Titel: | Ueber die Ausnutzung der Brennstoffe in Dampfkesselfeuerungen; von Ferd. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer , F. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 40 |
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Ueber die Ausnutzung der Brennstoffe in
Dampfkesselfeuerungen; von Ferd.
Fischer.
Mit Abbildungen auf Tafel 5.
F. Fischer, ü. Ausnutzung der Brennstoffe in
Dampfkesselfeuerungen.
Kürzlich hatte ich Gelegenheit, in der Palmkernölfabrik von G. Zimmermann in Berlin eine neue, von W. Heiser (* D. R. P.
Kl. 24 Nr. 12977 vom 4. Juli 1880 und Nr. 15 450 vom 5. März 1881) angelegte
Dampfkesselfeuerung zu untersuchen. Dieselbe ist bei einem Einflammrohrkessel (Fig.
9 bis 12 Taf. 5)
als Vorfeuerung, bei einem daneben liegenden Zweiflammrohrkessel (Fig. 13)
als Unterfeuerung ausgeführt. Die von der Thür d aus in
den Schacht A eingefüllten Kohlen werden hier
vorgewärmt, theilweise entgast, rutschen dann zu beiden Seiten auf dem schrägen Rost
r herunter, um hier und auf den wagrechten Rosten
der von b aus zugänglichen Brennkammern B völlig zu verbrennen. Die durch die Oeffnung e angesaugte Luft umzieht die Wandungen der
Brennkammern B, erhitzt sich weiter in den
Zwischenräumen der beiden in einander gesteckten Chamotteröhren G und mischt sich bei a
mit den durchziehenden Feuergasen, um hierdurch eine völlige Verbrennung der
Rauchgase zu erzielen.
Nachdem ich zunächst durch Vorversuche festgestellt hatte, daſs bei einer
Schieberöffnung S von 24cm die Rauchgase im Durchschnitt mit 6,1 Proc. Kohlensäure und 245°, bei
11cm Schieberöffnung mit 11,7 Proc.
Kohlensäure und 215°, bei 9cm Schieberöffnung aber
im Durchschnitt mit 14,2 Proc. Kohlensäure und 201° entwichen, wurde wenige Tage
später eine längere Versuchsreihe ausgeführt, deren Resultate in beifolgender
Tabelle zusammengestellt sind. Die Temperatur t der
abziehenden Rauchgase wurde bei p mit einem 75cm langen Quecksilberthermometer, die Temperatur
T am Ende des ersten Zuges mit einem durch das
Schauloch s eingeführten neuen Graphitpyrometer von Steinle und Härtung bestimmt.
Probe-nahme
Kohlen-säure
Sauer-stoff
Stick-stoff
T
t
Bemerkungen
Uhr 8 91011
Min.55– 5 51020304050–1015
14,312,1 9,914,314,815,414,514,613,613,913,914,0
5,1 7,710,0 5,2 4,6 3,8 4,9 4,9 6,1 5,6 5,8 5,3
80,680,280,180,580,680,880,680,580,380,580,380,7
640565561568562
231202205208204
Lufttemper. 23°, 1cbm Luft enthält
16g,5 Wasser.Schieberstellung S 9 bis 10cm.
2025
15,914,0
3,8 5,4
80,380,6
Vorn bei n.
12123
4050–10153045–20304050–10203050–
14,913,912,4 5,5 6,2 8,412,212,214,814,112,912,214,613,613,114,213,313,4
4,8 5,7 7,014,613,711,6 7,7 7,5 5,0 5,3 6,5 7,3 4,6 5,8 6,3 5,4 6,0 6,1
80,380,480,679,980,180,080,180,380,280,680,680,580,880,680,680,480,780,5
508545610580540520552580
206206218209208201204218
Luftzufuhr e verstopft.Während
des Ausschlackens.Luftzufuhr wieder
geöffnet.Lufttemper. 24,5°, 1cbm Luft enthält 15g,4 Wasser.
13,0
6,6
80,4
564°
209°
Mittel.
Eine Durchschnittsprobe der zur Heizung des Kessels verwendeten westfälischen
Nuſskohlen (Shamrock) bestand aus:
Kohlenstoff
85,14
Wasserstoff
4,62
Schwefel, flüchtig
1,04
Schwefel in der Asche.
Spur
Sauerstoff und Stickstoff
6,20
Wasser
1,06
Asche
1,94
––––––
100,00,
entsprechend einem Brennwerthe von etwa 8300c.
Zur bequemeren Berechnung des Wärmeverlustes durch die RauchgaseVgl. Ferd. Fischer: Chemische Technologie der
Brennstoffe (Braunschweig 1880), S. 144. möge zunächst
eine Zusammenstellung der specifischen Wärme der hier in Frage kommenden Gase (vgl.
F. Fischer 1879 232 340)
berechnet auf 1cbm derselben, folgen:
Spec. Wärme
Gewichtvon 1cbm
Sp. Wärmevon 1cbm
Kohlensäure (CO2) von 10
bis
150°
0,20914
1,9781k
0,4137
200
0,21564
–
0,4265
250
0,22197
–
0,4391
300
0,22812
–
0,4512
350
0,23409
–
0,4631
Kohlenoxyd
0,2450
1,2593
0,3084
Sauerstoff
0,21751
1,4303
0,3111
Stickstoff
0,2438
1,2566
0,3064
Wasserstoff
3,4090
0,0896
0,3054
Wassserdampf
0,48051
0,8048
0,3867
Methylwasserstoff (CH4)
0,59295
0,7155
0,4243
Schwefligsäure
0,15531
2,8640
0,4448.
Der Durchschnitt obiger 32 Einzelproben ergibt somit für 1k Kohle:
cbm
185 × Spec. WärmeWassergehalt der Kohle 11g, bei der
Verbrennung des Wasserstoffes gebildet 416g, die Verbrennungsluft enthielt
195g Wasser.
Wärmeverlust
Kohlensäure
1,58
81,23
128c
Sauerstoff
0,80
57,56
46
Stickstoff
9,77
56,68
554
Schwefligsäure
0,01
82,29
8
Wassert209° weniger 24° Lufttemperatur.
0,77
71,54
55
–––––
––––––
12,93
791c.
Für je 1k Kohle entwichen demnach durchschnittlich
12cbm,93 Verbrennungsgase mit 791c, entsprechend einem Wärmeverlust von 9,5 Proc.
(vgl. F. Fischer 1879 232
344). Die Rauchgase des zweiten Kessels (Fig. 13)
hatten an diesem Tage 11,3 bis 16,5 Proc. Kohlensäure.
Eine wenige Tage später ausgeführte kleinere Versuchsreihe gab folgendes
Resultat:
Probe-nahme
Kohlen-säure
Sauer-stoff
Stick-stoff
T
t
Bemerkungen
Uhr 91011
Min.1020304050–10204050–1020
11,712,113,613,112,916,316,916,716,316,514,515,916,1
7,97,65,96,56,93,02,22,52,82,85,33,43,3
80,480,380,580,480,280,780,980,880,980,780,280,780,6
635°––638–550–587–575–568–
228°––231–209–211–206–205–
Schieberstellung 11cm.Lufttemper. 20°, 1cbm Luft
enthält 12g,2
Wasser.Schieberstellung 9cm.Temper. der Luft 23°, 1cbm enthält 11g,8 Wasser.
Während somit bei 11cm Schieberöffnung die
Feuergase mit 12 Proc. Kohlensäure und 230° entwichen, entsprechend einem
Wärmeverlust von fast 11,5 Proc. gab die Verengerung derselben um 2cm folgendes Durchschnittsresultat:
1k Kohle gibt
Wärmeverlust
Kohlensäure
16,1 Proc
1,58cbm
128c
Sauerstoff
3,2 „
0,31
18
Stickstoff
80,7 „
7,92
449
Schwefligsäure
–
0,01
7
Wasserdampf
–
0,67
48
––––––––
–––––––
10,49cbm
650c,
entsprechend einem Wärmeverlust von nur 8 Proc.
Eine um 10 Uhr 15 Min. eingeschmolzene Gasprobe aus dem Rohr g ergab, mit dem früher (1880 237 * 392)
beschriebenen Apparat untersucht, folgendes Resultat:
Kohlensäure
16,59
Kohlenoxyd
0
Sauerstoff
2,80
Wasserstoff
0
Stickstoff
80,61
––––––
100,00.
Brennbare Gase waren demnach trotz des geringen Luftüberschusses hier nicht
nachweisbar; dieses günstige Verhältniſs ist wohl der theilweisen Entgasung im
Füllschacht, sowie dem Umstände zuzuschreiben, daſs die Feuergase zunächst durch das
glühende Chamotterohr hindurchgehen müssen, bevor sie mit abkühlenden Kesselflächen
zusammenkommen. Dem entsprechend war auch die Ruſsbildung bei beiden Kesseln gering,
so daſs aus dem Schornstein nur dann schwarzer Rauch entstieg, wenn der Heizer aus
dem Kohlenschacht eine gröſsere Menge nicht genügend erhitzter Kohlen auf den
Planrost in B niederstieſs. Die complicirte
Luftzuführung bei a dagegen erwies sich, wie
vorauszusehen war, nach obigen Analysen als zwecklos, da das Verschlieſsen derselben
ohne nachweisbaren Einfluſs auf die Rauchgase war. Immerhin ist der geringe
Wärmeverlust durch die Rauchgase und die erzielte Rauchverminderung
bemerkenswerth.
F.