Titel: | Ueber die Herstellung und Verwendung von Leuchtgas. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 121 |
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Ueber die Herstellung und Verwendung von
Leuchtgas.
Mit Abbildungen auf Tafel 12.
(Patentklasse 26. Fortsetzung des Berichtes S. 61
dieses Bandes.)
Zur Herstellung und Verwendung von Leuchtgas.
Zur Herstellung von Holzgas
verwendet Wilkinson (Chemical
News, 1881 Bd. 43 S. 57) 6m lange und
0m,3 weite Thonretorten, welche derart mit
Virginia-Fichtenholz beschickt werden, daſs das daraus entwickelte Gas (vgl. F. Fischer 1880 238 55) über
die zurückgeschobenen glühenden Holzkohlen streichen muſs. Dadurch wird der Theer,
Wasserdampf u. dgl. zersetzt und ein Gas erhalten, welches enthält:
Wasserstoff
5,40
Methylen
44,10
Kohlenoxyd
33,75
Leuchtstoffe
0
Kohlendioxyd
10,50
Stickstoff
6,00
Sauerstoff
0,25
––––––
100,00.
Da dieses Gas keine Leuchtkraft besitzt, so muſs es mit leicht
flüchtigen Kohlenwasserstoffen carburirt werden. – Das Verfahren ist offenbar nicht
so gut als das Pettenkofer'sche.Vgl. E. Dingler 1851 121 141. 1855 135 47. Fehling 1853 127
155. Pettenkofer 1856 141 137. 1857 145 21. Bolley 1857 144 156.
Stammer 1860 155
354.
Eine Vorrichtung für Druckentlastung von
Retorten construirte J. Förster in Königsberg
(* D. R. P. Nr. 12 353 vom 8. April 1880). Während der Destillation nimmt der Kegel
c (Fig. 1 Taf.
12) seinen tiefsten Stand in dem Theer der Hydraulik H
ein, wird aber vor dem Oeffnen der Retorte mittels des Hebels n gehoben, um das Gasabführungsrohr v dicht abzuschlieſsen.
L. Dessirier in Paris (* D. R. P. Nr. 10166 vom 6.
December 1879) verbindet zu gleichem Zweck das Sammelrohr mit einem Behälter,
mittels dessen man den Flüssigkeitsspiegel im Sammelrohr beliebig senken, während
des Füllens der Retorten aber heben und dadurch die einzelnen Rohrmündungen
abschlieſsen kann.
Um die Reinigung des Gases zu
ersparen, will O. Muhl in Ehrenfeld (D. R. P. Nr. 11
300 vom 26. Februar 1880) die zerkleinerten Steinkohlen gemischt mit Kalk,
Eisenbohrspänen, Eisenoxyd oder Manganoxyd, sowie mit Oelabfällen, Torf u. dgl. zu
Ziegeln formen und diese in die Retorten bringen.
Reinigung des Leuchtgases von Schwefelkohlenstoff und
anderen Schwefelverbindungen; von J. Quaglio
in München (D. R. P. Nr. 3785 vom 29. Juni 1878). Das Verfahren beruht darauf, daſs
das Leuchtgas über Platinschwamm, Platinasbest oder einen anderen Körper mit so
genannten katalytischen
Eigenschaften geleitet wird. Die Schwefelverbindungen, namentlich der
Schwefelkohlenstoff, werden hierdurch zersetzt unter Bildung von
Schwefelwasserstoff, der nun durch das gewöhnliche Reinigungsverfahren entfernt
wird. Nimmt die Wirksamkeit des zerlegenden Körpers ab, so wird er an der
atmosphärischen Luft wieder ausgeglüht.
O. Lugo in Flushing und W. T.
Lees in Brooklyn (D. R. P. Nr. 11247 vom 19. December 1879) wollen das Gas
zwischen Condensator und Scrubber mit 1 bis 2 Proc. atmosphärischer Luft gemischt
auf 250° erhitzen. Dadurch soll der gesammte Schwefel des Gases in Wasser lösliche
Schwefelverbindungen bilden, oder sich als freier Schwefel absetzen.
A. Klönne in Dortmund (* D. R. P. Nr. 1215 vom 20.
October 1877 und Zusatz * Nr. 3650 vom 2. Juni 1878) verbindet den Scrubber mit
einer Waschvorrichtung. Zu diesem Zweck ist der Apparat mit schrägen Einlagen v (Fig. 2 Taf.
12) versehen, welche mit einer Kiesschicht d bedeckt
sind. Dieselbe wird vom Rohre h aus mit Ammoniakwasser
überrieselt, welches durch den Abfluſs n in gleicher
Höhe erhalten wird. Das durch das Rohr a eintretende
Gas muſs so zunächst durch den Waschapparat r gehen und
dann dem über den Kies herunterrieselnden Ammoniakwasser entgegen im Apparat
aufsteigen, um durch das Rohr H zum Reiniger zu
entweichen. Von Zeit zu Zeit öffnet man einen Schieber bei c und läſst oben vom Trichter e aus so viel
Kies eintreten, als unten herausrutscht. Dadurch wird einem Verstopfen der
Kiesschicht vorgebeugt; auſserdem sind Reinigungsthüren i angebracht. In dem Reiniger läſst man in gleicher Weise das Gas der auf
den schrägen Einlagen herunterrutschenden Reinigungsmasse entgegen gehen.
Bei der durch Fig. 3 Taf.
12 versinnlichten Anordnung sind die aus durchlochten Blechen hergestellten Horden
n oben drehbar gelagert und unten durch
Gelenkstangen mit einer Spindel a verbunden, die sich
durch ein Excenter e, einen Hebel o. dgl. auf- und
abbewegen läſst. Dadurch kann sämmtlichen Horden im Fall einer Stockung des Kieses
bezieh. Reinigungsmaterials eine schüttelnde Bewegung ertheilt werden.
Anderson (Engineering, 1879
Bd. 28 S. 43) läſst das bei a (Fig. 4 Taf.
12) eintretende Gas zunächst durch die Flüssigkeit der beiden flachen Schalen w hindurchgehen und durch die seitlichen Rohre e bis zum Rohr n
aufsteigen, so daſs es der Drehungsrichtung der von auſsen bewegten, mit Bürsten
versehenen Trommeln entgegen durch die nassen Bürsten hindurchstreichen muſs. Das
Waschwasser flieſst dem Gase entgegen von oben nach unten durch die Behälter v und die Rohre e, um
schlieſslich von w aus wieder abzuflieſsen.
Beim Standard Wascher und Scrubber
von Kirkham, Hulett und Chandler (Journal für Gasbeleuchtung, 1880 S.
443) geht durch die Mitte eines guſseisernen Gehäuses (Fig. 5 und
6 Taf. 12) eine wagrechte Welle, welche mit zahlreichen kreisförmigen
Blechen senkrecht zur Welle besetzt ist; diese Bleche haben centrale
Kreisausschnitte und bilden 6 bis 11 Gruppen, denen ebenso viel Abtheilungen im
Gehäuse entsprechen; die Bleche tauchen zu ⅓ in Wasser, bezieh. Ammoniakflüssigkeit,
und machen mit der Welle 4 bis 7 Umdrehungen in der Minute. Das Gas tritt von a aus in der Oeffnung e
der ersten Blechscheibengruppe ein und strömt zwischen den benetzten Blechen nach
dem Umfange aus; auf gleichem Wege muſs es die 2., 3. und folgende Gruppe
durchströmen, wie es die Pfeile in der Zeichnung ersichtlich machen; das Wasser
strömt von v aus dem Gase entgegen, so daſs das reinste
Wasser mit dem reinsten Gase in Berührung kommt. Die benetzte Oberfläche der Bleche
beträgt von 100 bis 2000qm. Der Druckverlust
beträgt bei richtiger Gröſse weniger als 35mm.
Beim Gaswaschapparat von Kirchweger in Hannover (* D. R. P. Kl. 11191 vom 24.
Februar 1880) schwimmt in dem runden Behälter a (Fig.
7 Taf. 12), welcher etwa bis zur Höhe b
gefüllt ist, mittels des hohlen Ringes d der
Schwimmkörper c. An der geneigten Unterfläche desselben
sind aus Blech hergestellte cylindrische Ringe e
treppenartig angebracht und diese je in einer Horizontalschicht mit entsprechenden
Sieblöchern versehen, durch welche das von n aus
eintretende Gas in Bläschen aufsteigend sämmtliche Ringsiebe durchstreicht und
schlieſslich in den Sammelraum f übertritt, um durch
das Rohr g zu entweichen. Durch die Vorrichtung v kann der Schwimmer in Umdrehung versetzt werden, um
Sinkstoffe u. dgl. im Wasser aufzurühren. – (Eine entsprechende Vorrichtung für Bierdruckapparate u. dgl. zeigt Fig. 8 Taf.
12.)
Der mechanische Theercondensator von
E. Servier (Revue
industrielle, 1880 S. 355) soll wie der Apparat von Pelouze und Audouin (1875 215 * 428) die schwebenden Theertheilchen durch Stoſs
niederschlagen. Das bei C (Fig. 9 Taf.
12) eintretende Gas geht durch den mit runden Stäben derart ausgesetzten Rahmen AB, daſs auf jeden Zwischenraum der ersten Stabreihe in
der zweiten Reihe ein Stab trifft, so daſs das Gas wiederholt gegen die Stäbe
stoſsen muſs, bevor es bei D entweicht. Mittels der
Schraube e kann der Rahmen höher oder niedriger
gestellt werden; der verdichtete Theer flieſst durch das Rohr t ab. Der Apparat bedingt nur einen Druckverlust von 25
bis 28mm; dabei ist die Theerabscheidung
befriedigend. Wegen der Berührung des Gases mit dem abgeschiedenen Theer verliert
das Gas aber auch gleichzeitig einen Theil seines Benzols und Naphtalins.