Titel: | Ueber eine interessante Eigenschaft der Guttapercha. |
Autor: | Friedr. Kick |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 363 |
Download: | XML |
Ueber eine interessante Eigenschaft der
Guttapercha.
Kick, über eine interessante Eigenschaft der
Guttapercha.
Es ist bekannt, daſs Guttapercha in Wasser von 60 bis 70° plastisch wird und zu den
feinsten Abbdrücken verwendet werden kann. Weniger bekannt dürfte es sein, daſs die
weiche Guttapercha gegen Stöſse sich elastisch zeigt und sowohl Hammerschläge, als
auch das Werfen gegen eine feste Wand verträgt, ohne Formänderungen zu erleiden,
während sie doch gegen ruhigen Druck empfänglich und der feinsten Eindrücke fähig
ist.
Dieses eigentümliche Verhalten, welches in weniger auffälliger Weise auch noch
anderen plastischen Massen zukommt, besonders dem gekneteten ziemlich frischen
Brode, rührt von eingeschlossener Luft her. Man kann
sich hiervon leicht durch folgende einfache Versuche überzeugen. Man mache sich zwei
gleich schwere Kugeln plastischer Guttapercha durch einfachste Bearbeitung der in 70° warmem
Wasser erweichten Masse zwischen den genäſsten Flächen der Hände, lege eine
derselben auf ein Kartenblatt unter die Glocke einer Luftpumpe und evacuire
möglichst rasch; die zweite Kugel hebe man des Vergleiches wegen auf. Beide Kugeln
werden in Folge ihres Gewichtes die Form eines runden Kuchens annehmen, aber jene
unter der Luftpumpe gebrachte wird sich bedeutend aufblähen und eine runzelige
Oberfläche erhalten. Die Volumenvergröſserung beträgt häufig mehr als das doppelte
des ursprünglichen Volumens. Läſst man das aufgeblähte Stück unter dem Recipienten
der Luftpumpe erhärten und zerschlägt dasselbe mit einem Stemmeisen, so erscheint
der Querschnitt luckig ähnlich der Krume von Brod, während der Bruch des zweiten
Stückes nur kleine Hohlräume zeigt. Sehr dichte Guttapercha bläht sich zwar unter
der Luftpumpe nicht auf, aber unter Mineralöl gebracht und evacuirt, tritt
reichliche und lang dauernde Luftentwicklung aus der Guttapercha ein. Läſst man
hierauf unter den Recipienten Luft eintreten und untersucht nachher die Guttapercha,
so hat sie die Eigenschaft, erkaltet zu erhärten, verloren und gleicht einem zähen,
gefetteten Leder. Reichliche Luftentwicklung wurde auch aus Modellirthon, Glaserkitt
und geknetetem Brode unter Oel im Vacuum beobachtet.
Obige Erscheinung der Volumenvergröſserung zeigt auch manche Guttapercha, welche im
Luftbade erweicht wurde; nur hat hier die Zeit der Erwärmung viel länger zu dauern,
da die erwärmte Luft des Luftbades nur sehr langsam die hinreichende Wärme
abgibt.
Bei manchen Körpern spielt die eingeschlossene Luft beim mechanischen Verhalten eine
Rolle; so erscheint z.B. auch Modellirthon etwas elastisch, d.h. er läſst sich im
Preſscylinder durch den Kolben etwas zusammendrücken, und hört die Pressung auf, so
nimmt er sein früheres Volumen wieder an. Ein möglichst dichtes Stück Modellirthon,
unter die Luftpumpe gebracht, bekommt zahlreiche Haarrisse, welche sich alsobald
schlieſsen, wenn das Vacuum sich genügend verringert.
Prag, im April 1881.
Friedr. Kick.