Titel: | S. W. Stiver's Instandsetzung gebrochener Kurbelarme mittels Drahtseiles. |
Autor: | Wn. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 244 |
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S. W. Stiver's Instandsetzung gebrochener Kurbelarme
mittels Drahtseiles.
Mit Abbildungen auf Tafel 19.
Stiver's Instandsetzung gebrochener Kurbelarme.
Der amerikanische Dampfer Pensacola, auf der Reise von
San Francisco nach Puget Sound (Australien), erlitt unterwegs den Bruch einer Kurbel
seiner vierfach gekröpften schmiedeisernen Welle. Wie aus Fig. 9 Taf.
19 ersichtlich, entsprang derselbe unzweifelhaft einer mangelhaften Schweiſsung des
in bekannter Weise aus einzelnen Paketen aufgebauten Schmiedestückes; dabei gewährte
die eigenthümlich verzahnte Form des Bruches den Vortheil, daſs, trotzdem die Theile
vollständig getrennt waren, die Kurbel doch noch zusammenhielt und vorläufig ein
langsames Weiterarbeiten der Maschine ermöglicht wurde. Doch muſste
selbstverständlich daran gedacht werden, die Kurbel so weit in Stand zu setzen, um
wenigstens mit einiger Sicherheit die Reise fortsetzen zu können. Zu diesem Zwecke
sollten ursprünglich zwei eiserne Bänder mittels Schrauben über den Kurbelarm
gespannt werden; nachdem sich jedoch kein passendes Eisen dazu fand, wurde das von dem
Ingenieur-Assistenten S. W. Stivers vorgeschlagene
Auskunftsmittel ergriffen und die in Fig. 8 und
9 ersichtliche Anordnung mit Drahtseil gewählt.
Ein Drahtseil von 14mm,3 (9/16'' engl.)
äuſserem Durchmesser, aus 5 Strähnen von je 17 Drähten über einer Hanfseele von 4mm,8 (3/16'') bestehend, wurde unter einem 25mm,4 (1'') dicken, in die Kurbel eingeschraubten
Stift befestigt und um den Kurbelarm herumgewunden. Um die einzelnen Windungen fest
beisammen zu halten, wurden 10 aus Flacheisen hergestellte Schuhe untergelegt und
über diese das Seil mittels eines Flaschenzuges von etwa 2t Zugkraft gespannt und nach jeder neuen Windung
mit der früheren versichert. So wurden zu unterst 11 Windungen, über diesen 10
weitere Windungen und endlich hierüber die 9 letzten hergestellt und schlieſslich
das Ende des Drahtseiles, wie aus den Figuren ersichtlich, nochmals um das ganze
Band geschlungen und versichert.
Nachdem diese Arbeit in 7 Stunden verrichtet war, machte man plötzlich die
Entdeckung, daſs noch zwei weitere Kurbeln derselben Welle fast völlig durchgerissen
waren und besserte dieselben in gleicher Weise aus; jedoch wurde die Fortsetzung der
Reise aufgegeben und der Rückweg nach San Francisco angetreten. Während dieser Fahrt
machte die Maschine, mit Cylindern von 1574mm
(60'') Durchmesser und 914mm (36'') Hub, noch
45800 Touren, im Durchschnitt etwa 17 in der Minute, ohne irgend weiteren Anstand.
In San Francisco selbst wurden die Maschinen noch bei wiederholten Fahrten
untersucht und stellte sich heraus, daſs die Ausbesserung eine vollkommen solide war
und alle Aussicht auf lange Dauer bot. Sogar ein Strecken und Nachlassen des
Drahtseiles, welches vorausgesetzt wurde und durch Eintreiben von Keilen unterhalb
der Flacheisenschuhe hätte aufgehoben werden sollen, trat nicht ein.
Der Werth dieses Auskunftmittels speciell für Schiffsmaschinen ist nicht hoch genug
anzuschlagen und dürfte dasselbe unter Umständen auch bei Wellenbrüchen mit Erfolg
anzuwenden sein. (Nach dem Journal of the Franklin
Institute, 1881 Bd. 109 S. 373.)
Wn.