Titel: | Transporteur zum Auftragen tachymetrischer Aufnahmen. |
Autor: | Franz Lorber |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 37 |
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Transporteur zum Auftragen tachymetrischer
Aufnahmen.
Mit einer Abbildung auf Tafel 5.
Lorber's Transporteur zum Auftragen tachymetrischer
Aufnahmen.
Zum Auftragen tachymetrischer Aufnahmen bediene ich mich des in Fig. 6 Taf.
5 abgebildeten Transporteurs; der Halbkreis (Halbmesser 110mm) ist in Drittelgrade (alter Theilung) getheilt
und in der Richtung von rechts nach links doppelt (von 0 bis 180° und von 180 bis
360°) beziffert; der Durchmesser 0°-180° ist abgeschrägt und vom Mittelpunkte nach
beiden Seiten in Millimeter eingetheilt. Das mit einer abgeschrägten Kante
versehene, den Halbkreis in Bügelform übergreifende Lineal (500mm lang) trägt den Nonius, dessen Angabe 1 Minute
ist, und läſst sich mittels einer cylindrischen Oeffnung über eine cylindrische,
hohle, genau centrische, mit dem Halbkreise verbundene Achse stecken, wodurch eine
selbstständige Drehung des Lineals und des Halbkreises ermöglicht ist.
Klemmung und Feineinstellung sind nicht angebracht, weil die grobe Bewegung zur
Einstellung auf 1 Minute hinreicht; die Centrirung ist durch die hohle Achse leicht
und sicher vorzunehmen und die Theilstriche der Theilungen sind so kräftig, daſs die
Benutzung einer Loupe entbehrlich ist.
Bei festgestelltem Lineale muſs sich der Halbkreis (der eigentliche Transporteur)
leicht und sicher drehen lassen; die Feststellung geschieht durch zwei an den Enden
des Lineals aufgelegte, hinreichend schwere Gewichte. Auf diese Weise werden die so
lästigen Nadelstiche, welche bei anderen Transporteuren durch deren Befestigung
nöthig werden, vermieden und ist die einfache Handhabung des Cartontransporteurs
nach Moinet, dessen Einrichtung dem hier besprochenen
zu Grunde liegt, bei gröſserer Genauigkeit möglich gemacht.
Um eine Aufnahme zu verzeichnen, wird der Halbkreis centrirt und so angelegt, daſs
der Durchmesser 0°-180° mit der Anschluſslinie zusammenfällt;, dann wird bei
festgehaltenem Halbkreise das Lineal so lange gedreht, bis die Ablesung jener gleich
wird, welche man im Felde bei der Visur in der Richtung der Anschluſslinie erhalten
hat. War die Ablesung in der Richtung der Anschluſslinie jedoch Null, so braucht man
selbstverständlich nur zu centriren und das Lineal mit seiner abgeschrägten Kante an
diese Linie anzulegen. In dieser Stellung wird das Lineal festgestellt und
entspricht dann dessen abgeschrägte Kante der Nullrichtung, die durch Bleilinien
bezeichnet werden kann; die Auftragung der in dem betreffenden Standpunkte
festgelegten Detailpunkte geschieht nun durch Verdrehung des Halbkreises und
Einstellung auf die im Felde erhaltenen Ablesungen und durch Pikirung der Punkte in
den bekannten Entfernungen. Diese kann fast immer anstandslos erfolgen; in den
wenigen Fällen, wo sie nicht möglich wäre, kann das Lineal bei festgehaltenem Halbkreise etwas
gedreht und nach vollzogener Pikirung der Punkte wieder ein- und festgestellt
werden.
Für Horizontalwinkel unter 180° kommt die linke und für Winkel über 180° die rechte
Seite der Durchmessertheilung zur Verwendung; daſs der Transporteur auch sehr
einfach zum Auftragen und Abnehmen von Winkeln benutzt werden kann, ist
natürlich.
Die Mechaniker Miller in Innsbruck
und Sickler in Karlsruhe fertigen den Transporteur und
zwar für alte und neue Theilung (Noniusangabe 1' oder 0,02°) in gleich sorgfältiger
Weise an und beträgt der Preis eines Exemplares in der angegebenen Gröſse
(Halbmesser 110mm) etwa 40 fl. ö. W. oder 70 M.;
es ist jedoch selbstverständlich, daſs die Anfertigung in derselben Weise auch für
gröſsere Dimensionen erfolgen kann.
Leoben, Mai 1881.
Prof. Franz Lorber.