Titel: | Neuerungen im Eisenhüttenwesen. |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 304 |
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Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
(Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes S. 465
Bd. 239.)
Mit Abbildungen auf Tafel 26.
Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
Um das Ausgieſsen des fertig geblasenen
Fluſseisens in eine unter der Birnenmündung stehende Pfanne zu umgehen und
eine Oxydation des dadurch mit der Luft in innige Berührung tretenden Eisens zu
vermeiden, schlieſst Karl A. Caspersson in Westanfors, Schweden (* D. R. P. Nr. 11840 vom 17. April 1880) an die halbgekippte Birne A (Fig. 1 Taf.
26) eine mit einer seitlichen Oeffnung B versehene
Pfanne C dicht an und verbindet sie mit der Birne A durch Bügel und Bolzen. Nachdem die Fuge F gedichtet, wird die Birne ganz gekippt und tritt
dabei das Eisen in die Pfanne, wobei aber der Hals der Birne noch Eisen enthalten
kann. Die Guſsformen werden sodann unter die Pfanne gefahren oder gedreht und durch
Heben des wie gewöhnlich eingerichteten, im Boden der Pfanne angebrachten Stöpsels
gefüllt.
Es sollen dadurch dichtere Güsse erhalten und besonders erstarrte Eisenböden in der
Pfanne vermieden werden.
Ladewig in Königshütte (* D. R. P. Nr. 12329 vom 9. Mai
1880) construirt die Bessemerbirne in der Weise, daſs
die gröſste Längenausdehnung beim Blasen nicht vertical, sondern horizontal liegt
(vgl. Fig. 2 Taf. 26). Die Birne besitzt demnach eine muldenförmige Gestalt, in
deren Mitte sich der Boden mit den Düsen befindet. Hauptzweck der ganzen Anordnung
ist der, Ausbesserungen sowohl der Ausmauerung, als besonders des Bodens leicht
bewerkstelligen zu können, ohne die Birne ganz auſser Betrieb setzen zu müssen. Zu
diesem Zwecke stellt Ladewig die obere Decke der Birne
aus einem leicht abnehmbaren Gewölbe her, wie dies z.B. bei Füchsen u. dgl. oftmals
geschieht. Die Einguſs- bezieh. Ausguſsöffnung liegt entweder an einer, oder an zwei
Seiten der Mulde.
R. M. Daelen in Düsseldorf (* D. R. P. N. 11361 vom 25.
Januar 1880) lieſs sich verschiedene Neuerungen an der
Construction der Bessemerbirne patentiren. Die Birne besteht hier aus der
Haube A (Fig. 3 Taf.
26), den Mittelstücken B und C, dem Bodenstücke D und dem Boden E. Die Haube A besitzt
oben an ihrer äuſseren Wandung ein Lager I, in welches
bei vollständig umgekehrter Birne der verlängerte Kolben der unter der Birne
liegenden sogen. Bodenpresse behufs Auswechselung greifen kann. Das Mittelstück B ruht mittels des Winkeleisens Q auf dem ⌴-förmigen Tragringe o und wird
durch Bolzen p mit dem Theile C verbunden. Die Befestigung von D an C ist die gebräuchliche. – Der auf der Bodenplatte F (Fig. 4 Taf.
26) ruhende Boden E lehnt sich gegen eine Flansche des
Windkastens G und wird erstere durch von auſsen
anziehbare Keile H gegen letzteren gepreſst.
Zweck der Einrichtung ist die Möglichkeit einer leichten Auswechselung der Theile E, D, C und A bei etwa
vorzunehmenden Ausbesserungen.
M. H. Koppmayer in Königshütte, Oberschlesien (* D. R.
P. Nr. 9354 vom 30. Juli 1879) vermeidet die aus feuerfestem Material hergestellten,
in den Birnenboden eingesetzten Düsen. Er bildet die
einzelnen Windkanälchen aus schmiedeisernen Gasleitungsröhren von etwa 10 bis 15mm lichtem Durchmesser und 1,5 bis 3mm Wandstärke. Die Länge derselben ist gleich der
Dicke des Birnenbodens und der Bodenplatte. Sie werden in die Düsenlöcher der
letzteren eingeschraubt, oder auf andere passende Weise befestigt. Nachdem man
sämmtliche Düsen, welche am besten gleichmäſsig auf der Bodenfläche der Birne
vertheilt werden, befestigt hat, wird die saure oder basische Bodenmasse wie
gewöhnlich eingestampft, oder aufgemauert.
Um während des Blasens pulverförmige
Substanzen in die Bessemerbirne einführen zu können, construirten Eduard und Emil Pirath in
Frankfurt am Main (* D. R. P. Nr. 12321 vom 22. Februar 1880) folgenden einfachen
Apparat. In die Windleitung wird zwischen Birne und Gebläsemaschine ein aufrecht
stehender Trichter eingeschaltet, welcher nach oben durch einen Deckel dicht
verschlossen und in dessen Röhre eine von auſsen stellbare Drosselklappe angebracht
ist. Der Fassungsraum des Trichters genügt zur Aufnahme von Zuschlagsmaterial für
zwei Gänge. Der Trichter wird durch eine der bekannten Rüttelvorrichtungen in
Bewegung gesetzt, zu welchem Behufe seine Röhre durch eine elastische Verbindung
(Gummi- oder Lederschlauch, gewelltes Kupferrohr) mit dem eigentlichen Trichterconus
verbunden ist. Durch entsprechende Stellung der Drosselklappe hat man es in der
Hand, die Menge der durch den Gebläsewind mitzuführenden Substanzen, entsprechend
der Zusammensetzung des zu verblasenden Roheisens, abzuändern. Statt des Trichters
kann auch ein senkrechter Cylinder angeordnet werden, in welchem sich eine durch
Getriebe in beliebig schnelle Umdrehung zu versetzende Transportschnecke bewegt.
Unter Umständen sollen diese Apparate in eine besondere Windleitung verlegt und die
von hier in die Birne mündenden Düsen in die Wandung über dem Boden derselben
angebracht werden.
Einen ähnlichen Apparat hat Franz
Würtenberger in Ruhrort (* D. R. P. Nr. 10815 vom 27. Mai 1879) angegeben.
Derselbe ist für die Darstellung von Fluſsstahl in
Flammöfen bestimmt, bei welchen Luftstrahlen in das Eisenbad eingeführt
werden. Die Vorrichtung besteht aus einem wagrechten Rohr a (Fig. 5 Taf.
26), welches nach hinten zu an einem mit Gegengewicht versehenen Handgriff b mittels einer Kette c an
dem Gebälk der Hütte aufgehängt ist. Von diesem Rohr führt ein senkrechter Stutzen
d nach unten und wird dieser durch einen
Gummischlauch mit der unter der Hüttensohle liegenden Windleitung e verbunden. Nach oben schlieſst sich eine zum Rohr a wieder zurückkehrende Abzweigung f an, in deren Mitte der zum Reagentienkasten g führende Stutzen angebracht ist. Der Kasten g kann entweder fest, oder durch einen Gummischlauch
mit diesem verbunden sein. In letzterem Falle wird er ebenfalls am Gebälk
aufgehängt. Der Kasten wird durch einen Deckel geschlossen und mündet unter diesem
ein besonderes Zweigrohr h der Windleitung. Nach vorn
zu schlieſsen sich verschiedene schmiedeiserne, mit feuerfestem Thon umkleidete und
in das Metallbad eintauchende Röhren i an. Das Ganze
wird durch Bügel und Keil auf der Schwelle der Ofenthür befestigt. Durch Oeffnen
bezieh. Schlieſsen der drei mit einander verbundenen Hähne k kann man den Zutritt von Luft und Reagentien, allein oder zusammen,
beliebig wechseln.
Alex. Lencauchez in Paris und C. Sachs in Kalk bei Deutz (* D. R. P. Nr. 10207 vom 4. September 1879)
lieſsen sich die Anordnung einer Gebläsedüse oberhalb des
Metallbades in Oefen mit rotirender Sohle patentiren. Der Titel erschöpft
das Wesen der Erfindung vollständig. Als constructives Detail ist noch zu bemerken, daſs die Düse
neben der Arbeitsöffnung des Ofens liegt und sich der Düsenarm um ein Gelenk,
welches sich an der Hauptwindleitung befindet, herumklappen läſst, um einen freien
Arbeitsraum, z.B. beim Puddeln, herzustellen. Der Zweck der Düse ist mittels eines
auf die Metalloberfläche gerichteten, stechenden Windstromes eine Oxydation der in
dem Metallbade enthaltenen fremden Beimengungen zu bewirken und eine fortdauernd
freie Oberfläche des Metallbades zu erhalten. Die Düse findet beim Raffiniren von
Kupfer, beim Puddeln u. dgl. Verwendung.
Das Zusatzpatent (* D. R. P. Nr. 12092 vom 1. Februar 1880) behandelt ein Verfahren
zum Mischen von flüssigem Roheisen mit Zuschlägen bei Puddelöfen mit rotirender
Sohle. Dasselbe läſst sich jedoch ebenso bei jedem anderen Puddelofen verwenden und
besteht darin, daſs über dem rotirenden Puddelofen eine horizontale, sich nach einer
Seite hin senkende Rinne a (Fig. 6 Taf.
26) angebracht wird, welche in einen nach dem rotirenden Ofenherd führenden, oben
erweiterten Kanal t mündet. An dem Ende der Rinne a steht eine das zu raffinirende Roheisen enthaltende,
fahrbare Pfanne h, von welcher das Roheisen durch die
bei den Gieſspfannen bekannten Vorrichtungen in die Rinne gelassen wird. In der Nähe
des Trichters t befindet sich ein in mehrere senkrechte
Abtheilungen getheiltes Gefäſs k zur Aufnahme
verschiedener Zuschlagsmaterialien, als geröstetes Eisenerz, Aetzkalk mit mehr oder
weniger Magnesia und Mangan- oder Wolframhyperoxyd. Das Gefäſs k wird in eine rüttelnde Bewegung gesetzt und gelangen
dadurch die aus demselben tretende Zuschläge mit dem von der entgegengesetzten Seite
kommenden Roheisen in Berührung und flieſst das Gemisch durch den senkrechten Kanal
t in den Ofenherd, um hier weiter verarbeitet zu
werden.
Der Patentanspruch der von Alfred
Krupp in Essen (D. R. P. Nr. 11022 vom 18. Mai 1879) geschützten Neuerungen
an dem unter Nr. 9898 patentirten Verfahren zur Herstellung
von phosphorfreiem Fluſseisen lautet: „Entkohlung und Entsilicirung von
Phosphor haltigem Roheisen in einem beliebigen Apparate, auſser in einer
Bessemerbirne, in Combination mit dem unter Nr. 9898 patentirten Osann'schen
Verfahren zur Entphosphorung solchen gereinigten Eisens.“ (Vgl. 1880 238
422.)
Will D. Allen in Sheffield, England (* D. R. P. Nr.
10764 vom 25. November 1879) versieht den nach der Feuerbrücke zu geneigten Herd eines Schweiſsofens mit zwei Längsrippen, auf
welchen die zu erhitzenden Luppen vom Fuchs aus allmählich der Feuerbrücke genähert
werden sollen. Das Verschieben geschieht entweder von Hand, oder durch einen
hydraulischen Kolben. Damit die beiden Längsrippen nicht leicht wegbrennen, liegt
auf ihrer oberen Kante eine durch Wasser gekühlte Röhre, auf welcher die einzelnen Luppen
gleiten. Die Feuergase können bei dieser Einrichtung die Luppen von allen Seiten
umspülen. Damit jedoch auch diejenigen Flächen, womit dieselben auf den beiden
Rippen liegen und welche in Folge der Wasserkühlung leicht kalt bleiben können, vor
dem Herausziehen auf dieselbe Temperatur gebracht werden, sind vor der Feuerbrücke
die Rippen weggelassen und wird dadurch vor jener ein glatter Ofenherd gebildet. Die
Ausziehöffnung liegt seitwärts vor der Feuerbrücke.
Der Cupolofen von Hamélius in Paris (* D. R. P. Nr. 10848 vom 17. Januar
1880) besitzt zwei Reihen Formen über einander, deren Achsen sich im Centrum des
Ofens schneiden. Die oberen Formen werden durch einen Rohrstutzen gespeist, der sich
von auſsen vom ringförmigen Windkasten aus abzweigt, in welch letzteren die unteren
Formen münden. Innerhalb des Windkastens befinden sich vor den nach oben gehenden
Rohrstutzen Drehschieber, welche von auſsen mittels Griffe nach Belieben geöffnet
oder geschlossen werden können.
Ferd. Staub in Neunkirchen bei Trier (* D. R. P. Nr.
10460 vom 14. Februar 1880) schlägt vor, die freie, Wärme abgebende oder Wärme
aufnehmende Oberfläche bei Regenerator –
Winderhitzungsapparaten dadurch zu vermehren, daſs man die Kammern mit
eisernen Kugeln füllt, welche sich nur in einzelnen Punkten berühren. Wie Fig.
7 Taf. 26 (eine Hälfte gefüllt, die andere leer gedacht) zeigt, werden die
eisernen Kugeln durch das Gasabzugsrohr E in den
cylindrischen Apparat eingefüllt und demgemäſs am Boden behufs Reinigung abgezogen.
Die Gase treten bei C ein, die zu ihrer Verbrennung
nöthige Luft bei D. Die Verbrennung findet in dem Räume
y statt und gelangen dann die heiſsen Gase durch
die Schlitze x in die eigentliche Kammer, von wo sie
durch das Rohr E entweichen. Der kalte Wind tritt bei
A ein und verläſst durch Ventil F und Rohr B den Apparat.
Befürchtet man ein Schmelzen der eisernen Kugeln, so versieht man den Apparat mit
zwei schräg abfallenden, mit Schlitzen versehenen Zwischenböden; jede der so
gebildeten Kammern hat ihre eigene Füll- und Entleerungsöffnung und wird die der
Verbrennung am nächsten befindliche unterste Kammer mit feuerfestem Material
(welcher Gestalt ist in der Patentschrift nicht gesagt) ausgefüllt.
Für Hochöfen sind natürlich diese Apparate nicht brauchbar; denn abgesehen davon,
daſs bei 700° Windtemperatur die Kugeln wenigstens auf 1000° erhitzt werden müſsten
und dieselben also schon rothglühend würden, was ein Zusammenbacken, unter Umständen
bei Ueberschuſs von Sauerstoff sogar ein Zusammenschweiſsen zur Folge hätte, wird
der freie Durchgangsquerschnitt für die Gase zu schnell durch den mitgeführten
Gichtstaub versetzt werden. Für Gasschmelzöfen mögen dieselben angewendet werden, ob
aber mit Vortheil, ist
zu bezweifeln. Jedenfalls werden die Unterhaltungskosten gröſser sein als bei den
jetzt gebräuchlichen Siemens'schen Apparaten.
Der Winderhitzungsapparat von Franz Hanak in Zwittawka, Mähren (* D. R. P. Nr. 11288
vom 31. December 1879) besteht in nichts Weiterem als aus einer Zahl von Feuergasen
umspülter Röhren, in welche gleichzeitig der durch ein Gebläse erzeugte Wind an der
einen Seite ein- und an der anderen Seite wieder austritt.
Fritz Lürmann in Osnabrück (* D. R. P. Nr. 12331 vom 19.
Mai 1880) leitet bei seinem neuen Winderhitzungsapparate die aus irgend einem hüttenmännischen Ofen
kommenden Gase einmal durch gemauerte hohe Kammern a (Fig. 8 und
9 Taf. 26). Die Höhe der Kammern beträgt das 2fache oder mehr, der
Querschnitt derselben das 6fache oder mehr der Höhe bezieh. des Querschnittes des
Gasabzugskanales c. Die Feuergase werden dadurch
gezwungen, jene Erweiterungen a mit geringerer
Geschwindigkeit zu durchziehen, und wird ihnen hierdurch Gelegenheit geboten, ihre
Wärme an Boden, Seitenwände und besonders an die Decke abzugeben, da die heiſsesten
Gase ihrer Leichtigkeit wegen das Bestreben haben, nach oben zu steigen. Die zu
erwärmende Luft tritt in unter den Kammern a gelegene
Kanäle e und steigt in den zwischen den einzelnen
Kammern a liegenden senkrechten Zügen d nach oben, um in einen über den Heizkammern gelegenen
Kanal f erhitzt zu entweichen.