Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 301 |
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Zur Kenntniſs des Cementes.
(Schluſs des Berichtes Seite 199 dieses
Bandes.)
Zur Kenntniſs des Cementes.
Volumenveränderungen, welche sowohl Mörtel, als Bausteine
durch die Einwirkung von Wasser und Luft erleiden. Nach C. Schumann wurden in der Fabrik von Dyckerhoff in Amöneburg der Verwendungsweise des
Cementes entsprechend in erster Linie ein Cementsandmörtel, auſserdem aber auch der
reine Cement geprüft, da bei letzterem die Unterschiede im Verhalten auffallender
hervortreten. Die Resultate, welche beim Erhärten in Wasser erhalten wurden, sind in
der Tabelle Seite 302 zusammengestellt. Alle Cemente, mit alleiniger Ausnahme des
stark gypshaltigen Cementes 8c haben die Probe auf Volumenbeständigkeit nach den
Normen vollkommen bestanden.
Nach der Tabelle dehnen sich alle Cemente ohne Ausnahme um ein geringes aus, wenn sie
im Wasser erhärten, und zwar ist diese Ausdehnung am stärksten in der ersten Zeit
der Erhärtung. Sie ist gröſser bei frischem Cement als bei abgelagertem, geringer
bei feingemahlenem als bei grobem Cement. Sie wird gesteigert durch Zusatz von Gyps
zum Cement, nimmt bei Sandzusatz entsprechend ab und beträgt z.B. bei einem Mörtel
aus 1 Cement und 3 Sand durchschnittlich nur 25 Procent der Ausdehnung des reinen
Cementes. Da die Ausdehnung zur Zeit der gröſsten Festigkeitsentwicklung am
stärksten ist und sich ebenso wie die Festigkeitszunahme über eine längere Zeit
erstreckt – wenn sie dann auch nur eine minimale ist –, da ferner alle Cemente die erwähnte Ausdehnung zeigen, so folgt
daraus, daſs der Erhärtungsproceſs als eine Ursache derselben anzusehen ist. Es muſs
hervorgehoben werden, daſs hier unter „Ausdehnung“ stets nur die äuſserst
geringe, allen Cementen gemeinsame Zunahme des Volumens zu verstehen ist, die mit
dem sogenannten „Treiben“ des Cementes nichts zu thun hat. Läſst man
Cementproben abwechselnd in Wasser und Luft erhärten, so findet nach jedesmaligem
Einlegen in Wasser eine
Textabbildung Bd. 241, S. 302
Cementsorte; Rückstand auf
900-Maschen in Procent; Bindezeit Minuten; Ein Prisma von 10cm Länge und 5cm Querschnitt verlängert sich, in Wasser gelegt, um Millimeter;
Reiner Cement; 3 Theile Normalsand; Bis zu 1 Woche; Von 1–4 Wochen; Von 4–13
Wochen; Von 13–26 Wochen; Von 26–39 Wochen; Von 39–52 Wochen; Gesammt;
Bemerkungen; Alle Mörtel aus reinem Cement hatten gleiche Consistenz; Alle
Cement-Sandmörtel wurden normengemäſs eingeschlagen; Cement 8, 2 Jahre älter;
Cement 8 mit 2% Gyps; Cement 8 mit 5% Gyps; Cement 9 mit 1% Gyps; Cement 9 mit
2% Gyps
Ausdehnung, nach dem Verbringen aus Wasser in Luft eine
Zusammenziehung statt und es läſst sich dieser Versuch mit gleichem Erfolg beliebig
oft wiederholen. Dieses Verhalten tritt aber nicht nur bei frisch angefertigten
Cementproben ein, sondern es läſst sich ebenso gut an Proben erkennen, welche schon
Jahre lang erhärtet sind. Es bewirkt also auch das mechanische Eindringen des
Wassers eine schwache Volumenvergröſserung und es ist wahrscheinlich, daſs hierbei
eine moleculare Veränderung der verkitteten Substanz vor sich geht. Wie sich die
Cementmörtel verhalten, wenn sie in einem feuchten Räume oder im Freien erhärten,
darüber sind Versuche im Gange. Aus denselben läſst sich bis jetzt ersehen, daſs die
Volumenveränderungen unter diesen Bedingungen noch geringer sind als bei den obigen
Versuchen. Neuerdings ist die Untersuchung auf Volumenveränderungen auch auf andere
Mörtel (aus Traſs, Kalk u. dgl.) ausgedehnt und es läſst sich bis jetzt aus den
vorgenommenen Versuchen erkennen, daſs auch diese Mörtel ähnlichen
Volumenveränderungen unterworfen sind wie Cementmörtel. Die Beobachtung, daſs
Cementprismen, selbst wenn sie schon lange Zeit erhärtet sind, bei jeder
Durchtränkung mit Wasser eine Zunahme und beim Liegen an der Luft eine Verminderung
ihres Volumens erfahren, führte darauf, auch künstliche und natürliche Bausteine unter gleichen Verhältnissen wie Cementmörtel
auf ihre Volumenbeständigkeit zu prüfen. Es wurden daher aus verschiedenen
Steinsorten Prismen von obiger Gröſse geschnitten und diese ebenfalls dem
abwechselnden Einfluſs von Wasser und Luft ausgesetzt. Gleichzeitig wurden die
Gewichte der trockenen und der in Wasser gelegten (äuſserlich abgetrockneten)
Steinprismen bestimmt, um dadurch ein Bild von der Dichtigkeit und Porosität der
Steine zu erlangen. Die Tabelle S. 304 zeigt die erhaltenen Resultate.
Man ist im Allgemeinen gewöhnt, die Bausteine für ganz volumbeständig anzusehen. Aus
den Zahlen der Tabelle ersieht man aber, daſs alle untersuchten Steinsorten, wenn
sie in Wasser gelegt wurden, sich mehr oder weniger ausgedehnt und bei darauf
folgendem Trocknen an der Luft sich wieder zusammengezogen haben. Es kommt hierbei
mehrfach vor, daſs die Prismen unter das zuerst festgestellte Volumen zurückgehen.
Dies hat offenbar darin seinen Grund, daſs die Prismen bei der ersten Messung noch
nicht den Grad der Trockenheit besaſsen, welchen sie später nach 2 wöchentlichem
Liegen an der Luft erreichten. Die beobachteten Volumenveränderungen sind nicht nur
bei verschiedenen Steinsorten, sondern auch bei Steinen von derselben Art ziemlich
verschieden. Bei einigen Steinsorten sind sie ganz gering, bei einigen anderen
beträchtlich gröſser und zum Theil nicht unwesentlich stärker als bei Cementmörtel.
Die verschiedenen Sandsteinsorten zeigen unter sich eine gewisse Regelmäſsigkeit. Es
nehmen nämlich die Volumenschwankungen ab, je poröser der Stein ist und der
dichteste Sandstein
Nr.
Bezeichnung der Steine
Gewicht einesPrismas
Wasser-auf-nahmeg
2 Wochenim Wasserdehnt
aus(+)mm
2 Wochenan der
Luftschwindet(–)mm
Bemerkungen
Trockeng
2 Wochenim Wassergelegeng
1 2 3 4
Ziegelstein, leicht gebrannt, roth.Desgl., scharf gebrannt,
weiſsDesgl., „ „ „Desgl., sehr hart
gebrannt, schwarz (Oldbg. Klink.)
–– 84,20111,60
–– 96,70115,40
––12,50 3,80
+ 0,016+ 0,010+ 0,019+ 0,006
– 0,015– 0,009– 0,010– 0,008
Die Steine Nr. 1 u. 2 waren löchering. Es ist deshalb die
Angabe der Gewichte, weil nicht maſsgebend, unterblieben.
5 6 7 8 9
Sandstein, rother, Pfälzer, feinkörnigDesgl.,
„ „ grobkörnigDesgl., grüner, feinkörnigDesgl.,
rother, feinkörnig, von Miltenberg a. M.Desgl., „ sehr feinkg.
„ „ „
104,83107,03107,11116,60123,00
115,43115,25115,37120,85126,90
10,60 8,22 8,26 4,25 3,90
+ 0,006+ 0,016+ 0,046+ 0,050+
0,206
– 0,018– 0,023– 0,055– 0,050–
0,178
10111213
Kalkstein, weiſser poröser, LothringerDesgl., Lothringer
LiasDesgl., Litorinellenkalk von BieberichDesgl., dichter
thonhalt. „ „
92,15110,78123,95127,72
103,40118,83127,70130,55
11,25 8,05 3,75 2,83
+ 0,004+ 0,007+ 0,011+ 0,026
– 0,008– 0,008– 0,009– 0,026
Vorzugsweise zu Orna- menten benutzt.
1415161718
GranitBasalt von Kirn a. d. NaheDesgl. „ Oberbrechen bei
Limburg a. L.Desgl. „ Steinheim bei HanauDesgl. „ Naurod
bei Wiesbaden
130,73135,65145,04149,30155,13
131,48135,90145,25149,78155,34
0,75 0,35 0,21 0,48 0,21
+ 0,006+ 0,041+ 0,026+ 0,048+
0,023
– 0,015– 0,050– 0,027– 0,050–
0,027
Nr. 9 zeigt demgemäſs die stärkste Ausdehnung im Wasser und
die stärkste Zusammenziehung an der Luft. Dieselbe Regelmäſsigkeit läſst sich auch
bei den untersuchten Kalksteinsorten unter sich erkennen. Eine besonders auffallende
Erscheinung zeigten zwei der untersuchten Basalte Nr. 15 und 17, welche gleichzeitig
eine verhältniſsmäſsig starke Ausdehnung aufweisen. Dieselben lieſsen nämlich beim
Abtrocknen an der Luft deutlich netzartige Zeichnungen (Haarrisse) erkennen, welche
vor dem Einlegen in Wasser noch nicht beobachtet worden waren (vgl. Wagner's Jahresbericht,
1880 S. 508).
Erwähnenswerth ist ferner noch, daſs nach mehr als 2wöchentlichem Verbleiben im
Wasser bei keiner der geprüften Steinsorten eine weitere Zunahme des Volumens
stattfand und daſs die Volumenschwankungen bei denselben Steinprismen wiederholt
hervorgebracht wurden. Vergleicht man die Ausdehnung der Steine mit derjenigen von
Cementsandmörtel in Tabelle S. 302 – reiner Cement kommt nicht in Betracht, da
derselbe in der Praxis keine Verwendung findet – so ergibt sich, daſs mehrere der
untersuchten Steine im Wasser sich stärker ausgedehnt haben, als Mörtel aus 1 Cement
und 3 Sand. Der Sandstein Nr. 9 weist sogar eine 6mal gröſsere Ausdehnung auf, als
im Durchschnitt bei Cementsandmörteln von normaler Beschaffenheit selbst nach
einjähriger Erhärtung im Wasser gefunden wurde. Im Allgemeinen sind jedoch die
Volumen Veränderungen der Steine sowohl, als diejenigen des Mörtels so gering, daſs
dieselben für die Praxis kaum in Betracht kommen.
Schiffner bemerkt, daſs er sowohl in Bezug auf reinen
Cement, als auch für solchen mit Sandmischung die Mittheilungen von Schumann bestätigen könne, und fragt an, ob bei
längerer Austrocknung an der Luft die Cementkörper ein geringeres Volumen zeigen als
ursprünglich kurz nach der Anfertigung. Schumann
erwiedert, daſs ein Zurückgehen unter das anfänglich gemessene Volumen stattfände.
Der Fall werde aber praktisch nicht oft vorkommen, da vorschriftlich der Cement
immer naſs gearbeitet werden soll.
Ueber das Verhalten von Cementbeton, wenn er dauernd höheren
Wärmegraden bis zu 250° ausgesetzt ist. Nach Mittheilungen von Feege handelte es sich um die Ausführung eines Gewölbes
über einem Raum, welcher einer Durchschnittstemperatur von 130 bis 150° ausgesetzt
werden sollte. Der Raum hatte eine Länge von 12m
bei 5m Spannung des Gewölbes. Probesteine, welche
längere Zeit gleicher Temperatur ausgesetzt waren, zeigten, daſs der Mörtel die
einmal erlangte Festigkeit nicht wieder verlor, wenn er dauernd einer Temperatur von
130 bis 150° ausgesetzt wurde. Nach Fertigstellung des Gewölbes wurden von dem dabei
verwendeten Cemente eine Reihe Probesteine nach den Normen angefertigt, welche
theils denselben Temperaturwechsel mitmachten, theils im Wasser wie gewöhnlich erhärteten. Es
ergab sich danach folgendes Resultat:
a) 1 Tag an der Luft,dann in Wasser
b) 14 Tage an der Luft,dann in Luft von
150°
Nach
4
Wochen
20,43k
14,09k
„
12
„
24,35
15,20.
Die Steine b, 1 Tag vorher bei 250° erhitzt, zogen nur 13,20
gegen 15k,20; dagegen geglüht bis auf etwa 600°
wurden dieselben völlig mürbe, so daſs man sie zerreiben konnte. Diese mürben
Steine, ins Wasser gelegt, erhielten nach weiteren 8 Wochen wiederum eine Festigkeit
von 20k,15, während zu gleicher Zeit Reihe a =
28k,00, Reihe b = 14k,42 erwiesen. Bei einem Alter von 52 Wochen trug
Reihe a = 30k,17 und b 15k,10. Mörtel unter Wasser gehalten nimmt daher
stetig an Festigkeit zu, hört aber mit der Zunahme auf, sowie er heiſser Temperatur
bis zu 150° ausgesetzt wird. Es geht daraus aber auch hervor, daſs derselbe bei
dieser Temperatur die einmal erreichte Festigkeit behält. Für die Praxis erweist
sich, daſs man Betongewölbe, ohne ihre Tragfähigkeit zu beeinträchtigen, einer Wärme
von 130 bis 150° aussetzen darf, daſs man sie aber vorher diejenige Festigkeit
erreichen lassen muſs, welche sie dann im Gebrauche rechnungsmäſsig erweisen müssen.
Mit 150° scheint die Grenze zuträglicher Wärme erreicht zu sein. Bei höherem
Temperaturgrade verliert der Mörtel seine Festigkeit und zum Glühen gebracht, wird
er völlig mürbe.
Prüſsing hat vorzugsweise das Verhalten von
Probesteinen gegen feuchte Wärme untersucht. Proben, welche in einem Dampfkessel bei
5at und 147° Wärme 3 Wochen lang gelegen
haben, zeigten, verglichen mit gewöhnlichen Mörtelproben, eine gröſsere Festigkeit.
Bei anderen Steinen, die einer Hitze von 250° nur einen Tag ausgesetzt waren, zeigte
sich eine erhebliche Abnahme. Ein Stein, welcher nach 28 Tagen bei einer Mischung
von 1 : 3 eine Festigkeit von 23k,85 zeigte,
hatte, nachdem er einer Temperatur von 225° ausgesetzt war, nur 15k,15. Ein Mörtel von 1 : 10, welcher im ersten
Falle 8k,2 zeigte, war nach 10 Stunden auf 3k,6 zurückgegangen, ein Mörtel von 1 : 20, welcher
nach 28 Tagen 3k,10 hatte, ging beim Anspannen
entzwei. Nach Frühling verhalten sich die Cemente,
welche im Trockenproceſs hergestellt werden, anders als die mittels des
Schlämmprocesses erzielten. Er hat Cemente beobachtet, welche, nachdem sie 5 bis 6
Stunden der Rothglühhitze ausgesetzt waren, doch noch immer eine Festigkeit von 6
bis 7k behielten, während andere Cemente, welche
aus trockenem Material hergestellt wurden, zerfielen.
Ist es zu empfehlen, Cement bei der Mörtelbereitung dem
Gewichte nach zuzusetzen? Nach Schumann ist es
nicht wegzuleugnen, daſs die Prüfungsresultate keinen Werth haben, wenn man aus den
Festigkeitszahlen nicht
wenigstens einen verhältniſsmäſsigen Schluſs auf die in der Praxis zu erzielende
Festigkeit ziehen kann. Letzteres wird man aber nicht können., wenn man bei der
Prüfung den Cement nach Gewicht beurtheilt, bei der
Verwendung aber ihn nach Maſstheilen verbraucht. Denn
da erfahrungsgemäſs das Hectolitergewicht des Cementes um so gröſser wird, je
schärfer der Cement gebrannt und je gröber er gemahlen ist, und daher Schwankungen
im Gewicht zwischen 110 und 150k vorkommen, so
kann der bei der Prüfung gefundene Vorzug des feineren und voluminöseren Cementes in
der Praxis hinfällig werden, in so fern man von demselben, wenn man ihn abmiſst, ein
geringeres Gewicht anwendet als von dem gröberen Cement. Richtige und in Folge
dessen ökonomische Verwendung des Cementes kann nur dann statthaben, wenn man den
Cement dem Gewicht nach zum Mörtel zusetzt. Daſs man mit der Wage an der Baustelle
arbeiten soll, ist selbstredend ausgeschlossen. Das Arbeiten nach Gewicht läſst sich
aber auf ganz einfache Weise erreichen, wenn man die Hectolitergewichte der
gebräuchlichsten übrigen Mörtelmaterialien in Betracht zieht und danach den Zusatz
des Cementes einrichtet.
1hl nasser Sand, wie er gewöhnlich zu
Maurerarbeiten verwendet wird, wiegt durchschnittlich 140k, 1hl Kalkteig
ebenfalls 140k. Nimmt man nun auch das Gewicht von
1hl Cement zu 140k an, dann ist 1 Tonne Cement zu 170k
netto = 121l und 1 Sack zu 60k = 43l. Wenn
man nun für die groſse Praxis annimmt, es sei ein für allemal in jeder Tonne 121l und in jedem Sack 43l Cement hineingemessen worden, und wenn man diesen Volumenverhältnissen
entsprechend bei der Mörtelbereitung Sand hinzumiſst, ohne also den Cement von Neuem
auszumessen, so erspart man also nicht allein beim Cement die Arbeit des Abmessens,
sondern man umgeht auch die damit verbundenen Ungenauigkeiten und erreicht auf diese
Weise, daſs Maſs und Gewicht sich decken.
G. Dyckerhoff bemerkt, daſs alle Cemente, ob fein oder
grob gemahlen, leicht oder scharf gebrannt, ein und dieselbe Mörtelausbeute ergeben,
wenn man nur immer dasselbe Gewicht Cement anwendet, obgleich die Volumen
verschieden sind. Es wäre aus praktischen Gründen zweckmäſsig, den Cement in einer
solchen Packung zu versenden, daſs deren Gewicht zugleich als ein bestimmtes Maſs
angesehen werden kann. Welches Gewicht für 1hl
Cement angenommen wird, ist für die Cementindustrie gleichgültig. Doch wird sich das
Gewicht von 140k am meisten empfehlen.
Das Betoniren mit Cementmörtel unter Wasser. Nach H. Delbrück ist es bekannt, daſs noch häufig genug der
Beton frei ins Wasser geworfen wird und daſs man besonders in früheren Jahren, wo
Doch weniger Erfahrungen vorlagen, oft Vorwürfe bekam, es seien dem Cement fremde Stoffe
beigemischt, die als feiner Schlamm ausgebaggert werden müſsten. Diese
Schlammbildung entsteht nicht nur durch eine Entmischung des Betons, sondern
namentlich dadurch, daſs die feineren Cementtheile langsamer im Wasser zu Boden
sinken als die übrigen Bestandtheile des Betons und zwar in Folge des gröſseren
Reibungswiderstandes und um so langsamer, je feiner der Cement gemahlen ist. Alsdann
lagern unten grobe Steine, darüber der grobe Sand, dann der feine Sand, dann der
grobe Cement und schlieſslich der feine Cement. Diese grobe Art des Betonirens wird
wohl selten jetzt noch in groſsem Maſsstabe angewendet; man schüttet jetzt in Kästen
und in neuester Zeit durch Röhren. Oft genug sind aber alle diese
Vorsichtsmaſsregeln noch nicht genügend, weil sie diese verschiedene Ablagerung
nicht verhindern und weil der Cement, wenn er im Uebermaſs mit dem Wasser in
Berührung kommt, seine Bindekraft völlig verliert. Diesen Versuch kann man machen,
wenn man selbst schweren gebrannten Cement in einem Becherglas mit viel Wasser
schüttelt. Die Bindekraft ist völlig verloren, das Pulver hat selbst nach ½ Jahr
keinen Zusammenhang. Beim Beton findet wohl eine gewisse Erhärtung statt, weil die
oberen Lagen die unteren zusammendrücken, aber immer nur sehr unvollkommen. Um nun
zu zeigen, eine wie hohe Entwerthung des Baumaterials bei unvorsichtigem Betoniren
stattfinden kann, wurde eine Reihe Versuche in kleinem Maſsstabe gemacht. Die erste
Probe aus 1 Th. Cement und 3 Th. Sand, in einem Glase geschüttelt und absetzen
gelassen, zeigte nach 2 Monaten eine auſserordentlich geringe Erhärtung. Eine andere
Probe von einem Mörtel, welcher lose ins Wasser geschüttet wurde und durch 30cm Fallhöhe sich langsam ablagerte, hatte eine so
geringe Festigkeit bekommen, daſs es nicht möglich war, sie unversehrt
fortzuschaffen. Es wurde versucht, ob es nicht möglich sei, das Uebel dadurch zu
vermindern, daſs man den ausgegossenen Mörtel stampfte; die Erhärtung war aber
ebenfalls eine ganz mangelhafte. Auch die mit einem Klappenkasten ausgeschüttete
Probe zeigte eine ungenügende Erhärtung. Die Proben mit fein gemahlenem Cement sind
noch etwas besser ausgefallen als mit gröber gemahlenem. Bei der Verwendung eines
schnell bindenden Cementes von einer Bindezeit von 1 Stunde hat sich ganz gegen
Erwarten das allerschlechteste Resultat ergeben. Wenn man dicke Lagen von Cement
über einander hat, die nach der Seite nicht ausweichen können und dann Druck
bekommen, so wird vielleicht die Festigkeit nach Jahren ziemlich groſs werden; aber
in der That findet doch eine kolossale Verschwendung an Baumaterial statt. Es sollte
daher aufs Aengstlichste vermieden werden, Beton frei durchs Wasser zu werfen; man
sollte, wenn irgend möglich, die Baugrube trocken legen, und, wenn dies nicht
angänglich, wenigstens durch Röhren, die auf den Grund gestellt werden, den Beton
einführen. Auch die
Betonirung mit Hilfe von Säcken, welche auf einander gepackt durch einen Taucher
geordnet wurden, hat ihre Uebelstände.
Büsing hat Gelegenheit gehabt, sehr groſse Betonirungen
auszuführen, und kann versichern, daſs gegen die Trockenbetonirung eine groſse
Abneigung herrscht. Bei den Docksbauten in Wilhelmshafen hat eine Trockenbetonirung
stattgefunden, dabei ist der Boden in einem Dock gebrochen. Die Schäden hat man
nachher auf die Trockenbetonirung geschoben und wahrscheinlich ist jener Umstand
auch die Veranlassung gewesen, daſs in Kiel, wo man recht gut mit geringeren Kosten
dieselbe hätte ausführen können, doch die nasse Betonirung vorgeschrieben wurde. Die
Betonirung in Kiel ist ausgezeichnet ausgefallen, die Trichter waren auf Wagen
gestellt, die Ausschüttung geschah mit sehr geringem Fall. Bei den meisten Arbeiten
wendet man Eimer an und dieses Verfahren gilt unter Bautechnikern als ein recht
gutes. Beim Schleusenbau in Wilhelmshafen ist mit Eimern betonirt worden. Die Arbeit
ist aber so schlecht ausgefallen, daſs, als man anfangen wollte zu mauern, gar kein
Mörtel zu finden war. Delbrück hat gehört, daſs gerade
beim Kieler Dock eine ganz kolossale Masse von nicht vollständig erhärtetem Schlamm
ausgepumpt worden ist. Das ist doch weiter nichts als Cement gewesen und dieser
ausgeschiedene Cement ist dem Mörtel entzogen. Dyckerhoff bestätigt ebenfalls, daſs nasse Betonirung vielfach vorgezogen
wird, weil sie in vielen Fällen auch billiger auszuführen ist als das
Spundwandschlagen und das Trockenhalten der Baugrube, wobei noch die Gefahr des
andringenden Quellwassers zu gewärtigen ist. Die Uferbauten in Mainz sind mit Röhren
ausgeführt, welche auf Schlitten hin und her fuhren und so Kasten um Kasten füllten.
Die Betonirung hat sich ausgezeichnet bewährt.
Prüſsing ist der Meinung, daſs Beton nicht ganz frisch
verarbeitet werden sollte; man muſs immer langsam bindenden Cement wählen und ihm
Zeit lassen, etwas anzuziehen. Nach A. Bernoully
scheinen in der groſsen Praxis sich die Verhältnisse doch anders zu gestalten wie
bei den kleinen Proben; denn sonst wären doch so groſsartige Bauten mit Beton nicht
ausgeführt, wie sie thatsächlich bestehen. Er hat Schleusensohlen gesehen, welche
ganz vorzüglich hart und wasserdicht waren; diese wären doch eine einfache
Unmöglichkeit, wenn die Versuche von Delbrück den
Vorgängen im Groſsen entsprächen. Nach G. Dyckerhoff
hat man in England eine Betonirungsmethode angewendet, welche darin besteht, daſs
groſse Kasten mit Säcken oben zugenäht wurden. Er wollte bei Uferbauten ähnlich
verfahren, der Inhalt der 60k-Säcke war aber
selbst nach 3 Monaten unter Wasser nicht erhärtet. Durch Liegenlassen an der Luft
erhärtete die Masse nachher vollständig. Es ist dies nicht anders zu erklären, als
daſs der Cement und Sand im Wasser förmlich suspendirt blieben.