Titel: | Ueber Apparate zur Bestimmung der atmosphärischen Feuchtigkeit. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 297 |
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Ueber Apparate zur Bestimmung der atmosphärischen
Feuchtigkeit.
Mit Abbildungen auf Tafel 23.
Apparate zur Bestimmung der atmosphärischen
Feuchtigkeit.
Bei dem sogen. Hygrobarometer von
W. Lambrecht in Göttingen (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 12
951 vom 18. Juli 1880) ist in einem Glascylinder a
(Fig. 10 und 11 Taf. 23)
eine mit Thermometergradeintheilung versehene Platte b angebracht
und von unten das Verdunstungsthermometer c so
eingeschmolzen, daſs nur die untere Fläche seines Quecksilberbehälters d mit der Luft in Verbindung steht, während der obere
Theil des Behälters vom Cylinder a umschlossen ist. Der
Quecksilberbehälter d dieses Thermometers ist platt und
an seiner unteren Seite nur gerade so viel gerundet, daſs der Luftdruck keine
Wirkung auf das Quecksilber ausüben kann. Ferner ist der untere Theil dieses
Behälters abweichend von anderen Thermometern gerauht und mattirt.
Die bisherigen Verdunstungsthermometer waren wie die gewöhnlichen Thermometer
eingerichtet und um ihren runden oder cylindrischen Quecksilberbehälter wurde ein
leichter Zeugstoff gebunden, welcher, wenn er angefeuchtet wurde, sich zusammenzog
und, wie Lambrecht meint, einen Druck auf das
Quecksilber ausübte, woraus dann eine Ungenauigkeit folgte, welche mehrere
Zehntelgrad betrug. Die neuere Construction gestattet aber die Anwendung eines
leichten Flieſs- oder Saugpapieres, welches auf die untere Fläche des
Quecksilberbehälters d aufgelegt wird und sich bei
seiner Anfeuchtung erweitert, so daſs also keinerlei Druck auf das Quecksilber
ausgeübt werden kann. Da nun der obere Theil des Behälters in einem geschlossenen
Cylinder steckt und so durch schlechte Wärmeleiter gegen die Einwirkung von
Temperaturschwankungen geschützt ist, so erhält man die sogen.
Verdunstungstemperatur durch einfaches Auflegen einer runden Papierscheibe aus
Saugpapier. Eine derartige Anwendung von stets gleichmäſsigen Verdunstungsflächen
bietet auſserdem noch den Vortheil, daſs man nach dem Abgang der nach
Cubikcentimeter berechneten Flüssigkeit, die sich in dem Behälter g zur Speisung der Papierscheibe befindet, ersehen
kann, wie viel die Verdunstungsmenge beträgt.
In den Glascylinder a führt ferner von oben die Röhre
e des Luftthermometers t so ein, daſs sie hinter der Porzellanplatte b hinunter und von unten durch einen Einschnitt in der letzteren vorn
wieder hinaufgeht. Der in bekannte Kugelform hergestellte Behälter dieses
Thermometers ist in der oberen Oeffnung, ungefähr an der Stelle, wo er in die Röhre
übergeht, in den Cylinder a eingeschmolzen und bildet
so den oberen dichten Verschluſs für die letztere. Zur Zuführung der Flüssigkeit
behufs Anfeuchtung des Saugpapieres dient der Apparat A, welcher aus einem doppelwandigen Cylinder f
besteht mit unten conisch zulaufendem schrägem Ansatz n, dessen Ende v wieder nach oben gebogen ist und
in eine kleine Düse ausläuft, welche von unten die Mitte des Saugpapieres auf d berührt. Der Cylinder f
wird so weit mit leicht verdunstender Flüssigkeit – wie Wasser, Spiritus o. dgl. –
gefüllt, bis die Oberfläche dieser Flüssigkeit die gleiche Höhe mit der Düsenöffnung
erreicht hat. Es wird zu diesem Zweck in den Cylinder f
ein mit der Flüssigkeit gefüllter Cylinder g
eingesetzt, welcher oben
mit seinem Knopfe h auf dem Cylinder f ruht und diesen ziemlich dicht verschlieſst. Dieser
Cylinder g ist bis auf eine kleine Oeffnung o in dem etwas gerundeten Boden geschlossen und reicht
so weit in den Cylinder f hinein, daſs diese Oeffnung
die Oberfläche der Flüssigkeit im Cylindertheile n
gerade berührt, so daſs der Wasserstand in diesem Theile n stets in derselben Höhe erhalten wird. Zwischen der äuſseren Wandung des
Cylinders g und der inneren von f befindet sich ein mit Luft gefüllter Zwischenraum, welcher wie die
ebenfalls mit Luft gefüllte Doppelwand des Cylinders f
dazu dient, die Flüssigkeit vor Ausdehnung bei plötzlich eintretender
Temperaturerhöhung und vor Gefrieren bei gelindem Frost zu schützen. Bei sehr
niedriger Temperatur wäre die Füllung mit Spiritus o. dgl. vorzuziehen. Die obere
Fläche des Cylinders f kann wie die untere Fläche des
Knopfes h etwas abgeschrägt sein, um den Cylinder g bei nicht ganz genauer Arbeit so reguliren zu können,
daſs die Oeffnung o stets die Wasserfläche in n genau berührt.
Der äuſsere Glascylinder f ist mattirt und nur ein
schmaler Streifen i von der Breite eines Feldes der
weiter unten erwähnten Thaupunktzahlentabelle ist an der vorderen Seite durchsichtig
geblieben. Der auf dem Cylinder f aufliegende Rand des
Kopfes h des Wassercylinders g ist an seiner Auſsenseite in gleiche Theile getheilt, die mit Zahlen
versehen sind, welche der Scale der Thermometer entsprechen; die Theilstriche sind
senkrecht nach unten bis an das untere Ende des Cylinders g verlängert. Ebenso ist der Cylinder g
seiner Länge nach in gleicher Weise in gleiche Theile getheilt und durch die
Theilungspunkte sind parallele Linien um den Umfang des Cylinders gezogen. Hierdurch
entstehen Felder, welche die erforderlichen Thaupunktzahlen enthalten.
Uebereinstimmend mit den Theillinien auf der Länge des Cylinders g ist auf dem äuſseren Cylinder f neben dem durchsichtigen Streifen i eine
mit Gradzahlen der Thermometer versehene Scale angebracht. Zur Ermittlung des
Thaupunktes oder der relativen Feuchtigkeit, direct in Graden, oder auch der Zahl
des Dunstdruckes wird man daher den inneren Cylinder g
nur so zu drehen brauchen, daſs die Zahl am Knopfe h,
welche dem vom Luftthermometer t angezeigten
Temperaturgrade entspricht, über den durchsichtigen Schlitz t zu stehen kommt. Es wird dann in dem Streifen i neben der mit dem auf dem Verdunstungsthermometer c angezeigten Grade entsprechenden Zahl das Feld zu
finden sein, welche der Thaupunkttemperatur, der relativen Feuchtigkeit der Luft
oder auch der Zahl des Dunstdruckes entspricht, welche Zahlen sich früher nur aus
der Differenz der beiden Thermometer durch sehr mühsame Rechnung finden lieſsen.
Es kann auch, wie in Fig. 13
Taf. 23 veranschaulicht, das Luftthermometer t ohne
jede Scale direct neben dem Schlitz i des Cylinders f angebracht und das Verdunstungsthermometer c gesondert in einen oben geschlossenen Glascylinder
a eingeschmolzen werden. Die Thaupunktzahl erhält
man in diesem Falle dadurch, daſs man die dem vom Verdunstungsthermometer c angezeigten Grade entsprechende Zahl am Rande des
Knopfes h über den Schlitz i dreht und das Feld neben dem Höhenpunkt der Quecksilbersäule von t sucht. Die auf diesem Felde befindliche Zahl ist die
gewünschte.
Statt die Zahlen für die obigen Werthe auf einem Cylinder hfg anzubringen, kann der Cylindermantel auch, wie in Fig. 12
gezeigt, ausgebreitet als Platte benutzt und diese mit den Zahlen und Feldern
versehen werden. Da, wo dann auf der Tafel die Ablesungen der beiden Thermometer
sich kreuzen., findet man den Thaupunkt oder die relative Feuchtigkeit oder den
Dunstdruck, je nachdem die Tafel berechnet ist. Man kann auch, wenn man eine groſse
Verdunstungsfläche zur Messung der verdunsteten Wassermenge haben will, unter den
Quecksilberbehälter d eine schwer oxydirende
Metallplatte ankitten und auf diese ein Papier von gröſserem Formate legen, wodurch
das Instrument in seiner Eigenschaft als Feuchtigkeitsmesser keinerlei Störung
erleidet. In gewissen Fällen kann man das Instrument auch dadurch noch einfacher
gestalten, daſs man nur ein Thermometer mit flachem, aber möglichst kleinem
Quecksilberbehälter d benutzt. Man wendet dann bei
diesem einen Thermometer eine Flüssigkeit an, welche rascher verdunstet als Wasser,
wie beispielsweise Schwefelkohlenstoff, welche aber auch kein Wasser aus der Luft
aufnimmt, also ein constantes Verdunstungsvermögen hat. Wenn man bei diesem
Thermometer unter dieser Verdunstungsflüssigkeit die Scale des Thermometers in
entsprechender Weise verschiebt und überhaupt nach empirisch erprobten Formeln
abändert, so kann man an dem einen Thermometer direct den Thaupunkt oder die
Thaupunkttemperatur ablesen. Ein solches Instrument hat auſserdem den Vortheil, daſs
es auch bei sehr strengem Frost gebraucht werden kann, da die schneller verdampfende
Flüssigkeit nicht gefriert.
Das in Fig. 14
Taf. 23 dargestellte neue Barometer, „Thermo-Barometer“ genannt, welches vorzugsweise in Verbindung mit
dem obigen Hygrometer angewendet werden soll, besteht aus einem ähnlichen
Quecksilbergefäſse wie das Verdunstungsthermometer c
und läuft, wie ein Thermometer, in eine mit einer Scale versehene, geschlossene,
luftleere Röhre aus. Bemerkenswerth ist die Auszackung, Auslochung oder Riffelung
des dem Luftdrucke ausgesetzten Bodens m des breiten,
flachen Quecksilberbehälters. Um diesen zur Luftdruckmessung construirten
Quecksilberbehälter nur dem Drucke der Luft, nicht aber der Einwirkung einer
Temperaturveränderung derselben auszusetzen, isolirt man den Behälter durch Umgebung
mit schlechten Wärmeleitern, wie z.B. mit unbewegter Luft gefüllte Kugeln k, die mit kleinen Löchern versehen sind, um nur den
Luftdruck auf die gezackte untere Fläche wirken zu lassen.
F. Tschaplowitz in Proskau beschreibt in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, 1881 Bd. 27 *
S. 65 ein Hygrometer, bestehend in einer 2l fassenden Flasche mit engem, in Cubikcentimeter
eingetheiltem Halse, welcher in Schwefelsäure eingetaucht wird. Der
Feuchtigkeitsgehalt wird aus der Volumenabnahme berechnet. Der Apparat ist weniger
handlich als die früher (1879 234 * 48. 1880 236 * 66) besprochenen.