Titel: | Neuerungen in der Gespinnstfabrikation; von Hugo Fischer. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 26 |
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Neuerungen in der Gespinnstfabrikation; von Hugo
Fischer.
Mit Abbildungen. (Patentklasse 76. Fortsetzung des
Berichtes S. 23 Bd. 239.)
H. Fischer, über Neuerungen in der
Gespinnstfabrikation.
II. Umordnung der Gespinnstfasern: 3) Strecken. (Tafel 4.)
Durch Patente geschützte Neuerungen der Maschinen zum Strecken und Dupliren der von
der Krempel, Hechel- oder Kämmmaschine kommenden Faserbänder sind nur wenige
vorhanden. Einzelne derselben können als beachtenswerth bezeichnet werden, da sie
voraussichtlich theils die Streckarbeit zu einer vollkommeneren, die Bänder
schonenden gestalten, theils die Bedienung der Streckmaschine erleichtern, oder
zweckmäſsige Constructionseinzelheiten betreffen.
In erster Linie ist hier zu nennen das Streckwerk für Faserstoffe von Paul Heilmann-Ducommun, in Firma Heilmann-Ducommun und Steinlen in Mülhausen (Erl. * D.
R. P. Nr. 4478 vom 7. August 1878). Dasselbe ist bestimmt, die von der Kämmmaschine
kommenden Faserbänder durch Ausziehen auf eine höhere Feinheitsnummer zu bringen,
bezieh. die für die Behandlung auf der Kämmmaschine bestimmten Fasern vorläufig zu
entwirren und parallel anzuordnen und hierdurch die Kämmarbeit zu erleichtern. Von
den bisher für diesen Zweck benutzten Maschinen unterscheidet sich die vorliegende
dadurch günstig, daſs, wie Fig. 1 Taf.
4 zeigt, das Ausziehen der Fasern aus den Nadeln der sie herbeiführenden Kammwalze
a nicht durch periodisch wirkende Zangen, sondern
durch stetig umlaufende Walzen b und c
geschieht. Die
Durchmesser dieser Walzen sind so klein, daſs die Berührungslinie dicht an den
Umfang der langsam rotirenden Kammwalze herantritt. Zwei kräftige Walzen d und e schützen die
Abzugswalzen gegen Durchbiegen und übertragen die durch die Hebel f, g übersetzte Belastung G auf dieselben. Die Entlastung der Walzen wird durch Anheben des Hebels
g mittels des Excenters h bewirkt. Der Verzug ist ungefähr 5 fach.
John Good in Brooklyn, New-York (Erl. * D. R. P. Nr.
3329 vom 23. October 1877) ersetzt die oberen Riffel walzen der Streckwerke für
langfaserige Materialien (Hanf, Flachs u. dgl.) durch endlose Ketten D (Fig. 2 Taf.
4), welche durch Rollen l und n so geleitet sind, daſs sie etwa ⅓ des Umfanges der unteren Riffelwalze
E berühren. Schwache cylindrische Stäbe f, welche in vorspringenden gezahnten Endscheiben der
Walze befestigt sind und parallel zur Walzenachse liegen, bilden die Walzenzähne.
Gleiche Stäbe e verbinden die von den Zähnen der
genannten Endscheiben geführten Laschenketten und legen sich an dem von der Kette
berührten Bogen der Walze zwischen die Stäbe der letzteren ein. Die cylindrische
Gestalt der Stäbe und der in Folge der sicheren Kettenführung durch die Zahnscheiben
stets gleich groſse Abstand je zweier Nachbarstäbe trägt zur Schonung der Fasern
wesentlich bei; der groſse von den Ketten umspannte Walzenbogen ergibt gröſsere
Sicherheit im Festhalten der Fasern bei der Streckung als das bisher übliche
Riffelwalzenpaar, welches sich nur auf einem kleinen Umfangstheil berührte. Die
Lawson'sche Anlegemaschine für Manillahanf auf der Pariser Weltausstellung 1878 war
mit einem solchen Streckwerk versehen (vgl. 1878 229 *
205).
Wahrscheinlich zur Herbeiführung einer gleichmäſsigeren Abnutzung der Streckcylinder
an Baumwollstreckmaschinen will Cam. Weber in Gebweiler
i. E. (Erl. * D. R. P. Nr. 9103 vom 21. September 1879) die Bänder nicht dauernd an
einer Stelle zwischen die Cylinder führen, sondern ordnet die schon gebräuchlichen
kleinen Fühlhebel, welche zur Zuleitung des Faserbandes dienen und bei dem Bruch
desselben durch Arretirung einer schwingenden Welle die Abstellung der Strecke
verursachen, auf einem Rahmen an, welcher parallel zu den Streck walzen
wiederkehrend verschoben wird.
Bezüglich der Construction der Streckcylinder selbst suchen Heilmann-Ducommun und
Steinlen in Mülhausen (* D. R. P. Nr. 13006 vom 29. August 1880) eine bessere und
solidere Verbindung der Nachbarcylinder zweier Streckköpfe dadurch zu erreichen,
daſs sie die allgemein üblichen vierkantigen Kupplungszapfen durch solche von
schlank kegelförmiger Form ersetzen. Diese passen genau in analoge Ausbohrungen des
Nachbarcylinders und werden darin durch Schraubengewinde, das dem Zapfenende
aufgeschnitten ist, gehalten.
Für Streckwerke, aber auch für andere Spinnereimaschinen
empfehlenswerth dürfte die Einrichtung der Drehtöpfe von Emanuel
Blocher in Neue Welt bei Basel (* D. R. P. Nr. 11790 vom 24. März 1880) sein. Dieselbe zielt
durch selbstthätigen Ersatz des gefüllten Topfes durch einen leeren, auf Ersparung
an Arbeitskräften, Vergröſserung der Production und Verhütung von Materialverlust
hin. Die Aufgabe ist in hübscher, sinnreicher Weise dadurch gelöst, daſs zwei oder
mehr Drehtöpfe a (Fig. 3 Taf.
4) auf einer gemeinsamen Grundplatte b aufgestellt
sind, welche sich um einen feststehenden verticalen Zapfen c drehen kann. Während der Füllung eines Topfes ist diese Platte durch
eine Sperrung d1, d2 festgehalten und
wird am Schluſs der Füllung durch Auslösen dieser Sperrung um so viel weiter
gedreht, daſs der benachbarte leere Topf an die Stelle des gefüllten tritt. Die Zeit
der Füllung wird durch ein Zählwerk e bis i bestimmt, welches den die Sperrung lösenden Flügel
k in langsame Rotation versetzt und hierbei
gleichzeitig eine die Achse c umgebende Schraubenfeder
l zusammenzieht, also anspannt. Diese Feder ist mit
der Achse einerseits, mit der die Töpfe tragenden Grundplatte andererseits verbunden
und liefert durch Entlastung die bewegende Kraft zur Drehung dieser. Die Zähne der
zwei Klinken d1, d2 sind, gegen den am
Fuſsboden festen Anschlag m versetzt. Nach Auslösung
der Klinke d1 durch
Flügel k hemmt die zweite Klinke d2 die Grundplatte b so lange, bis auch sie durch Weiterdrehung von k ausgelöst wird. Bei Ankunft des leeren Topfes an der
Ausgabestelle des Streckwerkes hemmt Klinke d1 die Bewegung der Grundplatte durch Stützung gegen
einen zweiten festen Anschlag n; die Klinke d2 ruht hierbei noch
auf dem Flügel k. Das Abreiſsen des Bandes bei dem
Topfwechsel bewirken kurze gebogene Drahtstifte am oberen Topfrande.
III) Verspinnen der Faserstoffe. (Tafel 4 und 11.)
Vor- und Feinspinnmaschinen, Es ist naturgemäſs, daſs
die bedeutenden Erfolge, welche in neuerer Zeit die Einführung der Ringspindel in
der Garnerzeugung errungen, immer weitere Anregung geben, die Spinnmaschine mit
fortdauernder Drahtgebung mehr und mehr auszubilden und zu vervollkommnen und sie so
auch für die Erzeugung von Gespinnsten hoher Feinheitsnummern und geringer Drehung,
wie solche bisher nur die Mulemaschine in der erforderlichen Qualität zu liefern
vermochte, geeignet zu machen. Es ist dieses Streben um so mehr gerechtfertigt, als
die aus der alten Watermaschine hervorgegangene Ringspinnmaschine die Mulemaschine
durch Einfachheit der Construction und Gröſse der Leistungsfähigkeit weit überragt.
Dem gegenüber suchen die Anhänger des Spinnverfahrens mit periodischer Drahtgebung,
das in der Mulemaschine seinen Vertreter hat, diese Maschine durch Vereinfachung und
Umordnung der Bewegungsmechanismen zu vervollkommnen, sowie die qualitative Leistung
derselben durch zweckdienliche Einrichtungen für die Erlangung einer höchsten
Gleichförmigkeit in der Drahtgebung des Gespinnstes zu erhöhen und hierdurch der
Ringspinnmaschine den Wettkampf möglichst zu erschweren. Beide Bestrebungen kommen
auch in den vorliegenden Patenten zum Ausdruck und nach allen Erfahrungen scheinen
diejenigen der ersten Richtung die meiste Aussicht auf Erfolg für sich zu haben,
namentlich seitdem theoretische Untersuchungen und praktische Versuche auf den
richtigen Weg zur Herstellung eines in allen seinen Theilen möglichst gleichförmigen
Gespinnstes zu lenken bemüht sind. Vollkommene Gleichförmigkeit in der
Drahtvertheilung dürfte allerdings auch hier wohl ebenso wenig zu erreichen sein wie
auf der MulemaschineVgl. Hartig: Versuche über Leistung und
Arbeitsverbrauch der in der Kammgarnfabrikation angewendeten
Maschinen im Civilingenieur, 1881 Bd.
27 S. 83. , da diese nicht nur von der Construction der Werkzeuge
und Bewegungsmechanismen, sondern auch von der Beschaffenheit des den Spindeln
zugeführten Vorgespinnstes, namentlich von der Faserzahl in den einzelnen
Querschnitten des Vorgespinnstfadens abhängt.
a) Continuirlich spinnende
Maschinen. Durch die genannten drei Punkte: gleiche Anhäufung von Fasern in
allen Querschnitten des Fadens, Construction der Werkzeuge und der
Bewegungsmechanismen sind zugleich die drei Richtungen bezeichnet, denen alle durch
die Patentschriften wiedergegebenen Erfindungen dieser Gruppe folgen. Die Bildung
eines gleichmäſsigen Vorgespinnstes durch Streckung und gleichzeitig erfolgende
schwache Drehung, welche mit den älteren Werkzeugen der Röhrchenmaschine nicht in
dem erwünschten Maſse gelingen wollte, hat zur Abänderung der Gestalt des Draht
gebenden Werkzeuges, des Röhrchens, geführt, wodurch diesem zugleich in gewissem
Maſse die Verrichtung der Streck arbeit selbst übertragen worden ist. Den Einfluſs
der vorliegenden Constructionen auf die Güte der Arbeitsleistung direct zu erkennen,
ist schwer; es kann hier nur der Versuch entscheidend sein.
Der auf dem Gebiete des Streichgarn-Spinnmaschinenbaues bekannte Constructeur Cölestin
Martin in Verviers (* D. R. P. Nr. 2089 und 2090 vom 4. bezieh. 6. November 1877 und
erl. * Nr. 2302 vom 9. December 1877) gibt dem Draht gebenden Röhrchen
die durch Fig. 4 Taf.
4 in Vorder- und Seitenansicht wiedergegebene Form. Die Achse des cylindrischen
Röhrchens fällt nicht mit derjenigen des zugeführten Fadens zusammen. Der Faden
tritt durch den Wandausschnitt a in das Innere des
Rohres ein und gelangt nach Umschlingung des Stäbchens b zwischen die Abzugwalzen c. Der Schlitz d dient zur leichteren Einführung des Fadens in den
Wandausschnitt. Durch Rotation des Röhrchens um seine geometrische Achse wird dem Faden falscher Draht
ertheilt. Hierbei legt sich der Faden während eines Theiles einer Umdrehung um den
Röhrchenkopf, wie dies für drei Stellungen die Figur zeigt, und gleitet dann
plötzlich über denselben ab. Durch die schnelle Rotation werden in Folge dessen
rasch auf einander folgende kleine Stöſse auf den Faden übertragen, welche
namentlich auf die stärkeren Theile des zwischen den Zuführ- und Abzugwalzen
ausgespannten Fadens streckend wirken, da sich die Drehungen vorzugsweise auf die
Stellen der geringsten Materialanhäufung werfen. Dem neueren Patent zu Folge
empfiehlt es sich, einen Randtheil des Wandausschnittes a zu verzahnen, um den abfallenden Faden in den Zahnlücken zu fangen und
die Stoſswirkung von dem den Abzugwalzen nächstliegenden Fadenstück abzuhalten. Den
mit diesen Röhrchen ausgerüsteten Maschinen sind noch die schon bekannten
Spannungsregulatoren (vgl. 1873 208 * 414) beigegeben, um
die Drahtgebung zeitweise nur auf bestimmte Fadenstrecken zu vertheilen.
Dieses Werkzeug wurde von Aug. Vimont in
Vire, Calvados (* D. R. P. Nr. 7945
vom 1. December 1878) dadurch verbessert, daſs die Regulirung des Drahtes
nach Maſsgabe des Fadendurchmessers selbstthätig erfolgt und zwar derart, daſs den
anfänglichen Festigkeitsverhältnissen entsprechend ein schwacher, also weniger
fester Faden stärkeren Draht als ein dicker Faden erhält. Die Zahl der Drehungen
hängt bekanntlich ab von der Umlaufszahl des Röhrchens und wächst mit dieser. Vimont benutzt den Faden selbst als das zur Bremsung
des Röhrchens dienende Werkzeug, indem er, wie Fig. 5 Taf.
4 zeigt, die Antriebrolle a nicht starr mit dem
Röhrchen b verbindet. Die Reibung des Fadens an der
inneren Rohrwand, deren Gröſse durch die Fadendicke oder die Pressung zwischen Wand
und Fasermaterial bedingt ist, wirkt verzögernd auf das Rohr b, so daſs bei gewissen Beträgen derselben Gleitung zwischen dem Rohr und
der mit constanter Geschwindigkeit umlaufenden Antriebrolle a stattfindet. Auch hier geben die Fadenstellungen 1 bis 4 die Aufwicklung des Fadens auf den
Röhrchenkopf, die Lage 5 den plötzlich abgeschlagenen
Faden an. Der Zeitpunkt des Abschlagens ist abhängig von dem Neigungswinkel zwischen
zugeführtem Faden und Rohrachse und dem Reibungscoefficienten zwischen Faser und
Rohrmaterial, c sind die Abzugwalzen des gestreckten
Fadens; die Speise walzen sind durch die Nadelwalze d
ersetzt, welche sich mit einer dem gewünschten Verzug entsprechenden kleineren
Umfangsgeschwindigkeit wie die Abzugwalzen dreht.
Will.
Whiteley, J. B. Whiteley und Ch. H.
Whiteley in Lockwood bei Huddersfield, England (* D. R. P. Nr. 7868 vom 9. April 1879) übertragen durch ihre
Erfindung die bei der Mulespinnmaschine gebräuchliche periodische Streckung des
Fadens auf die continuirliche Spinnmaschine in der Absicht, auf letzterer Maschine
gütevolleres Arbeitsproduct zu erzeugen. Die Ertheilung falschen Drahtes während des
Streckprocesses besorgt hierbei ein Röhrchen von der in Fig. 6 und
7 Taf. 4 gezeichneten Construction, dessen Haupteigenthümlichkeit in der
Veränderbarkeit der Neigung zwischen Faden und Röhrchenachse besteht. Für diesen
Zweck ist das Lager a des Röhrchens b um die horizontale Achse c drehbar; zur Einstellung dient Zahnbogen d
und Zahnstange e, welche durch Hubscheiben verschoben
wird. Die Röhrchenachse fällt nicht mit der Drehachse desselben zusammen; letztere
ist durch den über den Röhrchenkörper beiderseitig hervorragenden Stift f gekennzeichnet. Röhrchen und Zuführwalzen g befinden sich auf je einem Wagen. Jeder derselben
trägt eine Zahnstange und diese steht mit einem gemeinsamen Zahntrieb so in
Eingriff, daſs die Eingriffspunkte sich diametral gegenüber liegen. Die Drehung des
Rades hat demnach die gegenseitige Annäherung oder Entfernung der beiden Wagen zur
Folge. Im Beginn des Voneinandergehens der Wagen geben die Streckwalzen g neuen Faden vor; das Röhrchen besitzt die Lage Fig.
7 und ertheilt dem Faden falschen Draht während der zwischen ihm und den
Walzen g erfolgenden Streckung. Der bereits gestreckte
Faden unterhalb des Röhrchens wird von der Feinspindel gedreht und nach Maſsgabe des
Vorrückens des Röhrchens aufgewunden. Am Ende der Walzen- und Röhrchenverschiebung
nimmt das letztere die Lage Fig. 6 an,
der Faden geht frei durch dasselbe hindurch und wird von der Spindel gedreht und
aufgewunden, während sich die streckenden Werkzeuge wieder nähern; die Streckwalzen
geben hierbei keinen Faden vor.
Eine eigenthümliche Röhrenconstruction, die aus Fig. 8 Taf.
4 ersichtlich sein wird, gibt ferner Louis V. R. Ferouelle
in Paris (* D. R. P. Nr. 12495 vom 21.
Juli 1880) an, ohne den besonderen Werth der Erfindung zu
charakterisiren. Dieselbe dürfte wohl auch gegenüber anderen Constructionen kaum
einen solchen aufzuweisen haben.
An letzter Stelle ist noch einer eigentümlichen
Zangenconstruction für die Streckwerke mit falscher Drahtgebung von H.
Grothe in Berlin (* D. R. P. Nr. 7974 vom 30. Mai 1879) zu gedenken. Zwischen
den Zuführwalzen k, l (Fig. 9 Taf.
4), und den Abzugwalzen m, n ist ein wandelndes
Zangenpaar ag und bh angeordnet, dessen Laufgeschwindigkeit gleich der
Umfangsgeschwindigkeit der Abzugwalzen und, dem Verzug entsprechend, gröſser als die
der Zuführwalzen ist. Den Lauf der Zangenbacken bestimmen vier Schraubenspindeln,
von denen die correspondirenden d, e bezieh. c, f gleiche Ganghöhen besitzen. Die Ganghöhe der
letzteren ist gröſser als die der ersteren, bewirkt also einen rascheren Rücktransport der
Zangenbacken, so daſs der Faden stets von mindestens einer Zange erfaſst ist. Die
Streckung kann mit diesen Zangen eine gleichmäſsigere werden; dieselbe wird sich
stets auf die Fadenquerschnitte vertheilen, welche soeben die Walzen k, l verlassen, da sich die von dem Röhrchen i erzeugten Drehungen auf die bereits ausgezogenen
Fadentheile werfen und diese festigen werden.
Die Feinspinnmaschinen mit continuirlicher Drahtgebung und Aufwindung sind entweder
Waterspinnmaschinen, oder Ringspinnmaschinen. Bei beiden erfolgt das Aufwinden des
Fadens durch eine Relativbewegung von Flügel, beziehentlich Läufer, und Spindel oder
Spule. Diese Relativbewegung entsteht durch Einwirkung einer verzögernd wirkenden
Kraft auf einen dieser Theile. Diese Kraft ist entweder constant während des
Spindelbetriebes, oder veränderlich und zwar abhängig von der Umlaufszahl der
Spindel selbst. Ersteres ist stets der Fall bei der Watermaschine (Flügel- oder
Spulen Verzögerung durch eine constante Reibungskraft an unveränderlichem Hebelarm),
letzteres bei der Ringspinnmaschine, wo die von der Umlaufszahl des Läufers
abhängige Centrifugalkraft einen wesentlichen Theil derjenigen Kraft bildet, welche
die Reibung des Läufers auf dem Ring, also die Gröſse der die Läuferbewegung
verzögernden Kraft bedingt. Diese Charakteristik ist dem Folgenden zu Grunde
gelegt.
1) Watermaschinen. Der Flügel von
J.
Bastow und Will. Woodhead in
Halifax, England (* D. R. P. Nr.
10199 vom 31. December 1879) ist nicht, wie der Patenttitel besagt, ein
Flügel für Ringspindeln, sondern ein solcher für Watermaschinen mit activem Flügel
und passiver Spule. Er stimmt im Princip mit der Spindeleinrichtung von W. MaclardyVgl. Hülſse: Die Technik der Baumwollspinnerei,
(Stuttgart 1863) S. 197 Taf. 18 Fig. 217. darin überein, daſs das
Flügelauge a (Fig. 10
Taf. 4) von dem Flügelarm gelöst ist und von demselben auf der Kreisbahn b herumgeführt wird. Diese letztere steigt auf und
nieder und bestimmt die schichtenweise Aufwicklung des Fadens auf die durch eine
kleine Schleiffeder bei c gebremste Spule d. Das Neue der vorliegenden Flügelconstruction besteht
in der beweglichen Verbindung des Spulenstiftes e mit
dem auf der feststehenden Achse f vertical
verschiebbaren Flügel g. Dieser Spulenstift und mit ihm
der ganze Flügel ruht in einer Pfanne h und kann aus
dieser bei Entfernung der Spule gehoben werden. Der Anhub ist hierbei auf das
kleinste Maſs beschränkt durch die drehbare Verbindung des mit dem Spulenstift
vereinigten Quersteges i und der beiden Flügelarme, so
daſs die Spule von der angehobenen Spindel leicht nach einer kleinen Schwingung um
die Achse des Steges i abgezogen werden kann.
Um eine gröſsere Arbeitsgeschwindigkeit bei Watermaschinen
anwenden zu können, haben Schock und Keller in
Brunnen-Uster (Erl. * D. R. P. Nr. 5228 vom 13. September 1878) die rotirende Masse
des Flügels vermindert und denselben in einem Lager a
(Fig. 11 Taf. 4) oberhalb der Spindel gelagert. Die Spindel ruht auf einem
Wagen b, durchragt in der höchsten Stellung die hohle
Flügelachse und wird am unteren Ende unmittelbar über dem Spindelnäpfchen durch
einen mittels Schraube anstellbaren Reibbacken c
gebremst. Der Flügel kann durch einen Riegel d, welcher
in einen Ausschnitt des oberen Randes der Flügelachse tritt, festgestellt werden, so
daſs die Schnur dann im Würtel gleitet. Dem Wagen b
wird eine durch eine Formplatte und Herzscheibe bestimmte, für die Kötzeraufwindung
geeignete Bewegung ertheilt.
Denselben Zweck verfolgt die Flügelconstruction von Wilh. Müller in
Chemnitz und Louis Kirmse in
Döbritzmühle bei Crimmitschau (* D. R. P. Nr. 7680 vom 29.
Januar 1879). Den Flügel k (Fig. 12
Taf. 4) bildet hier ein dünnwandiger, mit nach auſsen gebördelten Rändern versehener
Blechcylinder, dessen Krone die Oesen o zum Durchleiten
des Fadens trägt. Diesen Cylinder umspannt, in einer Kreisnuth liegend, die von den
festen Rollen a und b
geleitete Treibschnur d, wobei diese Rollen den Flügel
stützen. Die während der Flügelrotation auftretende rollende Reibung trägt gegenüber
anderen Flügellagerungen zur Verminderung des Arbeitsverbrauches bei, während durch
möglichste Verkleinerung des Flügelgewichtes (nach einem neueren Vorschlag der
Patentinhaber ist das Metall zweckmäſsig durch Hartgummi zu ersetzen) die
Umlaufszahl des Flügels, also die Leistung vermehrt wird. Ein über die feststehende
Spindel s geschobenes Rohr h dient zur Befestigung der Spule. Die Bremsung dieses Rohres ist dem
Gewicht der Spule proportional, durch welches die Berührungsflächen der
Reibungskegel c gegen einander gepreſst werden.
(Derartige Reibungskegel finden sich bereits in dem deutschen Patent Nr. 1990 von
D. A. Cowper in Westminster für die Bremsung
nacheilender Flügel von Waterspinnmaschinen angewendet.)
Eine gute stabile Spindellagerung weist die Waterspindel von J. C.
Fell in Ashton a. d. Lyne (* D. R. P. Nr. 13063 vom 25. August 1880) auf. Der
Spindelfuſs ruht in einem Spindelnäpfchen, der obere Spindeltheil ist von dem auf
der Spulenbank C (Fig. 13
Taf. 4) befestigten hohen Rohr B umschlossen und
dadurch so gestützt, daſs bei tiefstem Spulenstand nur ein Spindelstück von der
Länge des Spulenhubes über die obere Rohrkante hervorragt. Auf den Rohrmantel ist
ein schwach conischer Stahlring E aufgeschliffen.
Derselbe trägt die Spule und wird bei deren Abnahme durch den in eine Nuth des
Rohres B geklemmten Ring b1 zurückgehalten. Die Reibung zwischen E und B bedingt das Nachbleiben der Spule bei
der Rotation des mit Spindel A verbundenen Flügels.
Die Figuren 14
und 15 Taf. 4 zeigen zwei Kupplungen zur Verbindung activer Spulen mit den
Spindeln. Erstere, von E. Pongs in Odenkirchen,
Regierungsbezirk Düsseldorf (Erl. * D. R. P. Nr. 1177 vom 8. December 1877)
angegeben, besteht aus einer in den Fuſs der Spule a
eingesetzten Zwinge b mit vorstehenden Haken c1, c2, welche sich bei dem
Schluſs der Kupplung je nach der Drehrichtung der Spindel gegen die mit letzterer
verbundenen Stifte d anlegen. Die zweite Einrichtung
(Fig. 15) von J. S. Crowley in Manchester
(Erl. * D. R. P. Nr. 2723 vom 6. Februar 1878) ist eine aus den beiden Theilen b und c bestehende
Zahnkupplung, deren oberer Theil b zu einer Zackenkrone
ausgebildet ist und an dem Fuſs der Holzspule a
festgeschlagen wird. Der letztere ist durch den Bund d
verstärkt, welcher gleichzeitig die Berührung des Fadens mit der eisernen Krone
verhütet.
Specialconstructionen von Randspulen sind von Jos. Bottomley in Buttershaw bei Bradford (Erl. * D. R.
P. Nr. 2085 vom 16. October 1877) und Tom. Mitchell in
Bradford (Erl. * D. R. P. Nr. 2440 vom 1. November 1877) angegeben und in Fig.
16 bezieh. 17 Taf. 4 skizzirt. Dieselben bezwecken die Verhinderung des
Nachauſsentretens loser Fasern an den Spulenrändern bei dem Verspinnen von starren,
harten Wollen (Mohair), um den damit verbundenen häufigen Fadenbrüchen vorzubeugen.
Ersterer schlägt vor, die Innenfläche der Spulenränder a zu vertiefen, um durch dieselben die hervortretenden Fasern zu fangen.
Letzterer bedeckt den Kopf der gewöhnlichen Spule b mit
einer kleinen Blechschale c und bildet damit ebenfalls
einen Sammelraum für die Fasern.
(Schluſs folgt.)