Titel: | Neuerungen an selbstschliessenden Ventilen. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 10 |
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Neuerungen an selbstschlieſsenden Ventilen.
Patentklasse 85. Mit Abbildungen auf Tafel 2.
Neuerungen an selbstschlieſsenden Ventilen.
Der Zweck der Selbstschluſsventile ist stets, einen möglichst stoſsfreien
selbstthätigen Abschluſs des Wassers ohne Schaden für die Rohrleitung zu
ermöglichen, um so entweder einer Wasservergeudung durch den Consumenten
vorzubeugen, oder um nur eine gewisse Menge Wasser abflieſsen zu lassen, wie dies
letzteres namentlich bei Closetventilen in vielen Fällen vom Hausbesitzer gewünscht wird, da
dieselben nicht nur eine übermäſsige Spülung verhindern, sondern in Vielen
Constructionen auch gleichzeitig das Spülen selbstthätig bewirken.
Bei der Beurtheilung von selbstschlieſsenden Ventilen ist neben der guten und
sicheren Wirkungsweise beim Oeffnen und Schlieſsen als ein sehr wesentlicher Factor
die gröſstmöglichste Einfachheit der Construction zu berücksichtigen. Die erste
Bedingung, das stoſsfreie Oeffnen und Schlieſsen des Ventiles, ist durch
verschiedene Constructionen vollständig erfüllt, welche aber trotzdem, weil sie
nicht einfach genug, nicht zu empfehlen sind. Hingegen zeigen andere Ventile eine
groſse Einfachheit, deren Wirkung dabei durchaus keine sichere und stoſsfreie
ist.
Als Mittel zur Erreichung eines stoſsfreien Schlusses bediente man sich zuerst der
Hebelgewichte und Federn, deren Wirkung zu unterstützen dann der Wasserstrom selbst
zu Hilfe gezogen wurde, bis endlich das Absperren der Ventile allein durch den
Wasserdruck zu erzwingen gelang, während das Oeffnen natürlich, abgesehen von ganz
bestimmten Fällen, immer durch äuſsere mechanische Mittel zu geschehen hat.
Der beim Oeffnen wie Schlieſsen des Ventiles auftretende Wasserstoſs ist nur durch
ein Mittel, wie bei den Niederschraubventilen, zu vermeiden, nämlich durch die ganz
allmähliche Vergröſserung bezieh. Verminderung der Durchströmungsquerschnitte, Die
Art und Weise, in welcher dieses Princip benutzt und ausgeführt wird, ist eine
äuſserst mannigfaltige und sind die verschiedenen Lösungen dieser Aufgabe in der
folgenden Betrachtung neuerer Constructionen von selbstschlieſsenden Ventilen
behandelt.
1) Schluſs durch äuſsere mechanische Mittel.
Die Zahl solcher Ventil- bezieh. Hahnconstructionen, welche den Abschluſs nur durch
Hebelgewichte, Federn, Federn mit Excenter u. dgl. bewirken, ist eine äuſserst
groſse; doch haben die meisten derselben den Fehler eines zu plötzlichen
Abschlusses, in Folge dessen ein Stoſs auftritt. Dies sucht man durch eine
Verbesserung der Ventileinrichtung oder durch die Anbringung besonderer
Vorrichtungen an den Auslaufstellen (Wasserbehälter mit oder ohne Windkessel) zu
vermeiden.
Durch Gewichtshebel: Den selbstthätigen Abschluſs eines
Kükenhahnes will J. Hilgers in
Rheinbrohl (* D. R. P. Kl. 47 Nr.
3169 vom 7. April 1878) durch einen Hebel mit Gegengewicht bewirken. Das
Küken tritt mit seinen beiden Führungsenden über das Hahngehäuse hervor und ist an
denselben ein zweitheiliger, gabelförmiger, mit einem Gewicht belasteter Hebel so
befestigt, daſs ein Hochheben desselben das Küken zum Oeffnen dreht, während beim Loslassen des Hebels
die Schwere des Gewichtes das Küken in die abschlieſsende Stellung zurückbringt. Die
Patentschrift gibt die Mittel an, welche diese Anordnung für Hähne mit schief,
vertical oder horizontal stehenden Küken brauchbar macht; bei verticalen Küken ist
eine verzahnte Scheibe horizontal auf deren oberen Zapfen aufgesetzt und wird diese
durch einen um einen festen Zapfen schwingenden, mit einem Gewichtshebel versehenen
Zahnbogen geöffnet bezieh. selbstthätig geschlossen.
Ebenfalls ein Hebelgewicht benutzt F.
Steinhausen in Mühlhausen i. Th. (* D. R. P. Nr. 8030 vom 15. Juni 1879) bei seinem Hahn. Im
Hahngehäuse liegt in Führungen eine horizontale Stange, deren conisch verbreitetes
Ende den Auslauf zu verschlieſsen vermag; zwischen den Führungen sitzt ein
seitlicher Zapfen an der Stange, welcher von einer Gabel umspannt wird, die fest auf
einer vom Hebelgewicht beeinfluſsten Achse sitzt. Wird der Gewichtshebel gehoben, so
zieht die Gabel die Kegelstange zurück, der Hahn ist geöffnet; läſst man den Hebel
los, so drängt derselbe, von einer auf die Gabel wirkenden Blattfeder unterstützt,
die Kegelstange wieder in ihre abschlieſsende Stellung.
Beide Hähne schlieſsen zu plötzlich, um einen Wasserschlag vermeiden zu können; die
folgenden Constructionen wollen unter Beibehaltung des Gewichtshebels einen
langsameren Abschluſs erzielen, als bei jenen möglich ist.
Das in Fig. 1 Taf. 2 veranschaulichte Absperrventil von G. Teinert in Breslau (Umgewandeltes * D. R. P. Nr. 720 vom 15. Juli 1877)
schlieſst durch einen oben und unten im verticalen Zufluſsrohr gedichteten Kolben
ab, welcher mit der oben aus dem Gehäuse hervorragenden Ventilstange aus einem
Stücke gegossen ist; auf die Stange wirkt das um einen angegossenen Arm schwingende
Gewicht. Um einen langsamen Schluſs des Kolbens unter Einfluſs dieses Gewichtes zu
ermöglichen, ist in den Umfang des Kolbens ein ziemlich steiler Schraubengang
eingearbeitet, in welchen ein im Cylinder befestigter Stift eingreift, so daſs der
Kolben bei seinem Auf- wie Niedergange eine Drehung von etwa 3/7 seines
Umfanges beschreiben muſs, ehe er seine jedesmalige Endige einnimmt. Um diese
Drehung zu ermöglichen, ist die Ventilstange mit der Gewichtstange durch ein
Parallelogramm verbunden. – Es ist noch eine Construction angegeben, bei welcher
statt des Gewichthebels eine Feder gegen den Kolben drückt und diesen zum Abschluſs
bringt, wenn der das Ventil offen haltende Druck aufhört, für Closetanlagen
anscheinend sehr passend.
Dieser jedenfalls gut wirkenden Construction schlieſsen sich Ventile mit Gegenkolben
(Bremskolben) an. Die Construction von H. Stuckmann in
Essen (* D. R. P. Nr. 8845 vom 4.
Juli 1879) ist aus der Patentschrift nicht klar zu entnehmen.
Das Ventil von Holdorff und Brückner in
Wien (* D. R. P. Nr. 4003 vom 19.
Januar 1878) benutzt einen Kolben, welcher, indem er durch Wasser
gebremst wird, den plötzlichen Abschluſs verhindert. In fester Verbindung mit dem
abschlieſsenden Ventil steht, wie aus Fig. 2 Taf.
2 zu ersehen, ein in einem geschlossenen Cylinder befindlicher durchbrochener
Kolben, welcher beim Hochheben des Gewichthebels (Oeffnen) Wasser unter sich treten
läſst, das er beim Abschluſs zwischen sich und der Cylinderwandung nach oben preſst,
da seine Durchbrechungen durch die Gummiplatte verschlossen werden.
In mehreren Constructionen hat P. Hoffmann in
Berlin (* D. R. P. Nr. 4763 vom 17.
Juli 1878) das Princip der Bremsung mittels Wasser benutzt. Es geschieht
dies hier immer dadurch, daſs mit dem Ventil ein Kolben fest verbunden ist, welcher
bei dem durch einen Gewichthebel herbeigeführten Schiuſs des Ventiles vorher
angesaugtes Wasser aus einem Cylinder durch regulirbare Oeffnungen verdrängen muſs.
Bei zwei Constructionen wird das Leitungswasser zur Füllung des Bremscylinders
benutzt, bei einer dritten aber eine in einem besonderen Behälter befindliche
Flüssigkeit (Oel), in welche das mit einem Kugelventil versehene Cylinderende
eintaucht.
Weniger einfach, aber gleich wirksam und vortheilhaft erscheint das in Fig.
3 Taf. 2 skizzirte Ventil von E. Biega in
Breslau (Erl. * D. R. P. Nr. 1389 vom 2. Juli 1877). Sobald das Gewicht in seiner
erhobenen Stellung nicht mehr gehalten wird, wirkt es auf Schluſs, indem es unter
Ueberwindung des Wasserdruckes die Ventilscheibe a
allmählich auf den ringförmigen Sitz niederbewegt und auſserdem noch mit der
cylindrischen Glocke b, welche oberhalb zum Zwecke der
Dichtung mit einem Lederstulpen versehen ist, die Einmündung des horizontalen
Rohransatzes verschlieſst, durch welchen das Druckwasser flieſst.
Bei dem Auslaufventil von J. Valentin in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 127 vom 23. August
1877) wird die Wasserentnahme beim Auslauf n
(Fig. 4 Taf. 2) durch Anheben des um p
drehbaren Gewichthebels f bewirkt. Das im Cylinder b befindliche Wasser wird hierbei durch das Loch a herausgedrängt; zugleich aber schiebt sich die
Lederdichtung d vom Ventilsitz c zurück und es kann das Wasser zuerst um die ziemlich dicht im Ventilsitz
c bewegliche Kolbenstange h und später durch längliche Einkerbungen derselben zum Auslaufe gelangen.
Läſst man das Gewicht los, so schlieſst das Ventil nicht eher wieder ab, bis das
inzwischen aus dem Cylinder b verdrängt gewesene Wasser
durch das Loch a wieder zurück gelangt ist und somit
den langsamen Ueberdruck nach dem Ventilsitz hergestellt hat. Unterdessen haben sich
die Einkerbungen h der Kolbenstange der Reihe nach
geschlossen.
Eine sehr interessante, aber leider etwas umständliche Anordnung
haben A.
Faaſs und Comp. in Frankfurt a. M. (*
D. R. P. Nr. 187 vom 14. August 1877) angegeben.
Bei A (Fig. 5 Taf.
2) tritt das Wasser in den Hahnkörper, bei B tritt es
aus; C ist das Ventil, c
dessen Sitz. Mit dem Ventil ist die biegsame Platte E
verbunden, welche den Hahnkörper in zwei Räume L und
G trennt. Die Ventilstange ist an ihrem oberen Ende
mit einer abdichtenden Gummischeibe M versehen, wodurch
sie beweglich bleibt. Der in einen Schlitz der Ventilstange eingreifende
Gewichthebel D gibt dem Ventil stets das Bestreben,
sich gegen seinen Sitz c zu legen, also zu schlieſsen;
es wird also der Hebel sich in der geöffneten Stellung des Ventiles bemühen, den
Abschluſs herbeizuführen. In Folge dessen hebt sich die Platte E mit; um aber zu vermeiden, daſs unter demselben ein
Vacuum entsteht, ist der Zufluſs des Wassers von L nach
G durch einen engen Kanal g ermöglicht. Es geht aus der Anlage dieses Hahnes hervor, daſs ein Heben
des Diaphragmas E nur in dem Maſse geschehen kann, als
der Durchgang des Wassers durch dieses Kanälchen g
stattfindet und wird deshalb der Abschluſs des Ventiles sehr langsam vor sich gehen.
– Die Erfinder wollen nun aber wohl einen langsamen Abschluſs, aber kein langsames
Oeffnen, welches in derselben verzögerten Weise stattfinden müſste wie der Schluſs,
da das Wasser von G nach L
mittels der Platte E durch das Kanälchen g gedrängt werden müſste. Um ein rascheres Oeffnen zu
erzielen, liegt in der Verschraubung K ein
Kegelventilchen F, welches sich beim Niederdrücken des
Diaphragmas nach oben öffnet und das Wasser von G nach
oben durchflieſsen läſst.
Um ein Festsaugen des Ventiles F zu vermeiden, hat
dasselbe auf seiner Sitzfläche eine ganz feine Nuth erhalten; dieser einfache
Kunstgriff' hat sich oft schon bewährt, so daſs es verwunderlich scheint, ihn nicht
häufiger verwendet zu sehen.
In dem Patent von Th. W. Chapman in
London (* D. R. P. N. 7737 vom 14.
Mai 1879) findet sich folgende für Closets bestimmte Construction (Fig.
6 Taf. 2). Eine Kautschukkugel C bildet das
Ventil. Ihre Stütze D drückt von oben, geht durch den
Deckel K und ist hier mittels eines Querstiftes und
dreier Hängeschienen an das unterhalb des Kopfstückes A
befindliche und durch ein Gewicht N drehbare
Zugexcenter G angeschlossen. Der Hebel M spielt in Schlitzen auf den Stiften Q und R und wird durch
eine Spiralfeder O stets nach links gezogen; die Stange
P führt zum Aufzieher. Wird P gehoben, so geht der Hebel M und mit ihm
die Stütze D und das Gewicht N bis zu einer gewissen Höhe mit; dann schnappt der Hebel M von der Rolle S ab und
wird von dem Gewichte N unter Drehung des Excenters G nach unten gezogen; die Stütze D preſst die Kugel wieder fest und schlieſst ab. Um diesen
Ventilschluſs nicht zu plötzlich geschehen zu lassen, ist auf der Stütze D ein im Cylinder A1 dicht gehender Stulpenkolben eingesetzt und der
Deckel mit einem Lufthahn L versehen. – Dieses
Selbstschluſsventil soll also, wie eine Anzahl später zu betrachtender, blos eine
gewisse Wassermenge durchlaufen lassen und dann absperren. Es wird allerdings dieser
Zweck hier nur unvollkommen erreicht, da das Ventil erst dann absperrt, wenn die
Stange P über die normale Höhe gezogen wird, während
das Ventil fortwährend Wasser durchläſst, wenn der Hebel M innerhalb der höchsten und tiefsten Stellung verbleibt.
Mit Hilfe eines Uhrwerkes sucht A. C. Spanner in
Wien (* D. R. P. Nr. 6152 vom 27.
October 1878) den stoſsfreien Selbstschluſs eines Kükenhahnes zu
bewirken. Das Oeffnen des Hahnes (Fig. 7 Taf.
2) geschieht durch die Kurbel mittels des dargestellten Getriebes; gleichzeitig
hiermit wird aber eine im Gehäuse befindliche Spiralfeder gespannt, welche nach
Loslassen der Kurbel das Getriebe zurückdreht, also auch den Hahn zum Abschluſs
bringt. Von der Wahl des Uebersetzungsverhältnisses des Getriebes wird der spätere
oder frühere Schluſs (auch die Oeffnung) des Hahnes abhängen.
Durch Federn: Der Schluſs geschieht hier entweder durch
Federn allein unter Ueberwindung des Wasserdruckes oder mit Unterstützung desselben.
Den ersten Fall zeigen folgende Constructionen.
A. Boll in Berlin (* D. R. R. Nr. 5135 vom 14. Juni
1878) schlieſst das Ventil durch eine Schraubenfeder ab, welche, vom Wasser durch
ein Gummimembran (vgl. Moris S. 17 d. Bd.)
abgeschlossen, gegen das lose eingesetzte Ventil wirkt. Wird die Feder mittels eines
Daumenhebels in die Höhe gehoben, was nicht leicht sein kann, da die Feder eine
Kraft von 25k auszuüben im Stande sein soll, so
wird der Wasserdruck das Ventil heben.
In einer zweiten Construction benutzt Boll (* D. R. P.
Nr. 2708 vom 12. März 1878) eine doppelt über einander gewundene Spiralfeder n (Fig. 8 Taf.
2), welche unten an dem Gehäuse über der Membran l und
oben an der mit sehr flachem Gewinde versehenen Spindel S befestigt ist. Der Fuſs der letzteren dreht sich in einer Aussparung des
Stückes m. Um das Ventil zu öffnen, dreht man den Knopf
K der Schraubenspindel, so weit es je ein am
Gehäuse und an der Spindel sitzender Ansatz D
gestattet; das Emporsteigen der Schraube hat ein Zusammen winden der Spiralfeder zur
Folge, während der Wasserdruck das Ventil V und das
Stück m hebt. Läſst man den Knopf K los, so soll die Feder durch ihre Spiralkraft im
Stande sein, die Schraube S und somit auch das Ventil
V in ihre frühere Lage zurückzubringen.
Um zu verhüten, daſs das Ventil V fester auf seinem Sitz
niedergeschraubt wird, als es durch die Feder aufgedrückt werden kann, ist der Knopf
K mit Linksgewinde aufgesetzt, so daſs er sich
sofort losdreht, wenn der Versuch gemacht wird, das Ventil fester zu schrauben, –
ein Umstand, welcher gerade hier bei dem bald eintretenden Schlappwerden der
Spiralfeder nicht vortheilhaft wirken kann.
Das Festklemmen der Schraube beim Zurückschnellen der
Spiralfeder, welches hier jedenfalls häufig genug eintreten wird, scheint die
Construction von Oben und Ziegler in
Berlin (* D. R. P. Nr. 3809 vom 19.
April 1878) zu vermeiden. Es ist hier eine Schraube von sehr starker
Steigung mit doppelgängigem Linksgewinde mit einer das Ventil vertretenden
Gummimembran verbunden und im Gehäuse nochmals in einer Platte geführt. Die Mutter
zu dieser Spindel endigt über dem Gehäuse in einem Knopf und wird in gleicher Weise
wie bei Boll durch eine Spiralfeder festgehalten. –
Wegen des kleinen Hebelarmes wird zum Umdrehen des Knopfes eine ungewöhnliche Kraft
bei beiden Constructionen erforderlich werden.
In gleicher Weise wie hier wird eine Spiralfeder zum Zurückdrehen bezieh. zum
Abschluſs eines Niederschraubhahnes gewöhnlicher Construction von H.
Stolpe und M. P. Fuchs in
Posen (* D. R. P. Nr. 13847 vom 4.
September 1880) benutzt. Auf der Spindel des Hahnes sitzt ein kleines
Zahnrad, welches von einem segmentartigen Zahnkranzbügel so beeinfluſst wird, daſs
es den Ausfluſs des Wassers gestattet, wenn die den Bügel in seiner abschlieſsenden
Stellung haltende Spiralfeder zurückgedrängt wird, denselben aber abschlieſst, wenn
durch Loslassen des Bügels die Spiralfeder zur Wirkung gelangt. Eine durch einen
Bogenschlitz im Bügel hindurchgehende Schraube vermag den Bügel in jeder Stellung
festzuklemmen, so daſs also die Selbstschluſswirkung der Feder dann aufhört. – Die
Feder muſs sehr stark sein, wenn sie überhaupt wirken soll.
Die folgenden Constructionen schlieſsen vom Wasserdruck unterstützt das Ventil
ab.
F.
Mechnig in Berlin (* D. R. P. Nr. 6859 vom 4. März 1879) setzt den
röhrenförmigen Hahnkörper c (Fig. 9 Taf.
2) auf das Schraubstück a, welches in die Leitung
eingeschraubt wird; letzterer ist durchbohrt und bildet den Sitz des Ventiles f. Die Ventilstange g
trägt am anderen Ende einen Auslaſskolben h, welcher
derart angeordnet ist, daſs das Wasser neben der Stange g durch die Löcher i in die auſsen in den
Kolben h eingedrehte Nuth p und von da in das Ausfluſsrohr d treten
kann.
Das Ventil wird geöffnet, wenn der Knopf k so weit
zurückgedrückt ist, daſs die Oeffnung des Ausfluſskolbens mit der Oeffnung des
Auslaufstutzens in Verbindung kommt. Das Abfluſsrohr d
enthält eine Schiene o zur Vermeidung der Drehung des Strahles beim Abfluſs.
Hört der Druck am Knopfe auf, so wird die Spiralfeder, unterstützt vom Wasserdruck,
das Ventil schlieſsen. Jedenfalls gehört zum Oeffnen des Ventiles, also zur
Ueberwindung des Wasserdruckes und der Stärke der Spiralfeder, eine ungewöhnliche
Kraft und wird dieser Uebelstand einen sehr plötzlichen Schluſs des Ventiles und
damit einen Wasserschlag herbeiführen.
Bei der Construction von Czihal in
Wien endigt das Ventil nach abwärts in eine Röhre r
(Fig. 10 Taf. 2), nach aufwärts in einen massiven Cylinder und wird das
Ventil durch eine Spiralfeder niedergedrückt, welche an dem oberen cylindrischen
Theil des Ventiles ihre Führung erhält. Die abwärts gehende Ventilröhre r ist unmittelbar unter dem Abschluſssitz ringsherum
einige Mal durchbohrt, so daſs beim Oeffnen des Ventiles das Wasser durch diese
Bohrungen eindringen und durch das Rohr r abflieſsen
kann. Um das Oeffnen des Ventiles leicht geschehen zu lassen, ist das Röhrchen r unten auf eine gewisse Länge schwächer gedreht und
über diesem Theile eine Metallkappe k angebracht,
welche sich gegen den Ansatz p stemmt und an der
cylindrischen Fortsetzung des eingeschraubten Ventilsitzes geführt wird. Es bedarf
deshalb nur eines Aufwärtsdrückens der Kappe h mittels
des Hebels H, welcher durch einen Lappen L mit ihr gelenkig verbunden ist, um das Rohr r und somit auch das Ventil zu heben und zu öffnen.
Läſst man den Hebel H los, so erfolgt der jedenfalls
nicht stoſsfreie Selbstschluſs durch die Wirkung der Feder und des
Wasserdruckes.
Eine umständliche und der Gefahr der Verstopfung ebenso sehr wie die vorige
ausgesetzte Construction hat das Selbstschluſsventil von A.
Baumgärtner in Wien (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 8204 vom 24. Mai 1879), welches sich
dem Tylor'schen anschlieſst. Der Kolben a (Fig. 11
Taf. 2) ist in den eingeschobenen Cylinder b fast
wasserdicht eingeschlossen und wird derselbe bei geschlossenem Ventil durch den
Druck der Wasserleitung auf den Ventilsitz k gepreſst.
Ein Aufwärtsdrücken des Knopfes c öffnet das Ventil und
wird zunächst das kleine, im Kolben a angebrachte
Ventil d gelüftet und dadurch der auf die obere
Kolbenfläche wirkende Ueberdruck theilweise aufgehoben. Der so entlastete Kolben
kann nun leicht im Cylinder b in die Höhe geschoben
werden, wodurch die in der Cylinderwandung schraubenförmig angeordneten Oeffnungen
h nach und nach für den Wasserdurchgang frei
werden.
Der Selbstschluſs geschieht folgendermaſsen: Sobald der Knopf c frei gelassen wird, geht der Stift f durch
den Wasserdruck, sein Eigengewicht und die Spiralfeder m abwärts, so daſs der Kolben a sich selbst
überlassen bleibt. Nun schlieſst sich zunächst das Ventil d und dann sinkt der Kolben unter Einwirkung des Wasserdruckes langsam die Oeffnungen h schlieſsend und den Wasserdruck verringernd, auf den
Ventilsitz nieder. Der langsame Abschluſs ist also möglichst gesichert. (Vgl. die
späteren Constructionen mit Differentialkolben.)
Bei den Constructionen von Quinier
in Paris (Fig. 12 und
Fig. 13 Taf. 2) steht die den Selbstschluſs unterstützende Feder mit
einem Hebel bezieh. Excenter in Verbindung; die Gebrauchs- und Wirkungsweise dieses
Ventiles ist aus den Figuren verständlich.
Bei dem in Fig. 14
Taf. 2 dargestellten Ventile von Moris in London ist
den früheren Constructionen gegenüber eine Verbesserung in der Trennung der
Spiralfeder vom Wasser durch eine Membran zu erblicken.
Das Ventil von Herdevin in Paris (Fig. 15
Taf. 2) besitzt einen doppelten Verschluſs gegen die Leitung; derselbe erfolgt
einmal durch den Ventilboden und dann durch Verdeckung der Durchfluſslöcher für das
Wasser im Ventilkolben.
Die Constructionen von Bouillon, Müller und Comp. in
Paris (Fig. 16 bis
19 Taf. 2) haben in ihren drei ersten Formen die Abdichtung in Form von
Stulpenkolben gleichzeitig als Bremsen gegen zu schnellen Abschluſs des Ventiles
benutzt.
Alle diese Constructionen, bei welchen der Abschluſs durch Feder und Wasserdruck
zusammen erfolgt, leiden an einem zu plötzlichen Abschluſs des Ventiles; der
auftretende Wasserschlag ist zu stark. Um diesen Uebelstand zu umgehen, sind die
verschiedensten Vorschläge gemacht, die einestheils einen Windkessel oder einen
windkesselartigen Rohransatz an die betreffende Stelle der Leitung benutzen (vgl.
Ziehbold 1881 241 *
337), anderentheils den Druck an den einzelnen Auslaufstellen so vermindern wollen,
daſs die Stoſswirkung vernichtet wird. Letztere Anordnungen zeigen groſse Vortheile,
wenn auch die Anwendung von Windkesseln vielfach gerühmt und namentlich als
einfacher oft vorgezogen wird.
Die wesentlichsten Merkmale einer solchen Druck Verminderungsvorrichtung zeigt die in
Fig. 20 Taf. 2 dargestellte Construction von F.
Hermann in Paris. In jedem Stockwerke wird an der Abzweigung e aus dem Steigrohr c
unmittelbar an der Decke ein kleiner Vertheilungskasten b mit einem Schwimmer a angebracht, aus
welchem dann das Wasser für die einzelnen Hähne in dem betreffenden Stockwerk
entnommen wird. Diese Vertheilungskästen haben gewöhnlich nur einen Durchmesser von
25cm bei einer Höhe von 15cm, um die Mängel der Reservoir Versorgungen,
deren Princip hier angewendet ist, gröſstentheils zu beseitigen. Zweck der
Anbringung solcher Kästen ist nicht, eine Ausgleichung des Wasserverbrauches zu
erzielen, sondern die stoſsweise Bewegung der Selbstschluſsventile durch den
Schwimmerhahn in eine allmähliche zu übertragen.
Das Wasser steht im Kasten b unter atmosphärischem
Druck, so daſs der Druck,
mit welchem das Wasser aus den Ventilen flieſst, nur der geringen Höhe vom Hahne bis
zum Wasserspiegel im Vertheilungskasten entspricht. Wird das Selbstschluſsventil
geöffnet, so entleert sich der Vertheilungskasten, der Schwimmer a des Hahnes e sinkt und
öffnet den Zufluſs aus der Hauptleitung c, welcher
unter dem Druck der Hauptleitung erfolgt. Bei einem weiteren Sinken des Schwimmers
a reicht der Zulauf aus der Hauptleitung für
mehrere gleichzeitig geöffnete Selbstschluſsventile aus. Wenn die Wasserentnahme aus
dem Kasten aufhört, so steigt das Wasser im Kasten allmählich so weit, bis es durch
den Schwimmer a den Abschluſs des Hahnes e erzwingt.
Das Ventil von Broquin und Lainé in
Paris benutzt das bereits oben erwähnte Princip der Druckverminderung in der Art,
daſs der Wasserdruck neben einer Feder einmal den Schluſs des Ventiles bewirkt
bezieh. unterstützt, dann aber dem zu plötzlichen Schluſs durch Bremsung sich
hemmend entgegenstellt. Das Ventil wird durch einen Druck auf den Knopf A (Fig. 21
Taf. 2) geöffnet; der Druck muſs aber ein ziemlich kräftiger sein, um den Gegendruck
der Feder und des Wassers zu überwinden. Die Spindel B
schiebt hierbei das Ventil C und den Kolben D im Cylinder E zurück und
es tritt während dieser Bewegung durch eine kleine Oeffnung G desselben Wasser in den Cylinder ein. Die Oeffnung des Ventiles kann
deshalb nur verhältniſsmäſsig langsam erzwungen werden. Hört der Druck auf, so
schlieſst die Feder das Ventil C langsam, indem sie an
der plötzlichen Ausführung durch das zwischen Kolben D
und Cylinderdeckel angesammelte Wasser verhindert wird, welches nur allmählich durch
die feine Oeffnung G entweichen kann.
Im Allgemeinen schlieſst sich demselben Princip die Construction von Z. Ritter
von Wessely in Prag (* D. R. P. Nr. 4762 vom 19. Juni 1878) an. Dieselbe will
neben der Vermeidung des Wasserstoſses die Dauer der Schlieſsung beliebig reguliren.
Durch einen Druck auf den Knopf der Kolbenstange F
(Fig. 22 Taf. 2) wird das Ventil D geöffnet
und es flieſst während dieser Bewegung Wasser um den Stulpen G sowie durch den kleinen Kanal a in die
abgedichtete, hinter dem Kolben E befindliche Kammer.
Wird die Kolbenstange entlastet, so bewegt sich der durch die Spiralfeder L sowie den auf den Abschluſskegel wirkenden
Wasserdruck aufgetriebene Stulpen wieder zurück, welch letzterer sich nun gegen die
Innenseite des Ventilgehäuses anschmiegt und kein Wasser durchläſst, so daſs dieses
gezwungen wird, seinen Ausgang bei a zu suchen. Die
Verdrängung des Wassers, wie auch die Zeitdauer der Aufwärtsbewegung des
Lederstulpens kann nun nach Maſsgabe des durch die Schraube N gestellten Querschnittes beliebig regulirt werden. – Auch hier muſs der
Oeffnungsdruck ein groſser sein.
(Fortsetzung folgt.)