Titel: | Mittheilungen über Wasserwerke. |
Autor: | C. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 162 |
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Mittheilungen über Wasserwerke.
Mit Abbildungen.
Wasserwerk der Stadt ElberfeldVgl. Die Rheinthal-Wasserleitung der Stadt Elberfeld
von Valentin Schneider. 30 S. und 10 lithographirte
Tafeln. (Elberfeld 1881. J. Löwenstein und
Comp.) (Tafel
14).
Wasserwerk der Stadt Elberfeld.
Das Wasser wird bei Benrath vier dem Rheine entlang angelegten Brunnen entnommen und
mittels Maschinen auf durchschnittlich 210m
Gesammthöhe gefördert. Die Rohrleitung, welche das Wasser von der am Rheine
gelegenen Pumpstation Benrath nach dem Stadtreservoir Nützenberg führt, besitzt eine
Länge von 24km,26 und eine Lichtweite von 550mm. Einen so hohen Druck (rund 20at) in einer so langen Leitung zu gestatten,
schien mit Rücksicht auf die hohen Anforderungen, welche an die Betriebssicherheit
einer öffentlichen Wasserversorgung gestellt werden müssen, nicht räthlich. Man
schaltete deshalb eine zweite Pumpstation bei dem Dorfe Haan derart ein, daſs die
Druckhöhe, welche die Pumpen in Benrath zu überwinden haben, sich nur wenig
unterscheidet von derjenigen, welche sich den Pumpmaschinen in Haan bietet.
Die Differenzen in den Rheinwasserständen betragen an dem Orte der Entnahme im
Maximum rund 10m. Wenn auch in der Regel nur mit
6m gerechnet zu werden braucht, so erhöht sich
dieser Betrag für die Brunnen infolge der mit dem Pumpen verknüpften Depression doch
auf 8 bis 9m. Um durch das Hochwasser in der
Wartung der Maschinen, in der Vornahme etwaiger Reparaturen an denselben nicht
behelligt oder nicht gezwungen zu werden, sämmtliche Pumpen in einem schachtartigen,
wasserdichten Maschinenhaus aufzustellen, ordnete man das Pumpenwerk in Benrath nach
Maſsgabe der Fig. 1 und
2 Taf. 14 an. B, B sind zwei horizontale
Compound-Receivermaschinen mit Condensation, welche je mittels zweier Kunstkreuze
die beiden in dem Schachte A stehenden Schöpf pumpen (Rittinger-System
mit Thometzek'schen Saugventilen, 1878 230 * 16) antreiben, wodurch das Wasser durch
die Röhren c (mit dem gemeinschaftlichen Saugwindkessel
d) aus den vier Rheinbrunnen angesaugt, in den
Aufsatz e ausgegossen wird, von wo es durch die
Rohrleitung f entweder nach den Druckpumpen C, oder in das Reservoir g
von 600cbm Inhalt gelangt. Die Abmessungen der
Schöpfmaschinen sind:
Durchmesser des kleinen Dampfkolbens
400mm
„ „ groſsen „
690
Hub
1200
In Aussicht genommene Umdrehungszahl in der Minute, einer
Kolben- geschwindigkeit von 0m,72
entsprechend
18
Durchmesser der Pumpenkolben
715
Hub „ „
1200
Effectivleistung bei 12m
Gesammtförderhöhe und unter Zugrunde- legung von 250l in der Secunde für die Wasserversorgung
(900cbm in der Stunde), und
40l in der Secunde für die
Condensation:
\frac{(250+40)\,\times\,12}{75}=46^e,4.
Da das für jede Umdrehung von den beiden Pumpenkolben einer Schöpfmaschine fördernd
durchlaufene Volumen:
1/4\,\pi},\times\,7,15\,\times\,7,15\,\times\,12\,\times\,2=963^l,6
beträgt, so sind bei einem Lieferungscoefficienten von 0,95
reichlich 19 Umdrehungen in der Minute (nicht 18, wie unsere Quelle S. 8 angibt)
erforderlich, welche wohl noch der einen Maschine zugemuthet werden können, so daſs
immer eine Schöpfmaschine in Reserve verbleiben kann. Die drei Druckmaschinen sind
ebenfalls Compound-Receivermaschinen. Jede der sechs Dampfkolbenstangen ist durch
den Cylinderboden hindurch verlängert und mit zwei Plungern verbunden, so daſs im
Ganzen sechs doppelt wirkende Pumpen durch die drei Dampfmaschinen in Bewegung
gesetzt werden. Die Dimensionen sind folgende:
Durchmesser des kleinen Dampfkolbens
640mm
„ „ groſsen „
1100
Hub
1100
Durchmesser der Plunger
265
Hub „ „
1100.
Hiernach ist das bei jeder Umdrehung einer Maschine seitens
der Plunger nützlich beschriebene Volumen 2 × ¼ π ×
2,65 × 2,65 × 11 = 242l,68 (nicht 228l,7, wie auf S. 25 gesagt ist). Folglich beträgt
die von den drei Maschinen in der Secunde bei der beabsichtigten Tourenzahl 24
(entsprechend 0m,88 Kolbengeschwindigkeit)
geförderte Wassermenge 3 × 242,68 × 24/60 × 0,95 = 276l,6, sofern auch hier ein Lieferungscoefficient von 0,95 in die Rechnung
eingeführt wird.
Die Steuerung der kleinen Cylinder (auch bei den Schöpfmaschinen) ist die
Sulzer'sche, die der groſsen Cylinder einfache Ventilsteuerung mit Daumenwelle
(Füllung constant). Das in den Dampfleitungen und in den Dampfmänteln sich
ansammelnde Condensationswasser wird zur Vorwärmung der Speisewasser benutzt. Die vier Pumpen je
zweier Maschinen (Raum für eine vierte ist vorgesehen) arbeiten in einen zwischen
denselben vertical stehenden Windkessel von 1600mm
Durchmesser und 8000mm Höhe. Zwischen jeder
Maschine und dem Windkessel ist in dem von den Pumpen kommenden Druckrohr ein
Rückschlagsventil, ebenso am Ausgange jedes Windkessels ein Schieber eingebaut. Zur
Ergänzung der Luft in den Windkesseln dienen Füllapparate nach dem Patent von Riehn, Meinecke und Wolf (vgl. 1877 226 * 132). Die beiden Saugrohre jeder Pumpe tauchen
vertical in die Saugkanäle ein. Saugwindkessel wurden wegen der geringen Saughöhe
nicht für nöthig erachtet. Die Ventile sind gleichfalls Ringventile. Die Gehäuse der
Druckventile verlängern sich oben zu kleinen Druckwindkesseln.
Zum Betriebe dieser Maschinen der Benrath'schen Station sind 6 Stück Bouilleurkessel
angeordnet; Raum ist für weitere drei vorhanden. Die Abmessungen der Kessel sind
folgende:
Oberkessel
2 Sieder
Durchmesser
1500mm
700 bis 800mm
Länge
8800
10000mm
Stärke des Mantels
13
10
Dampfüberdruck 6at, Heizfläche
eines Kessels 70qm, Rostfläche 2qm,8. Der Rost liegt 600mm unter den Siedern und ist durch eine Zunge in
zwei 900mm breite und 1560mm lange Theile getheilt. Schornsteindurchmesser
unten 2000mm, oben 1700mm bei 36m
Höhe.
Das Werk in Benrath fördert das Wasser durch die 11239m lange Rohrleitung nach der Pumpstation Haan, welche dieselbe
Druckmaschinenanlage besitzt. Damit beide Stationen bei kleinen Stillständen oder
Aenderungen der Geschwindigkeiten einigen Spielraum haben, was trotz der
telegraphischen Verbindung gefordert werden muſs, so ist in Haan (wie in Benrath)
ein Zwischenreservoir von 600cbm Inhalt vorhanden,
welcher durch das Volumen der Saugkanäle zu 750cbm
ergänzt wird; da in Haan (rund 86m höher gelegen
als Benrath) die einfache Benutzung des
Wasserleitungswassers zur Condensation zu kostspielig werden würde, so sind daselbst
Vorrichtungen getroffen, um das Condensationswasser abzukühlen und von Neuem zu
verwenden.
Von Haan wird das Wasser durch die 5421m lange
Leitung nach dem Hochreservoir bei Bolthausen gedrückt, dabei um rund 100m gehoben. Von hier flieſst es durch eine
Fallrohrleitung, deren Länge 7600m ist, in das
einen Tunnel bildende Stadtreservoir auf dem Nützenberg.
Aus dem Betriebe des i. J. 1879 vollständig in Gang gekommenen Werkes seien folgende
Ergebnisse mitgetheilt:
Durchschnittsresultate aus einer gröſseren Reihe von
Versuchen.
Schöpfmaschinen
Druckmaschinen
Umgangszahl in der Minute
14,03
25,16
Wassermenge für jede Maschine und
Umdrehung mit dem Lieferungscoefficienten 1
963,6l
242,68l
Schöpfmaschinen
Druckmaschinen
Wirklich geförderte Wassermasse
945
227,7t
Lieferungscoefficient
0,98
0,94
Förderhöhe
12,32m
96,1m
Effective Pferdestärken
36e
122e
Speisewasserverbrauch für 1e effect. und Stunde
14,81l
10,91l
Dampfverbrauch aus dem Diagramm
berechnet
9,27k
7,02k.
Vom 1. October 1879 bis dahin 1880 wurde gefördert: 1563210cbm Wasser auf durchschnittlich 210m,71 aus den Rheinbrunnen nach dem Hochreservoir
Bolthausen, 44067cbm mit einer durchschnittlichen
Förderhöhe von 97m,28 von Benrath nach Haan
(Verbrauch zur Condensation in Haan) und 863575cbm
mit einer durchschnittlichen Förderhöhe von 11m,47
aus den Rheinbrunnen auf Terrainhöhe in Benrath (die Schöpfmaschinen wurden beim
Absenken der beiden letzten Brunnen und bei Herstellung der Saugleitungskanäle
häufig zur Wasserhaltung benutzt). Diese Leistung ergibt 34376 Millionen
Meterkilogramm; ihr steht gegenüber ein Kohlenverbrauch von 3020388k. Durch 1k
Kohle sind demnach 113700k Wasser im hoch gehoben
worden, oder zur Leistung von 1e eff. waren
stündlich erforderlich = (75 × 60 × 60) : 113700 = 2k,37 Steinkohle. Dieser Kohlenaufwand ist kein geringer. Die reichliche
Hälfte von 2k,37 wäre – gute Kohle, sachgemäſse
Bedienung, nicht zu häufig eintretender Verlust an Wärme durch
Betriebsunterbrechungen vorausgesetzt – bei Compoundmaschinen gerade genug. Da nicht
festgestellt werden kann – wenigstens aus unserer Quelle nicht –, in wie weit diese
Voraussetzungen zutreffen, so läſst sich auf die Ziffer von 2k,37 kein Urtheil gründen. Wohl aber darf
ausgesprochen werden, daſs ein relativ groſser Kohlenverbrauch erwartet werden muſs.
Die Anordnung von Bouilleurkesseln halten wir sowohl in ökonomischer Hinsicht, wie
in Hinblick auf Betriebssicherheit für keine gute. Wie nachtheilig geringe
Kolbengeschwindigkeit den Kohlenverbrauch beeinfluſst, erhellt deutlich aus dem
Vergleich der Ziffer des Speisewasserbedarfes. Dort stehen 14,81 (Schöpfmaschinen,
v=\frac{14,03\,\times\,2\,\times\,1,2}{60}=0^m,56) gegen
10,91 (Druckmaschinen,
v=\frac{25,16\,\times\,2\,\times\,1,1}{60}=0^m,92).
Zur Ueberwindung der Förderhöhe von rund 210m drei auf einander folgende Pumpwerke
(Schöpfmaschinen, Druckpumpen in Benrath, Druckpumpen in Haan) anzuordnen, erscheint
des Guten etwas zu viel gethan.
Muster der in groſser Zahl genommenen Indicatordiagramme sind in Fig. 3 bis 6Fig. ist auf bezeichneter Tafel nicht vorhanden.
Taf. 14 veranschaulicht.
Bezüglich der übrigen Einzelheiten müssen wir auf das Schneider'sche Werk verweisen. Dasselbe würde noch werthvoller geworden
sein, wenn der Verfasser einen Theil der Ansichtszeichnungen der Maschinen durch
Schnitte ersetzt hätte. Der Laie wie der Fachmann wird den Mangel jeglichen
Pumpendurchnittes und jeglichen Pumpenventilschnittes beim Studium bezieh. bei der
Durchsicht empfinden. Auch die Beifügung von Pumpendiagrammen wäre erwünscht
gewesen. Trotzdem darf die Schneider'sche Arbeit als
eine verdienstliche bezeichnet werden, welche hiermit bestens empfohlen sei.
Mittheilungen über das Elberfelder Wasserwerk finden sich u.a. noch in der Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1879
S. 460 und in der Zeitschrift dieses Vereines, 1881 *
S. 425.
C.