Titel: | Ueber das Verhalten von Palladium, Rhodium und Platin zu Leuchtgas. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 150 |
Download: | XML |
Ueber das Verhalten von Palladium, Rhodium und
Platin zu Leuchtgas.
Verhalten von Palladium, Rhodium und Platin zu
Leuchtgas.
Die bereits von Wöhler beobachtete Abscheidung von
Kohlenstoff durch glühendes Palladium aus Aethylen hat Th. Wilm
(Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1881 S. 874) weiter unter Anwendung von Leuchtgas
verfolgt. Zersetzt man Palladosammoniumchlorid in einem kleinen Porzellantiegel
vorsichtig über einem gewöhnlichen Bunsen'schen Gasbrenner und glüht nach
Entweichung allen Salmiaks das rückständige, graue, schwammig poröse Metall stärker,
so färbt sich letzteres stellenweise grünblau, kupferroth bis violett und schwarz,
während sich um dasselbe schwarze Ringe und Flecken bilden, welche die inneren Wände
des Tiegels, gleichsam an ihnen heraufkriechend, immer höher bedecken. Glüht man
darauf den Tiegel bei lose aufgelegtem Deckel weiter, so wächst nach und nach
zwischen diesem und dem oberen Rande des Tiegels eine ganze Vegetation von schwarzen,
Blumenkohl ähnlichen Gebilden von Kohlenstoff heraus. Dieser abgeschiedene
Kohlenstoff verbrennt selbst bei weiterem Glühen im offenen Tiegel nicht, zumal wenn
er vollständig von der Flamme umspült wird, sondern vermehrt sich unter Umständen
noch. Nur längere Einwirkung der äuſsersten oxydirenden Spitze der Flamme oder eine
stärkere Temperatur verbrennt den Ueberzug. Eine gewogene Menge von zuvor in
Wasserstoff ausgeglühtem Palladium wurde in einer Kugelröhre in einem durch
Bleilösung gewaschenen Strome von Leuchtgas geglüht. In kurzer Zeit hatte sich das
Metall ohne Aenderung seines Volumens besonders an den Rändern schwarz gefärbt und
waren die Wände der Kugel mit Kohlenstoff überzogen. Leitet man dann einen Strom von
Luft durch dieselbe Kugelröhre und erhitzt, so verbrennt ohne Hinterlassung einer
Spur von Palladium skelett aller Kohlenstoff und das rückständige noch einige
Secunden in Wasserstoff geglühte Metall besitzt genau das ursprüngliche Gewicht,
ohne sein Volumen verändert zu haben.
Glüht man dagegen Rhodium in Leuchtgas, so merkt man
nicht die geringste Spur einer Ablagerung von Kohlenstoff in der nächsten Umgebung
des Metalles wie beim Palladium*, es scheint sich vielmehr eine wenn auch lockere
Verbindung von Kohlenstoff mit Rhodium zu bilden. Die metallisch glänzenden
Rhodiumkrystalle werden nach einiger Zeit schwarz, blättern hie und da auf,
vergröſsern ihr Volumen beträchtlich und gleicht schlieſslich die ganze Masse höchst
feinen aufgerollten Theeblättchen. Das Innere der Kugelröhre bleibt vollkommen
rein*, nur wo vorher kaum sichtbare Stäubchen von Metall festhafteten, bilden sich
schwarze Flecke oder Blättchen von Kohlenstoffrhodium. Hält man dann die Kugelröhre
offen an der Luft, so erglimmt der Inhalt, ohne aber besonders an Volumen
abzunehmen; eine weitere Verbrennung von Kohlenstoff konnte bei späterem Durchleiten
von Luft oder Sauerstoff nicht mehr wahrgenommen werden. Erst als nach dem Erkalten,
in Sauerstoff Wasserstoff durchgeleitet wurde, erglimmte das Metall nochmals; aber
selbst bei fortgesetztem Glühen in demselben trat keine weitere sichtbare
Volumenverminderung ein; es blieb ein im Vergleich mit dem ursprünglichen 3 bis 4
mal gröſseres Metallvolumen in äuſserst feinen, grauschwarzen, dünnen, halb
aufgerollten Blättchen und Fädchen zurück.
Dieses reine Rhodiummetall ohne allen Kohlenstoff zeigte genau dieselbe
Absorptionsfähigkeit gegen Wasserstoff bei gewöhnlicher Temperatur wie vorher; sie
war wegen der bedeutenden Auflockerung und gröſseren Porosität des Metalles eher
noch bedeutender geworden. Beim Erhitzen dieses mit Kohlenstoff beladenen Metalles
in einem Strome ungetrockneter Luft verbrannte ein Theil des Kohlenstoffes unter
theilweisem Erglimmen, ohne daſs aber ein solches Erglühen durch die ganze Masse zu
beobachten war; auch änderte sich das Volumen und die Farbe fast gar nicht. Es war
noch so viel Kohlenstoff unverbrannt, als der Formel RhC entspricht. Als darauf bei
gewöhnlicher Temperatur Wasserstoff übergeleitet wurde, zeigte sich erst jetzt ein
Erglimmen durch die ganze Masse und war eine wirkliche Verbrennung durch dieselbe
beim Erwärmen genau sichtbar; doch blieb auch hier das rückständige Volumen des
Metalles bedeutend gröſser als das ursprüngliche.
Platinschwamm zeigt beim Glühen in Leuchtgas erst nach
langer Zeit eine Schwärzung des hellgrauen Schwammes an den äuſsersten Rändern,
während die Mitte grau bleibt und auch keine Volumenvermehrung eintritt. Leitet man
darauf unter Erhitzung einen Strom von Luft über das mit Kohlenstoff beladene
Metall, so erfolgt eine vollkommene Verbrennung des Kohlenstoffes. Es scheint
demnach, daſs das Platin den Kohlenstoff ebenso wie das Palladium durch blose
Contactwirkung aus dem Leuchtgas frei macht, denselben aber, ohne sich mit ihm, wie
das Rhodium, enger zu verbinden, einfach in seinen Poren ablagert oder verdichtet,
ohne dabei sein Volumen im geringsten zu ändern. Es erscheint danach wahrscheinlich,
daſs eine Beimengung von Palladium und Rhodium in Geräthschaften aus Platin diese
für die meisten Verwendungen ungeeignet macht.