Titel: | Ueber Neuerungen in der Zuckerfabrikation. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 113 |
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Ueber Neuerungen in der
Zuckerfabrikation.
Mit Abbildungen auf Tafel 11.
(Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes S. 40
dieses Bandes.)
Ueber Neuerungen in der Zuckerfabrikation.
Knochenkohle. Die Glühcylinder von J. GandolfoZeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie des
deutschen Reiches, 1880 S. 1092. 1881 S. 133. bestehen
ähnlich wie die von Hähnel (1880 235 * 128) aus einem inneren und äuſseren rechteckigen Rohr, zwischen
denen für die Kochenkohle ein Zwischenraum von 60mm bleibt (Fig. 1 und
2 Taf. 11). Die beiden Rohre sind gemeinschaftlich auf einen
kastenförmigen Sockel C aufgestellt und hier von einem
inneren und äuſseren muffenartigen Rand b umgeben. Die
Rohre stehen neben einander in zwei Reihen, zwischen denen die Feuerung R sich befindet. Die von hier kommenden Heizgase
umspülen nun, indem sie durch die Oeffnungen l geführt
werden, zunächst das äuſserste Glührohr; dann treten sie durch die an der schmalen
Seite des Sockels C gebildete Oeffnung e in das innere Viereckrohr, steigen in diesem hoch und
gehen endlich in den Schornstein. Da die Oeffnung e in
dem Sockel ganz bedeutend kleiner ist als der Spielraum um das äuſsere Rohr, so
werden um letzteres die Heizgase gewissermaſsen aufgestaut; dasselbe finden wir in
dem inneren Rohr, da die Austrittsöffnung a an
letzterem auch ganz bedeutend kleiner ist als der lichte Querschnitt des ganzen
Rohres. Die Wärme der Heizgase soll dadurch besser ausgenutzt werden und dabei die
Knochenkohle gleichmäſsig und schnell glühen. Beim Durchfallen in die Kühlrohre K muſs die Kohle zwischen dem unteren Ende der äuſseren
Röhren und den Breitseiten der Sockel durchgehen.
Nach L. H. Thielmann wird die
Drehung der Glühcylinder von dem an einem Cylinder befestigten Schneckenrade a (Fig. 3 und 4
Taf. 11) aus mittels
der an den unteren Enden der Cylinder befestigten und sämmtlich in Eingriff
stehenden Zahnräder b hervorgebracht. Diese Drehung hat
namentlich den Zweck, daſs die Glühcylinder gleichmäſsig erhitzt werden.
Gleichzeitig kann aber auch mit dieser Drehvorrichtung ein Ablassen der Knochenkohle
bewerkstelligt werden in der Weise, daſs man in den aus Eisenblech oder Stahl
hergestellten Cylinderböden c zwei gegenüber liegende
Oeffnungen läſst, und zwar je in Form eines Viertelkreisausschnittes, wie im
Grundriſs Fig. 5 zu
ersehen ist. Ungefähr in derselben Form müssen nun auch die unmittelbar darunter
befindlichen Böden oder Träger t ausgeschnitten sein,
so daſs also beim Drehen der Cylinder diese Schlitze abwechselnd sich öffnen und
schlieſsen. Damit die unteren Enden der Glühröhren gleichmäſsig gekühlt werden, sind
seitlich in den unten geschlossenen Aschenraum der Feuerung Oeffnungen e angebracht, durch welche somit gleichmäſsig Luft
angesaugt wird.
Wöhler in Hoyersdorf, Braunschweig (* D. R. P. Nr. 11
304 vom 5. März 1880) verbindet mit den Glühcylindern A
die aus Fig. 6 und
7 Taf. 11 ersichtliche Zugvorrichtung, um die Verschluſsschieber S zu bewegen. Zwei Eisenschienen R sind an beiden Enden im Mauerwerk befestigt und
dienen zur Lagerung der Achsen F, mit welchen die unter
sich durch die Führungsstangen M vereinigten Hebel h verbunden sind. Einer der Hebel h bildet in seiner Verlängerung nach unten einen
Handgriff B, durch dessen Hin- und Herstellung das
ganze System von Hebeln und Achsen mitbewegt wird. Eine Anzahl Hebnägel i auf den Achsen F sind so
vertheilt, daſs je einer derselben neben einem von oben herabragenden Glühcylinder
sitzt und mit seinem Ende in ein Loch des betreffenden Abzugschiebers faſst, wodurch
dieser bei einer Bewegung des Hebelsystemes mitgenommen wird. Somit gestattet der
Mechanismus durch einen einzigen heftigen Ruck bei B
die sämmtlichen 40 Schieber eines Glühofens zu öffnen und durch einen zweiten Ruck
sofort wieder zu schlieſsen.
C. Thumb in Sndenburg-Magdeburg (* D. R. P. Zusatz Nr.
12 500 vom 20. April 1880) verwendet einen Ueberhitzer a (Fig. 8 und
9 Taf. 11), in welchen eiserne oder kupferne Rohre in mit Rippen
versehene Eisenwandungen eingegossen sind. Von diesen Ueberhitzungsplatten liegen je
nach der Anzahl der zu bedienenden Dämpfvorrichtungen je 5 oder mehr in einer
gemeinsamen Feuerung 6. Der Dampf strömt von einer Ueberhitzungsplatte in die andere
über, nachdem derselbe vorher in den im Feuerkanal liegenden Wärmeröhren c vorgeheizt wurde. Die abgehende Feuerluft wird noch
benutzt, um die Cylinder für Knochenkohle von auſsen zu erwärmen. Der Dampf geht aus
dem Ueberhitzer in möglichst kurzem, vor Abkühlung geschütztem Rohr in den
Kohlenglühapparat e, wo er zur gleichmäſsigen
Vertheilung in einen
doppelwandigen Vertheilungscylinder mündet, welcher aus zwei senkrechten fein
geschlitzten Eisenblechen gebildet wird, die an ihren oberen Enden verbunden sind.
Im Dampfrohr ist vor dem Eintritt in das Glührohr ein Thalpotasimeter f zur Beobachtung der Temperatur des einströmenden
Dampfes und in der Mitte des Vertheilungscylinders ein gleicher Apparat g zur Beobachtung der Temperatur der Knochenkohle
angebracht. Die Kohle wird vor dem Dampf in der Nähe des Vertheilungscylinders auf
die erforderliche Temperatur erwärmt und fällt dann in den Abkühlungsraum h, welcher zur Vergröſserung der Abkühlungsfläche mit
zwei prismatischen Ansätzen i versehen ist; diese sind
am unteren Ende mit einem beweglichen Schieber ausgerüstet, mittels dessen der
Abflufs der abgekühlten Knochenkohle in bekannter Weise regulirt wird. Die
Knochenkohle fällt oben durch den seitlichen Schacht k
ein, so daſs das Gefäſs e ungefähr bis zur Linie mn gefüllt erhalten wird. Dieser Schacht k wird gegen den Einfüllcylinder gewöhnlich durch die
Klappe q abgeschlossen, welche am längeren Hebel das
Gegengewicht s trägt, so daſs, wenn nicht durch vor die
Klappe q geschüttete Kohle das Uebergewicht überwunden
wird, die Klappe geschlossen bleibt. Der aus dem Glühcylinder e aufsteigende Dampf kann deshalb nicht durch k entweichen, sondern steigt im Cylinder auf, um durch
eine am Ende desselben angebrachte cylindrische, mit Schlitzen reichlich versehene
Siebfläche nach auſsen zu treten. Die siebartige Ausströmungsfläche wird mit einem
Cylinder v umgeben, welcher in passender Weise durch
entsprechende Zugrohre w den durchströmenden Dampf in
das Freie abführt (vgl. 1880 235 * 206).
Der Apparat zum Trocknen von thierischer
Kohle von J. Esmarch besteht nach der Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie im
deutschen Reiche, 1880 S. 1118 aus einem eisernen kastenartigen Gehäuse,
welches von paarweise angeordneten, flachen, unter einander parallelen Kammern B (Fig. 10 bis
12 Taf. 11) mit siebartig durchlöcherten Wänden seiner ganzen Höhe und
Breite nach durchschnitten wird. Die Kammern sind mit der zu trocknenden Kohle
angefüllt, welche sich in Folge ihrer eigenen Schwere aus einem über der Darre
befindlichen Räume K allmählich durch die Kammern
bewegt. Zwischen je 2 Kammern wird mittels Gebläses in Rippenröhren erhitzte Luft
von U aus in die Darre getrieben, welche keinen anderen
Ausweg ins Freie bei W findet als durch die in den
Kammern befindliche 25mm starke Schicht Kohle, die
sie bei ihrem Durchgange erwärmt und trocknet. In jeder der durch 2 Kammern
eingeschlossenen Abtheilungen L befindet sich ein
System von kleinen senkrechten eisernen Platten oder Schaufeln x von ungleicher Länge, welche den Zweck haben, den
durch die Oeffnungen F in die Abtheilungen L eintretenden heiſsen Luftstrom von seiner anfänglichen Richtung
derartig abzulenken, daſs er gleichmäſsig auf die ganze Oberfläche der Kammern
wirkt. Ein Thermometer t zeigt die Temperatur der Luft
an. Um die Kohle am unteren Ende einer jeden Kammer auf der ganzen Breite derselben
entweder ununterbrochen, oder in regelmäſsigen Zwischenräumen austreten zu lassen,
ist für alle 4 Kammern ein gemeinschaftlicher Schieber angebracht, welcher mit Hilfe
eines durch ein Wurmgetriebe in Umdrehung versetzten Krummzapfens von der
Stufenscheibe N aus eine hin- und hergehende Bewegung
erhält. Das in Folge der Bewegung des Schiebers aus den 4 Kammern tretende
getrocknete Material fällt durch die im Schieber befindlichen langen Schlitze und
über den Rand des Schiebers in einen unter der Darre befindlichen Kasten und wird
von dort fortgeschafft.
Der Apparat zum Waschen der
Knochenkohle von E. A. Barbet in Anzin, Frankreich (* D. R. P. Nr. 10 875 vom 24. December 1879) besteht aus einer Reihe von
Behältern a (Fig. 13
Taf. 11) mit durchlöcherten Wänden, welche zur Aufnahme der zu waschenden Kohle
dienen und durch geeignete Betriebsvorrichtung d in
senkrechter Richtung auf- und abbewegt werden, so daſs sie mit ihrem Inhalt
abwechselnd in die Waschflüssigkeit e getaucht und aus
derselben herausgehoben werden.
Schnal (Zeitschrift für
Zuckerindustrie in Böhmen, 1880 Bd. 5 S. 349) hat Spodium von folgender
Zusammensetzung:
Kohlenstoff
5,43
Kohlensaurer Kalk
6,65
Phosphorsaurer Kalk
82,23
Schwefelsaurer Kalk
0,09
Wasser
1,74
In Säuren unlösliche Mineralstoffe
2,33
Verlust u. dgl.
1,53
––––––
100,00
mit Spülwasser übergössen, so daſs das Spodium nach Zugabe der
nöthigen Säuremenge mit Flüssigkeit bedeckt war, und dann 1 Stunde gekocht. Die
Resultate waren folgende:
Menge der verwendetenSalzsäure in Proc.
vomSpodium
Gelöste Bestandtheile in Procent
PhosphorsaurerKalk
SchwefelsaurerKalk
KohlensaurerKalk
AbgeschlemmteMenge
50
2,82
0,09
Gesammtmenge
1,68
30
0,33
0,07
6,4
1,25
20
0,04
0,01
5,9
1,15
10
Spuren
Spuren
2,34
1,05
5
Spuren
Spuren
1,2
0,97
Bei Anwendung von 10 bis 20proccentiger Salzsäure wird demnach
das Spodium nur sehr unbedeutend angegriffen.
Der Apparat zur Regulirung der
Ausfluſsmenge aus Kohlenfiltern, genannt „Stromregulator“, von J. Seyferth in Auerbach bei Darmstadt (* D. R. P. Nr.
11218 vom 27. Januar 1880) besteht aus einem kleinen blechernen Behälter A (Fig. 14 und
15 Taf. 11), der auf die Sammelrinne aufgestellt wird, in welche der Saft
von den Filtern läuft, und in dessen oberen Theil die Mündung des Ablaufhahnes B des Filters eintaucht. Nahezu in der Mitte der Höhe
ist der Behälter durch eine dünne Wand c mit einer
Anzahl Oeffnungen d getheilt, welche durch Stöpsel e geschlossen werden können, die in passenden Trichtern
so angebracht sind, daſs nach Beseitigung des Stöpsels die Strömung durch die dünne
Wand nicht beeinfluſst wird und somit bei gleichem Flüssigkeitsstand im
Blechbehälter gleiche Mengen Flüssigkeit jede der Oeffnungen durchlaufen. Die
Flüssigkeit tritt unter der dünnen Wand in einen beliebig hoch aufsteigenden
Ausfluſskanal, um über eine horizontale Kante f
abzulaufen. Die Ablaufhähne der Filter sind nun jederzeit so zu stellen, daſs die
Flüssigkeit im Blechbehälter bis an den Ueberlauf g
reicht, aber nicht durch denselben ausläuft. Es wird dann die Druckhöhe h, unter welcher die Flüssigkeit abläuft, gleich dem
Höhenunterschied der Kante f und g sein. Sind demnach in den verschiedenen Regulatoren
bei gleichen Flüssigkeiten und gleichen Druckhöhen h
eine gleiche Anzahl von Stöpseln e gezogen, so werden
aus den Regulatoren und folglich auch aus den Filtern gleiche Mengen von
Flüssigkeiten austreten.
Ein anderer direct am Filterauslaufhahn B angebrachter
Stromregulator ist in Fig. 16
Taf. 11 dargestellt. Die Mündung des Hahnes ist mit einer Verschraubung i versehen, mittels welcher Platten k mit einer Oeffnung von bestimmtem Querschnitt vor der
Mündung dicht befestigt werden können. Die Druckhöhe wird mittels eines mit
entsprechender Scale versehenen, etwa 200mm langen
Glasrohres l beobachtet, welches in den oberen Theil
des Hahnes mittels Verschraubung dicht aufgesetzt ist. An Stelle der angeschraubten
Platte k kann bei geringen Differenzen der Auflaufmenge
auch ein entsprechender Boden vor die Hahnöffnung aufgelöthet werden, so daſs die
Differenz verschiedener Auslaufmengen nur durch den Flüssigkeitsstand im Glasrohr
gemessen wird.
Zum Saturiren unter Druck verwenden
C. Nagel jun. in Trotha und N. Mehrle in Halle a. S. (* D. R. P. Zusatz Nr. 11308 vom 25. März 1880)
ein Gefäſs, in dessen Wänden zwei Achsen a (Fig.
17 und 18 Taf. 11)
gelagert sind, welche mit Schaufeln oder Armen s
versehen werden und so zwei durch und gegen einander arbeitende Rührwerke bilden.
Diese beiden Rührwerke werden durch die Riemenscheiben c betrieben und sind durch die Stirnräder d
mit einander verbunden. Letztere können auch in das Innere des Gefäſses verlegt
werden, um das Stopfbüchsenlager zu sparen. Zum Gebrauche wird das Gefäſs mit der zu saturirenden
Flüssigkeit so weit gefüllt, daſs die letztere eben die Achsen a überdeckt. Hierauf wird das Rührwerk in Gang gesetzt
und durch die Rohre b Saturationsgas eingepreſst. Durch
die schnelle und pich durchkreuzende Bewegung der Schaufeln werden einerseits die
aufsteigenden Blasen des Saturationsgases zerschlagen und in der zu saturirenden
Masse vertheilt, zugleich aber wird auch diese letztere fein vertheilt in dem mit
Saturationsgas erfüllten oberen Theil des Gefäſses umher geschleudert. Ebenso wird
auch stets ein Theil des hier befindlichen Gases wieder von den Schaufeln
mitgerissen und unter die in stürmischer Bewegung befindliche Masse gedrückt.
Das für die früheren österreichischen Verhältnisse erforderliche
rasche Schlieſsen der Ventile wird am besten durch das Momentanventil von Bolzano, Tedesco und Comp.
in Schlan (* D. R. P. Nr. 11362 vom 11. Februar 1880) erreicht, dessen Einrichtung
an den Dautzenberg'schen Schlauchverschluſs erinnert und darin besteht, daſs man in
der einen von zwei durch eine elastische oder bewegliche Scheidewand getrennten
Kammern A (Fig. 19
Taf. 11) durch Einleiten von Wasser, Dampf, Luft oder Gasen von höherer Spannung
durch das Rohr e einen gröſseren Druck, als er in der
anderen Kammer B vorhanden ist, erzeugt und dadurch
entweder die elastische Wand unmittelbar an die Ausfluſsöffnung zwischen D und B drückt, oder diese
durch ein mit der elastischen Wand verbundenes Ventil verschliefst. Indem so das
Schlieſsen durch einen Hahn bewirkt wird, welcher nicht unmittelbar am Ventilsitz
angebracht zu sein braucht, hatte man die Möglichkeit, die für alle Ventile der
Diffuseure und Calorisatoren nöthigen Hähne auf dem sogen. SteuertischeVgl. Zeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
1880 Bd. 4 * S. 300. zu vereinigen, wo sie entweder direct mit
der Hand, oder mit einer passenden Klaviatur bewegt werden können. Hierdurch ist ein
einziger Mann im Stande, vom Steuertische aus den ganzen Gang der Batterie zu
leiten.