnlich ebenfalls eine Jacquardmaschine.
Zu diesen kurz charakterisirten Maschinen tritt eine Maschine des Franzosen Eugen Malhére, welche als die gegenwärtig vollkommenste
ihrer Art bezeichnet werden kann. Die französische Zeitschrift Le Technologiste brachte in Nr. 156 (1881 S. 23) neben
einer völlig unverständlichen Figur eine Beschreibung dieser angeblich neuen
MaschineDem Erfinder Eugen Malhère in Paris wurden auf
diese Maschine folgende Patente ertheilt: in Frankreich Nr. 93970 vom 23.
Januar 1872 und Nr. 96873 vom 26. August 1872; in Belgien Nr. 30166 vom 4.
März 1872 und Nr. 32744 vom 11. Juni 1873; in England Nr. 852 vom 20. März
1872 und Nr. 2121 vom 16. Juni 1873. nebst der Mittheilung, daſs
die Compagnie dentellière zu Paris die Ausbeutung der
Erfindung übernommen und vorzügliche Resultate in der Fabrikation von Spitzen
erzielt habe, welche den Arbeiten der Handklöppler durchaus nicht nachstehen sollen.
Obgleich die Ansichten über den Werth der Erfindung in maſsgebenden Fachkreisen
gegenwärtig noch getheilt sind, so dürfte doch bereits jetzt eine eingehende
Besprechung der Maschine nicht überflüssig erscheinen, da das derselben zu Grunde
liegende Princip völlig richtig und die Wahrheit der obigen Mittheilungen zu
verbürgen geeignet ist. Die früheren auf der Maschine erzeugten Arbeiten, welche dem
Referenten durch die Güte des bedeutenden Spitzenindustriellen, Hrn. O. Richter in Dresden, bekannt wurden, gehören zwar nur
den gröberen Spitzensorten an; doch darf von einer genauen Ausführung der Maschine
auch die Erzeugung feinerer Spitzenarten erwartet werden. Der Gedanke, welcher der
Maschine zu Grunde liegt, ist durchaus rationell, so daſs durch seine Verwirklichung
die schwierige Aufgabe, Gezwirne, Gewebe und Geflechte von jeder erforderlichen
Gröſse zu jeder beliebigen Zeit aus einem und demselben Fadenbüschel herzustellen
und sie in jeder beliebigen Reihenfolge mit einander zu vereinen, gelöst
erscheint.
Die Grundidee der Maschine gipfelt in der Heranziehung der Jacquardmaschine zur
directen Bewegung, sowohl Drehung als Verschiebung, der Klöppel einer auch in der
Gesammtanordnung von den bisher bekannten Constructionen abweichenden
Flechtmaschine. Hierdurch ist erreicht, daſs einzelne Fadenspulen der Maschine,
ebenso wie die des Handklöpplers, beliebige Relativbewegungen gegenüber den übrigen
Fadenspulen ausführen können, diese mögen ruhend oder bewegt sein. Der vorher in der
Chifferschrift der Jacquardkarte niedergelegte Wille des Mustererfinders wird durch
den die Rolle des Uebersetzers spielenden Mechanismus der Jacquardmaschine dem
Werkzeug, welches den Faden führt, kundgegeben und leitet dies in die ihm
vorgeschriebene Bahn in gleicher Weise, wie dies bei der Handarbeit die menschliche
Hand vollbringt.
Das der Spitzenklöppelmaschine von Malhère zu Grunde
liegende Arbeitsverfahren ist mit dem der Handklöppelei durchaus identisch. Zur
näheren Erläuterung desselben sind die in den Fig. 1 bis
3 Taf. 23 dargestellten Grundarten gewählt. Fig. 1 zeigt
eine an alten Brüsseler Spitzen vorkommende Grundbindung, Fig. 2 den
Grund der alten Mechelner Arbeiten, Fig. 3 den
gewöhnlichen Tüll- oder Bobbinnetgrund. Die ersten beiden gehören den theilbaren
GrundartenVgl. Civilingenieur, 1878 Bd. 24 S.
37. an; es ist jeder Faden nur über einen Theil der Spitzenbreite
geführt, weshalb die Spitze durch Entfernen einiger entsprechender Fäden leicht in
mehrere Streifen zerlegt werden kann, deren Grundbildung noch die ursprüngliche ist.
Der Tüllgrund dagegen ist untheilbar. Er besteht aus zwei Fadensystemen, dem einen,
dessen Fäden parallel zur Längenrichtung der Spitze laufen, und einem zweiten,
dessen Fäden sich quer über die ganze Breite der Spitze erstrecken. Diese letzteren
verhindern eine Theilung der Spitze ohne Verletzung der Grundzellenform.
Die Grundarten Fig. 1 und
3 sind aus einzelnen Fäden und Gezwirnen zusammengesetzt; die freien
Fäden kreuzen sich paarweise. Die Grundart Fig. 2
dagegen stellt sich als eine Vereinigung von zweifädigen Gezwirnen und vierfädigen
Geflechten dar. Die Herstellung dieser Grundarten durch Handklöppeln geht aus den
schematischen Darstellungen, welche den Figuren beigesetzt sind, leicht hervor, wenn
man beachtet, daſs jeder zur Führung der Fäden benutzte Klöppel durch einen
Buchstaben bezeichnet ist, welcher mit der Fadenbezeichnung in den Figuren
übereinstimmt. Zwei von einem Kreis umschlossene Buchstaben bedeuten zwei um eine
gemeinsame Achse (hier den Mittelpunkt des Kreises) rotirende Klöppel, die Pfeile
geben die seitliche Verschiebung der Klöppel behufs des gegenseitigen Schränkens der
Faden an. Die den Kreisen beigeschriebenen Ziffern normiren die Anzahl der von den
Klöppeln ausgeführten halben Umläufe. Alle Fäden sind
nach einer Punktreihe geführt zu denken, welche auſserhalb der Bildfläche liegt.
Die abwärts auf einander folgenden Horizontalreihen geben die Reihenfolge der
Arbeitsverrichtungen an. Nachdem beispielsweise in Fig. 1 die
zu den Gruppen ab, cd, ef, gh vereinten Fäden zu
Gezwirnen von drei halben Drehungen vereinigt sind, erfolgt die Gruppirung
entsprechend der dritten und vierten Horizontalreihe des Schemas Fig. 1a zu b, ad, c, f, eh,
g; die paarweise stehenden Klöppel vollführen einen halben Umlauf, so daſs
die Fäden an der Stelle β (Fig. 1)
geschränkt werden. Hierauf erfolgt Umstellung der Klöppel und Bildung einmal
gedrehter Gezwirne γ aus den Fadenpaaren bd, ac, fh, eg; Scheidung dieser in die Gruppen b, da, c, f, he, g; Zwirnung von da und he u.s.w.
In Fig.
2 und Schema Fig. 2a
ist in gleicher Weise die Bildung des vierfädigen und einbindigen Geflechtes
β – ϑ angegeben. Die Schluſsreihe des Schemas
stellt die Gruppirung der Fäden für die Bildung der vier zweifädigen Gezwirne x, λ, μ, v dar, welche sich an die soeben gebildeten
Geflechte anschlieſsen. Nach erfolgter Tordirung scheiden sich dann die beiden
mittleren Gruppen, so daſs verbleibt: ba, d, cf, e, hg;
nach der Schränkung von cf und Scheidung dieses
Fadenpaares ergibt sich die Reihe ba, df, ce, hg u.s.f.
Die Randpaare ba und hg
ergeben daher durch einfache Drehung die Randgezwirne, die mittleren Paare df und ce durch
abwechselnde Drehung und Scheidung das mittlere Geflechtstück ξ.
Auf ähnliche Weise ergibt sich leicht für jeden anderen
geklöppelten Spitzengrund ein ähnliches Schema für die Klöppelbewegung; dasselbe
gilt für die Musterungen, welche aus vielfädigen Geflechten bezieh. Geweben bestehen
und deren Erzeugung Analogien zu der Bildung des Geflechtes in Fig. 2
darstellt.
Zu der Herstellung kommt bei dem Handklöppeln noch die Erhaltung und Vertheilung der
Kreuzungen und Zwirnungen an bestimmten Stellen. Zur Angabe dieser Stellen dient
bekanntlich der auf dem Klöppelkissen (Klöppelsack) festgeheftete Klöppelbrief
(Musterbrief, die Aufwinde) und in Durchlochungen desselben gesteckte Nadeln. Die
Stellung dieser Nadeln gibt daher ein Bild von der allgemeinen Grundform der zu
erzeugenden Spitze. Das Einstecken der Nadeln erfolgt nach Maſsgabe des
Fortschreitens der Arbeit, so daſs nach jedem ausgeführten „ganzen oder halben
Schlag“ (bei Tüllgrund die Ausführung zweier zweifädigen Gezwirne und
folgender Schränkung zweier Fäden) dieser durch eine neu eingesteckte Nadel gebunden
wird; die Nadeln vertreten hierbei die Zähne des bei der Webearbeit benutzten
Rietblattes. Das Einstecken der Nadeln hängt unmittelbar mit der Gestaltung und
Musterung des Spitzengrundes zusammen.
Die Spitzenklöppelmaschine von Malhère ahmt nun diese
Thätigkeiten des Handklöpplers genau nach und geben die eben besprochenen
schematischen Darstellungen zugleich ein deutliches Bild der Wirkungsweise dieser
Maschine. Für eine Spitze aus n Fäden sind n drehbare Scheiben oder Teller erforderlich, welche in
einer Geraden so angeordnet sind, daſs sich die Nachbarteller berühren. Jede dieser
Scheiben enthält eine diametral laufende Furche, so daſs bei bestimmter Stellung der
Scheiben die einzelnen Furchen an einander stoſsen und einen einzigen Kanal darstellen,
welcher über die ganze Scheibenreihe entlang läuft. Die n Fäden werden einer gleichen Zahl Spulen (Klöppel) entnommen, welche in
den Scheibenfurchen gehalten und darin verschiebbar sind. Sind diese Spulen so
vertheilt, daſs je zwei derselben auf einer Scheibe stehen, so erfolgt durch
gleichzeitige Rotation dieser Scheiben die Bildung von ½ n zweifädigen Gezwirnen. Die Zahl und Reihenfolge der umlaufenden Scheiben
kann beliebig geändert werden, demnach auch die Zahl und der Ort der gebildeten
Gezwirne. Die Schränkung zweier Fäden oder nach Maſsgabe von Fig. 2 auch
die Bildung von Geflechten, bezieh. Geweben, erfordert die Umstellung der Spulen und
demgemäſs ihre Gruppirung zu neuen Paaren. Die Umstellung erfolgt mit Hilfe von
Treibern, welche die Spulen einer Scheibe in die Furche der Nachbarscheibe
überführen, wenn beide Furchen in eine Gerade fallen.An dieser Stelle sei noch die Spitzenklöppelmaschine des Kaufmanns Louis Hohl in Annaberg erwähnt (Sächsisches
Patent Nr. 1193 vom 8. September 1860). Dieselbe liefert als Arbeitsproduct
ein Geflecht, welches die Grundbindung der Torchonspitze zeigt. Eine Anzahl
kreisrunde, um verticale Achsen drehbare Scheiben oder Teller sind in zwei
Reihen so angeordnet, daſs sie sich paarweise gegenüberstehen; neben den
Endpaaren liegen zwei gröſsere, ebenfalls drehbare Scheiben. Zu jeder
kleinen Scheibe und einer groſsen Endscheibe gehört ein Klöppelpaar, dessen
Fäden bei Drehung der Scheibe gezwirnt werden. Diametrale Furchen der
kleinen Scheiben und entsprechend angeordnete Furchen in der mit der
Scheibenoberfläche in gleicher Ebene liegenden Grundplatte, welche die
Nachbar Scheiben einer Reihe, sowie die beiden Reihenverbinden, gestatten
den von rotirenden Treibern vermittelten Transport der Klöppel über die
ganze Scheibenreihe zum Zweck der Kreuzung der einzelnen Fadenpaare.
Rotation der Scheiben und Rotation der Treiber wechseln ab und werden durch
ganz und halb verzahnte Räder vermittelt, welche auf der Unterseite der
Grundplatte gelagert sind. Den Weg der Klöppel in den Furchen bestimmen
Weichen, welche durch Musterräder (Schneidräder) gestellt werden. Zur
Aufnahme des Arbeitsproductes dient ein wandernder Klöppelbrief, eine über
zwei Prismen geleitete Kartenkette, auf welcher die Kreuzungspunkte der
Fäden durch Nadeln markirt sind. Schwingende Schläger, welche das Riet
ersetzen, führen die Kreuzungen gegen diese Nadeln.
Die Bildung des Gewebes und Geflechtes ist dann folgende:
Textabbildung Bd. 240, S. 281
Durch passenden Wechsel in der Bildung ein- oder mehrfach gedrehter Gezwirne,
Geflechte und Gewebe läſst sich hiermit jedes im voraus festgesetzte Muster erzeugen
genau in gleicher Weise, wie dies der Handklöppler vollbringt. Sowohl die Drehung
der Teller, als auch die Bewegung der Treiber zum geradlinigen Spulentransport über
die Scheiben wird von Jacquardmaschinen vermittelt. Den Musterbrief ersetzt ein
System beweglicher Nadeln, welche ebenfalls durch eine Jacquardmaschine bewegt und
eingestellt werden. Jede Scheibe mit einem Klöppel, zwei zugehörigen Treibern und
einer Nadel bilden ein Element der Maschine; eine Maschine zur Erzeugung einer
Spitze aus n Fäden ist demnach aus n derartigen Elementen und drei Jacquardmaschinen
zusammengesetzt.
Die specielle Construction eines dieser Elemente zeigen die Figuren 4
und 5 Taf. 23. Der kreisrunde Spulenteller T ist
mit der in dem Gestell G drehbar gelagerten Achse a verbunden. Die in der Richtung eines Durchmessers des
Tellers liegende Furche b von rechteckigem Querschnitt
nimmt den Fuſs des Klöppels K auf. Im Mittelpunkt der
Scheibe erhebt sich ein krückenförmiger Halter c; die
Arme αβ desselben, welche parallel zu der Furche b gerichtet sind, treten in Bohrungen des
Klöppelkörpers ein und verhindern das Abheben der Spulen von den Scheiben. Der
Abstand dieser Arme von der Scheibenvorderfläche ist bei allen Elementen gleich, so
daſs ein Klöppel auf jede Scheibe paſst. Die Klöppel sind rahmenartige Körper, in
deren durchbrochenem Theil eine den Faden enthaltende Spule d gelagert ist. Den durch eine Oeffnung e des
Bügels nach auſsen geleiteten Faden erhält eine im Innern der hohlen Spulentrommel
angeordnete Spiralfeder f1 (Fig. 6),
welche die Trommel mit der Drechachse g verbindet,
stets nahezu gleich stark gespannt. Die Spulenachse g
trägt ferner eine metallene Scheibe h, gegen deren Rand
die Bremsfeder f2
drückt. Das Moment Rd2
der von der Bremsfeder am Scheibenrand erzeugten Reibung, welches die Drehung der
Achse g zu hindern strebt, ist von solcher Gröſse, daſs
die Abwickelung des Fadens im Anfang des Abzuges durch Drehung der Spulentrommel auf
der Achse erfolgt und so lange währt, bis das Moment aus Federspannung S und Trommeldurchmesser d1, also Sd1 > Rd2 geworden ist. Bei dem Nachlassen des Fadens steht
die Achse still und die Trommel, welche in Folge der Federentlastung rückwärts umläuft, nimmt den
zu viel abgerollten Faden wieder auf, so daſs ein Verwirren der Fäden verhindert
ist. Das Einsetzen der Spule in den Rahmen des Klöppels ist durch die aufklappbare
Rahmenwand ρ erleichtert.
Die Scheibenspindel a erhält die Drehung mittels einer
Zahnkupplung, deren Theil i (Fig. 4) fest
mit ihr verbunden ist. Gegen denselben wird der lose Theil k mittels der Schraubenfeder l angedrückt und
hierdurch die Kupplung der Achse a mit den Schnurrollen
m und n, welche mit
k vereinigt sind, bewirkt. Auf der Rolle m ist die Litze J1 einer Jacquardplatine, auf n eine von der Feder F1 gezogene Schnur befestigt und aufgewickelt. Eine
einmalige Erhebung der Jacquardplatine bewirkt eine halbe Drehung der Achse a und Scheibe T; die Feder
F4 führt die
Sperrkupplung h und die Jacquardplatine wieder in die
Anfangslage zurück. Für die einfache Kreuzung der beiden Spulenfäden αβ ist daher eine einmalige, für die Erzeugung eines
n mal gedrehten Zwirnes eine 2n malige Erhebung der Jacquardplatine erforderlich. Der
Kupplungstheil i bildet in Verbindung mit dem Bügel o (Fig. 7) und
den Federn p1, p2 zugleich eine
Schaltung für die Sicherung der horizontalen Lage der Furche b während des Stillstandes der Scheibe.
Den Klöppeltransport zwischen den einzelnen Scheiben vermitteln die Treiber S1, S2 (Fig. 4 und
8). Dieselben sind paarweise zu den Scheiben angeordnet und werden von
doppelt gekröpften horizontalen Achsen q gebildet,
welche in der Vorderwand des Gestelles drehbar gelagert sind. Die vorderen Arme r1, wirken auf die
Klöppel; an die hinteren Arme r2 sind die Litzen J2 eines zweiten Jacquardsystemes, sowie die Federn
F2 angeschlossen.
Letztere heben die Arme r1 über den Scheibenrand, so daſs die Scheibe frei rotiren kann; die
Jacquardlitzen bewirken dagegen zu bestimmten Zeiten eine Schwingung der Arme r1 nach abwärts und
damit die Ueberführung der Klöppel K1, K2 von der Scheibe T2 auf die Nachbarscheiben T1, T3 (Fig. 8). Das
Zusammenwirken der Scheibendrehung (mittels des Drehjacquards) und des Verschiebens
der Klöppel (mittels des Treibjacquards) ergeben eine Schränkung der betreffenden
Spulenfäden, wie dies auch Fig. 9
erläutert. Die Anfangsstellungen der Klöppel auf den Scheiben I und III sind hier durch
die Buchstaben a, b, c, d bezeichnet; die Fäden sind in
α, β, γ, δ angeknüpft. Die Scheiben vollführen
einen halben Umlauf, an dessen Ende die Klöppel die Stellungen a1, b1, c1, d1 einnehmen. Der
Treibjacquard bewirkt das Uebertreten der Klöppel a1, d1 auf die mittlere Scheibe II in die Stellung a2, d2 und durch eine halbe Drehung dieser Scheibe, nach
welcher die Klöppel die Stellungen a3, d3 erreichen, ist die Schränkung der Fäden
erfolgt.
Zur Aufnahme und Festhaltung dieser Schränkung dient die Nadel N, welche parallel zur Achse der mittleren Scheibe
verschiebbar ist. Diese
Nadel gehört, wie Fig. 4
zeigt, einem Arme s an, welcher an dem Schlitten u1 drehbar lagert. Die
Feder v hebt die Nadel über die zwischen Spulen und
Abzugs walzen W ausgespannten Fäden, während die Feder
F3 mittels der über
die Rollen w1, w2 geleiteten Schnur
das Senken der Nadel anstrebt. In diese Schnur ist ein zweiter Schlitten u2 eingeschaltet,
welcher auf dem Schlitten u1 gleitet und dessen Verschiebung durch den mit u1 verbundenen Zapfen z begrenzt ist. Von dem Schlitten u2 führt eine Schnur
J3 über die Rollen
w3, w4 nach dem
Musterjacquard. Die Grenzlagen des Schlittens bestimmt der Schalthebel x und die Zapfen y1, y2. Anziehen der Schnur J3 durch Hebung der damit verbundenen
Jacquardplatine führt die Nadel N oberhalb der Fäden
gegen die Abzugswalzen in die gezeichnete Stellung. Bei dem Senken der Platine wird
Schlitten u1 durch die
Feder F3 nach links verschoben, während Schlitten u1 durch die Schaltung
x, y1 gehalten ist.
Auf dem Wege ζ z senkt die Schnur x1 die Nadel N unter die Fäden, der Nadelhebel s stöſst gegen den Schalthebel x und löst ihn aus, so daſs der Schlitten u1 an der ferneren Bewegung des Schlittens
u2 theilnimmt, die
Nadel unterhalb der Fäden in die Stellung N1 geführt wird und darin erhalten bleibt, bis eine
neue Fadenschränkung durch die Nadel aufzunehmen ist. Hierbei bewirkt der Zug der
Jacquardschnur J3 erst
durch Relativbewegung der beiden Schlitten u1, u2 das Emporsteigen der Nadel über die Fadenebene und
sodann durch gemeinsame Verschiebung beider Schlitten das Vorrücken der von der
Nadel gefaſsten Schränkung gegen die Abzugswalzen W.
Diese erhalten durch ein Gesperre eine schrittweise Drehung und nehmen die Spitze
nach Maſsgabe ihrer Entstehung auf.
Die Gesammtanordnung der Maschine geben die Figuren 10
und 11 wieder. Der Gestellrahmen G bildet den
Ausschnitt eines Hohlcylinders, dessen Achse vertical steht und die Abzugswalzen W schneidet. Die Scheibenspindeln a sind in radialer Richtung in demselben so gelagert,
daſs die Vorderflächen der Teller T den Walzen
zugekehrt sind, die gleichlangen Fäden also, strahlenförmig von der inneren
Cylinderfläche ausgehend, nach diesen hin laufen. Unmittelbar vor den Abzugswalzen
sind die Musternadeln N eingefügt und bewegen sich in
radialer Richtung in der Verlängerung der Scheibenachsen a zwischen den Fäden. Sie sind so gruppirt, daſs ein Theil derselben die
bereits fertigen Zellen des Spitzengrundes hält, während ein anderer neu gebildete
Schränkungen der Fäden nach den Abzugswalzen hinführt, also das Nadelstecken des
Handklöpplers ersetzt.
Um mehrere gleichartige Spitzen gleichzeitig auf der Maschine fertigen zu können,
sind mehrere Scheibenreihen über einander angeordnet, von denen jede einen Spitzenstreifen liefert. Die in Verticalebenen
über einander liegenden Elemente derselben werden von der Jacquardmaschine
gleichzeitig bewegt, so daſs die entsprechenden Klöppel der Einzelreihen
jederzeit die gleichen Bewegungen ausführen und die Nadeln die entstehenden
Fadenschränkungen in den einzelnen Spitzenstreifen gleichzeitig aufnehmen. Hinter
dem Hauptgestell G liegt noch ein zweiter ringförmiger
Gestellrahmen G1,
welcher die Leitrollen w4 für die Zugschnüre des Musterjacquards trägt. J sind die Harnischschnuren der Dreh- und Treibjacquards.
Für die Erzeugung von Spitzen, deren Musterfiguren von starken Fäden umrahmt sind
(„Fadenlegen“ und „Hohlklöppeln“ der Handarbeit) werden die Teller
in anderer Art angeordnet. Wie der Handklöppler die „Einlegeklöppel“, welche
diese Contourfäden führen, bei der Bildung des Grundes absondert und sie nur
zeitweise für die Musterbildung in Benutzung nimmt, so sind dieselben auch hier
auſserhalb der thätigen Tellerreihe aufbewahrt und werden nur im Bedarfsfall
eingeführt. Zu jedem Hauptteller T (Fig. 12)
tritt ein unter ihm liegender Nebenteller t von
gleicher Construction; diese Nebenteller stehen unter einander und mit den
Haupttellern in Berührung. Jeder Nebenteller führt einen Klöppel, dessen Spule einen
Einlegfaden enthält. Die Schaltung der Spindeln erlaubt stets nur eine
Vierteldrehung der Teller beider Systeme. Das Einführen des Einlegfadens erfordert
eine solche Einstellung der über einander liegenden Teller, daſs die Furchen beider
in eine Gerade fallen und der Treiber des Nebentellers den Einlegeklöppel auf den
Hauptteller zu heben vermag. Nach erfolgter Benutzung wird der Einlegeklöppel durch
Rückführung auf den Nebenteller wieder ausgeschaltet. Die dichte Stellung beider
Scheibenreihen erfordert eine Treiberconstruction, wie sie Fig. 13
zeigt. In dem Scheibenkörper sind zwei Klappen a1, a2 drehbar gelagert, welche durch Federn gegen die
Krücke c gehalten werden und die Treiber bilden. Sie
schieben den Klöppel aus der Scheibenfurche, sobald sie durch den Zug der Schnuren
b1, b2, welche die hohle
Spindel a durchdringen und nach Leitung über die Rollen
r1, r2 mit ihnen verbunden
sind, in die punktirte Lage übergeführt werden. Diese Ausführung der Treiber ist
eleganter als die früher besprochene, ergibt jedoch eine schwierige Verknüpfung der
Jacquardschnuren mit den Zugschnuren b1, b2.
Die Construction der Jacquardmaschinen ist von der in der Weberei üblichen nicht
verschieden. Der Antrieb der Messer, welche die Platinenhebung bewirken, erfolgt
durch eine in der Minute mit 30 bis 35 Touren umlaufende gekröpfte Welle. Bei dem
geringen Hub, welchen namentlich die Platinen des Treibjacquards besitzen, ist der
Antrieb durch Excenter vorzuziehen. Die genannte, von dem Berichterstatter des Technologiste an den Maschinen der Compagnie dentellière beobachtete Umlaufszahl der
Antriebwelle soll nach Angabe desselben Referenten ohne Beeinträchtigung der Güte
des Arbeitsproductes leicht auf das 3fache erhöht werden können. Die genaue
Arbeitsleistung der Maschine wird vorzugsweise durch die richtige, sichere und stets
gleiche Uebertragung
der Platinenbewegung auf die Werkzeuge bedingt. Diese aber wird durch möglichst
geringe Dehnbarkeit der Harnischschnuren und Wahl eines wenig hygroskopischen
Materials zu deren Herstellung gefördert. Darmsaiten, weiche biegsame Drähte,
kleingliedrige Metallketten, wohl auch die gegenwärtig mehrfach für
Kraftübertragungen empfohlenen Stahlschnuren von Jarolimek (1880 238 1) dürften daher hier zweckmäſsig angewendet
werden.
Wenn auch die Erwartungen des französischen Berichterstatters bezüglich der
Rentabilität der Maschine zu hoch erscheinen müssen, da sie sich auf Rechnungen
stützen, die ziemlich hypothetischer Natur sind, so ist dieselbe doch im Allgemeinen
wohl nicht zu bezweifeln, da die ganze Construction Arbeitserzeugnisse von einem
hohen Grad der Vollkommenheit und demnach höheren Werth zu versprechen geeignet ist.
Der Umstand, daſs die Maschine im Deutschen Reiche keinen Patentschutz genieſst,
läſst es besonders den deutschen Fabrikanten günstig erscheinen, dem Gegenstand
näher zu treten. Läſst auch der Betrieb derselben schwerlich eine Verzinsung des
Anlagekapitals von 70 Proc. erwarten, wie sie der Berichterstatter herausrechnet, so
dürfte doch ein den aufgewendeten Mühen und Kapitalien entsprechender Gewinn für den
Unternehmer sicher sein. Andererseits gebührt der Erfindung aber auch die Beachtung
derjenigen Kreise, denen die Sorge um das Wohl jener Bevölkerungsklassen zufällt,
welche sich gegenwärtig durch Spitzenklöppeln mühsam und bescheiden ernähren. Hat
die Handspitzenindustrie bereits schwer unter der Concurrenz englischer und
französischer Maschinenspitzenfabrikation zu leiden, so erwächst ihr aus der Malhère'schen Maschine eine neue um so bedeutendere
Concurrenz, als diese Maschine im Stande ist, die den bisher bekannten
Maschinenspitzen eignen Unvollkommenheiten zu beseitigen und Fabrikate zu liefern,
welche sich den Handerzeugnissen in Bezug auf Güte und Schönheit würdig an die Seite
stellen, diese aber in Betreff der Wohlfeilheit wesentlich überragen dürften.