Titel: | Arbeitsmesser zur directen Anbringung an Treibriemen; von F. v. Hefner-Alteneck. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 253 |
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Arbeitsmesser zur directen Anbringung an
Treibriemen; von F. v. Hefner-Alteneck.
Mit Abbildungen.
v. Hefner-Alteneck's Arbeitsmesser.
Im J. 1872 zeigte und erklärte ich in einer Sitzung des Vereines zur Beförderung des Gewerbefleiſses (Berlin) einen Arbeitsmesser,
welcher sich an jedem Treibriemen anbringen läſst, um die durch den Riemen
übertragene Arbeit in jedem Augenblick zu bestimmen. Seitdem wurde derselbe vielfach
bei ausgedehnten Versuchen verwendet und auch in englischen, amerikanischen und
deutschen Zeitschriften wiederholt erwähnt oder beschrieben, jedoch in veränderten
Formen und mit Zuthaten, welche seine Einfachheit und allgemeine Verwendbarkeit
verringern (vgl. 1880 237 * 434). Ich will darum
denselben nochmals beschreiben und zwar zunächst in seiner älteren einfachsten und
dann in derjenigen bisher noch nicht veröffentlichten Form, in welcher er seit
mehreren Jahren bei der Firma Siemens und Halske zur
Messung des Kraftverbrauches der dynamo-elektrischen Maschinen fast täglich benutzt
wird.
Fig. 1., Bd. 241, S. 254
Der ältere Apparat und die Art seiner Anbringung an einem Treibriemen ist in Fig. 1 schematisch dargestellt. Er besteht aus zwei
fest mit einander verbundenen Rollen R1 und R2, zwischen welchen die beiden zwischen den
Riemenscheiben N1 und
N2 liegenden
Riementheile, der ziehende und der gezogene, hindurchgeführt sind, wobei dieselben
einander nahe gebracht werden. An einem Holzgestell o. dgl. ist der Arbeitsmesser
derart befestigt, daſs die Rollen R1 und R2 und die beiden Riementheile eine zur
Verbindungslinie der beiden Scheibenmitten o1, o2 genau symmetrische Figur bilden. Das Rollenpaar
ist nach beiden Seiten hin senkrecht zu dieser Verbindungslinie um ein geringes
beweglich. Sein Hub ist durch Anschläge begrenzt und seine genaue Mittellage durch
eine Marke bezeichnet.
In der Ruhe nimmt in Folge der gleichmäſsigen Spannung der beiden Riementheile das
Rollenpaar seine Mittelstellung ein. Wird jedoch durch den Riemen eine Kraft
übertragen, so weicht durch die stärkere Spannung des ziehenden Riementheiles das
Rollenpaar in der Richtung nach diesem Theile hin aus. Es ist dann, wie leicht
einzusehen ist, diejenige Kraft (Q), welche nöthig
wird, um das Rollenpaar wieder in die mit der Marke
bezeichnete Mittelstellung zurückzubringen, proportional der Differenz der
Riemenspannung, d.h. der im gleichen Momente übertragenen Kraft. Dieselbe wird
gemessen durch eine genau tarirte Feder g, welche
mittels der Schraube v so weit gespannt wird, daſs sie
das Rollenpaar wieder zum Einspielen auf die Marke bringt. An dem Grade ihrer
Verlängerung, welcher an der Scale S abgelesen wird,
läſst sich die zu messende Kraft erkennen. Mittels der nämlichen Feder wird auch das
Eigengewicht des Rollenpaares vor Beginn der Messung tarirt.
Die Kraft Q, welche die Feder anzeigt, dividirt durch
die Summe der Sinus derjenigen beiden Winkel, welche die zu beiden Seiten einer Rolle liegenden
Riementheile mit der Mittellinie o1
o2 bildet, ist gleich
der Differenz der Riemenspannung, d.h. der übertragenen Arbeitskraft P, oder, was dasselbe ist:
P=\frac{2\,c\,d\,Q}{d\,(b-a)+c\,(f-e)},
wobei a bis f aus der Fig. 1
erkenntliche Längen, darunter a, b, e und f senkrecht zur Mittellinie gemessen, c und d beliebig lang
gewählt sind.
Obwohl diese Längen nach einer damals von mir näher angegebenen Methode leicht zu
messen sind, so ist doch von der Genauigkeit ihrer Bestimmung, sowie von der
Richtigkeit der Aufstellung des Instrumentes der Werth der schlieſslichen Messung
abhängig und darum können diese Arbeiten nicht Jedermann übertragen werden. Auch ist
für jede veränderte Aufstellung des Instrumentes die Constante desselben neu zu
berechnen.
Fig. 2., Bd. 241, S. 255
Das neuere Instrument ist von diesem Uebelstande frei, indem es eine directe Ablesung
der Riemenspannungsdifferenz ermöglicht und seine Aufstellung oder Anbringungsweise
an dem Riemen keinen Einfluſs auf die Genauigkeit der Messung hat. Dasselbe ist in
Fig. 2 der besseren Deutlichkeit wegen
schematisch, in Fig. 3 im Aufrisse und in Fig. 4 im Grundrisse dargestellt. Es hat im Ganzen
sieben Rollen mit parallel zu einander liegenden Achsen; sechs derselben (Rolle 1 bis 6, Fig. 2) sind in einem eisernen Rahmengestell fest mit
einander verbunden. Die letzte in der Mitte des Systemes liegende Rolle 7 ist in einem um die Achse der Rolle 5 beweglichen Rahmen r
gelagert, so daſs sie aus ihrer Mittelstellung nach beiden Seiten hin etwas
ausweichen kann.
Das Instrument wird auf einen Treibriemen an beliebiger Stelle zwischen den
Riemenscheiben derart aufgebracht, daſs die Feder g auf
die Seite des stärker gespannten Riemens zu stehen kommt und beide Riementheile das
Instrument durchlaufen, wie aus Fig. 2 erkenntlich
ist. Es gehen dabei die beiden Riementheile zu beiden Seiten jeder der Rollen 5, 7 und 6 so vorbei, daſs
sie, nachdem sie durch
die Rollen 1 und 2 bezieh.
3 und 4 einander
genähert waren, durch die in der Mitte liegende Rolle 7
wieder nach auſsen gedrückt werden, wobei sie innerhalb des Instrumentes eine genau
symmetrische Figur zur Mittellinie bilden. Die zwei kleineren Rollen 5 und 6 haben den Zweck,
die Winkel dieser Figur stets gleich zu halten, auch wenn Riemen von verschiedener
Dicke in Anwendung kommen. Die Winkel, unter welchen die Riementheile von auſsen her
in das Instrument eintreten, können beliebig verschieden sein, da sie für die
Messung nicht in Betracht kommen.
Fig. 3., Bd. 241, S. 256
Fig. 4., Bd. 241, S. 256
Durch das Gegengewicht p, welches an einem besonderen
doppelarmigen Hebel befestigt und durch eine kleine Zugstange mit dem Rahmen r verbunden ist, wird das Gewicht der Rolle und des
Rahmens ausgeglichen, und zwar bei jeder Neigung des Apparates. Die Marke m, auf welche der Hebel des Gegengewichtes einspielt,
bezeichnet die genaue Mittellage der Rolle 7.
Wie bei dem vorher beschriebenen Apparate es bezüglich des Rollenpaares der Fall war,
so ist hier die Kraft, mit der die Rolle 7 ihre
Mittelstellung zu verlassen sucht, der zu messenden Differenz der Riemenspannungen
proportional. Die Constante des Instrumentes ist aber unabhängig von den übrigen
Verhältnissen der Riemenübertragung und für jede Lage des Instrumentes zwischen den
beiden Riemenscheiben die nämliche. Die Feder g, welche
durch die Schraube v so weit gespannt wird, daſs die
Rolle stets in ihrer durch die Marke m bezeichneten
Mittelstellung einspielt, und deren Verlängerung an der Scale S abgelesen wird, kann daher ein- für allemal tarirt werden. Bei den
bisher gefertigten Instrumenten entspricht 1mm der
Scale 1k Riemenspannungsdifferenz.
Damit allzu heftige Schwankungen der Rolle 7 die
Einstellung auf die Marke m nicht erschweren, ist zur
Dämpfung derselben eine kleine Pumpe L angebracht,
deren Stiefel mit Wasser gefüllt wird. Dieselbe kann nach der anderen Seite verlegt
werden, wenn der Arbeitsmesser in umgekehrter Stellung entsprechend einer anderen
Lage des ziehenden Riementheiles benutzt wird.
Der Arbeitsmesser braucht nur in so fern irgendwie befestigt zu werden, daſs er nicht
durch Umkippen den Riemen zum Ablaufen von den Scheiben bringt. Am bequemsten
geschieht dies an einem Gestelle mit zwei parallel neben einander stehenden Balken
mittels eines zwischen den beiden Balken hindurchgehenden Schraubenbolzens, der den
Arbeitsmesser in beliebiger Höhe befestigt. Bei langsam gehenden Riemen und wenn die
Messung nicht längere Zeit fortgesetzt werden soll, kann man den Arbeitsmesser auch
auf irgend einer Unterstützung einfach mit der Hand festhalten und ihn so auch auf
ausrückbaren Riemen anwenden. Um den Apparat auf einen Riemen bringen zu können,
ohne diesen auftrennen zu müssen, ist die eine Seitenplatte leicht abnehmbar
gemacht. Erwähnt sei, daſs die Riemenenden zusammengenäht sein müssen, da
Riemenschnallen o. dgl. schlecht durch den Apparat gehen würden.
Ist der Arbeitsmesser aufgebracht und der Riemen im Gange, so braucht man nur die
Schraube v so lange zu drehen, bis der Zeiger auf die
Marke m einspielt, und dann an der Scale S die Riemenspannungsdifferenz in Kilogramm
abzulesen.
Um die übertragene Arbeit zu erhalten, multiplicirt man diese Zahl mit der auf
gewöhnliche Art bestimmten Umfangsgeschwindigkeit der getriebenen oder der
treibenden Scheibe, je nachdem man die Arbeit mit oder ohne den durch die Gleitung
des Riemens verursachten Verlust messen will.
Ebenso einfach, wie der Gebrauch, ist auch die Prüfung des Instrumentes auf seine
Richtigkeit. Um diese auszuführen, stellt man zunächst mittels der Schraube v den Zeiger der Feder auf den Nullpunkt der Scale S ein und überzeugt sich, indem man dabei durch
fortgesetztes Klopfen mit einem Holzhammer die kleinen Reibungswiderstände des
Instrumentes löst (was bei dem Gebrauche ohnedem auftretende Erschütterungen von
selbst thun), ob gleichzeitig, und zwar bei jeder Neigung des Instrumentes, der
andere Zeiger auf die Marke m genau einspielt.
Ist dies nicht der Fall, so berichtigt man es durch Verschieben des Zeigers an der
Feder (nöthigenfalls auch des Laufgewichtes p). Alsdann
bringt man das Instrument in eine ungefähr senkrechte Lage und zieht zwei Schnüre oder
dünne Riemenstücke durch dasselbe, ebenso wie beim Gebrauche die beiden Riementheile
das Instrument durchlaufen würden. Die Schnüre werden oberhalb des Instrumentes an
der Decke oder sonstwo befestigt und an ihren unteren Enden mit verschiedenen
Gewichten belastet, und zwar diejenige Schnur, welche entsprechend dem stärker
gespannten Riemen auf der Seite der Feder liegt, mit dem schwereren Gewichte. Der
Zeiger der Scale S muſs dann stets, wenn gleichzeitig
der andere Zeiger, durch Drehen der Schraube v und
leises Klopfen am Apparate, auf die Marke m zum
Einspielen gebracht ist, die Differenz der beiden Gewichte in Kilogramm anzeigen.
Findet man hierin keine Uebereinstimmung mehr (was aber nur durch Abnutzungen nach
jahrelangem Gebrauche entstehen kann), so muſs durch den Mechaniker Abhilfe
geschaffen oder der gefundene Fehler bei späteren Messungen in Rechnung gebracht
werden.
Zu aller Sicherheit wurde auch bei Siemens und Halske
der vorbeschriebene Arbeitsmesser direct auf die Richtigkeit seiner wirklichen
Angaben geprüft, indem er zur Bestimmung der Reibungsarbeit eines Prony'schen
Zaumes, welche gleichzeitig an diesem selbst gemessen wurde, benutzt war. Es ergab
sich dabei nicht nur volle Uebereinstimmung, sondern auch feinere Anzeige bei
ersterem. Dieses gute Ergebniſs ist dadurch erklärlich, daſs die im Arbeitsmesser
selbst zu überwindenden Widerstände gering und vor Allem so vertheilt sind, daſs sie
ohne jeden merklichen Einfluſs auf die Messung bleiben, was bei den anderen
Dynamometern, die so zu sagen selbst Kraft brauchende Maschinen sind, oft nicht
entfernt der Fall ist.
Ein Arbeitsmesser, wie er in Fig. 3 und 4 etwa in 0,1 n. Gr. dargestellt ist, wird zu
Messungen von bis zu 12e benutzt, allerdings bei
der hohen Riemengeschwindigkeit von etwa 8m in der
Secunde. Einer Verstärkung der Feder oder einer noch viel gröſseren Ausführung des
Apparates steht aber nichts im Wege. (Aus der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1881 S. 229.)