Titel: | Ueber den Silbergehalt des käuflichen Wismuths. |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 385 |
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Ueber den Silbergehalt des käuflichen
Wismuths.
Ueber den Silbergehalt des käuflichen Wismuths.
R. Schneider (Journal für
praktische Chemie, 1881 Bd. 23 S. 75) hat 2 Sorten bolivianisches Wismuth
(I und II) und sächsisches Wismuth (III) untersucht:
I
II
III
IV
Wismuth
99,053
99,069
99,390
99,830
Silber
0,083
0,621
0,188
0,075
Blei
–
–
–
Spur
Kupfer
0,258
0,156
0,090
0,040
Eisen
–
–
–
0,026
Antimon
0,559
–
–
–
Arsen
–
–
0,255
–
Tellur
–
0140
–
–
Gold
–
Spur
–
–
Von dem Raffinatwismuth der sächsischen Blaufarbenwerke (IV) stand ein ganzes Brod
von 15k zur Verfügung. Die obere Fläche des Brodes
zeigte sich auf dem mittleren Theil mit zahlreichen Wülsten und Tropfen von
hervorgedrungenem Wismuth bekleidet, welche enthielten:
Wismuth
98,878
Silber
0,437
Blei
0,665
–––––––
99,980.
Es zeigt sich hier also die bemerkenswerthe Thatsache, daſs
der Bleigehalt, während er in dem Wismuthbrode selbst ein auf kaum bestimmbare
Spuren beschränkter war, sich in dem an die Oberfläche gedrungenen Metall bis auf
etwa ⅔ Procent concentrirt hatte. Aber auch der Silbergehalt erscheint bedeutend
hinaufgerückt; er erhebt sich in den Wülsten und Tropfen bis auf beinahe das 6fache
von dem im Wismuthbrode beobachteten. Daſs das am längsten im flüssigen Zustande
verharrende Blei bezieh. Silber haltige Metall sich besonders in der obersten
Schicht ansammelt, dürfte sich daraus erklären, daſs dasselbe nicht nur specifisch
leichter, sondern allem Anschein nach auch leichter schmelzbar ist als reines
Wismuth. Denn es ist ersichtlich, daſs in dem Maſse, wie sich die Krystallisation
des Wismuths vom Boden und von den Seitenwänden der Form aus weiter und weiter
ausbreitet, das leichtere und früherer schmelzbare, Blei und Silber haltige Metall
mehr und mehr in der Richtung nach oben zurückgedrängt werden müsse. Die Folge davon
ist, daſs sich dasselbe allmählich in der Oberflächenschicht ansammelt, von wo es
schlieſslich, während seiner eigenen mit Ausdehnung verbundenen Erstarrung zum Theil
an die Oberfläche hervordringt.
Es drängt sich nun bei der Häufigkeit, mit welcher kleine Mengen von Silber im
käuflichen Wismuth vorkommen, von selbst die Frage auf, ob das aus Silber haltigem
Wismuth bereitete basisch salpetersaure Salz (das Magisterium bismuthi der Pharmacopöen) der Gefahr einer Verunreinigung
durch Silber ausgesetzt sei. Nach den bisherigen Erfahrungen kann es wohl als
ausgemacht angesehen werden, daſs, wenn man aus der concentrirten und völlig
geklärten Auflösung des Wismuths in Salpetersäure zunächst neutrales Salz
auskrystallisiren läſst und dasselbe vor der weiteren Verarbeitung mit verdünnter
Salpetersäure gründlich abwäscht, das – wenn überhaupt – jedenfalls nur in geringer
Menge vorhandene Silber in die Mutterlauge übergeht. Dies würde aller
Wahrscheinlichkeit nach selbst dann der Fall sein, wenn die zum Auflösen des
Wismuths benutzte Salpetersäure Spuren von Salzsäure enthält und wenn in Folge
dessen kleine Mengen von Chlorsilber entstanden sein sollten, da die concentrirte
Nitratlösung kleine Mengen von Chlorsilber aufzulösen vermag. Wird aber die
concentrirte geklärte Wismuthlösung direct zur Fällung des basischen Salzes verwendet, wie es unter
anderen Wittstein vorgeschrieben hat und wie es in
England und Frankreich allgemein zu geschehen pflegt, so scheidet sich das
Chlorsilber mit zunehmender Verdünnung der Flüssigkeit mehr und mehr aus, um sich
dem Niederschlage des basischen Wismuthsalzes beizumengen. – Von 12 solchen aus
verschiedenen Berliner Apotheken bezogenen Sorten zeigten dem entsprechend drei
Sorten einen deutlich nachweisbaren Gehalt an Silber.
Es lag nach dem Mitgetheilten die Vermuthung nahe, das von Otto am Wismuthoxyde beobachtete Verhalten, sich am Lichte dunkel zu
färben, könne möglicherweise durch einen aus dem basischen Wismuthnitrat
herrührenden Silbergehalt desselben bedingt gewesen sein. Versuche bestätigten, daſs
dem reinen, namentlich dem von Silber völlig freien Wismuthoxyde die Eigenschaft der
Lichtempfindlichkeit nicht zukommt.
Von Cl. Winkler (Journal für
praktische Chemie, 1881 Bd. 23 S. 298) wurden 600g Wismuth mit 2,16 Proc. Silbergehalt der
Krystallisation unterworfen und diese mit den erhaltenen Producten noch mehrfach
fortgesetzt. Es ergab sich, daſs der Krystallanschuſs durchweg an Silber ärmer
ausfällt als die Mutterlauge und daſs in Folge dessen eine wenn auch mangelhafte
Trennung beider Metalle erreicht wurde, da der Silbergehalt der Krystalle 1,90 Proc.
derjenige der Mutterlauge 2,57 Proc. betrug, nachdem eine 7malige Umkrystallisation
vorausgegangen war.
Es wurden nun auf dem sächsischen Blaufarbenwerke Pfannenstiel 125k Wismuth mit 0,101 Proc. Silber in einer
eisernen, mit Stichöffnung versehenen Schüssel eingeschmolzen, worauf man das Metall
so weit erkalten lieſs, daſs die Krystallisation bis zur Bildung einer nur noch
schwierig eindrückbaren Decke vorzuschreiten vermochte. Hierauf wurde der flüssig
gebliebene Theil abgestochen und das gleiche Verfahren mit beiden
Krystallisationsproducten wiederholt. Es entstand hierbei durch Gekrätzbildung ein
kleiner Abgang, der unberücksichtigt gelassen werden muſste. Der Silbergehalt der
ausgebrachten Krystalle stellte sich im Durchschnitt auf 0,068 Proc. derjenige der
Mutterlauge auf 0,131 Proc. und es sind, wenn man die erhaltenen Mengen beider in
Rücksicht zieht und die obwaltenden Gehaltsdifferenzen auſser Betracht läſst, vom
Silbergehalte des angewendeten Wismuths 21,8 Proc. in die Krystalle und 78,2 Proc.
in die Mutterlauge übergegangen.
Die Beobachtungen von K Schneider sind demnach richtig.
Sie haben aber auſserdem eine praktische Bedeutung, indem sie darthun, daſs Silber
haltiges Wismuth, der bisherigen Annahme entgegen, sich auf dem Wege des
Pattinsonirens entsilbern lassen muſs und daſs diese Entsilberung sich
verhältniſsmäſsig leicht, ja möglicherweise leichter vollzieht, als dies beim Blei
der Fall ist. Trotzdem erscheint es beim Werthe des Wismuths und der Notwendigkeit, sehr
beträchtliche Metallmengen der Krystallisation zu unterwerfen, fraglich, ob man den
Pattinson-Proceſs jemals auf die Entsilberung des Wismuths anwenden wird.