Titel: | Beobachtung elektrischer Erscheinungen beim Trocknen von Wachstuch; von Ingenieur Hottenroth. |
Autor: | Hottenroth |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 321 |
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Beobachtung elektrischer Erscheinungen beim
Trocknen von Wachstuch; von Ingenieur Hottenroth.
Hottenroth, über Beobachtung elektrischer
Erscheinungen.
In den mittels Luftheizung erwärmten Trockenräumen der Wachstuchfabrik in Griesheim
bei Frankfurt a. M. werden die zum Trocknen bestimmten fertigen Wachstücher in der
Weise frei aufgehängt, daſs auf etwa 0m,5 von der
Decke eines Trockenraumes nach der Länge desselben in den Wänden befestigten
Eisenstangen hölzerne Stäbe gelegt werden, über die dann das zu trocknende Wachstuch
in Windungen so auf und ab gehängt wird, daſs die unteren Theile etwa 1 bis 1m,5 vom Boden frei schweben. Mittels der heiſsen,
durch im Boden liegende Thonröhren abziehenden Gase der Feuerung sowohl, als auch
hauptsächlich mittels eines durch letztere in geeigneter Weise erhitzten, in den
Trockenraum eintretenden Luftstromes wird dieser Raum etwa einen lag lang auf einer
Temperatur von 40 bis 60° erhalten. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Feuerung
geschlossen und der Raum kurze Zeit der Ruhe überlassen. Beim Oeffnen zeigt sich nun
das Wachstuch elektrisch und dies oft so stark, daſs sich den unter den Tüchern
durchlaufenden Jungen die Haare zu Berg stellen und man beim Anfassen der Tücher
einen merklichen elektrischen Schlag erhält, der je nach der Gröſse der getrennt
hängenden Stücke mehr oder weniger kräftig ist.
Die Erklärung vorstehender Thatsache, bezieh. die Erklärung der
Elektictricitätserregung, muſs unzweifelhaft – wie dies der eine Besitzer der
genannten Fabrik, Hr. Krebs, zuerst ausgesprochen hat –
in dem Umstände gesucht werden, daſs der mit groſser Schnelligkeit eintretende heiſse
Luftstrom bei seinem Durchzug durch den Trockenraum sich an den Flächen des
Wachstuches reibt und auf diese Weise den elektrischen Zustand der Wachstücher
herbeiführt. Es scheint diese Erklärung um so wahrscheinlicher, als durch die
Beobachtungen der betreffenden Arbeiter festgestellt ist, daſs die elektrischen
Schläge um so heftiger sind, wenn die Trockenperiode in eine windstille, der
Ventilation – also den Durchzug des Luftstromes fördernde – günstige
Witterungsperiode fällt.