Titel: | Ueber die Nachweisung von Arsenik. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 224 |
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Ueber die Nachweisung von Arsenik.
Ueber die Nachweisung von Arsenik.
Zur Zerstörung der organischen
Stoffe bei der Untersuchung auf Mineralgifte mischt A. G. Pouchet (Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S.
252) die zu untersuchenden Stoffe mit gleichen Theilen rauchender Salpetersäure und
25 Proc. saurem schwefelsaurem Kalium. Läſst die erste heftige Einwirkung nach, so
erwärmt man gelinde. Soll auſser Arsen und Antimon auf andere Metalle geprüft
werden, so fügt man concentrirte Schwefelsäure hinzu und erhitzt bis zur völligen
Oxydation der Kohle. Die auf die eine oder andere Art erhaltene Lösung wird mit
Wasser verdünnt und der Elektrolyse unterworfen (vgl. 1881 239 146. 306).
Bei seinen Versuchen über die Wirkung des
Arsens auf den thierischen Organismus fand G.
Dogiel (Pflüger's Archiv, 1881 Bd. 24 S. 328) daſs Arsenigsäure Eiweiſslösungen nicht in der
Kälte fällt, auch ohne Einwirkung auf Blut ist. Arsensäure löst die Blutkörperchen
und zersetzt das Hämoglobin, fällt aber Eiweiſslösung nicht; doch entsteht beim
Kochen eine gallertartige Masse, welche im Wasser und Alkohol besonders beim
Erwärmen löslich ist, wahrscheinlich ein Acidalbumin der Arsensäure. Dogiel ist geneigter, die giftige Wirkung des Arseniks
durch die Bildung von Eiweiſsverbindungen zu erklären, als sich den Binz'schen
Anschauungen (1880 236 174) anzuschlieſsen, dessen
Versuch über das Ineinanderübergehen der verschiedenen Oxydationsstufen des Arsens
er theils mit negativem, theils mit zweifelhaftem Erfolge wiederholt hat.
S. W. Johnson und R. H.
Chittenden (American Chemical Journal, 1881
Bd. 2 S. 332) fanden in den einzelnen Theilen der Leiche einer mit Arsenigsäure
vergifteten Frau an metallischem Arsen in Magen und Milz 0,0104 Proc., Nieren
0,00825, in der Leber 0,00811, in Lunge und Herz 0,00329 Proc., in der Blase
merkbare Spuren, dagegen im Gehirn nur unwägbare Spuren.
Besonders umfassende Versuche über die
Verkeilung des Arsens im thierischen Organismus hat E. Ludwig (Medicinische Jahrbücher, 1880.
Sonderabdruck) ausgeführt. Bei Versuchen mit Hunden fand derselbe in der Leber die
gröſsten Arsenmengen. Die Leiche eines mit Arsenigsäure vergifteten Mannes enthielt
in je 100 Th. Leber 0,00338 Th. Arsen, Gehirn 0,00004 Th., Niere 0,00515 und in 100 Th. Muskeln
0,00012 Th. Arsen. In einer anderen Leiche enthielt die Leber 0,0033 Proc. und das
Gehirn 0,000026 Proc. Arsen.
Nach seinen Versuchen wird das Arsen sowohl bei der acuten, als bei der chronischen
Arsenikvergiftung vom Knochen aufgenommen und zwar in geringer, aber doch deutlich
nachweisbarer Menge. Sind die Arsenikgaben nicht tödtlich, so daſs das Thier
fortlebt, so findet man noch längere Zeit nach der letzten Arsenikgabe die Knochen
arsenhaltig. In einem Falle waren die Knochen noch am 27. Tage nach der letzten
Arsenikgabe arsenhaltig; dagegen erwiesen sich die Knochen eines Hundes, welcher 40
Tage nach der letzten Arsenikgabe getödtet wurde, arsenfrei. Bemerkenswerth ist es,
daſs in beiden Fällen die Leber noch erhebliche Mengen von Arsen enthielt. Im Gehirn
sind sowohl nach der acuten, als nach der chronischen Arsenikvergiftung nur geringe
Mengen von Arsen zu finden, die Leber dagegen zeigt einen hohen Arsengehalt,
desgleichen die Niere; die letztere kann bei acuten Vergiftungen in ihrem
Procentgehalt an Arsen sogar die Leber übertreffen. Die Muskelsubstanz enthält zwar
auch nur wenig Arsen, jedoch immerhin noch mehr als das Gehirn. Bei chronischen
Vergiftungen mit Arsenik, die nicht zum Tode führen, bleibt, wenn die Einverleibung
des Giftes ausgesetzt wird, dieses am längsten in der Leber zurück; aus den übrigen
Organen wird es früher ausgeschieden. In der Leber eines Hundes wurde 40 Tage nach
der letzten Arsengabe noch reichlich Arsen aufgefunden, während Gehirn, Muskeln und
Knochen frei davon waren. Jedenfalls ist bei gerichtlichen Untersuchungen die Leber
zu berücksichtigen.
Zur Reduction der Arsenigsäure
verwendet Ch. Brame (Comptes
rendus, 1881 Bd. 92 S. 188) statt Cyankalium Baryt, welcher selbst bei
Rothglühhitze kein Wasser abgibt. Mit Arsenigsäure – weniger leicht mit
Schwefelarsen – erhitzt, gibt Baryt einen rein metallischen Arsenspiegel. Zur
Unserscheidung des Arsenspiegels von Antimon leitet Brame Chlorgas darüber; durch Anziehen von Wasser aus der Luft entsteht
aus dem Chlorarsen Arsensäure, welche dann mit Silbernitrat erkannt wird.
Nach F. Selmi (Pharmaceutische Centralhalle, 1881 S. 29) wird das für
Untersuchungen auf Arsenik bestimmte Zink in einem
Tiegel geschmolzen und nun mehrmals ein Stück Salmiak bis auf den Boden des Tiegels
geführt, wodurch das vorhandene Arsen als Trichlorid verflüchtigt wird.
Die Zerstörung der organischen Substanz erreicht er immer noch am besten dadurch,
daſs er sie in einer Retorte mit Schwefelsäure zum Brei anrührt, durch diesen bei
einer Temperatur von 130° einen Strom von Salzsäuregas leitet, welcher zunächst in
eine auf 130° erwärmte
Vorlage, darauf in Wasser eintritt, an welches er alles in dem Untersuchungsobject
enthaltene Arsen als Chlorarsen überführt. Nach der Verdünnung der so erhaltenen
arsenhaltigen Salzsäure kann das vorhandene Arsen sogleich als reines Schwefelarsen
gefällt werden. Diese Methode bewährt sich besonders bei frischen Leichentheilen,
während sie bei solchen, welche der Verwesung bereits unterlagen, minder
empfehlenswerth ist, weil sich in diesem Falle viel störende schweflige Säure
entwickelt. Den Apparat von Marsh hat er dahin
verbessert, daſs er das horizontale Rohr von böhmischem Glase an zwei 25cm von einander entfernten Stellen auszieht, die
dazwischen liegende Rohrstrecke mit Schaumgold umgibt und mit einer geeigneten Lampe
der ganzen Länge nach erhitzt, während die dem Entwicklungsgefäſs abgekehrte
Einschnürung mit Wasser gekühlt wird. Auf diese Weise vermag er noch 0mg,0025 Arsen als deutlichen Arsenring
nachzuweisen.
Zur Untersuchung von Zeugen, Tapeten u.
dgl. auf Arsen wird nach E. Lyttkens (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1881 Bd. 26 S.
305) eine Fläche von 150qc der Stoffprobe durch
verdünnte Schwefelsäure und Kaliumchlorat oxydirt, zu der Lösung etwas Natriumsulfit
gesetzt, um möglicher Weise vorhandene Arsensäure zu Arsenigsäure zu reduciren,
wonach sie filtrirt wird. In das Filtrat wird Schwefelwasserstoff eingeleitet, nach
12 Stunden filtrirt und die Fällung auf dem Filter mit warmer Lösung von
Ammoniumcarbonat behandelt, wobei Schwefelarsen und eine kleine Menge organischer
Stoffe gelöst und in eine Porzellanschale aufgesammelt werden. Die erhaltene
Flüssigkeit wird im Wasserbade zur Trockne verdampft, von neuem mit Schwefelsäure
und Kaliumchlorat oxydirt, wonach die Flüssigkeit so lange verdampft wird, bis alles
Chlor verflüchtigt und die Flüssigkeit farblos geworden ist. Die so erhaltene Lösung
wird schlieſslich in den Marsh'schen Apparat gebracht und das Reductionsrohr
ungefähr 20 Minuten glühend erhalten. Da auf diese Weise alles in der Probe
befindliche Arsenik in 2 bis 3cc Schwefelsäure
concentrirt erhalten wird, so braucht der Marsh'sche Apparat nicht gröſser als 30cc zu sein. Das Wasserstoffgas trocknet man in
einem Kugelrohr mit Schwefelsäure. Auf diese Weise sind von den in 2½ Jahren
untersuchten 1704 Stoffproben 23,3 Proc. arsenhaltig befunden worden. Vor allem
haben sich gedruckte Zeuge von allen Farben arsenhaltig erwiesen. Von gefärbten
Zeugen sind am meisten die braunen und rothen und von Tapeten die gelbbraunen und
grauen als arsenhaltig nachgewiesen worden. Das Schwedische „Giftgesetz“
schreibt vor, daſs eine Waare als arsenhaltig angeseheu werden soll, wenn aus einer
Probe von 440qc Gröſse von gedruckten Zeugen,
Tapeten und Rouleaux, ferner aus einer Probe von 220qc Gröſse von gefärbten Zeugen ein schwarzer oder schwarzbrauner,
theilweise unsichtbarer
Arsenspiegel in einem Rohre von 1,5 bis 2mm
innerem Durchmesser dargestellt werden kann. Auf Grund dieses Gesetzes, welches
nicht früher, als am 1. Juli 1880 in Kraft trat, hat Lyttkens seitdem statt obiger 150qc die
vorgeschriebene Menge von 440 bezieh. 220qc
angewendet. Diese gröſsere Strenge hat sich bereits in dem Resultate der seitdem
ausgeführten Untersuchungen gezeigt, indem von 151 nach der neueren Maſsgabe
geprüften Proben 34,4 Proc. als arsenhaltig zu bezeichnen gewesen sind.
Zur Bestimmung des Arsens als
Magnesiumpyroarseniat bringt F. Reichel (Zeitschrift für analytische Chemie, 1881 S. 89) den gut
getrockneten Niederschlag möglichst vollständig in ein Uhrglas, tränkt das Filter
mit einer Lösung von Ammoniumnitrat, trocknet und verbrennt es in einem
Porzellantiegel. Nach dem Erkalten des Tiegels bringt man das
Ammonium-Magnesiumarseniat hinein, gibt einige Tropfen Salpetersäure hinzu, so daſs
der ganze Niederschlag durchtränkt ist, und bringt den Tiegel entweder in ein
Luftbad und trocknet bei 100°, oder erhitzt denselben sehr vorsichtig über einer
kleinen Gasflamme, so daſs ein Spritzen nicht stattfinden kann. Sobald keine
Wasserdämpfe mehr entweichen, glüht man den Tiegel bei aufgelegtem Deckel 10 Minuten
lang ziemlich heftig und wiegt nach dem Erkalten.