Titel: | Ueber die Ausnutzung der Brennstoffe in Locomotiven; von Ferd. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 449 |
Download: | XML |
Ueber die Ausnutzung der Brennstoffe in
Locomotiven; von Ferd. Fischer.
F. Fischer, über die Ausnutzung der Brennstoffe in
Locomotiven.
Ebelmen und SauvageAnnales des Mines, 1853 S. 77. fanden
in den Feuergasen von Personenzugsmaschinen 12,42 bis 18,49 Proc. Kohlensäure und
bis 2 Proc. Kohlenoxyd; wurde bei Güterzügen die Kokesschicht erhöht, so stieg der
Kohlenoxydgehalt auf 7,58 Proc. MarsillyBulletin de la Société industrielle d'Amiens,
1862 S. 57. entnahm den Locomotiven die Gase mittels luftleer
gemachter Kupfercylinder von 10l Inhalt. Er fand
einen durchschnittlichen Luftüberschuſs von 7,7 Proc; Kohlenoxyd trat auf, sobald
der Zug schwächer wurde. OrsatOrsat: Note sur l'analyse industrielle des gas,
(Paris 1876) S. 17. fand in den durch ein Kupferrohr angesaugten
Gasen im Mittel:
Kohlen-säure
Kohlen-oxyd
Sauer-stoff
Maschine mit Briquettes aus Fettkohle gefeuert
12,46
4,75
3,46
Schnellzugmaschine mit Stückkohle gefeuert
14,26
2,26
2,24
Desgleichen mit weitem Rost
13,63
0,46
4,83
Güterzuglocomotive, fette Förderkohle.
11,61
0,32
7,36
Die Temperatur der abziehenden Gase wurde nicht bestimmt.
Neuere und genauere Versuche liegen nicht vor.
Im März und April d. J. hatte ich – mit gütiger Erlaubniſs der Königl.
Eisenbahndirection und gef. Unterstützung des Hrn. Ingenieur Heuer – mehrfach Gelegenheit, die Gase einer Personenzuglocomotive auf der
Strecke Hannover-Bremen während der Fahrt zu untersuchen. Um eine möglichst gute
Durchschnittsprobe zu erhalten, wurden die Gase zwischen der Platte, welche über den
Feuerröhren angebracht ist, und der höher liegenden Dampfausströmung abgesaugt, dann
durch einen engen Gummischlauch nach dem GasapparatVgl. Wagner's Jahresbericht, 1880 S. * 231. geführt, welcher in dem
hinter dem Tender laufenden sogen. Apparatwagen aufgestellt war. In den meisten
Proben wurden sofort Kohlensäure und Sauerstoff bestimmt, die mit einem † versehenen
aber eingeschmolzen (vgl. 1880 237 * 388) und im
Laboratorium über Quecksilber mit dem früher (1880 237 *
392) beschriebenen Apparate untersucht.
Die beim Zug Nr. 54 am 31. März d. J. erhaltenen Resultate sind in folgender Tabelle
zusammengestellt. Gefeuert wurde mit Stückkohle des Hörder Vereines. Hierbei wurde
die Temperatur mittels eines genau eingestellten Graphitthermometers von Steinle und Hartung bestimmt, welches ebenfalls unter
der Dampfausströmung eingesetzt war, um so von dem Apparatwagen aus auch während der
Fahrt die Wärme der abziehenden Rauchgase ablesen zu können, ohne daſs der
ausströmende Dampf auf das Thermometer einwirken konnte.
Zeit
Kohlensäure
Kohlenoxyd
Kohlen-wasserstoff
Sauerstoff
Temperatur
Bemerkungen
Uhr
Min.
9
5
11,1
–
–
8,8
–
Freie Fahrt.
8
8,2
–
–
11,9
305
†
12
9,36
0
0
10,08
–
18
9,5
–
–
9,8
–
25
12,0
–
–
7,5
310
†
28
17,50
0,84
Spur
1,04
–
Regulator u. Aschenklappe geschlossen.
34
17,6
–
–
0,8
280
Stillstand, Bahnhof Wunstorf.
42
5,9
–
–
14,3
324
Freie Fahrt, Thür etwas geöffnet.
†
48
12,08
8,42
0,84
0,90
–
Bahnhof Neustadt.
54
3,4
–
–
16,9
330
Freie Fahrt, Thür geöffnet.
10
–
12,8
–
–
6,1
300
Regulator geschlossen.
4
12,9
–
–
6,6
280
Bahnhof Hagen.
10
7,9
–
–
12,3
305
Freie Fahrt.
12
–
–
–
–
260
Abfahrt aus Linsburg.
17
9,8
–
–
10,2
300
Freie Fahrt, vordere Aschenklappe ge-
39
9,2
–
–
9,9
305
[schlossen.
†
44
16,74
1,68
0
0,62
290
Stillstand, Bahnhof Rohrsen.
46
8,5
–
–
11,3
300
Freie Fahrt.
51
13,4
–
–
6,0
355
57
7,5
–
–
12,5
290
Abfahrt aus Eistrup.
11
3
8,8
–
–
10,8
350
Freie Fahrt.
†
7
16,90
0,96
0
1,12
300
Station Dörverden.
†
14
12,95
0
0
7,60
310
Freie Fahrt, Aschenklappe geschlossen.
34
6,1
–
–
13,9
–
38
12,8
–
–
7,1
–
Stillstand, Station Langwedel.
45
4,4
–
–
15,8
–
Freie Fahrt, Thür geöffnet.
56
11,9
–
–
7,4
–
Abfahrt aus Achim.
12
1
8,8
–
–
10,5
–
Freie Fahrt.
7
10,8
–
–
8,7
–
16
10,9
–
–
8,5
–
1
20
9,4
–
–
10,6
–
Während des Schürens.
27
10,0
–
–
9,5
–
Helles Feuer
31
11,9
–
–
7,5
–
38
12,8
–
–
6,2
–
44
12,9
–
–
6,3
–
Schluſs des Regulators vor Bahnhof Stubben.
50
7,5
–
–
12,4
–
Freie Fahrt.
55
5,5
–
–
14,0
–
2
1
12,5
–
–
6,3
–
Stillstand, Bahnhof Loxstedt.
Sieht man von den Proben ab, welche bei offener Thür (wegen Dampfüberfluſs) genommen
wurden, so enthalten die Rauchgase bei freier Fahrt etwa 12 Proc. Kohlensäure bei einer
Temperatur von 300 bis 350°. Sobald die Maschine stillsteht, steigt in Folge des
geringen Zuges der Kohlensäuregehalt bis 17,5 Proc., der Sauerstoff verschwindet
fast völlig und es tritt etwas Kohlenoxid auf, während die Temperatur bis auf 260°
heruntergeht.
Fast das gleiche Resultat wurde am 26. April erhalten. Bei freier Fahrt schwankte der
Kohlen Säuregehalt von 8,5 bis 13,6 Proc., die Temperatur von 290 bis 350°; beim
Stillstand stieg der Kohlensäuregehalt bis 17,6 Proc., während auf 4 Bahnhöfen
während des Stillstandes der Gehalt an unverbrannten Gasen 2,1 Proc. nicht
überstieg.
Bei der Fahrt am 29. März wurden 45 Proben genommen, die Temperatur wurde aber nicht
bestimmt. Der Kohlensäuregehalt betrug hier bei freier Fahrt im Durchschnitt fast 11
Proc. und stieg beim Stillstand auf 16,8 Proc.
Berücksichtigt man die ungemein schwierigen Verhältnisse des Locomotivbetriebes
gegenüber den eingemauerten Kesseln, so ist obiges Resultat als sehr günstig zu bezeichnen. Gingen doch, wie aus der
Tabelle zu ersehen, bei der Fahrt am 31. März nur 15 bis 20 Procent der Gesammtwärme
durch den Schornstein verloren, während bei stationären Kesseln nicht selten das
doppelte in die Luft gejagt wird.Vgl. F. Fischer: Chemische Technologie der
Brennstoffe, 1880 S.146. Im hohen Grade wünschenswerth
wäre es aber, wenn diese Versuche von den Bahn Verwaltungen in umfassenderer Weise
fortgeführt würden, um so die zur allgemeinen Beurtheilung von Locomotivfeuerungen
erforderlichen Grundlagen zu schaffen.