Titel: | Ueber das Färben mit Methylenblau. |
Autor: | Lauber |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 64 |
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Ueber das Färben mit Methylenblau.
F. Lamy und E. Kopp, über das Färben mit Methylenblau.
Im Bulletin de Rouen, 1881 S. 382 besprechen F.
Lamy und Ed. Kopp die
Anwendung des Methylenblau in der Färberei. Bei der groſsen Wichtigkeit dieses
Körpers, den die Badische Anilin- und Sodafabrik in
Stuttgart vor beinahe 4 Jahren in den Handel eingeführt hat, wollen wir nicht
unterlassen, die oben angeführte Arbeit eingehender zu besprechen.
Das Methylenblau ist ein Derivat des Dimethylphenylendiamin, enthält Schwefel und
gehört zu einer Klasse von Körpern, welche Lauth vor
einigen Jahren entdeckte.
Nach der Patentbeschreibung (vgl. 1879 231 174) wird das
Methylenblau durch Ueberführen des Dimethylanilinchlorhydrates in
Nitrosodimethylanilin (Mononitrodimethylanilin) mittels Natriumnitrit dargestellt,
nach der Formel: C6H4ClN(CH3)2
+ NaNO2 = C6H4(NO2)N(CH3)2 + NaCl. Der
entstehende Körper wird mittels Schwefelwasserstoff in Amidodimethylanilin, C6H4(NH2)N(CH3)2, übergeführt, welcher mit Eisenchlorid oxydirt
wird.
Die Verfasser beschreiben nun die beim Färben mit Methylenblau erhaltenen Resultate,
berühren aber leider die Erfahrungen, welche sie beim Druck mit diesem für letztere
Industrie so auſserordentlich wichtigen Körper gemacht haben, gar nicht. Die
Schwierigkeiten, welche der Aufdruck eines intensiven Blau wegen seiner Fällbarkeit
durch Tannin bereitet, sind nicht besprochen, ebenso wenig der verhältniſsmäſsig
groſse, so viel Referent sich erinnert, hauptsächlich aus (17 Proc.?) Zinkoxyd
bestehende Aschengehalt des Methylenblau, der vielleicht gerade zur leichten
Fällbarkeit desselben durch Tannin beitragen dürfte.
Nach der Ansicht der Verfasser ist die bekannte Fixation der Anilinfarbstoffe mittels
Tannin und Antimonkaliumtartrat für die Färberei glatter Töne mit Methylenblau zu
theuer und suchten sie daher diesen Uebelstand zu umgehen, was ihnen auch in sehr
schöner Weise gelungen ist. Bei Anwendung der Tannate von Thonerde, Eisen, Chrom,
Uran, Nickel, Baryt und Kupfer entstehen Nuancen, welche sich durch ihre Schönheit
und Widerstandsfähigkeit gegen Reagentien auszeichnen; sie richteten ihr besonderes
Studium auf Thonerde und Eisen, wovon erstere helle und lebhafte, letzteres dunkle
Töne liefert.
Aus einer ersten Reihe von Versuchen ergab sich, daſs die Färbung mit destillirtem
Wasser die besten Resultate lieferte, und war daher die nächste Aufgabe, das
Fluſswasser durch Zusätze so zu corrigiren, daſs die damit erhaltenen Resultate den
mit destillirtem Wasser erreichten entsprachen: das beste ergab ein Zusatz von 2g neutralem krystallisirtem phosphorsaurem Natron auf 1l Fluſswasser. Eine dritte Versuchsreihe zeigte,
daſs einem Zusatz einer Mischung von 2g Soda und
2g phosphorsaurem Natron der Vorzug zu geben
sei.
Ein Zusatz von Türkischrothöl zum Färbebade hatte negative Resultate ergeben, weshalb
sie das Gewebe zuerst damit klotzten (6¼ Proc.) und dann trockneten; nun wurde 2 mal
mit salpeter-essigsaurem Eisen von 1° B. geklotzt und nach dem Trocknen 2 Tage kalt
verhängt, worauf man in einem Natronwasserglasbade (5g auf 1l) fixirte, um nach dem Waschen
in Tannin zu färben: Auf 1k Baumwolle wurden
300g Tannin verwendet, und zwar ging man bei
37,5° ein, trieb in 10 Minuten zum Kochen, welches man 20 Minuten fortsetzte. Nach
dem Waschen und Ausringen wurde in folgender Mischung gefärbt: 100l Fluſswasser, 200g Soda, 200g phosphorsaures Natron,
38g Methylenblau (gelöst in 8l destillirtem heiſsem Wasser und kalt filtrirt).
Man geht kalt ein, bringt in ½ Stunde zum Kochen, wobei man ½ Stunde bleibt, wäscht
am Clapot, trocknet und läſst nun 2 mal heiſs kalandern, um den notwendigen
brillanten Ton zu erhalten. Es entsteht so ein sehr dunkles, kupferglänzendes Blau,
welches sehr seifenecht ist.
Um helleres und lebhaftes Blau zu erzielen, imprägnirten die Verfasser zuerst das
geölte Gewebe mit einer Alaunlösung (20g auf 1l Wasser); es wurde heiſs getrocknet und 2 Tage
kalt verhängt, um nun in einem Bade von 100l
Wasser von 50°, 500g Kreide, 100g krystallisirtem arsensaurem Natron zu fixiren;
dann wird gewaschen, ausgerungen und gefärbt, wie oben bei Eisenmordant angegeben
wurde. – In ähnlicher Weise wird Garn gefärbt; nur resultirt bei Anwendung von Alaun
ungleichmäſsige Färbung, was bei essigsaurer Thonerde nicht der Fall ist.
Essigsaures Uran, salpetersaures Nickel, essigsaures Chrom, essigsaurer Baryt,
essigsaures Kupfer u.a. gaben sehr schönes, dem mit Thonerde erhaltenen, ähnliches
Blau; keines aber gibt Töne wie die mit Eisenmordant erzielten.
Das Methylenblau ist seifen-, chlor- und lichtecht; das mit Thonerde erhaltene
widersteht kochender Seife besser als das mit Eisen fixirte. Zum Schluſs sprechen
die Verfasser ihr Bedauern darüber aus, daſs es kaustischen AlkalienMan hüte sich daher bei hellen Nüancen vor kaustischen
Seifenbädern. nicht in demselben Maſse widerstehe, wie Indigo,
sondern grau werde, und geben eine Reihe von Reactionen an, welche sie auf mit
Methylenblau ünigefärbtem Stoffe erhielten, wegen deren wir auf die Originalarbeit
verweisen.
Dr. Lauber.
Zawiercie.